Senatsbaudirektoren von Berlin

Amt im Rang eines Staatssekretärs in Berlin und Bremen; verantwortlich für kommunale Bauaufgaben und der übergeordneten Planung in Berlin
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Der Senatsbaudirektor in Berlin ist ein Amt im Rang eines Staatssekretärs (Besoldungsgruppe B 5) in der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Wohnen, das sich mit kommunalen Bauaufgaben und der übergeordneten Planung Berlins befasst. Das Amt wurde in West-Berlin 1951 vom Senat Reuter eingeführt. Senatsbaudirektoren gibt es auch im Land Bremen; im Land Hamburg heißt die entsprechende Position Oberbaudirektor.

Diese Liste führt die Senatsbaudirektoren Berlins auf und deren Vorgänger in Ost-Berlin, Groß-Berlin, der Stadt Berlin und vergleichbare Architekten und Baumeister der preußischen Könige, die prägend für das Stadtbild waren.

Senatsbaudirektor Berlin Bearbeiten

Name Zeitraum Anmerkungen
Petra Kahlfeldt 21. Dezember 2021–
Regula Lüscher 1. März 2007–31. Juli 2021 Lüscher gründete das „Baukollegium“, ein Gremium von Architekten und Bauexperten, vor dem Investoren und ihre Baumeister ihre Pläne vorstellen sollen. Am 22. Juni 2021 gab der Senat von Berlin in einer Pressemitteilung bekannt, Lüscher mit Ablauf des 31. Juli 2021 auf deren eigenen Wunsch in den einstweiligen Ruhestand versetzen zu wollen.[1][2]
Hans Stimmann Dezember 1999–Oktober 2006
Barbara Jakubeit 1996–1999
Hans Stimmann 1991–1996 Setzte 1996 bis 1999 mit dem „Planwerk Innenstadt“ den historischen Stadtgrundriss als Planungsleitbild durch. Daraus entstand das „Planwerk Innere Stadt“.[3]

Senatsbaudirektor West-Berlin Bearbeiten

Name Zeitraum Anmerkungen
1982–1991 Amt unbesetzt
Hans Christian Müller 1967–1982 vom Bausenator Ulrich Rastemborski (CDU) entlassen
Werner Düttmann 1960–1966 gehört zu den wichtigsten Vertretern der Nachkriegsmoderne, plante den Bau des Märkischen Viertels. In den späten 1960er und 1970er Jahren war Düttmann als Stadtplaner maßgeblich an der Durchführung von Flächensanierungsmaßnahmen in Berlin-Kreuzberg beteiligt, insbesondere im Bereich um das Kottbusser Tor.
Hans Stephan 1956–1960 1960 auf politischen Druck zurückgetreten
Ludwig Lemmer 1951–1956

Chefarchitekt Ost-Berlin Bearbeiten

Der Posten eines Chefarchitekten von Ost-Berlin wurde 1953 geschaffen. Um die architektonisch-künstlerische Durchbildung der Berliner Bauvorhaben zu garantieren und um die städtebau-künstlerische Seite des Rekonstruktionsplanes von Berlin seiner Bedeutung entsprechend zu berücksichtigen, wurde beschlossen, die Abteilung Aufbau zu reorganisieren und dem Oberbürgermeister einen Chefarchitekten für Groß-Berlin zu unterstellen.[4] Neben den „offiziellen“ Chefarchitekten für Berlin (Henselmann, Gericke, Näther und Korn) gab es noch weitere, die für bestimmte Gebiete oder Projekte zuständig waren.

Name Zeitraum Anmerkungen
Roland Korn 1973–1990 Chefarchitekt von Ost-Berlin, besonders an der Rekonstruktion des Nikolaiviertels beteiligt
Joachim Näther 1964–1973 Chefarchitekt von Ost-Berlin, war maßgeblich für die Neugestaltung der Fischerinsel verantwortlich.[5]
Hans Gericke 1959–1964 Chefarchitekt für den Wiederaufbau Berlins
Hermann Henselmann 1953–1959 Chefarchitekt beim Magistrat von Ost-Berlin
Weitere bedeutende Chefarchitekten
Heinz Graffunder 1976–1988 Chefarchitekt und Leiter der städtebaulichen Projektierung in Berlin-Mitte (Gebäudekomplex entlang der Rathaus- und Karl-Liebknecht-Straße), Leiter des Entwurfskollektivs und Chefarchitekt des Palastes der Republik sowie der neuen Berliner Stadtbezirke Marzahn und Hellersdorf
Josef Kaiser 1973 Chefarchitekt und persönlicher Berater beim Direktor der Aufbauleitung für Sonderbauvorhaben in Ost-Berlin Erhardt Gißke.
Erhardt Gißke 1958–1963 Stadtbaudirektor von Berlin, 1955 bis 1958 Stellvertreter des Chefarchitekten Henselmann

