Kameke (auch Kamecke, Kamke, Kamike oder Kamnick) ist der Name eines alten pommerschen Adelsgeschlechts. Die Herren von Kameke gehören zum Uradel in Vorpommern bzw. im Herzogtum Pommern-Wolgast. Als ihr Stammsitz gilt der heute nicht mehr existierende Ort Camik auf der Insel Usedom.
Geschichte
BearbeitenHerkunft
BearbeitenDas Geschlecht ist stammesverwandt mit der Familie von Bonin, die auch denselben Wappenschild führen. Eine in älterer Literatur[1] genannte Abstammung vom Grafengeschlecht von Capri (Capris) in Italien ist genealogisch nicht nachweisbar.
Camik, der Stammsitz des Geschlechts, wird vor allem in älterer genealogischer und regionalhistorischer Literatur mit Kamminke auf Usedom gleichgesetzt, obwohl der Ort von verschiedenen Historikern bereits seit Mitte des 19. Jahrhunderts westlich von Pudagla lokalisiert wird.[2][3][4][5]
Der erste bekannte Ahnherr der Familie ist Michael von Kameke, der in einer Urkunde aus dem Jahr 1263 erwähnt wird.[3] Zweige der Familie bestehen bis heute. 1298 wird der Ritter Peter de Kamik in einer Urkunde genannt.[6] Der Leitname Peter wurde noch bis zum 17. Jahrhundert häufig an Mitglieder der Familie vergeben. Sein gleichnamiger Nachkomme Peter Kameke war Rat des Herzogs Johann Friedrich von Pommern (Herzog von Pommern-Stettin von 1569 bis 1600). Ein weiterer Peter Kameke († 1615) stand 42 Jahre lang, unter anderem als Geheimrat, Hofmarschall und Schlosshauptmann, in den Diensten verschiedener pommerscher Herzöge.
Verbreitung
BearbeitenAngehörige der Familie gelangten auch nach Kurbrandenburg und bekleideten hohe Staats-, Hof- und Militärämter im Dienst der brandenburgischen Kurfürsten. Ernst Bogislav von Kameke (1674–1726) aus dem Haus Friedrichfelde, Herr auf Cordeshagen und Hohenfelde, wurde 1709 königlich-preußischer Kammerherr, Obermarschall, Generalpostmeister und Oberdomänendirektor. Unter seiner Leitung wurden die auf Erbpacht überlassenen königlichen Ämter und Güter in Zeitpacht umgewandelt. Durch diese Reform konnte der staatliche Einfluss und die Einkünfte der Krondomänen erheblich gestärkt werden.
Paul Anton von Kameke aus dem Haus Strachmin (1674–1717) stand in hoher Gunst bei König Friedrich I. von Preußen. Er ernannte ihn schon mit 22 Jahren zum Kompaniechef und später zum Oberst der königlichen Leibgarde. 1715 kämpfte er als Generalmajor im Pommernfeldzug gegen die Schweden und nahm mit Auszeichnung an der Belagerung und Eroberung von Stralsund teil. Aber schon 1716 wurde er aus dem Kriegsdienst entlassen und starb 1717 erst 43-jährig in Strachmin. Zuvor hatte er noch Güter im Oberbarnim übernommen und Schloss Prötzel zur Ausstattung seiner Söhne errichten lassen. Sein Sohn Friedrich Paul von Kameke (1711–1769) ließ von 1729 bis 1736 am Pariser Platz in Berlin durch den Baumeister Johann Friedrich Grael das Palais Kameke (seit 1798 Palais Redern) erbauen.
Ein bedeutender Vertreter der neueren Zeit war der preußische General der Infanterie Georg von Kameke (1817–1893). 1873 bis 1883 wurde er, als Nachfolger von Albrecht von Roon, preußischer Kriegsminister.
Eine Linie saß in Brüssow im Landkreis Greifswald, sie waren dort Mitglied des Kreistages. 1929 kam Schloss Wrangelsburg durch Erbschaft in den Besitz von Karz von Kameke, der 1945 enteignet wurde. Ebenfalls durch Erbschaft von der Familie von Homeyer gelangte 1937 Ranzin in die Familie und wurde 1945 enteignet.
1922 gründete Kartz von Kameke in Bösel bei Oldenburg das nach ihm benannte Moorgut Kartzfehn, das seit 1957 zu einem der größten Putenvermehrungsbetriebe Europas wurde.[7]
-
Villa Kamecke, Dorotheenstraße in Berlin, erbaut 1711–1712 von Andreas Schlüter
-
Palais Kameke, Pariser Platz, Berlin, erbaut 1729–1736 von Johann Friedrich Grael
Standeserhebung
BearbeitenFriedrich Paul von Kameke (1711–1769), Rittmeister im preußischen Regiment Gensdarmes und Schlosshauptmann, wurde von Friedrich dem Großen am 28. Juli 1740 in den preußischen Grafenstand erhoben. Allerdings erlosch die gräfliche Linie schon 1841, knapp 100 Jahre später.
