Anton Wjatscheslawowitsch Krassowski

russischer Aktivist und Moderator

Anton Wjatscheslawowitsch Krassowski (russisch Антон Вячеславович Красовский; * 18. Juli 1975 in Podolsk, Oblast Moskau) ist ein russischer Fernsehjournalist. Er moderierte die Talkshow Antonyme des 2005 gegründeten russischen propagandistischen Auslandsfernsehprogramms RT bis zu seiner Entlassung im Oktober 2022 wegen seiner Aussagen während einer von ihm moderierten Sendung, ukrainische Kinder, die Russen als Besatzer sähen, sollten ertränkt oder in ihren schäbigen Hütten verbrannt werden.[1][2]

Krassowski 2022

Leben Bearbeiten

Krassowski studierte zwei Jahre am Maxim-Gorki-Literaturinstitut. 2011 arbeitete er für die Präsidentschaftskampagne von Michail Prochorow. Später, im 2017, arbeitete er auch im Team von Xenija Anatoljewna Sobtschak, obschon sie vor Krassowski gewarnt worden war. Sie meinte dazu, bei Krassowski sei alles möglich, dieser hätte keine Prinzipien und keine Ideologie.[3]

Krassowski arbeitete als Journalist beim NTW-Kanal, für Kommersant, Yandex, Nesawissimaja gaseta sowie weitere Publikationen, darunter ein halbes Jahr für Vogue, wo er aufgrund seines Umgangs mit dem Team gefeuert wurde.[4] Bei NTW war er Chefredakteur der nicht ganz auf Regierungslinie liegenden Sendung NTVschniki.[5]

Im Dezember 2012 gründete er mit Sergey Minaev und mit Geld einer Stiftung der russischen Präsidialverwaltung den Fernsehsender Kontr TV.[4] Am 25. Januar 2013 outete er sich während einer Diskussion als homosexuell, dies während des dann vorgeschlagenen nationalen Verbotes für „homosexuelle Propaganda“. Im August 2013 sprach er sich gegen den Boykott der Olympischen Winterspiele 2014 in Russland aus. Nach seinem Outing schien eine Anstellung im regierungsnahen Umfeld unwahrscheinlich; trotzdem wurde er 2020 zum Leiter der russischsprachigen Abteilung von RT. Meduza kommentierte dies im 2022 mit „Putin entscheidet, wer in Russland schwul ist“. Krassowski rief im Januar 2022 dazu auf, die Büros von Google in Russland zu durchsuchen und die Leiterin von Google-Russland vor einen Untersuchungsrichter zu stellen.[6]

Er bestritt im Januar 2022 während eines Fernsehinterviews bei RT mit Alexander Baunov über die jüngsten Entwicklungen in Kasachstan die Möglichkeit eines NATO-Beitritts der Ukraine und warnte davor, dass Russland eine Invasion starten würde, um einen solchen Versuch zu stoppen. Er sagte sinngemäß: „Wir (Russland) werden eine militärische Intervention in der Ukraine durchziehen. Es ist unser Land“. Auf die Frage, ob es sich um ein Ultimatum handele, stimmte er zu. Er ging auf die Änderungen der Verfassung der Ukraine von 2019 ein, die das Ziel enthalte, der NATO und der Europäischen Union beizutreten und sagte sinngemäß: „Wir werden ihnen ihre Verfassung wegnehmen“. Kurz darauf begann Russland den russischen Überfall auf die Ukraine.

Nach dem Angriff auf die Ukraine äußerte er, dass es für Leute, die in Moskau Friedensaufrufe in sozialen Medien posten, an der Zeit sei, sich einem Kriegsgericht zu stellen.[7] Weder das noch der Sieg Russlands („Diese Spezialoperation wird nicht enden, bis die Ukraine die Kapitulation unterzeichnet“) sei genug: Es sei zusätzlich notwendig, sich um jene „Bastarde und Verräter“ zu kümmern, die Russland nach Beginn des Krieges verlassen hätten.[4]

Im Oktober 2022 sagte Krassowski in einem Interview mit dem russischen Science-Fiction-Autor Sergei Lukjanenko, dass ukrainische Kinder, die Russland kritisierten, „in einen Fluss mit starker Strömung geworfen werden“ oder verbrannt werden sollten.[8] Margarita Simonjan von RT setzte daraufhin die Zusammenarbeit mit Krassowski aus[9] und eine Anzeige wurde „geprüft“.[10] Während er in Russland für seine Aussagen nicht verurteilt wurde (Stand: Februar 2023), wurde er in der Ukraine im Februar 2023 zu 5 Jahren Haft verurteilt.[11]

