Bercy (Seine)

französische Gemeinde

Bercy ist eine ehemalige Gemeinde mit 14.239 Einwohnern (1856) im ehemaligen Département Seine, das von 1790 bis 1859 bestand, also vor der Eingemeindung nach Paris.

Bercy
Bercy (Frankreich)
Bercy (Frankreich)
Staat Frankreich
Region Île-de-France
Département Seine
Arrondissement de Sceaux
Koordinaten 48° 50′ N, 2° 23′ OKoordinaten: 48° 50′ N, 2° 23′ O
Einwohner 14239 (1856)

Grenzen der Gemeinde Bercy nach einem Plan von 2016

Lage und Verwaltungsstruktur von Bercy Bearbeiten

Bercy war Teil des ehemaligen Département Seine. Der Ort war zunächst Teil des Distrikts Bourg–la–Reine (der gleich den Namen District de Bourg de l’Égalité bekam) und wurde zum 2. Kanton des Bezirks, was dem Kanton Vincennes entspricht. 1800 wurden die districts durch die Arrondissements ersetzt und die Gemeinde Bercy wurde Teil des Arrondissement de Sceaux und dem Kanton Charenton-le-Pont zugeordnet.[1]

Nachbargemeinden von Bercy waren, außer Paris, Saint-Mandé, Charenton-le-Pont und Ivry.

Die Grenze mit Paris bestand nur zu einem der damals 12 Arrondissements, dem ehemaligen 8. Arrondissement und dem einzigen von 48 Verwaltungsvierteln, dem ehemaligen Quartier Quinze-Vingts (damals größer als das heutige Quartier des Quinze-Vingts).

 
Bercy auf einer Karte des Département de la Seine von 1859,
die damalige Ausdehnung von Paris

Geschichte Bearbeiten

Bercy vor 1859 Bearbeiten

 
Ehemaliges Château de Bercy, heute auf dem Gebiet von Charenton-le-Pont
 
Bercy (Perci) auf dem Plan Truschet et Hoyau, gen. Plan de Bâle
 
Les Entrepôts de Bercy von 1856

In diesem Viertel findet man Überreste aus der ersten Zeit der Besiedlung durch Menschen im Raum Paris. Ausgrabungen sind auf Überreste am linken Ufer eines ehemaligen Seitenarms der Seine aus der Chassey-Lagozza-Cortaillod-Kultur (zwischen 4000 v. Chr. und 3800 v. Chr.) gestoßen: Pirogen, Tonwaren, Pfeile, Knochen- und Stein-Werkzeuge.

Bercy wurde in der Epoche von Ludwig VI. (1108–1137) zum ersten Mal erwähnt. Im 12. Jahrhundert taucht der Name Bercy oder Bercix in Eigentumsakten auf. Auf einem in Gouache-Farben gemalten Plan von 1535 erkennt man einen festungsartigen Bau mit einem viereckigen Donjon und ohne Dach, jedoch von Wehrmauern umgeben. Dieses Schloss liegt nicht weit vom Seineufer entfernt mit zwei Straßen, die heute etwa der Rue de Charenton und der Rue de Bercy entsprechen.

Der Plan de Truschet et Hoyau (um 1550)[2] zeigt einen sehr seltsamen Teil der Gegend. Der Dojon, jetzt mit einem Toit poivrière, steht immer noch von Wehrmauern mit hohem Tor umgeben und wird Perci genannt. In Flussmitte ist eine Insel in Form einer Birne zu sehen, deren Spitze nach Paris zeigt; die Insel kann aber nicht nachgewiesen werden. Etwas weiter entfernt entdeckt man das Dorf Conflans[3] mit seiner Kirche und der alten Brücke mit Türmen und der Mündung der Marne in die Seine.

Die Domäne Bercy gehörte damals zur Seigneurie Yerres der Familie de Montmorency.[2] Ende des 15. Jahrhunderts wurde sie an Antoine Robert, einem Notar und Sekretär des Königs, verkauft. Danach ging sie an die Familie der Malon de Bercy.[2] Die Domäne vergrößerte sich im 17. Jahrhundert durch die Übernahme von Nachbargrundstücken: Land und Seigneurie von Bourg de Charenton (1605), Ort und Seigneurie von Grange-aux-Merciers (1624; später Klein Bercy genannt), Domäne von Conflans (1643).[2]

Charles Henri de Malon ließ die Domäne 1658 schließen und zerstörte das alte befestigte Herrenhaus, um ein wenig höher ein Schloss im klassischen Stil zu errichten. Die Arbeiten wurden Louis Le Vau anvertraut. Das Schloss wurde ab 1712 von Jacques de La Guépière fertig gestellt.[2] Um diese Zeit ließen viele Adlige und reiche Bürger Residenzen entlang der Seine bauen.[2]