Wappen
BearbeitenDas Stammwappen zeigt in Rot einen rechts gekehrten, silbernen Steinbockskopf samt Hals. Auf dem Helm sind drei gestürzte silberne Sauspieße (Saufedern bzw. Knebelspieße). Die Helmdecken sind rot-silbern.
Denselben Wappenschild führen die wohl stammesverwandten von Bonin.
Bekannte Familienmitglieder
Bearbeiten- Albert von Kameke (1795–1860), Landrat des Kreises Schlawe
- Alexander von Kameke (Finanzrat) (1743–1806), preußischer Oberfinanz-, Kriegs- und Domänen-Rat
- Alexander von Kameke (General) (1825–1892), preußischer Generalleutnant
- Alexander von Kameke (Jurist) (1887–1944), deutscher Jurist und Gutsbesitzer
- Albrecht von Kameke (1831–1897), Generallandschaftsdirektor von Pommern, Mitglied des Preußischen Abgeordnetenhauses
- August Adolph von Kamecke (1724–1779), preußischer Major und Kommandeur des Grenadier-Bataillons alt-Kameke
- Carl Sigismund von Kameke (1730–1795), preußischer Generalmajor und Kommandant von Küstrin, Ritter des Ordens Pour le Mérite
- Christoph Henning von Kameke (1737–1812), preußischer Generalmajor
- Egon von Kameke (1881–1955), Maler
- Ernst Bogislav von Kameke (1674–1726), deutscher Politiker
- Ernst-Ulrich von Kameke (1926–2019), deutscher Kirchenmusiker, Organist und Komponist
- Friedrich von Kameke (1870–1921), deutscher Konteradmiral
- Friedrich Wilhelm von Kameke (1718–1770), Landrat des Kreises Fürstenthum von 1763 bis 1767
- Georg von Kameke (General, 1770) (1770–1837), preußischer Generalleutnant
- Georg von Kameke (General, 1817) (1817–1893), preußischer General der Infanterie, Kriegsminister
- Henning Georg von Kameke (1683–1737), preußischer Offizier, Ritter des Ordens De la Générosité
- Hermann von Kameke (General, 1819) (1819–1889), preußischer General der Infanterie
- Hermann von Kameke (General, 1822) (1822–1900), preußischer Generalmajor
- Karl von Kameke (1763–1842), preußischer Generalleutnant, Kommandeur von Danzig, Ritter des Ordens Pour le Mérite
- Karl Otto von Kameke (1889–1959), Ministerialdirektor a. D., Präsident der Deutschen Evangelischen Bahnhofsmission, Eigentümer der Villa Metz in Potsdam
- Kartz von Kameke-Streckenthin (1866–1942), Kartoffelzüchter
- Kuno von Kameke (1847–1913), preußischer Generalmajor
- Leopold Georg von Kameke (1725–1781), preußischer Major und Kommandeur des Grenadier-Bataillons „Jung-Kameke“
- Otto Felix Friedrich von Kameke (1709–1775), Gutsbesitzer und Landrat des Kreises Schlawe
- Otto von Kameke (1826–1899), deutscher Kunstmaler
- Paul Anton von Kameke (1674–1717), preußischer Generalmajor, Grand maitre de la Maison Royale, Ritter des Schwarzen Adlerordens
- Peter Paul von Kameke (1861–1927), preußischer Generalmajor
- Peter von Kameke (1541–1615), herzoglich pommerscher Hofmarschall und Geheimer Rat
- Sophie von Kameke, geb. von Brünnow (1675–1749), Oberhofmeisterin der preußischen Königin Sophie Dorothea
-
Georg von Kameke
Siehe auch
BearbeitenLiteratur
Bearbeiten- Leopold von Zedlitz-Neukirch: Neues Preussisches Adels-Lexicon. Band 3: I–O. Gebrüder Reichenbach, Leipzig 1837, S. 64–67.
- Kurze Nachrichten über das Geschlecht von Kameke. In: Heinrich Berghaus: Landbuch des Herzogtums Pommern und des Fürstentums Rügen. Band 1, W. Dietze, Anklam 1867, S. 572–576; Textarchiv – Internet Archive.
- Genealogisches Taschenbuch der Ritter- u. Adels-Geschlechter. 1878. Dritter Jahrgang, Buschak & Irrgang, Brünn. 1878. S. 333 f.
