Das Amtsgericht Nidda war von 1879 bis 2011 ein Amtsgericht im hessischen Nidda.

Innenhof des Schlosses in Nidda, bis Ende 2011 Sitz des Amtsgerichts

Geschichte Bearbeiten

Gründung Bearbeiten

Zum 1. Oktober 1879 wurde das Amtsgericht Nidda gegründet.[1] Anlass war das Gerichtsverfassungsgesetz von 1877, das die Gerichtsverfassung im Deutschen Reich vereinheitlichte und nun auch im Großherzogtum Hessen umgesetzt wurde. Funktional ersetzte es das gleichzeitig aufgelöste Landgericht Nidda. Das neue Amtsgericht wurde dem Bezirk des ebenfalls neu errichteten Landgerichts Gießen zugeordnet.

Weitere Entwicklung Bearbeiten

Zum 1. Juli 1912 erweiterte sich der Amtsgerichtsbezirk um die bis dahin zum Amtsgericht Ortenberg zählende Gemeinde Ranstadt.[2]

Bei der Auflösung des Amtsgerichts Hungen zum 1. Juni 1934 vergrößerte sich der Sprengel des Amtsgerichts Nidda um eine Reihe von Gemeinden[3] (siehe Übersicht).

Am 1. April 1964 kam noch Nieder-Mockstadt vom Amtsgericht Ortenberg dazu.[4]

Zum 1. Juli 1968 vergrößerte sich der Sprengel des Niddaer Gerichts erneut. Anlass war vor allem, dass das Amtsgericht Schotten aufgelöst wurde[5] (siehe Übersicht).

Im Zuge der Gebietsreform in Hessen wurden zum 12. April 1972 der nach Nidda eingemeindete Ortsteil Schwickartshausen vom Amtsgericht Büdingen und der nach Hungen eingemeindete Ortsteil Nonnenroth vom Amtsgericht Gießen übernommen, gleichzeitig der nach Wölfersheim eingemeindete Ortsteil Berstadt sowie nach Florstadt eingemeindete Ortsteile[Anm. 1] an das Amtsgericht Friedberg (Hessen) abgegeben.[6] Zum 11. August 1972 wurde darüber hinaus das nach Hirzenhain eingemeindete Dorf Glashütten dem Amtsgericht Büdingen zugeteilt[7], zum 14. Oktober 1972 das ebenfalls nach Florstadt eingemeindete Nieder-Mockstadt abgegeben[8] und abschließend zum 1. Juli 1973 das nach Ranstadt eingemeindete Bellmuth vom Amtsgericht Büdingen übernommen. Gleichzeitig wurden aber die nach Reichelsheim (Wetterau) eingemeindeten Ortsteile Blofeld und Heuchelheim an das Friedberger Amtsgericht abgegeben.[9]

Ende Bearbeiten

Zum 1. Januar 2012 wurde das Amtsgericht Nidda gemäß Beschluss des hessischen Landtags aufgelöst.[10] Dabei wurde die Stadt Hungen dem Amtsgericht Gießen, die restlichen Gemeinden dem Amtsgericht Büdingen zugeteilt.

Zuständigkeit Bearbeiten

Sachliche Zuständigkeit Bearbeiten

Das Amtsgericht Nidda war sachlich zuständig für Zivil- und Strafsachen.

Das für den Amtsgerichtsbezirk Nidda zuständige Insolvenzgericht, sowie die Handels-, Genossenschafts- und Vereinsregister befanden sich beim Amtsgericht Friedberg (Hessen), das zuständige Familiengericht beim Amtsgericht Büdingen.[11]

Örtliche Zuständigkeit Bearbeiten

Der Gerichtsbezirk des Amtsgerichts Nidda umfasste nach der Gebietsreform die Städte und Gemeinden Echzell, Hungen, Nidda, Ranstadt und Schotten.[12]