Stadtbaurat von Groß-Berlin / Stadt Berlin Bearbeiten

Nach Inkrafttreten der neuen Städteordnung in Preußen im Jahr 1808 und der Einrichtung des Magistrat von Berlin, ernannte Friedrich Wilhelm III. Friedrich Wilhelm Langerhans zum ersten Stadtbaurat.[6] Die Städteordnung sah eine Magistratsverfassung mit zwei Organen vor: die gewählte Stadtverordnetenversammlung und den von ihr ernannten Magistrat mit besoldeten und unbesoldeten Stadträten als Exekutive. Nach der Städteordnung waren die besoldeten Mitglieder zwei Juristen, ein Syndikus, ein Kämmerer und ein Stadtrat für das Bauwesen. Im Jahr 1845 wurde eine zweite Bauratsstelle eingerichtet und das Amt in Hoch- und Tiefbau unterteilt.

Zu den Aufgaben der Stadtbauräte gehörte hauptsächlich die Planung, Durchführung und Überwachung von kommunalen Bauprojekten.

Name Zeitraum Anmerkungen
Karl Bonatz 1946–1948 Seit 1947 Nachfolger von Stadtbaurat Hans Scharoun und ab 1949 Stadtbaudirektor in West-Berlin
Hans Scharoun 1945–1946 Stadtbaurat, Leiter der Abteilung Bau- und Wohnungswesen. Ausarbeitung eines Wiederaufbaukonzepts
Albert Speer 1937–1945 Generalbauinspektor für die Reichshauptstadt im Ministerrang, die städtische Bauverwaltung verlor ihre Befugnisse
Max Rendschmidt 1933–1937 „Stadtbaudirektor“ mit Stadtrat Benno Kühn (Hoch- und Tiefbau) und Adalbert Pfeil
Martin Wagner 1926–1933 Nachfolger von Hoffmann, der sich als „Organisator der Metropole Berlin“ verstand und auch für den hinzugekommenen städtischen Siedlungsbau zuständig war. Im März 1933 als Stadtbaurat durch die NS-Machthaber „beurlaubt“
unbesetzt 1924–1925 Nachdem Hoffmann durch Einführung der Altersgrenze von 65 Jahren 71-jährig in den Ruhestand ging,[7] fand sich erst 1926 mit Martin Wagner ein Nachfolger.
Friedrich Krause 1897–1921 Stadtbaurat für Tiefbau, Nachfolger von Hobrecht
Ludwig Hoffmann 1896–1924 Prägte mit mehr als 300 Bauten das Stadtbild entscheidend
Hermann Blankenstein 1872–1896 Eine fast unübersehbare Zahl von Bauten, darunter 120 Schulen, prägen noch heute das Berliner Stadtbild. Sein Stil in Ziegel und Terrakotta überdauerte den Eklektizismus der Gründerjahre.
James Hobrecht 1884–1896 Stadtbaurat der Stadt Berlin für Straßen- und Brückenbau; entwickelte den Hobrecht-Plan
Carl Theodor Rospatt 1873–1884 Stadtbaurat für Tiefbau[8] entwarf die berlin-typische Bedürfnisanstalt „Café Achteck
Adolf Gerstenberg 1861–1871 1851 begründete er gemeinsam mit Ludwig Scabell die Berliner Berufsfeuerwehr und war bis 1861 als Brandinspektor tätig. Stadtbaurat in Berlin und Vorgänger von Hermann Blankenstein
Gustav Holtzmann 1852–1860 Errichtete u. a. das Friedrichs-Waisenhaus Rummelsburg und die Propstei der Nikolaikirche.[9]
Franz Alexander Wilhelm Kreyher 1845–1859 Ab 1845 Stadtbaumeister bei Langerhans, ab 1849 dessen Nachfolger
Christian Gottlieb Cantian 1822–1832 Unbesoldeter Stadtbaurat. Schuf die Große Granitschale im Lustgarten.
Friedrich Wilhelm Langerhans 1809–1849 Berlins erster hauptamtlicher Stadtbaurat

