The Lamb Lies Down on Broadway Tour

Die The Lamb Lies Down on Broadway Tour war eine Konzerttournee der britischen Progressive-Rock-Band Genesis, bei der sie ihr Konzept-Doppelalbum The Lamb Lies Down on Broadway (1974) in voller Länge aufführte. Die Tour, auf der die Geschichte des Albums durch eine Dia-Show, aufwendige Bühnenkulissen und die Verwendung verschiedener Kostüme musikalisch und visuell dargestellt wurde, war zugleich die letzte Genesis-Tour mit Frontmann und Gründungsmitglied Peter Gabriel.

The Lamb Lies Down on Broadway Tour
von Genesis
Präsentationsalbum The Lamb Lies Down on Broadway
Anfang der Tournee 20. November 1974
Ende der Tournee 22. Mai 1975

Konzerte insgesamt
(nach Kontinent)

Konzerte insgesamt 103
Chronologie
Selling England by the Pound Tour
(1973/74)
The Lamb Lies Down on Broadway Tour A Trick of the Tail Tour
(1976)

Hintergrund Bearbeiten

Die The Lamb Lies Down on Broadway Tour startete am 20. November 1974 in Chicago und endete am 22. Mai 1975 in Besançon (die letzten drei geplanten Konzerte am 25., 26. und 27. Mai in Poitiers, Saint-Étienne und Toulouse mussten aufgrund geringer Ticketverkäufe abgesagt werden). Die Tournee umfasste insgesamt 103 Konzerte und führte die Band durch Nordamerika und Europa. Auf den Konzerten spielten Genesis das Doppelalbum in voller Länge, lediglich ergänzt durch die beiden Zugaben The Musical Box und Watcher of the Skies. Dies geschah nicht unbedingt zur Freude von Tony Banks und Phil Collins, die beide zu Recht befürchteten, dass ihr Publikum sich von der Fülle an neuem Material überfordert fühlen könnte, insbesondere in den USA, wo das Album erst Tage nach dem dortigen Tourstart veröffentlicht wurde.

Die Bühnenshow der Tour war bis dato die aufwändigste Multimedia-Show auf einer Genesis-Tournee und umfasste drei Hintergrundbildschirme, auf denen 1.450 von Geoffrey Shaw entworfene Dias von acht Projektoren und einer Laserbeleuchtungsanzeige gezeigt wurden. Tony Banks erinnerte sich später, dass die Dias nur bei vier oder fünf Shows annähernd perfekt funktionierten. Auch angesichts Peter Gabriels Einsatz von Bühnenkostümen setzte die Tour neue Akzente. Gabriel veränderte in der Rolle des Rael (dem puertorikanischen Protagonisten der Geschichte des Albums) sein Aussehen mit einem Kurzhaarschnitt und kleidete sich in Lederjacke, T-Shirt und Jeans. Während The Lamia umgab er sich mit einer sich drehenden kegelförmigen Struktur, die mit Schlangenbildern verziert war. The Colony of Slippermen zeigte Gabriel als einen der Slippermen in einem warzenbedeckten Kostüm mit aufblasbaren Genitalien. Dieses Kostüm bereitete Gabriel oft Schwierigkeiten dabei, in sein Mikrofon zu singen. Collins erinnerte sich später: „Er steckte in diesem ‚Slipperman‘-Kostüm und versuchte, das Mikrofon irgendwie in die Nähe seines Munds zu bekommen, verwickelte sich und geriet dabei völlig außer Atem. Gegen Ende fand ich, dass der Gesang nicht wirklich zu hören war.“[1] Bei It löste eine Explosion zwei Blitzlichter aus, die Gabriel und eine identisch gekleidete Schaufensterpuppe auf beiden Seiten der Bühne sichtbar machten, so dass das Publikum nicht wusste, welches der echte Rael war. Das Lied endete damit, dass Gabriel in einem Lichtblitz und einer Rauchwolke von der Bühne verschwand. Die aufwändige Bühnenproduktion verschlang viel Geld und hinterließ der Band einen Schuldenberg von geschätzten 220.000 Pfund.

Viele Musikjournalisten, die den Konzerten beiwohnten, beschränkten sich in ihren Kritiken oft auf Gabriels theatralische Darbietung und betrachteten die musikalische Darbietung der Band als zweitrangig, was den Rest der Band verärgerte. Collins sagte später: „Die Leute rasten direkt an Tony, Mike, Steve und mir vorbei, gingen direkt auf Peter zu und sagten: 'Du bist fantastisch, wir haben die Show wirklich genossen.' Aus dem Konzert einer Musikgruppe wurde für das Publikum plötzlich eine One-Man-Show.“

