Das Amtsgericht Lauterbach war von 1879 bis 2005 ein Amtsgericht mit Sitz in Lauterbach (Hessen). Als Zweigstelle bestand es bis 2012 fort.

Gründung

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Am 1. Oktober 1879 wurde das Amtsgericht Lauterbach gegründet.[1] Anlass war das Gerichtsverfassungsgesetz von 1877, das die Gerichtsverfassung im Deutschen Reich vereinheitlichte und nun auch im Großherzogtum Hessen umgesetzt wurde. Funktional ersetzte es das gleichzeitig aufgelöste Landgericht Lauterbach. Das neue Amtsgericht wurde dem Bezirk des ebenfalls neu errichteten Landgerichts Gießen zugeordnet.

Gemeinde Herkunft Zugang Abgang Verbleib
Allmenrod Landgericht Lauterbach 1879
Altenschlirf Amtsgericht Herbstein 1957
Angersbach Landgericht Lauterbach 1879
Bannerod Amtsgerichtsbezirk Herbstein 1957
Bermuthshain Amtsgerichtsbezirk Herbstein 1957
Bernshausen Amtsgericht Schlitz 1957
Blitzenrod Landgericht Lauterbach 1879
Bobenhausen II Amtsgericht Alsfeld 1973
Crainfeld Amtsgerichtsbezirk Herbstein 1957
Dirlammen Landgericht Lauterbach 1879
Eichelhain Amtsgerichtsbezirk Herbstein 1957
Eichenrod Amtsgerichtsbezirk Herbstein 1957
Schloss Eisenbach 1879
Engelrod Amtsgerichtsbezirk Herbstein 1957
Feldkrücken Amtsgericht Schotten 1968
Fleschenbach Amtsgerichtsbezirk Herbstein 1957
Fraurombach Amtsgericht Schlitz 1957
Freiensteinau Amtsgerichtsbezirk Herbstein 1957
Frischborn Landgericht Lauterbach 1879
Grebenhain Amtsgerichtsbezirk Herbstein 1957
Gunzenau Amtsgerichtsbezirk Herbstein 1957
Hartershausen Amtsgericht Schlitz 1957
Hartmannshain Amtsgerichtsbezirk Herbstein 1957
Heblos Landgericht Lauterbach 1879
Heisters Amtsgerichtsbezirk Herbstein 1957
Helpershain Amtsgericht Alsfeld 1973
Hemmen Amtsgericht Schlitz 1957
Herbstein Amtsgerichtsbezirk Herbstein 1957
Herchenhain Amtsgerichtsbezirk Herbstein 1957
Hörgenau Amtsgerichtsbezirk Herbstein 1957
Holzmühl Amtsgerichtsbezirk Herbstein 1957
Hopfmannsfeld Amtsgerichtsbezirk Herbstein 1957
Hutzdorf, Nieder-Stoll Amtsgericht Schlitz 1957
Ilbeshausen Amtsgerichtsbezirk Herbstein 1957
Kölzenhain Amtsgericht Schotten 1968
Landenhausen Landgericht Lauterbach 1879
Lanzenhain Amtsgerichtsbezirk Herbstein 1957
Lauterbach Landgericht Lauterbach 1879
Maar Landgericht Lauterbach 1879
Meiches Amtsgericht Schotten 1968
Metzlos Amtsgerichtsbezirk Herbstein 1957
Metzlos-Gehaag Amtsgerichtsbezirk Herbstein 1957
Nieder-Moos Amtsgerichtsbezirk Herbstein 1957
Nösberts-Weidmoos Amtsgerichtsbezirk Herbstein 1957
Ober-Moos Amtsgerichtsbezirk Herbstein 1957
Ober-Seibertenrod Amtsgericht Alsfeld 1973
Ober-Wegfurth Amtsgericht Schlitz 1957
Pfordt Amtsgericht Schlitz 1957
Queck Amtsgericht Schlitz 1957
Radmühl Amtsgerichtsbezirk Herbstein 1957
Rebgeshain Amtsgericht Schotten 1968
Reichlos Amtsgerichtsbezirk Herbstein 1957
Reinhards Amtsgericht Schlüchtern 1972
Reuters Landgericht Lauterbach 1879
Rimbach Amtsgericht Schlitz 1957
Rimlos Landgericht Lauterbach 1879
Rixfeld Amtsgerichtsbezirk Herbstein 1957
Rudlos Landgericht Herbstein 1879
Salz Amtsgerichtsbezirk Herbstein 1957
Sandlofs Amtsgericht Schlitz 1957
Schadges Amtsgericht Herbstein 1888
Schlechtenwegen Amtsgerichtsbezirk Herbstein 1957
Schlitz Amtsgericht Schlitz 1957
Sickendorf Landgericht Lauterbach 1879
Steinfurt Amtsgerichtsbezirk Herbstein 1957
Stockhausen Amtsgericht Herbstein 1888
Udenhausen Landgericht Alsfeld 1879 1948 Amtsgericht Alsfeld
Üllershausen Amtsgericht Schlitz 1957
Ützhausen Amtsgericht Schlitz 1957
Ulrichstein. Amtsgericht Schotten 1968
Unter-Schwarz Amtsgericht Schlitz 1957
Unter-Seibertenrod Amtsgericht Alsfeld 1973
Unter-Wegfurth Amtsgericht Schlitz 1957
Vaitshain Amtsgerichtsbezirk Herbstein 1957
Volkartshain Amtsgerichtsbezirk Herbstein 1957
Wallenrod Landgericht Lauterbach 1879
Weidenau (Freiensteinau) Amtsgericht Fulda 1972
Wernges Landgericht Lauterbach 1879
Willofs Amtsgericht Schlitz 1957
Wohnfeld Amtsgericht Alsfeld 1973
Wünschen-Moos Amtsgerichtsbezirk Herbstein 1957
Zahmen Amtsgerichtsbezirk Herbstein 1957