EU-Sanktionen Bearbeiten

Am 28. Februar 2022 setzte die Europäische Union ihn im Zusammenhang mit dem Überfall Russlands auf die Ukraine 2022 auf eine schwarze Liste. Sie begründete dies damit, er habe antiukrainische Propaganda verbreitet und vorgeschlagen, dass die Ukraine Russland beitreten solle. Sollte ein NATO-Beitritt der Ukraine näher rücken, würde nach Krassowski die ukrainische Verfassung „abgeschafft“ und auf dem Chreschtschatyk in Kiew verbrannt werden, so die Begründung der EU zu seiner Aufnahme in die Sanktionsliste.[12]

Privatleben Bearbeiten

Der seit dem 25. Januar 2013 offen homosexuell lebende Krassowski erklärte im Dezember 2017, dass er seit dem Jahre 2011 HIV-positiv ist.[13][14]

Weblinks Bearbeiten

Commons: Anton Krassowski – Sammlung von Bildern

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. Russian propagandist calls for drowning Ukrainian children in rivers | Break the Fake | TVP World. Abgerufen am 16. Juli 2023 (deutsch).
  2. Laura Dahmer: „Wir erschießen sie“: Sendedirektor von Kremlkanal RT wird nach Kindesmordfantasien entlassen. In: tagesspiegel.de. 24. Oktober 2022, abgerufen am 31. Januar 2024.
  3. „er hat laut dem Journalisten keine Prinzipien und keine Ideologie: ‚Krasovsky will nur eine wichtige Person sein und dafür viel Geld bekommen.‘“
  4. a b c Wenn du deine Seele an den Teufel verkaufst, verwandelt sich jedes Talent, das du hast, in Scheiße. In: Meduza. 14. September 2022, abgerufen am 25. Oktober 2022 (russisch).
  5. ROG-Bericht: Wie der russische Staat das Fernsehen lenkt. In: reporter-ohne-grenzen.de. 7. Oktober 2013, abgerufen am 25. Oktober 2022.
  6. Maxim Kireev: Russland führt einen Feldzug gegen die globalen Tech-Konzerne. In: Neue Zürcher Zeitung. 24. Januar 2022, abgerufen am 25. Oktober 2022.
  7. Maxim Kireev: Putins Krieg spaltet Russland. In: Die Zeit. 25. Februar 2022, abgerufen am 25. Oktober 2022.
  8. ptz/ani/kik/jpa/AFP/Reuters/dpa: Ukraine-News am 23.10.: Ukraine weist Moskaus Äußerungen zu radioaktiver Bombe als »absurd« zurück. In: Der Spiegel. 23. Oktober 2022, abgerufen am 25. Oktober 2022.
  9. Simonjan setzte die Zusammenarbeit von RT mit Krasovsky aus, nachdem er dazu aufgerufen hatte, ukrainische Kinder zu „versenken“ und zu „verbrennen“. In: Nowaja gaseta. Europa. 24. Oktober 2022, abgerufen am 25. Oktober 2022 (russisch).
  10. Бастрыкин поручил проверить высказывания Красовского про украинских детей. In: Kommersant. 24. Oktober 2022, abgerufen am 25. Oktober 2022 (russisch).
  11. Court sentences Russian TV presenter, who called for drowning Ukrainian children, to 5 years in prison. In: pravda.com.ua. Abgerufen am 4. April 2023.
  12. Durchführungsverordnung (EU) 2022/336 des Rates vom 28. Februar 2022 zur Durchführung der Verordnung (EU) Nr. 269/2014 über restriktive Maßnahmen angesichts von Handlungen, die die territoriale Unversehrtheit, Souveränität und Unabhängigkeit der Ukraine untergraben oder bedrohen (PDF; 707 KB), abgerufen am 28. Februar 2022.
  13. Журналист Антон Красовский рассказал о своем положительном ВИЧ-статусе. In: iz.ru. Iswestija, 5. Dezember 2017, abgerufen am 25. Oktober 2022 (russisch).
  14. Xenija Sokolowa: Антон Красовский: Я гей, и я такой же человек, как президент Путин. In: snob.ru. 6. Februar 2013, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 30. Juni 2022; abgerufen am 25. Oktober 2022 (russisch).  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/snob.ru