Schon in den ersten Tagen der Tournee im November 1974 teilte Peter Gabriel seinen Bandkollegen mit, dass er die Gruppe nach Abschluss der Tournee verlassen würde. Die Entscheidung wurde während der gesamten Tournee vor Außenstehenden und Medien geheim gehalten, und Gabriel versprach der Band, nach ihrem Ende im Mai 1975 noch eine Weile darüber Stillschweigen zu bewahren, um ihnen etwas Zeit zu geben, sich auf eine Zukunft ohne ihn vorzubereiten. Im Verlauf des Sommers 1975 machten bereits erste Gerüchte die Runde, und Gabriel verfasste schließlich ein persönliches Statement an die englische Musikpresse, in dem er seine Gründe und seine Sicht auf seine bisherige Karriere darlegte; es wurde im August 1975 in mehreren großen Rockmusikmagazinen abgedruckt.[2] In seinem offenen Brief begründete er seinen Ausstieg mit seiner Desillusionierung gegenüber der Musikindustrie und seinem Wunsch, mehr Zeit mit seiner Familie zu verbringen.

Liveaufnahmen Bearbeiten

Ein Großteil des am 24. Januar 1975 im Shrine Auditorium in Los Angeles aufgezeichneten Konzertes erschien 1998 auf der 4CD-Box Archive I – 1967–1975. Da jedoch Peter Gabriel und Gitarrist Steve Hackett bei den Vorbereitungen zur Veröffentlichung des Archivs mit ihren musikalischen Anteilen nicht zufrieden waren (Gabriel aufgrund der vom Slipperman-Kostüm verursachten Gesangsschwierigkeiten und Hackett aufgrund seiner damaligen, wegen einer Handverletzung eingeschränkten Spielfähigkeit), wurden viele Gesangs- und einige Gitarrenspuren nachträglich neu im Studio eingespielt. Beim Abschlusssong It handelt es sich zudem um eine überarbeitete Studioversion mit neuem Gesang, da die als Quelle für die Veröffentlichung verwendete Aufnahme vorzeitig beendet werden musste, weil das Aufnahmeband keine ausreichende Kapazität für die vollständige Show besaß.

Der Auftritt der Band am 15. April 1975 im Londoner Empire Pool wurde ebenfalls von der BBC aufgezeichnet und in Ausschnitten als Radiokonzert gesendet. Die bei diesem Konzert entstandene Aufnahme von Watcher of the Skies erschien 2023 im Boxset Genesis – The BBC Broadcasts.

Setlist Bearbeiten

Beispiel-Setlist Bearbeiten

  • The Lamb Lies Down on Broadway
  • Fly on a Windshield
  • Broadway Melody of 1974
  • Cuckoo Cocoon
  • In the Cage
  • The Grand Parade of Lifeless Packaging
  • Back in N.Y.C.
  • Hairless Heart
  • Counting Out Time
  • The Carpet Crawlers
  • The Chamber of 32 Doors
  • Lilywhite Lilith
  • The Waiting Room
  • Anyway
  • Here Comes the Supernatural Anaesthetist
  • The Lamia
  • Silent Sorrow in Empty Boats
  • The Colony of Slippermen
  • Ravine
  • The Light Dies Down on Broadway
  • Riding the Scree
  • In the Rapids
  • It
  • The Musical Box
  • Watcher of the Skies

