Ugoszcz (deutsch Bernsdorf) ist ein Dorf im Powiat Bytowski der polnischen Woiwodschaft Pommern. Es gehört zur Landgemeinde Studzienice. Der Ort ist Sitz eines Schulzenamtes, zu welchem auch der Ort Kostki gehört.[2]

Ugoszcz
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Ugoszcz (Polen)
Ugoszcz (Polen)
Ugoszcz
Basisdaten
Staat: Polen
Woiwodschaft: Pommern
Powiat: Bytów
Gmina: Studzienice
Geographische Lage: 54° 7′ N, 17° 32′ OKoordinaten: 54° 7′ 21″ N, 17° 31′ 41″ O
Einwohner: 731 ([1])
Postleitzahl: 77-143
Telefonvorwahl: (+48) 59
Kfz-Kennzeichen: GBY
Wirtschaft und Verkehr
Nächster int. Flughafen: Danzig



Geographische Lage Bearbeiten

Ugoszcz liegt in Hinterpommern, etwa fünf Kilometer südöstlich der Stadt Bytów (Bütow), 30 Kilometer östlich der Stadt Miastko (Rummelsburg) und fünf Kilometer nordwestlich von Studzienice (Stüdnitz). Durch die Ortschaft führt die Landstraße Miastko – Danzig.

Geschichte Bearbeiten

 
Bernsdorf südöstlich von Bütow (rechte Bildhälfte, durch Anklicken vergrößerbar) und nordwestlich des Dorfs Stüdnitz auf einer Landkarte von 1910.

Ugoszcz wird in einer Urkunde vom 3. Februar 1350 namentlich erwähnt. In einer weiteren Urkunde vom 10. August 1358 verleiht Nikolaus von der Frantz, Hauskomtur des Deutschen Ordens zu Bütow, seinem getreuen Bernhard das Dorf Bernsdorf mit dessen 46 Hufen. In der Urkunde kommen auch ein Pfarrer und eine Gaststätte vor. 1372 wird in einer weiteren Handfeste eine Mühle genannt. 1387 ist von dem Dorf mit Mühle und Gasthof die Rede. 1438 hat das Dorf 36 Zinshufen, einen Schulzen, eine Mühle und eine Gastwirtschaft. 1560 gab es in Bernsdorf außer dem Schulzen 16 Bauern, sechs Kätner, einen Müller und einen Gastwirt. Bis 1572 sank die Anzahl der zinspflichtigen Hufen des Dorfs auf 32. Im Jahr 1596 gab es in Bernsdorf zwei Schulzen, 18 Bauern, acht Kätner, einen Müller und einen Gastwirt.[3]

Während des Dreißigjährigen Kriegs wurde das Amtsdorf Bernsdorf stark durch Brandschatzungen und Requirierungen in Mitleidenschaft gezogen. 1658 gab es in dem Dorf nur noch zwei Halbschulzen, drei Bauern, fünf Kätner und den Müller. Besonders die schwedische Besatzung auf der Burg Bütow zwang die Verwaltung der Stadt, sie zu ernähren; die Stadtverwaltung sah sich deshalb genötigt, auf die landwirtschaftlichen Betriebe der umliegenden Amtsdörfer zurückzugreifen. Im Zeitraum 1560 bis 1561 sank die Anzahl der in Bernsdorf ansässigen Familien von 25 auf elf. Nach Kriegsende erholte sich das Dorf allmählich. Im Jahr 1687 gab es wieder zwei Schulzen, sieben Bauern, drei Kätner, einen Müller und einen Gastwirt.[3]

1730 brannte die Mühle ab. Im Jahr 1750 hatte Bernsdorf etwa 250 Einwohner und es lebten dort 52 Familien. Zur Regierungszeit Friedrichs des Großen wurden politische Maßnahmen zur Wiederbelebung der Volkswirtschaft insbesondere in Hinterpommern ergriffen. Im Rahmen einer derartigen Kampagne wurden im Jahr 1763 sieben Familien aus Bernsdorf in andere Dörfer des Kreises Bütow umgesiedelt und dafür 18 aus Demlin in Westpreußen stammende Familien in Bernsdorf angesiedelt.

Um 1784 gab es in der Ortschaft 18 Bauern, unter denen sich zwei Freischulzen und ein Gastwirt befanden, einen Schmied, ein römisch-katholisches Pfarrhaus mit zugehöriger Landwirtschaft (Parochie), auf deren Gelände zwei Familien lebten, einen lutherischen Schulmeister, einen Unterförster und insgesamt 36 Haushaltungen.[4]

Im Jahr 1855 wurden in Bernsdorf 755 Einwohner gezählt, die auf 160 Familien verteilt waren.[3] Um diese Zeit sprachen in dem Ort nur einige alte Leute kaschubisch.[5]

Die Feldmark von Bernsdorf weist im tieferen Untergrund einen Bernstein und Braunkohle führenden Schluffmergel auf.[6] Wie aus der Dorfchronik hervorgeht, wurde die Bernsteingräberei im Jahr 1771 verpachtet.[3] Im Jahr 1865 wurde die einst ergiebige Bernsteingräberei aufgegeben, weil der Bernstein nur noch in Tiefen von über 30 Metern gefunden wurde und der Abbau mit den bis dahin angewandten primitiven Förderungsmethoden nicht mehr lohnte.[7]

