Vorlage:Infobox Carambolagespieler

August Tiedtke (* 3. März 1913 in Duisburg; † 11. Juli 1972 in Saarbrücken) war ein deutscher Carambolagespieler und mehrfacher Welt- und Europameister.

Leben Bearbeiten

[1][2] August Tiedtke war Sohn einer Holländerin und eines deutschen Baustoffhändlers. 1928 zog die Familie von Duisburg nach Arnheim. Dort erlernte August in einer Kneipe das Billardspielen von dem Weltmeister Jan Dommering. Eigentlich war er Linkshänder, spielte aber zu Anfang mit der rechten Hand. Sein jüngerer Bruder Gert, mit dem er zusammen trainierte, gilt bis heute als einer der erfolgreichsten deutschen Carambolagespieler.[3] Aufgrund seiner niederländischen Abstammung spielte er anfangs für den Arnheimer Billardverein. Nach seiner Ausbildung zum Kaufmann, bemerkte Tiedtke schon bald, dass er dem Spiel verfallen war. Später betrieb er eine Billardschule in Düsseldorf und spielte dort für den ortsansässigen Billardclub. Er war von kleiner, zarter Statue, aber stets adrett gekleidet. Als Ausgleichssport ging Tiedtke schwimmen und spielte Tennis. Kreuzworträtsel halfen ihm dabei von dem geistig anstrengenden Billardspiel abzuschalten

1936 errang Tiedtke zwar seine ersten Erfolge, hatte es aber auf Grund seiner deutschen Herkunft und der vermeintlichen Verbindung mit dem politischen System schwer, im Ausland Fuß zu fassen. 1939 erhielt er während der Weltmeistermeisterschaft in den USA gleich mehrere Angebote zu bleiben, zum einen, weil die amerikanischen Spieler seine Art zu spielen mochten, zum anderen gab es für ihn bessere Verdienstmöglichkeiten als in Deutschland. Troz dieser Möglichkeiten kehrte nach Deutschland zurück, wo er von seinen Erfahrungen berichtete. Einer der Zuhörer denunzierte Tiedtke beim Reichssportführer woraufhin er für zwei Jahre vom Billard gesperrt wurde.

Aufgrund seiner Herkunft kam es bei der Fünfkampf-Weltmeisterschaft 1936 in Algier, zu weiteren Schwierigkeiten, als ein Schiedsrichter die Bälle falsch für ihn aufgesetzte. Hätte Tiedtke die Bälle so gespielt, wie sie lagen, wäre er abgesetzt worden. Spätere Beobachter gehen davon aus, dass der Schiedsrichter, aufgrund der bestehenden Feindschaft zu Deutschland, absichtlich so gehnadelt habe.

Im Zweiten Weltkrieg musste er seine Karriere unterbrechen und den Queue gegen ein Gewehr eintauschen. Nach Ende des Kriegs waren für ihn nicht nur die zerstörten Billardhallen ein Problem. er muss auch wieder Anschluss an die internationale Spielerelite finden und nicht nur als Gegner, sondern auch als Partner akzeptiert zu werden. In der Schweiz leistet er hierfür 1949 Pionierarbeit. In einem Interview sagt er:

„Es war sehr schön, die waren sehr zuvorkommend, freundlich und man hat sich wirklich angestrengt, mir die Tage dort in der Schweiz so angenehm wie möglich zu gestalten, und ich habe auch das Empfinden, daß alles herzlich gemeint war und auch meine Siege vom Gegner würdig respektiert wurden. (...)“

Im weiteren Verlauf des Interviews sagte er allerdings auch, dass es ihm darum ginge, der Ausgrenzung Deutscher von internationalen Wettkämpfen entgegenzuwirken.

Die Probleme waren auch 1953 bei der Europameisterschaft in Groningen nicht vorbei, als es vor der Finalpartie danach aussah, dass zwei Deutsche, Walter Lütgehetmann und er, diese wahrscheinlich austragen würden. Da unter den Spielern viele jüdischer Herkunft waren und nicht gut zu sprechen auf Deutschland, kam der Vorsitzende zu den deutschen Spielern und fragte, ob sie auf ihre, kurz zuvor seitens der Regierung auserkorene, Nationalhymne verzichten würden. Ein klares „Nein” war die Antwort. Wenn schon, denn schon, dann muss auch die deutsche Hymne gespielt werden. Als dann tatsächlich die beiden Deutschen gewannen, die Zuschauer waren während des Spiels nicht aus dem Staunen und Applaudieren gekommen, war es dann beim Abspielen der Hymne still im Saal. Am nächsten Tag schrieb eine holländische Zeitung: „Die Deutschen Billardsportler sind gute Botschafter ihres Landes.”

In den 50er-Jahren zog er mit seiner Frau nach Saarbrücken und betrieb dort ein Restaurant und einen Billardsalon. 1957 erhält Tiedtke den Silbernen Lorbeer, die höchste sportliche Auszeichnung.

Später spielte er bei einem saarländischen Billardverein und holte noch viele deutsche Meistertitel bevor er sich, zwei Jahre vor seinem Tod, 1970 aus dem professionellen Billardspiel zurück zog.

