Das Amtsgericht Homberg an der Ohm war ein von 1879 bis 1968 bestehendes Gericht mit Sitz in Homberg (Ohm).

Das 1539 erbaute Rathaus war bis 1892 Sitz des Land- bzw. Amtsgerichtes
Amtsgerichtsgebäude von 1892

Geschichte Bearbeiten

Gründung Bearbeiten

Zum 1. Oktober 1879 wurde das Amtsgericht Homberg an der Ohm gegründet.[1] Anlass war das Gerichtsverfassungsgesetz von 1877, das die Gerichtsverfassung im Deutschen Reich vereinheitlichte und nun auch im Großherzogtum Hessen umgesetzt wurde. Funktional ersetzte es das gleichzeitig aufgelöste Landgericht Homberg an der Ohm. Das neue Amtsgericht wurde dem Bezirk des ebenfalls neu errichteten Landgerichts Gießen zugeordnet.

Weitere Entwicklung Bearbeiten

Mit Wirkung vom 1. Januar 1882 wurden die bis dahin zum Amtsgericht Grünberg gehörenden Orte Rüddingshausen und Weitershain dem Amtsgericht Homberg zugeteilt.[2] Weitershain ging aber bereits zum 1. Juli 1886 wieder an den Sprengel des Grünberger Gerichts zurück[3]

Zum 1. Oktober 1938 fiel auch Rüddingshausen wieder an den Amtsgerichtsbezirk Grünberg zurück.[4]

Am 15. Juni 1943 wurde das Amtsgericht Homberg an der Ohm Zweigstelle des Amtsgerichts Alsfeld[5], eine kriegsbedingte Sparmaßnahme. Das wurde zum 1. Juni 1948 rückgängig gemacht.[6]

Ende Bearbeiten

Zum 1. Juli 1968 wurde das Amtsgericht Homberg an der Ohm aufgelöst, der Gerichtsbezirk auf die der Amtsgerichte Alsfeld und Kirchhain verteilt[7] (siehe: Übersicht).

Bezirk Bearbeiten

Gemeinde Herkunft Zugang Abgang Verbleib
Appenrod Landgericht Homberg an der Ohm 1879 1968 Amtsgericht Kirchhain
Bernsfeld Landgericht Grünberg 1879 1968 Amtsgericht Kirchhain
Bleidenrod Landgericht Homberg an der Ohm 1879 1968 Amtsgericht Kirchhain
Burg-Gemünden Landgericht Homberg an der Ohm 1879 1968 Amtsgericht Alsfeld
Büßfeld Landgericht Homberg an der Ohm 1879 1968 Amtsgericht Kirchhain
Dannenrod Landgericht Homberg an der Ohm 1879 1968 Amtsgericht Kirchhain
Deckenbach Landgericht Homberg an der Ohm 1879 1968 Amtsgericht Kirchhain
Ehringshausen Landgericht Homberg an der Ohm 1879 1968 Amtsgericht Alsfeld
Elpenrod Landgericht Homberg an der Ohm 1879 1968 Amtsgericht Alsfeld
Erbenhausen Landgericht Homberg an der Ohm 1879 1968 Amtsgericht Kirchhain
Gleimenhain Landgericht Homberg an der Ohm 1879 1968 Amtsgericht Kirchhain
Gontershausen Landgericht Homberg an der Ohm 1879 1968 Amtsgericht Kirchhain
Haarhausen Landgericht Homberg an der Ohm 1879 1968 Amtsgericht Kirchhain
Hainbach Landgericht Homberg an der Ohm 1879 1968 Amtsgericht Alsfeld
Höingen Landgericht Homberg an der Ohm 1879 1968 Amtsgericht Kirchhain
Homberg (Ohm) Landgericht Homberg an der Ohm 1879 1968 Amtsgericht Kirchhain
Kirtorf Landgericht Homberg an der Ohm 1879 1968 Amtsgericht Kirchhain
Lehrbach Landgericht Homberg an der Ohm 1879 1968 Amtsgericht Kirchhain
Maulbach Landgericht Homberg an der Ohm 1879 1968 Amtsgericht Kirchhain
Nieder-Gemünden Landgericht Homberg an der Ohm 1879 1968 Amtsgericht Alsfeld
Nieder-Ofleiden Landgericht Homberg an der Ohm 1879 1968 Amtsgericht Kirchhain
Ober-Gleen Landgericht Homberg an der Ohm 1879 1968 Amtsgericht Alsfeld
Ober-Ofleiden Landgericht Homberg an der Ohm 1879 1968 Amtsgericht Kirchhain
Oberndorf Landgericht Homberg an der Ohm 1879 1968 Amtsgericht Kirchhain
Otterbach Landgericht Homberg an der Ohm 1879 1968 Amtsgericht Alsfeld
Rüddingshausen Amtsgericht Grünberg 1882 1938 Amtsgericht Grünberg
Rülfenrod Landgericht Homberg an der Ohm 1879 1968 Amtsgericht Alsfeld
Schadenbach Landgericht Homberg an der Ohm 1879 1968 Amtsgericht Kirchhain
Wahlen Landgericht Homberg an der Ohm 1879 1968 Amtsgericht Kirchhain
Weitershain Amtsgericht Grünberg 1882 1886 Amtsgericht Grünberg

Gerichtsgebäude Bearbeiten

Das Amtsgericht hatte seine Diensträume zunächst im Rathaus Homberg (Ohm). 1892 wurde das neu errichtete Gerichtsgebäude in der Frankfurter Straße 1 bezogen. Nach der Aufhebung des Amtsgerichtes 1968 ging das Gebäude in das Eigentum der Stadt über.