Gemeinde Herkunft Zugang Abgang Nach
Salzhausen Landgericht Nidda 1879 2012 Amtsgericht Büdingen
Bellersheim Amtsgericht Hungen 1934 2012 Amtsgericht Gießen
Bellmuth Amtsgericht Büdingen 1973 2012 Amtsgericht Büdingen
Berstadt Amtsgericht Friedberg (Hessen) 1968 1972 Amtsgericht Friedberg (Hessen)
Betzenrod Amtsgericht Schotten 1968 2012 Amtsgericht Büdingen
Bingenheim Landgericht Nidda 1879 2012 Amtsgericht Büdingen
Bisses Landgericht Nidda 1879 2012 Amtsgericht Büdingen
Blofeld Landgericht Nidda 1879 1973 Amtsgericht Friedberg (Hessen)
Borsdorf Landgericht Nidda 1879 2012 Amtsgericht Büdingen
Breungeshain Amtsgericht Schotten 1968 2012 Amtsgericht Büdingen
Burkhards Amtsgericht Schotten 1968 2012 Amtsgericht Büdingen
Busenborn Amtsgericht Schotten 1968 2012 Amtsgericht Büdingen
Dauernheim Landgericht Nidda 1879 2012 Amtsgericht Büdingen
Echzell Landgericht Nidda 1879 2012 Amtsgericht Büdingen
Eichelsdorf Landgericht Nidda 1879 2012 Amtsgericht Büdingen
Eichelsachsen Amtsgericht Schotten 1968 2012 Amtsgericht Büdingen
Einartshausen Amtsgericht Schotten 1968 2012 Amtsgericht Büdingen
Eschenrod Amtsgericht Schotten 1968 2012 Amtsgericht Büdingen
Fauerbach Landgericht Nidda 1879 2012 Amtsgericht Büdingen
Geiß-Nidda Landgericht Nidda 1879 2012 Amtsgericht Büdingen
Gettenau Landgericht Nidda 1879 2012 Amtsgericht Büdingen
Glashütten Landgericht Nidda 1879 2012 Amtsgericht Büdingen
Götzen Amtsgericht Schotten 1968 2012 Amtsgericht Büdingen
Grund-Schwalheim Landgericht Nidda 1879 2012 Amtsgericht Büdingen
Heuchelheim Landgericht Nidda 1879 1973 Amtsgericht Friedberg (Hessen)
Hungen Amtsgericht Hungen 1934 2012 Amtsgericht Gießen
Inheiden Amtsgericht Hungen 1934 2012 Amtsgericht Gießen
Kaulstoß Amtsgericht Schotten 1968 2012 Amtsgericht Büdingen
Kohden Landgericht Nidda 1879 2012 Amtsgericht Büdingen
Langd Amtsgericht Hungen 1934 2012 Amtsgericht Gießen
Leidhecken Amtsgericht Friedberg (Hessen) 1968 1972 Amtsgericht Friedberg (Hessen)
Michelbach Amtsgericht Schotten 1968 2012 Amtsgericht Büdingen
Michelnau Landgericht Nidda 1879 2012 Amtsgericht Büdingen
Nieder-Mockstadt Amtsgericht Ortenberg 1964 1972 Amtsgericht Friedberg (Hessen)
Nonnenroth Amtsgericht Gießen 1972 2012 Amtsgericht Gießen
Obbornhofen Amtsgericht Hungen 1934 2012 Amtsgericht Gießen
Ober-Lais Landgericht Nidda 1879 2012 Amtsgericht Büdingen
Ober-Mockstadt Landgericht Nidda 1853 2012 Amtsgericht Büdingen
Ober-Schmitten Landgericht Nidda 1879 2012 Amtsgericht Büdingen
Ober-Widdersheim Landgericht Nidda 1879 2012 Amtsgericht Büdingen
Rabertshausen Landgericht Nidda 1879 2012 Amtsgericht Gießen
Rainrod Amtsgericht Schotten 1968 2012 Amtsgericht Büdingen
Ranstadt Amtsgericht Ortenberg 1912 2012 Amtsgericht Büdingen
Rodheim Amtsgericht Hungen 1934 2012 Amtsgericht Gießen
Rudingshain Amtsgericht Schotten 1968 2012 Amtsgericht Büdingen
Schotten Amtsgericht Schotten 1968 2012 Amtsgericht Büdingen
Schwickartshausen Amtsgericht Büdingen 1972 2012 Amtsgericht Büdingen
Sichenhausen Amtsgericht Schotten 1968 2012 Amtsgericht Büdingen
Steinheim Amtsgericht Hungen 1934 2012 Amtsgericht Gießen
Stornfels Amtsgericht Schotten 1968 2012 Amtsgericht Büdingen
Trais-Horloff Amtsgericht Hungen 1934 2012 Amtsgericht Gießen
Ulfa Amtsgericht Schotten 1968 2012 Amtsgericht Büdingen
Unter-Schmitten Landgericht Nidda 1879 2012 Amtsgericht Büdingen
Unter-Widdersheim Landgericht Nidda 1879 2012 Amtsgericht Büdingen
Utphe Amtsgericht Hungen 1934 2012 Amtsgericht Gießen
Wallernhausen Landgericht Nidda 1879 2012 Amtsgericht Büdingen
Wingershausen Amtsgericht Schotten 1968 2012 Amtsgericht Büdingen

Gerichtsgebäude Bearbeiten

Das Dienstgebäude des Amtsgerichts befand sich im Schloss Nidda.[13]

Anmerkungen Bearbeiten

  1. Das betraf die zum Gerichtsbezirk Nidda gehörenden und nun zu Stadtteilen von Florstadt gewordenen Orte Leidhecken und Nieder-Mockstadt.