Tourdaten Bearbeiten

Nr. Datum Stadt Land Veranstaltungsort
Leg 1 – Nordamerika
1 20. November 1974 Chicago Vereinigte Staaten  Auditorium Theatre
2 21. November 1974
3 22. November 1974 Indianapolis Indiana Convention Center
4 23. November 1974 St. Louis Ambassador Theatre
5 25. November 1974 Cleveland Music Hall
6 26. November 1974
7 27. November 1974 Columbus Veterans Memorial Auditorium
8 28. November 1974 Detroit Masonic Temple Theater
9 29. November 1974 Fort Wayne National Guard Armory
10 30. November 1974 Pittsburgh Syria Mosque
11 1. Dezember 1974 Baltimore Lyric Opera House
12 2. Dezember 1974 Washington, D.C. Warner Theatre
13 4. Dezember 1974 Richmond The Mosque
14 5. Dezember 1974 Philadelphia Civic Center
15 6. Dezember 1974 New York City Academy of Music
16 7. Dezember 1974
17 8. Dezember 1974 Providence Palace Concert Theater
18 9. Dezember 1974 Boston Music Hall
19 11. Dezember 1974 Albany Palace Theatre
20 12. Dezember 1974 Waterbury Palace Theater
21 13. Dezember 1974 Passaic Capitol Theatre
xx 14. Dezember 1974 Indianapolis Market Square Arena
22 15. Dezember 1974 Montréal Kanada  Forum
23 16. Dezember 1974 Toronto Maple Leaf Gardens
24 17. Dezember 1974 Rochester Vereinigte Staaten  Auditorium Theatre
25 18. Dezember 1974 Buffalo Century Theatre
Leg 2 – Nordamerika
26 10. Januar 1975 West Palm Beach Vereinigte Staaten  Auditorium
27 11. Januar 1975 Lakeland Civic Center
28 13. Januar 1975 Atlanta Municipal Auditorium
29 15. Januar 1975 Chalmette St. Bernard Civic Auditorium
30 17. Januar 1975 Houston Music Hall
xx 18. Januar 1975 University Park McFarlin Memorial Auditorium
31 19. Januar 1975 Oklahoma City Civic Center Music Hall
32 21. Januar 1975 Boulder CU Boulder Mackey Auditorium
33 22. Januar 1975 Berkeley Community Theatre
34 24. Januar 1975 Los Angeles Shrine Auditorium
35 25. Januar 1975 San Diego Civic Theatre
36 26. Januar 1975 Berkeley Community Theatre
37 28. Januar 1975 Phoenix Civic Plaza Assembly Hall
38 29. Januar 1975 San Diego Golden Hall
39 1. Februar 1975 Kansas City Memorial Hall
40 2. Februar 1975 Allendale GVSU Fieldhouse
41 3. Februar 1975 Fort Wayne Allen County War Memorial Coliseum
42 4. Februar 1975 Chicago Arie Crown Theater
Leg 3 – Europa
43 19. Februar 1975 Oslo Norwegen  Ekeberghallen
44 21. Februar 1975 Kopenhagen Danemark  Falkoner Teatret
45 22. Februar 1975 Hannover Deutschland  Niedersachsenhalle
46 23. Februar 1975 Berlin Eissporthalle
47 24. Februar 1975 Amsterdam Niederlande  Theater Carré
48 26. Februar 1975 Cambrai Frankreich  Palais des Grottes
49 28. Februar 1975 Colmar Parc des Expositions
50 1. März 1975 Dijon Palais des Sports
51 2. März 1975 Saint-Étienne Palais des Sports
52 3. März 1975 Paris Palais des Sports
53 6. März 1975 Cascais Portugal  Pavilhão do Grupo Dramático e Sportivo
54 7. März 1975
55 9. März 1975 Badalona Spanien  Pavelló Club Joventut
56 10. März 1975
57 11. März 1975 Madrid Pabellón de la Ciudad Deportiva
58 17. März 1975 Paris Frankreich  Palais des Sports
59 22. März 1975 Annecy Parc des Expositions
60 24. März 1975 Turin Italien  Palasport
61 26. März 1975 Offenburg Deutschland  Ortenauhalle
62 27. März 1975 Nürnberg Messehalle
63 29. März 1975 Bern Schweiz  Festhalle
64 30. März 1975 Saarbrücken Deutschland  Saarlandhalle
65 1. April 1975 Ludwigshafen Friedrich-Ebert-Halle
66 2. April 1975 Stuttgart Messehalle Killesberg 14
67 3. April 1975 Frankfurt am Main Jahrhunderthalle Hoechst
68 4. April 1975 München Rudi-Sedlmayer-Halle
69 5. April 1975 Heidelberg Stadthalle
70 6. April 1975 Düsseldorf Philipshalle
71 7. April 1975 Dortmund Westfalenhalle
72 8. April 1975 Hamburg CCH
73 10. April 1975 Groningen Niederlande  Martinihal
74 11. April 1975 Rotterdam Sportpaleis Ahoy’
75 12. April 1975 Brüssel Belgien  Forest National
76 14. April 1975 London England  Wembley Empire Pool
77 15. April 1975
78 16. April 1975 Southampton Gaumont Theatre
79 18. April 1975 Liverpool Empire Theatre
80 19. April 1975
81 20. April 1975
82 22. April 1975 Edinburgh Schottland  Usher Hall
83 23. April 1975
84 24. April 1975 Newcastle upon Tyne England  City Hall
85 25. April 1975
86 27. April 1975 Manchester Palace Theatre
87 28. April 1975
88 29. April 1975 Bristol Colston Hall
89 30. April 1975
90 1. Mai 1975 Birmingham Hippodrome
91 2. Mai 1975
92 8. Mai 1975 Antwerpen Belgien  Sportpaleis
93 9. Mai 1975 Bremen Deutschland  Stadthalle
94 10. Mai 1975 Kiel Ostseehalle
95 11. Mai 1975 Essen Grugahalle
96 13. Mai 1975 Münster Halle Münsterland
97 14. Mai 1975 Wiesbaden Rhein-Main-Halle
98 15. Mai 1975 Reims Frankreich  Piscine-Patinoire Bocquaine
99 16. Mai 1975
100 18. Mai 1975 San Sebastián Spanien  Velódromo de Anoeta
101 20. Mai 1975 Paris Frankreich  Palais des Sports
102 21. Mai 1975 Cambrai Palais des Grottes
103 22. Mai 1975 Besançon Palais des Sports
xx 25. Mai 1975 Poitiers Palais des Sports
xx 26. Mai 1975 Saint-Étienne Palais des Sports
xx 27. Mai 1975 Toulouse Palais des Sports

Band Bearbeiten

Weblinks Bearbeiten

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. Genesis. 16. Februar 2016, abgerufen am 3. März 2024.
  2. Peter Gabriel’s letter to media on why he left Genesis | That Eric Alper. 26. April 2014, abgerufen am 3. März 2024.