Bercy gehörte zur Pfarrei St-Paul-St-Louis. 1677 erhielten die Doktrinarier ein Grundstück in Bercy.[2] Damit gehörte Bercy zur Pfarrei Église Sainte-Marguerite, die 1712 entstand, aber erst 1791 selbständig wurde.[4][5]

Im 18. Jahrhundert wurden die Weinlager außerhalb der Mauer der Generalpächter errichtet, um die Akzise (französisch octroi) zu vermeiden.[6] Die für die Hauptstadt bestimmten Weinfässer kamen hier am Seineufer an und wurden an der Rampe Rapée[7] entladen, um in den Weinkellern von Bercy zwischengelagert zu werden. 1810 erwarb Finanzminister Joseph-Dominique Louis die Lagerhallen von Bercy und ließ sie 1825 instand setzen.[8]

Anfang des 17. Jahrhunderts ging die Domäne an die Famille de Nicolaÿ.[2]

1823 wurde eine neue Kirche gebaut, die Église Notre-Dame-de-la-Nativité de Bercy.[2]

Die Thierssche Stadtbefestigung machte ab 1840 aus der Gemeinde zwei Teile.

Die Teilung der Gemeinde Bercy Bearbeiten

 
Gebietsaufteilung zwischen den Pariser Quartiers und Charenton-le-Pont

Das Gesetz vom 16. Juni 1859 verschiebt die Pariser Grenze von der Mauer der Generalpächter zur Thierssche Stadtbefestigung. Damit ist die Gemeinde Bercy aufgelöst und das Gebiet wird zwischen Paris und der Gemeinde Charenton aufgeteilt.[9]

Der Teil, der zu Paris gehörte, wurde 1859 an das damalige Arrondissement de Reuilly, das zum 12. Arrondissement wurde, angebunden. Dieser Teil wurde dann in drei der 80 Quartiers aufgeteilt:[10]

Demographie Bearbeiten

Anzahl Einwohner
(Quelle: Cassini[12])
Jahr 1793180018061821183118361841184618511856
Einwohner 1.6561.0551.1651.4553.9256.4287.6238.96110.65414.239

Sehenswürdigkeiten Bearbeiten

Literatur Bearbeiten

  • Lucien Lambeau, Bercy : histoire des communes annexées à Paris en 1859, édité par Ernest Leroux à Paris sous les auspices de la préfecture de la Seine, direction des affaires départementales, 1910, 506 pages
  • Cadastre révisé des communes annexées (1830–1850), tableau d’assemblage (canadp-archivesenligne.paris.fr)

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. Lucien Lambeau, Bercy: histoire des communes annexées à Paris en 1859, herausgegeben von Ernest Leroux in Paris unter der Aufsicht der Préfecture de la Seine, direction des affaires départementales, 1910, 506 Seiten, S. 264
  2. a b c d e f g h i Henri Cordier, «Études sur le vieux Paris – Lucien Lambeau, Histoire des Communes annexées à Paris en 1859 (compte-rendu)», Journal des savants, 1916, volume 14, N° 4, S. 145–154, (Digitalisat)
  3. Conflans (heute Charenton-le-Pont) leitet sich ab von Confluent, das französische Wort für die Stelle, an der zwei Flüsse zusammenkommen.
  4. Jean Junié, Plan des paroisses de Paris avec la distinction des parties éparses qui en dépendent, 1786, (https://gallica.bnf.fr/)
  5. «Décret du 14 décembre 1791», Collection générale des décrets rendus par l’Assemblée Nationale législative, vol. 3, S. 138–139, (books.google.fr)
  6. Les entrepôts, le grand Bercy et le petit Bercy (französisch)
  7. Es handelt sich hier um das Fief de la Rapée, das außerhalb der Pariser Zollmauern lag. Heute erinnert noch der Port de la Rapée daran.
  8. Les Vestier sur le site gallica.bnf.fr (französisch)
  9. Loi sur l’extension des limites de Paris (du 16 juin 1859), dans le Bulletin des lois de l’Empire français, Bd. XIV, XIe série, N° 738, 3. November 1859, S. 747–751 (books.google.com)
  10. Dekret vom 3. November 1859, in dem die Festlegung der 20 Pariser Arrondissement angeordnet wurde, Bulletin des lois (books.google.com)
  11. Cadastre révisé des communes annexées (1830–1850), tableau d’assemblage (http://canadp-archivesenligne.paris.fr (Memento vom 3. März 2016 im Internet Archive))
  12. Notice communale sur Bercy, Des villages de Cassini aux communes d’aujourd’hui auf der Seite der École des hautes études en sciences sociales
Portal: Paris – Übersicht zu Wikipedia-Inhalten zum Thema Paris