Technische Universität Nürnberg

Universität in Nürnberg

Die Technische Universität Nürnberg (kurz TU Nürnberg oder TUN), englisch University of Technology Nuremberg (kurz: UTN), ist eine im Aufbau befindliche Technische Universität in Nürnberg, Bayern. Gegründet wurde sie am 1. Januar 2021. Seitdem werden Lehre und Forschung aufgebaut. Zudem entsteht im Nürnberger Stadtteil Lichtenreuth[4] eine komplett neue Campusuniversität.

Technische Universität Nürnberg
Gründung 1. Januar 2021
Trägerschaft staatlich
Ort Nürnberg
Bundesland Bayern Bayern
Land Deutschland Deutschland
Präsident Hans Jürgen Prömel[1]
Studierende 20[2]
Mitarbeiter 106[3]
davon Professoren 7 (Stichtag 10. Oktober 2023)
Website utn.de

Hintergrund Bearbeiten

Die Neugründung ist Teil eines Bildungsinvestitionspaketes der bayerischen Staatsregierung für den Großraum Nürnberg. Darüber hinaus sind Investitionen von 1,5 Milliarden Euro in die Universität Erlangen-Nürnberg und 300 Millionen Euro in die Technische Hochschule Nürnberg vorgesehen.[5]

Vorsitzender der Strukturkommission zum Aufbau der Hochschule war von 2017 bis 2019 Wolfgang A. Herrmann.[6] Unterstützt wurde er unter anderem von Gerhard Casper.[7] Im Dezember 2020 verabschiedete der Bayerische Landtag das „Gesetz zur Errichtung der Technischen Universität Nürnberg“ zum 1. Januar 2021.

Nach Angabe der Bayerischen Staatsregierung sind derzeit 1,2 Milliarden Euro für den Aufbau der TU Nürnberg vorgesehen. Der Wissenschaftsrat hat im Januar 2020 das Konzept gebilligt aber auch Kritik geäußert.[8]

Im Oktober 2023 haben die ersten 8 Studenten dort ihr Studium begonnen.[9]

Geschichte Bearbeiten

Am 1. Januar 2021 trat Markus Zanner als Kanzler der TU Nürnberg den Dienst an.[10] Im Februar 2021 wurde Hans Jürgen Prömel zum Gründungspräsidenten mit Amtsantritt zum 1. März 2021 benannt, zunächst für eine Amtszeit von fünf Jahren.[11]

Im August 2021 fand am Baugelände der erste Spatenstich statt.[12] Das erste Gebäude, der sogenannte Cube One, soll 2024 bezogen werden. Im Oktober 2022 wurde der Grundstein für den Bau gelegt.[13] In die Konzeption aller Bauten am Campus wird von Anfang an ein Nachhaltigkeitskonzept integriert. Seit Oktober 2021 steht nach einem Beschluss des Nürnberger Stadtrats außerdem der Name der ersten Campus-Straße fest. Sie wird nach der Astrophysikerin und Maschinenbauerin Luise Herzberg benannt.[14]

Im Dezember 2021 hat die TU Nürnberg eine Kooperationsvereinbarung mit der Technischen Hochschule Nürnberg unterzeichnet. Die Technische Hochschule Nürnberg wird auf dem Campusgelände der TU Nürnberg einen Modulbau für Studiengänge der Gesundheitswissenschaften errichten.[15]

Am 1. Januar 2022 trat Isa Jahnke als Gründungsvizepräsidentin für Studium, Lehre und Internationales ihren Dienst an. Als Expertin für digitale Didaktik hat sie zudem die Professur „Information Science & Learning Technologies“ inne.[16] Seit dem 1. April 2023 ist Alexander Martin Gründungsvizepräsident für Forschung, Innovation und Entrepreneurship.[17]

Anfang 2022 hat die TU Nürnberg das erste Department errichtet. Gründungs-Chair ist seit 1. Februar 2022 der Leibniz-Preis-Träger Wolfram Burgard.[18] Er wird das Department Engineering aufbauen und mit dem Bereich Künstliche Intelligenz und Robotik einen ersten Schwerpunkt an der TU Nürnberg setzen. Das zweite Department Liberal Arts and Sciences wird seit 1. April 2023 von der Wissenshistorikerin und Leibniz-Preis-Trägerin Gyburg Uhlmann geleitet.[19]

Der Lehrbetrieb ist im Wintersemester 2023/2024 mit dem englischsprachigen Masterstudiengang AI and Robotics gestartet.[20][21]

Gliederung Bearbeiten

Die Universität gliedert sich derzeit in zwei Departments, was sich grob mit Fakultäten vergleichen lässt.