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. §§ 1, 3 Verordnung zur Ausführung des Deutschen Gerichtsverfassungsgesetzes und des Einführungsgesetzes zum Gerichtsverfassungsgesetze vom 14. Mai 1879. In: Großherzoglich Hessisches Regierungsblatt Nr. 15 vom 30. Mai 1879, S. 197f.
  2. Bekanntmachung, die Bildung der Amtsgerichtsbezirke Gießen, Grünberg, Nidda, Ortenberg, Oppenheim, Wörrstadt, Nieder-Olm, Ober-Ingelheim und Bingen betreffend vom 3. April 1912. In: Großherzogliches Ministerium der Justiz (Hrsg.): Großherzoglich Hessisches Regierungsblatt. 1912 Nr. 16, S. 334–335 (Online beim Informationssystem des Hessischen Landtags [PDF; 29,4 MB]).
  3. Verordnung über die Umbildung von Amtsgerichtsbezirken vom 11. April 1934. In: Der Hessische Staatsminister (Hrsg.): Hessisches Regierungsblatt. 1934 Nr. 10, S. 63 (Online beim Informationssystem des Hessischen Landtags [PDF; 13,6 MB]).
  4. Gesetz zur Änderung des Gerichtsorganisationsgesetzes vom 26. Februar 1964. In: Der Hessische Minister der Justiz (Hrsg.): Gesetz- und Verordnungsblatt für das Land Hessen. 1964 Nr. 6, S. 17–18, Artikel 1, Abs. 2 (Online beim Informationssystem des Hessischen Landtags [PDF; 174 kB]).
  5. Zweites Gesetz zur Änderung des Gerichtsorganisationsgesetzes (Ändert GVBl. II 210–16) vom 12. Februar 1968. In: Der Hessische Minister der Justiz (Hrsg.): Gesetz- und Verordnungsblatt für das Land Hessen. 1968 Nr. 4, S. 41–44, Artikel 2, Abs. 4 e) (Online beim Informationssystem des Hessischen Landtags [PDF; 298 kB]).
  6. Achtzehnte Verordnung zur Berichtigung der Anlage zum Gerichtsorganisationsgesetz (Ändert GVBl. II 210–16) vom 9. März 1972. In: Der Hessische Minister der Justiz (Hrsg.): Gesetz- und Verordnungsblatt für das Land Hessen. 1972 Nr. 8, S. 84–93, §1, Abs. 22 (Online beim Informationssystem des Hessischen Landtags [PDF; 298 kB]).
  7. Neunzehnte Verordnung zur Berichtigung der Anlage zum Gerichtsorganisationsgesetz (Ändert GVBl. II 210-16) vom 20. Juli 1972. In: Der Hessische Minister der justiz (Hrsg.): Gesetz- und Verordnungsblatt für das Land Hessen. 1972 Nr. 21, S. 300–302, § 3 (Online beim Informationssystem des Hessischen Landtags [PDF; 1,3 MB]).
  8. Zwanzigste Verordnung zur Berichtigung der Anlage zum Gerichtsorganisationsgesetz (Ändert GVBl. II 210-16) vom 28. September 1972. In: Der Hessische Minister der Justiz (Hrsg.): Gesetz- und Verordnungsblatt für das Land Hessen. 1972 Nr. 25, S. 337–339, § 1 Abs. 13 (Online beim Informationssystem des Hessischen Landtags [PDF; 419 kB]).
  9. Fünftes Gesetz zur Änderung des Gerichtsorganisationsgesetzes vom 12. Juni 1973. In: Der Hessische Minister der Justiz (Hrsg.): Gesetz- und Verordnungsblatt für das Land Hessen. 1973 Nr. 15, S. 199–201, Artikel 1, Punkt 13 (Online beim Informationssystem des Hessischen Landtags [PDF; 385 kB]).
  10. Gesetz zur Änderung gerichtsorganisatorischer Regelungen (Artikel 1.1, § 3 c)) vom 16. September 2011. In: Der Hessische Minister der Justiz (Hrsg.): Gesetz- und Verordnungsblatt für das Land Hessen. 2011 Nr. 17, S. 409 (Online beim Informationssystem des Hessischen Landtags [PDF; 574 kB]).; dies bezieht sich auf das Gesetz über den Sitz und den Bezirk der Gerichte der ordentlichen Gerichtsbarkeit und der Staatsanwaltschaften (Gerichtlichesorganisationsgesetz) (GVBl. I S. 98) vom 1. Februar 2005. In: Gesetz- und Verordnungsblatt für das Land Hessen. 2005 Nr. 5, S. 98 ff. (Online beim Informationssystem des Hessischen Landtags [PDF; 235 kB]).
  11. Gerichtliche Zuständigkeitsverordnung Justiz vom 16. September 2008 (GVBl. I S. 822)
  12. Gerichtsorganisationsgesetz in der Fassung vom 11. Februar 2005 (GVBl. I S. 98)
  13. Schloss Nidda In: Internetauftritt TourismusRegion Wetterau. Abgerufen am 2. Juli 2018.

Koordinaten: 50° 24′ 48″ N, 9° 0′ 39,7″ O