Weitere Entwicklung

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Am 1. Januar 1888 kamen mit Schadges und Stockhausen zwei weitere Orte aus dem Bezirk des Amtsgerichts Herbstein zum Amtsgericht Lauterbach.[2] Am 1. Mai 1948 wurde Udenhausen dem Amtsgerichtsbezirk Alsfeld zugeteilt.[3]

Mit Wirkung vom 1. November 1949 wurde der Amtsgerichtsbezirk Lauterbach vom Landgerichtsbezirk Gießen abgetrennt und dem neu errichteten Landgerichtsbezirk Fulda zugeteilt.[4] Am 1. Juli 1957 wurden die Amtsgerichte Herbstein und Schlitz endgültig – nachdem sie dies schon zu Ende des Zweiten Weltkrieges vorübergehend gewesen waren – zu Zweigstellen des Amtsgerichts Lauterbach[5] (siehe Übersicht)

Am 1. Juli 1968 vergrößerte sich der Sprengel des Lauterbacher Gerichts um Orte, die zum gleichzeitig aufgehobenen Amtsgericht Schotten gehört hatten[6] (siehe Übersicht).

Infolge der Gebietsreform in Hessen kamen eine Reihe weiterer Dörfer zum Amtsgericht Lauterbach:

Am 1. Januar 2005 wurde das Amtsgericht Lauterbach als Vollgericht aufgehoben[9] und Zweigstelle des Amtsgerichts Alsfeld.[10] Als Zweigstelle des Amtsgerichts Alsfeld war das Gericht in Lauterbach zuständig für die Gemeinden Freiensteinau, Grebenhain, Herbstein, Lauterbach, Lautertal (Vogelsberg), Schlitz, Ulrichstein und Wartenberg in allen Gerichtssachen mit Ausnahme von Gerichtsverwaltungs-, Familien-, Insolvenz-, Handels-, Genossenschafts-, Partnerschafts-, Schöffen- und Jugendschöffensgerichtssachen.[11]

Am 1. Januar 2012 wurde es auch als Zweigstelle geschlossen.[12]

Gerichtsgebäude

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Das Gebäude des Amtsgerichts befand sich seit 1962 in der Königsberger Straße 8. In dem unscheinbaren Bau ist der Gerichtssaal mit drei hochformatigen Wandgemälden von Ewald Christian Tergreve ausgestattet. Der Saal steht als Sachteil mit seiner originalen Einrichtung und der künstlerisch anspruchsvollen Wandgestaltung wegen seiner kulturgeschichtlichen und künstlerischen Relevanz aufgrund des Hessischen Denkmalschutzgesetzes unter Denkmalschutz.[13]

  • Ludwig Ludwig, Amtsrichter 1883 bis 1889[14]