  • Department Engineering
  • Department Liberal Arts and Sciences

Studienkonzept Bearbeiten

Die neue Technische Universität Nürnberg soll mit ihrem interdisziplinären Ansatz zwischen Technik-, Natur-, Sozial- und Geisteswissenschaften „bundesweiten Modellcharakter“ haben und ein „völlig neues universitäres Denken“ entwickeln.[22]

Statt Fakultäten gibt es an der TU Nürnberg so genannte Departments. Das erste fasst unter dem Namen Engineering technikwissenschaftliche Disziplinen zusammen. Das zweite Department nennt sich Liberal Arts and Sciences. Hier werden Geisteswissenschaften, Sozialwissenschaften, Naturwissenschaften und Mathematik gebündelt. Auch werden an der UTN keine klassischen Studiengänge angeboten, sondern vielmehr interdisziplinäre, die von den Studierenden modular zusammengestellt werden können.

Eines der großen Ziele der TU Nürnberg ist es, die Ingenieurwissenschaften mit anderen Themenfeldern der Gesellschaft zu vernetzen. Weitere Besonderheiten, neben dem interdisziplinären Ansatz, sind die digitale und internationale Ausrichtung; Vorlesungen sollen an der UTN überwiegend in englischer Sprache gehalten werden.[23]

Geplant ist langfristig ein Volumen von 200 bis 240 Professuren, 1.800 bis 2.000 Mitarbeitenden und 5.000 bis 6.000 Studierenden, um ein Betreuungsverhältnis von einer Professorin beziehungsweise einem Professor zu 25 Studierenden sicherzustellen.

Lage Bearbeiten

 
UTN Haupteingang

Im Süden Nürnbergs, im statistischen Stadtteil 4 Südliche Außenstadt, im statistischen Bezirk 41 Rangierbahnhof, soll der etwa 37 Hektar große Universitäts-Campus entstehen.[24] Dieser soll Teil des neuen Stadtteils Lichtenreuth werden. Das für die TU Nürnberg vorgesehene Areal liegt an der Brunecker Straße, im Bereich der alten Umladehallen des stillgelegten Güterbahnhofs Nürnberg Süd, zwischen Eisenbahnausbesserungswerk und Münchener Straße. Das Areal wurde in den letzten 20 Jahren im Wesentlichen nur als Großparkplatz und Schrottplatz genutzt.

Bis zur Fertigstellung der ersten Neubauten auf dem Areal an der Brunecker Straße wird die Universität interimsweise im Komplex „The Plant“ in der Ulmenstraße einziehen.

Kritik Bearbeiten

Doppelangebote in der Region Bearbeiten

Kritik kommt von den Oppositionsparteien im Bayerischen Landtag da, in unmittelbarer Nachbarschaft zur Universität Erlangen-Nürnberg, Doppelstrukturen geschaffen wurden.

