Hans Einer (*17.06.1856 Bauernhof Kingu, Gemeinde Uniküla, Kirchspiel Sangaste; † 23.02.1927 Valga) estnischer Pädagoge, Autor von Schulbüchern, Kulturschaffender und Persönlichkeit des öffentlichen Lebens.

Hans Einer, estnischer Pädagoge, Autor von Schulbüchern, Kulturschaffender und Persönlichkeit des öffentlichen Lebens.
Die kurze Lehre der estnischen Sprache für Volksschulen, H. Einer, Tartu, A.Grenzstein, 1885

Jugendzeit und Studium

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Hans Einer wurde am 17. Juni 1856 im Kirchspiel Sangaste in der Gemeinde Uniküla im Bauernhof Kingo geboren. Sein Bildungsweg begann in der Gemeindeschule Uniküla und setzte sich fort in der Parochialschule Sangaste. Wegen des frühen Todes seiner Eltern konnte der Junge nicht gleich weiterlernen, obwohl er die Schule ausgezeichnet abgeschlossen hatte. Dank der Unterstützung von Gutsbesitzer Balthasar von Campenhausen, der die Ausbildungskosten getragen hat (120 Rubel im Jahr), konnte der fleiβige junge Mann sein Studium in Valga im Seminar der Parochialschullehrer (Valga Kihelkonnakooliõpetajate Seminar), bekannt als „Cimzes Seminar“ nach dem Namen des langzeitigen Leiters Janis Cimze, fortsetzen (1874-1878).

Pädagogische Tätigkeit

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Seine erste Arbeitsstelle war in der Parochialschule Tori. Zwei Jahre später, 1880, wurde der 24-jährige Hans Einer zum Leiter der Peetri-Kirchenschule in der Stadt Valga ernannt. Das war die erste estnische Schule in Valga. Bald wurde die Schule nach ihrem Leiter Einer-Schule genannt. Die Schule bestand 37 Jahre, bis sie im Oktober 1917 wegen der wirtschaftlichen Schwierigkeiten zeitweilig geschlossen wurde. Doch wurde die Schule auch später nicht wieder eröffnet. Jedoch bekamen in dieser Schule über 3000 junge Esten ihre Elementarbildung. Im Laufe der Jahre arbeitete Hans Einer als Lehrer in mehreren Schulen in Valga: im Cimzes Seminar, in der Stadtschule, im Progymnasium für Mädchen, in der Realschule sowie in der Grundschule.

Literarische Tätigkeit

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Neben der beruflichen Arbeit beschäftigte sich Hans Einer auch mit literarischer Tätigkeit. Er wirkte als Korrespondent von Zeitungen und schrieb Lehrbücher für die Schulen. 1885 erschien sein wichtigstes Werk „Die kurze Lehre der estnischen Sprache für Volksschulen”. Das Buch hatte zwei weitere Auflagen. Viel Erfolg hatten auch seine nächsten Werke: „Die Lehre der estnischen Sprache für Grundschulen” sowie „Die Lehre der estnischen Sprache für Schulen”. Beide Bücher hatten sogar acht weitere Auflagen und waren in den Schulen während eines halben Jahrhunderts im Gebrauch. Somit waren Einers Verdienste bei der Entwicklung der estnischen Sprache und Grammatik äuβerst bemerkenswert. Auβerdem befasste er sich mit dem Übersetzen und sammelte Folklore.

Teilnahme am kulturellen und sozialen Leben

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Hans Einer wirkte aktiv mit am kulturellen und sozialen Leben von Valga.

  • Unter seiner Leitung wurde im Jahre 1881 in Valga das erste estnischsprachige Schauspiel (J. Kantswey “Mihkel und Liisa oder schau mal, was die Habgier des Reichtums tun kann“) vorgetragen.
  • In demselben Jahr hat er in der Stadt den ersten Sängerchor der Esten gegründet.
  • Im Jahre 1891 wurde er zum Vorsitzenden des ersten estnischen Vereins in Valga, des Valgaer Estnischen Abstinenzvereins gewählt.
  • Im Jahre 1902 wurde er zum ersten Vorsitzenden des soeben gegründeten „Säde“-Vereins gewählt.
  • Im Jahre 1903 wurde er zu einem der drei Direktoren der „Säde“-Dahrlehns- und Sparkasse gewählt (die zwei anderen waren J. Märtson und T. Grünberg).
  • Im Jahre 1907 wurde er zum Mitglied der Vertreterversammlung des Estnischen Literaturvereins gewählt.
  • Im Jahre 1917 war Hans Einer auf kurze Zeit Bürgermeister von Valga.
  • Im Jahre 1925 wurde im Valgaer Landkreis das erste Sängerfest veranstaltet. Hans Einer hatte bei der organisatorischen Arbeit groβe Verdienste.

Hans Einer war verheiratet mit Marie Koger, der Tochter des Gutsherrn Jaak Koger. Sie hatten insgesamt 8 Kinder, von denen 3 als Kinder und eines im Jugendalter verstarben. Hans Einer verstarb am 23. Februar 1927 und wurde auf dem Friedhof Luke in der lettischen Stadt Valka begraben.

Siehe auch

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Hans Einer 70-jährig Postimees, Nr. 159, 17. Juni 1926 (estnisch)

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