Einzelnachweise

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  1. §§ 1, 3 Verordnung zur Ausführung des Deutschen Gerichtsverfassungsgesetzes und des Einführungsgesetzes zum Gerichtsverfassungsgesetze vom 14. Mai 1879. In: Großherzoglich Hessisches Regierungsblatt Nr. 15 vom 30. Mai 1879, S. 197 f.
  2. Bekanntmachung, die Bildung der Amtsgerichtsbezirke Herbstein und Lauterbach betreffend vom 18. Juli 1887. In: Großherzogliches Ministerium des Innern und der Justiz (Hrsg.): Großherzoglich Hessisches Regierungsblatt. 1887 Nr. 25, S. 141 (Online beim Informationssystem des Hessischen Landtags [PDF; 16,1 MB]).
  3. Gerichtsorganisation; hier Änderung von Amtsgerichtsbezirken vom 9. März 1948. In: Der Hessische Minister der Justiz (Hrsg.): Staatsanzeiger für das Land Hessen. 1948 Nr. 14, S. 125, Punkt 155, Abs. 1 d) (Online beim Informationssystem des Hessischen Landtags [PDF; 1,2 MB]).
  4. Errichtung eines Landgerichts in Fulda vom 29. September 1949. In: Der Hessische Minister der Justiz (Hrsg.): Staatsanzeiger für das Land Hessen. 1949 Nr. 42, S. 440, Punkt 731 (Online beim Informationssystem des Hessischen Landtags [PDF; 1,4 MB]).
  5. Gesetz über Maßnahmen auf dem Gebiete der Gerichtsorganisation (§2) vom 6. März 1957. In: Der Hessische Minister der Justiz (Hrsg.): Gesetz- und Verordnungsblatt für das Land Hessen. 1957 Nr. 5, S. 16 (Online beim Informationssystem des Hessischen Landtags [PDF; 298 kB]).
  6. Zweites Gesetz zur Änderung des Gerichtsorganisationsgesetzes (Ändert GVBl. II 210–16) vom 12. Februar 1968. In: Der Hessische Minister der Justiz (Hrsg.): Gesetz- und Verordnungsblatt für das Land Hessen. 1968 Nr. 4, S. 41–44, Artikel 1, Abs. 5 c2 f) und Artikel 3 (Online beim Informationssystem des Hessischen Landtags [PDF; 298 kB]).
  7. Zwanzigste Verordnung zur Berichtigung der Anlage zum Gerichtsorganisationsgesetz (Ändert GVBl. II 210-16) vom 28. September 1972. In: Der Hessische Minister der Justiz (Hrsg.): Gesetz- und Verordnungsblatt für das Land Hessen. 1972 Nr. 25, S. 337–339, § 1 Abs. 9 und 19 (Online beim Informationssystem des Hessischen Landtags [PDF; 419 kB]).
  8. Fünftes Gesetz zur Änderung des Gerichtsorganisationsgesetzes vom 12. Juni 1973. In: Der Hessische Minister der Justiz (Hrsg.): Gesetz- und Verordnungsblatt für das Land Hessen. 1973 Nr. 15, S. 199–201, Artikel 1, Punkte 9 und 10 (Online beim Informationssystem des Hessischen Landtags [PDF; 385 kB]).
  9. Änderung des Gerichtsorganisationsgesetzes (GVBl. I S. 507–508) vom 20. Dezember 2004. In: Der Hessische Minister der Justiz (Hrsg.): Gesetz- und Verordnungsblatt für das Land Hessen. 2004 Nr. 24, S. 507–508 (Online beim Informationssystem des Hessischen Landtags [PDF; 1,4 MB]).
  10. Vierte Verordnung zur Anpassung gerichtsorganisatorischer Regelungen. Art. 1 §4 Abs. 1 (GVBl. I S. 552) vom 29. Dezember 2004. In: Der Hessische Minister der Justiz (Hrsg.): Gesetz- und Verordnungsblatt für das Land Hessen. 2004 Nr. 25, S. 552 (Online beim Informationssystem des Hessischen Landtags [PDF; 1,2 MB]).
  11. § 2 Gerichtliche Zuständigkeitsverordnung Justiz vom 16. September 2008 (GVBl. I S. 822)
  12. Fünfte Verordnung zur Änderung der Gerichtlichen Zuständigkeitsverordnung Justiz. (Artikel 1, Abs. 2. aa) vom 9. Dezember 2010. In: Der Hessische Minister der Justiz (Hrsg.): Gesetz- und Verordnungsblatt für das Land Hessen. 2010 Nr. 25, S. 709 f. (Online beim Informationssystem des Hessischen Landtags [PDF; 148 kB]). Bezieht sich auf die Verordnung über gerichtliche Zuständigkeiten im Bereich des Ministeriums der Justiz (Gerichtliche Zuständigkeitsverordnung Justiz) (GVBl. II 210-98) vom 26. Oktober 2008. In: Gesetz- und Verordnungsblatt für das Land Hessen. 2008 Nr. 17, S. 822 ff. (Online beim Informationssystem des Hessischen Landtags [PDF; 116 kB]).
  13. Landesamt für Denkmalpflege Hessen (Hrsg.): Sachteil Verhandlungssaal des Amtsgerichtes In: DenkXweb, Online-Ausgabe von Kulturdenkmäler in Hessen
  14. Ludwig, Ludwig. Hessische Biografie. In: Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen (LAGIS).

Koordinaten: 50° 38′ 2,5″ N, 9° 23′ 48,8″ O