Robert Court (Mitschüler von Adenauer) Präsident vom Deutschen Billard Bund (DBB) sagte einmal über ihn:

„Tiedtke kann auch mit zweckmäßig geschälten Kartoffeln und einem Besenstiel spielen.“

August Tiedtke kam als "spektakulärster Spieler alles Zeiten" ins Guinness-Buch der Rekorde.[3]

Karriere Bearbeiten

August Tiedtke war einer der schillerndsten deutschen Billardspieler.

1935 wurde Tiedtke zum ersten Mal deutscher Meister im Dreiband. Diesen Titel konnte er bis 1970 insgesamt 20-mal erringen.

Den ersten großen internationalen Erfolg erzielte Tiedtke auf der Fünfkampf-WM 1936 in Algier, als er sich gegen Jacques Davin den Titel sicherte. Im Jahr darauf erspielte sich Tiedtke erneut einen WM-Titel, diesmal im Kunststoß, mit 208 Punkten und stand vor Richard Kron der 187 Punkte erreichte auf dem Siegerpodest. In der gleichen Saison wäre ihm fast das Kunststück gelungen einen dritten WM-Titel zu gewinnen. Bei der Dreiband-WM verlor er allerdings das Finale nach klarer Führung knapp gegen den Franzosen Alfred Lagache mit 47:50. Ebenfalls 1937 wurde er zweiter bei der Dreiband-WM in Köln, ebenso 1952 in Buenos Aires wo lt. UIFAB-Protokoll beim Finale Carrera gegen Tiedtke 15.000 Zuschauer anwesend waren (UIFAB war der Vorgänger Verband der UMB). Das ist die bisher höchste Zuschauerzahl bei einem Billardspiel. 1958 wurde er Dritter in Barcelona.[4]

1958 wurde Tiedtke Vizeeuropameister hinter dem Österreicher Johann Scherz und vor dem Belgier René Vingerhoedt bei der EM Dreiband in Cannes.[5]

Während seiner langen Karriere wurde er 32-mal deutscher Meister in verschiedenen Disziplinen, das ist noch heute deutscher Rekord. Diese Rekordmarke muss er sich aber mit Dieter Müller teilen der, wenn auch erst viel später ebenfalls so viele Titel erringen konnte. Neben Europameister im Einband wurde er gleich achtmal Vizeeuropameister im Dreiband. Insgesamt holte Tiedtke 18 Medaillen bei internationalen Turnieren (vier bei Weltmeisterschaften und 14 bei Europameisterschaften)

Sonstiges Bearbeiten

Am 3. März 1993 sendete der Hörfunk des WDR anlässlich seines Geburtstages eine 15-minütige Radiosendung in der Reihe „Zeitzeichen”, in der auch sein Bruder Gert zu Wort kam und einige Anekdoten erzählte.

Erfolge Bearbeiten

[6]

  • Billard Artistique-WM: Sieger 1937
  • Fünfkampf-WM Sieger: 1937
  • Europameister im Einband: Sieger 1955
  • Deutsche Meisterschaft im Fünfkampf: Sieger 1936, 1938, 1947, 1948, 1950
  • Deutsche Meisterschaft Cadre 45/2: Sieger 1947
  • Deutsche Meisterschaft Cadre 47/2: Sieger 1959
  • Deutsche Meisterschaft Cadre 47/1: Sieger 1962
  • Deutsche Meisterschaft Cadre 71/2: Sieger 1946,1948
  • Deutsche Meisterschaft Einband: Sieger 1952, 1966
  • Deutsche Meisterschaft Dreiband: Sieger 1936, 1937, 1938, 1940, 1942, 1947, 1948, 1949, 1950, 1951, 1952, 1953, 1954, 1957, 1959, 1962, 1965, 1967, 1969
weitere Erfolge

Auszeichnungen Bearbeiten

Tiedtke erhielt 1957 die höchste Auszeichnung im deutschen Sport, das Silberne Lorbeerblatt.[7]

Weblinks Bearbeiten

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. August Tiedtke Auszug (Seiten 154–162) aus Geschichte vom Band von Sabine Gerasch; Verlag: Gruyter; Auflage: 1., 997 (8. Oktober 1997); ISBN 3110152746
  2. Die Laien konnten nicht lächeln Artikel im Spiegel, Ausgabe 12/1948
  3. a b Gerd Tiedtke im Munzinger-Archiv, abgerufen am 21. Juni 2012 (Artikelanfang frei abrufbar)
  4. Liste der Sieger bei der Dreiband-WM 1928–2011 auf HickokSports.com. Abgerufen am 21. Juni 2012.
  5. EM 1958, Tiedtke wird Zweiter auf World Cup 3 Cushion Vienna.com. Abgerufen am 21. Juni 2012
  6. Referenzfehler: Ungültiges <ref>-Tag; kein Text angegeben für Einzelnachweis mit dem Namen Kozoom.
  7. Dieter Haase: 100 Jahre Billardsport in Deutschland, 1911–2011. Hrsg.: Deutsche Billard Union. Köln 2011, DNB 1014024773, S. 35.


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