Durch einen am 30. März und 3. Mai 1859 zwischen dem früheren Lehensschulzen Caspar Diedrich zu Bernsdorf und der Oberförsterei Zerrin abgeschlossenen Tauschvertrag, der zwei je 17 Morgen und 96 Quadratruten große Parzellen betraf, änderte sich der Grenzverlauf zwischen den Gemeinden Bernsdorf und Zerrin.[8]

Nach einem vorübergehenden Bevölkerungsrückgang in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts wurden im Jahr 1925 in der Gemeinde Bernsdorf 829 Einwohner gezählt, die in 171 Haushaltungen lebten.[9]

1930 wurde eine polnische Schule eröffnet.[1]

Vor 1945 gehörte Bernsdorf zum Landkreis Bütow im Regierungsbezirk Köslin der Provinz Pommern. Die 19,8 km² große Gemeindefläche beherbergte insgesamt drei Wohnplätze:[9]

  • Bernsdorf
  • Forsthaus Grünhof
  • Waldarbeitergehöft Abbau Stüdnitz

Hauptwohnort war Bernsdorf. In der Gemeinde standen insgesamt 104 Wohngebäude.

Gegen Ende des Zweiten Weltkriegs wurde Bernsdorf Anfang März 1945 von der Roten Armee besetzt. Bald darauf wurde Bernsdorf zusammen mit Hinterpommern unter polnische Verwaltung gestellt. Bernsdorf wurde in Ugoszcz umbenannt.

Bis 1975 gehörte das Dorf zur Woiwodschaft Słupsk. Es hat heute etwa 740 Einwohner.

Kirche Bearbeiten

Die vor 1945 in Bernsdorf anwesenden Dorfbewohner gehörten mehrheitlich der evangelischen Konfession an. Unter den 829 Einwohnern des Jahres 1925 befanden sich 600 Protestanten, 220 Katholiken und ein Jude.[9] Bernsdorf war Sitz eines evangelischen Pfarramts (der Landeskirche). In das für Protestanten zuständige evangelische Kirchspiel von Bernsdorf eingepfarrt waren die Gemeinden Gröbenzin und Reckow.[10]

Bernsdorf war auch Sitz eines katholischen Pfarramts.[10][11] Eingepfarrt in das katholische Kirchspiel von Bernsdorf waren die Gemeinden Gröbenzin, Klonschen, Lonken, Polschen, Adolfsheide, Rudolfswalde, Sommin, Sonnenwalde und Stüdnitz. | Die katholische Pfarrkirche, die auf einer Anhöhe steht, ist ein rechteckiger Fachwerkbau von 1822 mit quadratischen Gefachen. Die Kirche, die 1910/12 restauriert wurde, hat einen eingelassenen verschalten Fachwerkturm.[12]

Söhne und Töchter des Ortes Bearbeiten

Literatur Bearbeiten

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. a b Website der Gemeinde Studzienice, Gmina Studzienice, abgerufen am 11. Mai 2012
  2. Website der Gemeinde Studzienice, Sołectwo Ugoszcz, abgerufen am 11. Mai 2012
  3. a b c d Georg Sokollek: Pommern – Im Spiegel seiner über 2000jährigen Geschichte, insbesondere der Länder Lauenburg-Bütow. Bearbeitet von Gunter Sokollek und Michael Sokollek. Eigenverlag Georg Sokollek, Eberbach 1997; Druck: Druckhaus Darmstadt. Seiten 299–300.
  4. Ludwig Wilhelm Brüggemann: Ausführliche Beschreibung des gegenwärtigen Zustandes des Königl. Preußischen Herzogtums Vor- und Hinterpommern. Teil II, Band 2, Stettin S. 1054, Nr. 1) (1).
  5. A. Hilferding: Die Überreste der Slaven auf der Südseite des baltischen Meeres. In: Zeitschrift für slavische Literatur, Kunst und Wissenschaft. Band 1, Bautzen 1862, S. 81–97, S. 97.
  6. Jahrbuch für die amtliche Statistik des Preußischen Staates, herausgegeben vom Königlichen Statistischen Bureau. 1. Jahrgang, Berlin 1863, S. 202.
  7. von der Borne: Zur Geognosie der Provinz Pommern. In: Zeitschrift der deutschen Geologischen Gesellschaft. Band IX, 1. Heft, Berlin 1857, S. 473–510, insbesondere S. 495.
  8. Amtsblatt der Königlichen Regierung zu Cöslin, Nr. 44 vom 30. Oktober 1861, S. 263, Bekanntmachung Nr. 265.
  9. a b c Gunthard Stübs und Pommersche Forschungsgemeinschaft: Die Gemeinde Bernsdorf im ehemaligen Kreis Bütow in Pommern, 2011.
  10. a b Gunthard Stübs und Pommersche Forschungsgemeinschaft: Der Wohnort Bernsdorf im ehemaligen Kreis Bütow, 2011.
  11. Klaus-Dieter Schulz: Aufschreibungen aus den Kirchenbüchern der katholischen Kirche Bernsdorf, Kreis Bütow. Taufen 1768--1880, Heiraten 1768–1943, Tote 1782–1863. (1994).
  12. Michael Antoni und Georg Dehio: West- und Ostpreußen, Band 17, 1993.