- Fritz von Kameke-Cratzig: Beiträge zur Geschichte der Familie von Kameke. C. G. Hendeß, Cöslin 1892. Titel-Digitalisat Digitalisat
- Deutsche Adelsgenossenschaft (Hrsg.), Marcelli Janecki (Red. zug.): Jahrbuch des Deutschen Adels. Band 2, Vaterländische Verlagsanstalt, Verlag von W. T. Bruer, Berlin 1898, S. 166.
- Gothaisches Genealogisches Taschenbuch, Justus Perthes, Gotha (Redaktion und Druck jeweils im Vorjahr / Auszug):
- Gothaisches Genealogisches Taschenbuch der Adeligen Häuser. 1900. 1. Jahrgang, Justus Perthes, Gotha 1900, S. 472 ff.
- Gothaisches Genealogisches Taschenbuch der Adeligen Häuser. 1903. 4. Jahrgang, Justus Perthes, Gotha 1902, S. 413 ff., ff. ⇒ 39. Jahrgang 1940
- Otto Hupp: Münchener Kalender 1913. Buch- u. Kunstdruckerei AG, München / Regensburg 1913.
- Peter Baumgart: Kameke, von. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 11, Duncker & Humblot, Berlin 1977, ISBN 3-428-00192-3, S. 79 (Digitalisat).
- Karl Friedrich von Kameke: Die Kamekes. Fundstellen zur Geschichte einer alten Familie; anlässlich des 50. ordentlichen Familientages des v. Kameke'schen Familienverbandes. Hrsg. für den v. Kameke'schen Familienverband. Verlag H. v. Sydow-Zirkwitz, Frankfurt am Main, 1982. 158 S., DNB 840123892
- Genealogisches Handbuch des Adels. (GHdA) ISSN 0435-2408 (Auszug):
- Walter von Hueck et al.: GHdA. Adelslexikon. Band VI, Band 91 der Gesamtreihe GHdA. Hrsg. Deutsches Adelsarchiv, C. A. Starke Verlag, Limburg an der Lahn 1987.
- Friedhelm A. Dölling:
- Die Streckenthiner Familie von Kameke. Ein Blick in die Familiengeschichte vom 19. Jahrhundert bis in die Gegenwart. Band 1. Hrsg. Kartz von Kameke-Windeby, Peter von Kameke-Kartzfehn, Ekkehard von Kameke-Untermoos. Eigenverlag, 2014. 552 S.; Anhang und Ergänzungen, Band 2, Eigenverlag 2014. 292 S.
- Wallenburg – Vergangenheit und Gegenwart. Ein Schloss und seine Geschichte. Die Familien von Kameke und von Courten, Lengerich 2017, ISBN 978-3-00-056322-5.
Weblinks
Bearbeiten- Kameke. In: Neues allgemeines Deutsches Adels-Lexicon.
- Kameke. In: Neues Preussisches Adels-Lexicon.
- Kameke. In: Heinrich August Pierer, Julius Löbe (Hrsg.): Universal-Lexikon der Gegenwart und Vergangenheit. 4. Auflage. Band 9: Johannes–Lackenbach. Altenburg 1860, S. 259–260 (Digitalisat. zeno.org).
Einzelnachweise
Bearbeiten- ↑ Siehe z. B.: Genealogisches Reichs- und Staats-Handbuch auf das Jahr 1805. Theil 1, Frankfurt am Main 1805, S. 633. Digitalisat
- ↑ E. G. H. Zietlow: Das Prämonstratenser Kloster auf der Insel Usedom von seiner Gründung um das Jahr 1150 bis zu seiner Aufhebung im Jahre 1535. W. Dietze, An(c)klam 1858, S. 105. (Digitalisat).
- ↑ a b Heinrich Berghaus (Hrsg.): Landbuch des Herzogtums Pommern und des Fürstentums Rügen. III. Teil, Band 1. Anklam 1867, S. 572–576; Textarchiv – Internet Archive.
- ↑ Hermann Hoogeweg: Die Stifter und Klöster der Provinz Pommern. Band 2, Stettin 1925, S. 278.
- ↑ Adalbert Holtz: Bischof Otto von Bamberg in Warp. Die Burgwälle Garz auf Usedom und Neuwarp Altstadt. In: Gesellschaft für pommersche Geschichte und Altertumskunde (Hrsg): Baltische Studien. Neue Folge Bd. 45, von der Ropp, Hamburg 1958, S. 29 (Digitalisat).
- ↑ Pommersches Urkundenbuch, Band 1, S. 191.
- ↑ Moorgut Kartzfehn, Hrsg. von Kameke GmbH & Co. KG.