Albert Borschette

luxemburgischer Schriftsteller, Politiker und EG-Kommissar

Albert Borschette (* 14. Juni 1920 in Diekirch; † 8. Dezember 1976 in Brüssel) war ein luxemburgischer Diplomat, EG-Kommissar, Schriftsteller und Literaturkritiker.

Albert Borschette (1970)

Albert Borschette studierte Literaturwissenschaft und betätigte sich seit 1938 als Literaturkritiker, als er von der Wehrmacht zwangsrekrutiert und an der Ostfront eingesetzt wurde. Durch Vortäuschung von Krankheit gelang ihm die Flucht nach Luxemburg, wo er bis zur Befreiung von der deutschen Besatzung im Untergrund lebte. Nach dem Krieg setzte Borschette sein Studium in Aix-en-Provence, Innsbruck, München und Paris fort; 1951 wurde er mit einer Arbeit über Die französischen Schriftsteller des 19. und 20. Jahrhunderts als nationale Erzieher und Verantwortungsträger promoviert. Er trat zudem 1945 auf Anraten Joseph Bechs als Presseattaché in den Dienst des Außenministeriums, war von 1947 bis 1949 Leiter der luxemburgischen Mission für die französische Besatzungszone in Baden-Baden und anschließend ein Jahr lang Mitglied der luxemburgischen Mission beim Alliierten Kontrollrat in Berlin.

Nach Tätigkeiten als Legationssekretär, später Legationsrat in Bonn (1950–1953) und Brüssel (1953–1956) war Borschette 1956/57 beigeordneter Leiter der luxemburgischen Delegation bei den Verhandlungen zur Europäischen Wirtschaftsgemeinschaft (EWG) und Europäischen Atomgemeinschaft (Euratom). Daraufhin war er von 1958 bis 1970 war der Ständige Vertreter Luxemburgs bei den Europäischen Gemeinschaften in Brüssel.

1970 wurde er Europäischer Kommissar für Regionalpolitik, Wettbewerb und Haushalt in den Kommissionen Franco Maria Malfatti und Sicco Mansholt.

Nach 1973 blieb er nur noch für Wettbewerb zuständig in der Kommission Francois-Xavier Ortoli. Dies blieb er bis 1976, bis er dann im selben Jahr starb. Er war das bislang einzige Mitglied der Europäischen Kommission, gegen das ein Amtsenthebungsverfahren durchgeführt werden musste, doch dies nicht wegen einer Verfehlung, sondern weil er als (zunächst) Komapatient die Voraussetzungen für das Amt nicht mehr erfüllte, aber auch nicht (mehr) zurücktreten konnte.

Ehrungen

Bearbeiten

Schriften

Bearbeiten
  • Journal russe. Paul Bruck, Luxemburg 1946.
  • Literatur und Politik. Die französischen Schriftsteller des 19. und 20. Jahrhunderts als nationale Erzieher und Verantwortungsträger. Bourg-Bourger, Luxemburg 1951 (zugleich Dissertation).
  • Itinéraires. Bourg-Bourger, Luxemburg 1954.
  • Continuez à mourir. Roman. De Rache, Aalter 1959.
  • Itinéraires soviétiques. De Rache, Brüssel 1971.

Literatur

Bearbeiten
  • Albert Borschette in: Internationales Biographisches Archiv – Personen aktuell. Nr. 6, 1977, vom 31. Januar 1977, im Munzinger-Archiv (Artikelanfang frei abrufbar)
Bearbeiten
  • Frank Wilhelm: Albert Borschette. In: Luxemburger Autorenlexikon. 9. Januar 2024;.

Einzelnachweise

Bearbeiten
  1. Arrêté du 24 février 1960 portant modification de l’arrêté ministériel du 19 avril 1948 déterminant le nombre de conseillers communaux à élire pour chaque commune et section de commune. In: Mémorial du Grand-Duché de Luxembourg. Nr. 17, 11. März 1960, S. 411 ff. (stradalex.lu).
  2. Decreto 2939/1970, de 10 de octubre, por el que se concede la Gran Cruz de la Orden del Mérito Civil al señor Albert Borschette. Agencia Estatal Boletín Oficial del Estado, abgerufen am 1. Februar 2025 (spanisch).