Richter Bearbeiten

Folgende Richter wirkten am Gericht:

  • Amtsrichter Dr. August Scriba (1879–1882)
  • Amtsrichter Ludwig Hechler (1882–1887)
  • Amtsrichter Karl Schödler (1887–1891)
  • Amtsrichter Georg Olt (1891–1903) (ab 1898: Oberamtsrichter)
  • Amtsrichter Richard Schudt (1897–1899)
  • Amtsrichter Friedrich Schnitzspahn (1899–1904)
  • Amtsrichter Eugen Funk (1903–1905)
  • Amtsrichter Theodor Jost (1904–1922) (ab 1913: Oberamtsrichter)
  • Amtsrichter Dr. Willy von Becker (1905–1913)
  • Amtsrichter Karl Gundrum (1913–1945) (ab 1922: Oberamtsrichter)
  • Amtsgerichtsrat Ferdinand Elbertt (1922)
  • Amtsgerichtsrat Karl Bachmann (1922–1925)
  • Amtsgerichtsrat Adolf Schudt (1925)
  • Amtsgerichtsrat Walter Leun (1925–1926)
  • Amtsgerichtsrat Richard Schaeg (1926–1931)

Ab 1931 wurde die zweite Richterstelle nicht mehr besetzt.

  • Amtsgerichtsrat Berthold Wilhelm (1949–1961)
  • Amtsgerichtsrat Justus Wagner (1961–1968)

Literatur Bearbeiten

  • Otfried Keller: Die Gerichtsorganisation des Raumes Marburg im 19. und 20. Jahrhundert. Ein Beitrag zur Rechtsgeschichte der „Landschaft an d. Lahn“. Presseamt d. Stadt Marburg, Marburg 1982. ISBN 3-9800490-5-1

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. §§ 1, 3 Verordnung zur Ausführung des Deutschen Gerichtsverfassungsgesetzes und des Einführungsgesetzes zum Gerichtsverfassungsgesetze vom 14. Mai 1879. In: Großherzoglich Hessisches Regierungsblatt Nr. 15 vom 30. Mai 1879, S. 197f.
  2. Bekanntmachung, die Bildung der Amtsgerichtsbezirke Hungen, Lich, Laubach, Grünberg, Homberg, Alsfeld, Vilbel und Friedberg betreffend vom 24. Dezember 1881. In: Großherzoglich Hessisches Regierungsblatt Nr. 27 vom 24. Dezember 1881, S. 203–204.
  3. Bekanntmachung, die Bildung der Amtsgerichtsbezirke Grünberg und Homberg betreffend vom 9. April 1886. In: Großherzogliches Ministerium des Innern und der Justiz (Hrsg.): Großherzoglich Hessisches Regierungsblatt. 1886 Nr. 10, S. 75 (Online beim Informationssystem des Hessischen Landtags [PDF; 11,8 MB]).
  4. Verordnung über die Änderung von Gerichtsbezirken vom 3. September 1938 (RGBl. I S. 1154)
  5. Rundverfügung des Reichsministers der Justiz vom 20. Mai 1943 – 3200/7 – Ia9 995 – Betrifft: Vereinfachung der Gerichtsorganisation.
  6. Erlass des Hessischen Ministers der Justiz vom 24. Mai 1948 — 3210/1 – Ia 1961 – Betrifft: Umwandlung des Zweigstellen-Amtsgerichts Homberg (Oberhessen). (Gesetz über Maßnahmen auf dem Gebiete der Gerichtsorganisation und Gerichtsverfassung vom 17. November 1953. In: Der Hessische Minister der Justiz (Hrsg.): Gesetz- und Verordnungsblatt für das Land Hessen. 1953 Nr. 30, S. 189–191, Anlagen 1. (Online beim Informationssystem des Hessischen Landtags [PDF; 1,3 MB]).)
  7. Zweites Gesetz zur Änderung des Gerichtsorganisationsgesetzes (Ändert GVBl. II 210–16) vom 12. Februar 1968. In: Der Hessische Minister der Justiz (Hrsg.): Gesetz- und Verordnungsblatt für das Land Hessen. 1968 Nr. 4, S. 41–44, Artikel 1, Abs. 2 cb und Artikel 2, Abs. 4 a) und Abs. 8 c) (Online beim Informationssystem des Hessischen Landtags [PDF; 298 kB]).

50° 43′ 50,8″ N, 9° 0′ 2″ O