Verfassungsartikel «für Qualität und Wirtschaftlichkeit in der Krankenversicherung»

Der Verfassungsartikel «für Qualität und Wirtschaftlichkeit in der Krankenversicherung» ist ein Gegenentwurf auf die zurückgezogene Schweizer Volksinitiative «Für tiefere Krankenkassenprämien in der Grundversicherung». Sie wurde von der Schweizerischen Volkspartei lanciert und wird gelegentlich auch Prämiensenkungsinitiative genannt.

Die SVP lancierte am 16. Januar 2003 die eidgenössische Volksinitiative «für tiefere Krankenkassenprämien in der Grundversicherung»[1], die sich auf das Initiativsrecht gemäss Artikel 139 Absatz 3 der Bundesverfassung basierend zuvor von 101’226 Schweizer Stimmberechtigten unterschrieben wurde. Sie hatte die Senkung der Krankenkassenprämien zum Ziel, die unter anderem über eine Reduktion des Leistungskatalogs hätte erreicht werden sollen.

Nachdem sich das Parlament gegen die Initiative ausgesprochen hatte, weil unter anderem der Initiativstext nicht darüber ausgesagt hatte, welche Leistungen davon betroffen wären, wurde ein Gegenentwurf ausgearbeitet. Das Initiativskomitee, bestehend aus 25 Mitgliedern, hatte mit 18 zu 7 folglich die Initiative zurückgezogen.[2]

Der Verfassungsartikel kam am 1. Juni 2008 zur Abstimmung und wurde abgelehnt.

Wortlaut

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Die Bundesverfassung vom 18. April 1999 wird wie folgt geändert:[3]

Art. 117a Krankenversicherung (neu)

  1. Die Krankenversicherung beruht auf:
    1. der Grundversicherung nach Sozialversicherungsrecht, welche die Kosten für medizinische und pflegerische Leistungen trägt, die der Schmerzlinderung, Heilung und Reintegration dienen, zweckmässig und wirtschaftlich sind, und deren Wirksamkeit von der Wissenschaft anerkannt ist;
    2. der Zusatzversicherung nach Privatversicherungsrecht.
  2. Grundversicherer und Leistungserbringer schliessen Leistungsverträge ab, die den Bedürfnissen der Versicherten entsprechen.
  3. Grundversicherer dürfen nicht an Leistungserbringern und Leistungserbringer nicht an Grundversicherern beteiligt sein.
  4. Die Grundversicherung wird finanziert durch Beiträge des Bundes und der Kantone von zusammen höchstens 50 Prozent sowie durch Beiträge der Versicherten.
  5. Bund und Kantone leisten ihre Beiträge an die Grundversicherer.

Die Übergangsbestimmungen der Bundesverfassung werden wie folgt geändert:

Art. 197 Ziff. 2 (neu)

  1. Übergangsbestimmung zu Art. 117a (Krankenversicherung)
    Die Bestimmungen des neuen Artikels 117a treten 3 Jahre nach ihrer Annahme durch Volk und Stände in Kraft. Der Bundesrat erlässt die nötigen Vollzugsbestimmungen auf dem Verordnungswege, bis sie durch die Gesetzgebung abgelöst werden. Bis zum Zeitpunkt des Inkrafttretens von Artikel 117a können die Versicherten bei ihrem Grundversicherer die Differenz zum bisherigen Leistungsumfang im Rahmen der Zusatzversicherung ohne Vorbehalte versichern.

Ergebnis

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Vorläufiges amtliches Endergebnis:[4]

 
Grafische Darstellung der Ergebnisse der einzelnen Kantone
Kanton Ja (%) Nein (%) Beteiligung
Kanton Aargau  Aargau 58'654 (39,8 %) 88'547 (60,2 %) 40,1 %
Kanton Appenzell Ausserrhoden  Appenzell Ausserrhoden 5'434 (34,5 %) 10'330 (65,5 %) 43,7 %
Kanton Appenzell Innerrhoden  Appenzell Innerrhoden 1'148 (31,5 %) 2'502 (68,5 %) 34,7 %
Kanton Basel-Landschaft  Basel-Landschaft 22'747 (29,1 %) 55'359 (70,9 %) 43,8 %
Kanton Basel-Stadt  Basel-Stadt 17'078 (29,6 %) 40'591 (70,4 %) 52,4 %
Kanton Bern  Bern 91'636 (32,3 %) 191'722 (67,7 %) 41,3 %
Kanton Freiburg  Freiburg 17'522 (24,1 %) 55'230 (75,9 %) 42,5 %
Kanton Genf  Genf 13'183 (10,9 %) 107'520 (89,1 %) 52,6 %
Kanton Glarus  Glarus 2'397 (25,9 %) 6'854 (74,1 %) 37,0 %
Kanton Graubünden  Graubünden 16'651 (34,2 %) 32'086 (65,8 %) 38,3 %
Kanton Jura  Jura 2'453 (12,6 %) 16'969 (87,4 %) 40,0 %
Kanton Luzern  Luzern 43'788 (39,5 %) 67'053 (60,5 %) 46,9 %
Kanton Neuenburg  Neuenburg 8'819 (17,3 %) 42'209 (82,7 %) 48,3 %
Kanton Nidwalden  Nidwalden 5'727 (44,6 %) 7'123 (55,4 %) 46,1 %
Kanton Obwalden  Obwalden 4'136 (38,1 %) 6'718 (61,9 %) 48,5 %
Kanton Schaffhausen  Schaffhausen 7'808 (27,5 %) 20'548 (72,5 %) 63,1 %
Kanton Schwyz  Schwyz 18'478 (43,1 %) 24'352 (56,9 %) 47,6 %
Kanton Solothurn  Solothurn 25'655 (34,6 %) 48'420 (65,4 %) 44,9 %
Kanton St. Gallen  St. Gallen 48'834 (42,0 %) 67'439 (58,0 %) 40,3 %
Kanton Tessin  Tessin 20'497 (20,3 %) 80'295 (79,7 %) 50,0 %
Kanton Thurgau  Thurgau 21'193 (38,4 %) 33'953 (61,6 %) 37,5 %
Kanton Uri  Uri 2'929 (32,9 %) 5'977 (67,1 %) 36,8 %
Kanton Waadt  Waadt 21'557 (10,9 %) 177'049 (89,1 %) 51,1 %
Kanton Wallis  Wallis 17'164 (18,9 %) 73'428 (81,1 %) 47,2 %
Kanton Zug  Zug 13'061 (39,2 %) 20'233 (60,8 %) 48,9 %
Kanton Zürich  Zürich 152'714 (40,6 %) 223'171 (59,4 %) 47,0 %
  Schweizerische Eidgenossenschaft 661'263 (30,5 %) 1'505'678 (69,5 %) 43,7 %
  1. svp.ch: SVP lanciert Prämiensenkungsinitiative (Memento des Originals vom 21. Oktober 2007 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.svp.ch (Zugriff am 28. Mai 2008)
  2. admin.ch: Rückzug der Initiative (Zugriff am 28. Mai 2008; PDF-Datei; 453 kB)
  3. admin.ch: Wortlaut der Initiative (Memento des Originals vom 15. Juni 2008 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.admin.ch (Zugriff am 24. Mai 2008)
  4. Vorlage Nr. 534, vorläufige amtliche Endergebnisse - Schweizerische Bundeskanzlei, 1. Juni 2008
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