Abbruch der Umladehallen Bearbeiten

 
Für die TU Nürnberg wird die ehemalige Umladehalle abgerissen

Die alten Umladehallen am Südbahnhof wurden abgerissen, statt wie vorgeschlagen, sie nach Vorbild der Station F in Paris in die Technische Universität zu integrieren.[25] Die Stadtbild-Initiative Nürnberg erhob Vorwürfe, u. a. des „Vandalismus“.[26]

Weblinks Bearbeiten

Commons: Technische Universität Nürnberg – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. https://www.tu-n.org/2021/02/11/prof-dr-hans-juergen-proemel-wird-gruendungspraesident-der-neuen-technischen-universitaet-nuernberg/
  2. Ursula Schmidt|BR24 Redaktion: Neue TU Nürnberg als "Role Model" für andere Hochschulen | BR24. In: br.de. 16. Oktober 2023, abgerufen am 13. März 2024.
  3. https://www.utn.de/2023/10/18/dreistellige-personalmarke
  4. Technische Universität Nürnberg Webseite der Stadt Nürnberg. Abgerufen am 22. Juli 2020
  5. Mareike Knoke: TU Nürnberg: Neue Universität für Ingenieure ist umstritten. In: DIE WELT. 17. September 2018 (welt.de [abgerufen am 18. September 2018]).
  6. TUM international: Prof. Wolfgang A. Herrmann. Abgerufen am 27. Dezember 2021.
  7. „Elite-Präsident: Was Nürnberg von Stanford lernen kann. Ehemaliger Stanford-Kopf plant die neue Technische Universität.“auf nordbayern.de vom 15. August 2018; abgerufen am 19. August 2018.
  8. Wissenschaftsrat - Publikationen - Stellungnahme zum Konzept zur Gründung der Technischen Universität Nürnberg (Drs. 8254-20), Januar 2020. Abgerufen am 23. Februar 2020.
  9. https://idw-online.de/en/news822213
  10. https://www.tu-n.org/ueber/gruendungspraesidium/
  11. Prof. Dr. Hans Jürgen Prömel wird Gründungspräsident der neuen Technischen Universität Nürnberg. Technische Universität Nürnberg, 11. Februar 2021, abgerufen am 11. Februar 2021.
  12. Technische Universität Nürnberg (TUN): der Spatenstich für das Jahrhundertprojekt. 3. September 2021, abgerufen am 1. Juni 2023 (deutsch).
  13. Neue TU Nürnberg: Grundsteinlegung für erstes Gebäude. 18. November 2022, abgerufen am 1. Juni 2023.
  14. epd: Straße zur Universität bekommt Namen von jüdischer Forscherin | Sonntagsblatt - 360 Grad evangelisch. Abgerufen am 1. Juni 2023.
  15. Redaktion Neumarkt TV: Modulbau am Campus. In: Neumarkt TV. 16. Dezember 2021, abgerufen am 1. Juni 2023 (deutsch).
  16. Digital-Expertin Isa Jahnke: "Deutschland hinkt zehn Jahre hinterher". Abgerufen am 1. Juni 2023.
  17. Technische Universität Nürnberg: UTN baut Gründungspräsidium aus. 4. April 2023, abgerufen am 1. Juni 2023.
  18. Top-Leute für die Technische Universität Nürnberg. Abgerufen am 1. Juni 2023.
  19. Technische Universität Nürnberg holt renommierte Wissenshistorikerin als zweiten Gründungs-Chair nach Franken. Abgerufen am 1. Juni 2023.
  20. Jetzt bewerben: Neue Uni Nürnberg startet ersten Studiengang. Abgerufen am 1. Juni 2023.
  21. Technische Universität Nürnberg begrüßt die ersten Studierenden. In: utn.de. 10. Oktober 2023, abgerufen am 21. Januar 2024.
  22. Hochschulgründung: Bayern spendiert Nürnberg eine neue Uni. In: Spiegel Online. 4. Juli 2018 (spiegel.de [abgerufen am 18. September 2018]).
  23. „Nürnberg bekommt Technische Uni mit "Modellcharakter"“, Münchner Merkur vom 9. Juli 2018, abgerufen am 18. August 2018
  24. Baufortschritt. In: utn.de. Abgerufen am 21. Januar 2024.
  25. nordbayern.de: Pariser Vorbild: So könnten Nürnbergs Umladehallen aussehen, 25. April 2018. Abgerufen am 17. Januar 2019.
  26. Stadtbild-Initiative Nürnberg: Pressemitteilung zum Abriss der Umladehallen am Südbahnhof, 20. Juni 2018. Abgerufen am 17. Januar 2019.