Königlicher Hofbaumeister / Baudirektor / Architekt des Königs Bearbeiten

Die hier aufgeführten Baumeister und Architekten können im weitesten Sinne als Vorfahren der Senatsbaudirektoren gelten. Sie standen im Staatsdienst und haben das Stadtbild Berlins entscheidend geprägt.

Name Zeitraum Anmerkungen
Johann Carl Ludwig Schmid 1842–1849 Leiter der Oberbaudeputation; erstellte 1827 Bebauungsplan für das Berliner Umland, Schmids Arbeiten gehörten zu den konzeptionellen Vorläufern des späteren Hobrecht-Plans von 1862
Peter Joseph Lenné 1840 Erstellte im Jahr 1840 als einer der ersten einen Gesamtplan für Berlin und das Umland: Projektierte Schmuck- und Grenzzüge von Berlin mit nächster Umgebung. Viele von Lennés Vorstellungen und Ideen flossen in den Hobrecht-Plan ein.
August Adolph Günther 1841–1842 Ab 1836 war er auch Lehrer an der Bauakademie, wurde 1838 zum Vizeoberbaudirektor befördert und nach dem Tod Schinkels im November 1841 als dessen Nachfolger zum Oberbaudirektor ernannt, starb aber bereits im Dezember 1842.
Karl Friedrich Schinkel 1815–1841 Oberlandesbaudirektor und Architekt des Königs
Johann Albert Eytelwein 1809–1830 Als Direktor der Oberbaudeputation war er ab 1816 Oberlandesbaudirektor und Vorgänger Schinkels
Carl Gotthard Langhans 1788–1806 1788 von Friedrich Wilhelm II. zum Direktor des neu gegründeten Oberhofbauamtes in Berlin ernannt, das 1806 geschlossen wurde
Georg Christian Unger 1787–1799 Unger war ab 1787 Oberhofbaurat und ab 1788 Direktor der Immediatbaukommission
Michael Philipp Boumann 1778–1803 Geheimer Oberhofbaurat, Intendant und Baudirektor
Georg Friedrich von Boumann 1776–1778 Nachfolger seines Vaters als Oberbaudirektor und Oberhofbaurat unter Langhans
Jan Bouman 1755–1776 Oberbaudirektor für Bauaufgaben in Berlin und Potsdam
Christian Friedrich Feldmann 1746–1765 Kurmärkischer Oberbaudirektor in Berlin
Georg Wenzeslaus von Knobelsdorff 1740–1746 Chef-Architekt von König Friedrich II. Legte 1746 aus gesundheitlichen Gründen die Leitung von Friedrichs wichtigsten Bauten nieder.
Titus de Favre 1737–1740 Oberbaudirektor, gemeinsam mit Johann Carl Stoltze; unter König Friedrich II. war Favre nur noch in der Provinz tätig.
Philipp Gerlach 1707–1737 Königlicher Baudirektor, ab 1720 Oberbaudirektor
Johann Friedrich Eosander von Göthe 1699–1713 Hofbaumeister
Andreas Schlüter 1698 (1699?) –1713 Schlossbaudirektor, stand in Konkurrenz zu Eosander
Martin Grünberg 1695–1698 Kurfürstlich-brandenburgischer Oberbaudirektor
Johann Arnold Nering 1691–1695 Kurfürstlich-brandenburgischer Oberbaudirektor
Johann Gregor Memhardt ab 1650 Hofbaumeister unter Friedrich Wilhelm

Literatur Bearbeiten

Weblinks Bearbeiten

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. Berliner Senat: Senatsbaudirektorin Regula Lüscher wird zum 31. Juli in den einstweiligen Ruhestand versetzt. 22. Juni 2021, abgerufen am 22. Juni 2021.
  2. Ralf Schönball: Berliner Senatsbaudirektorin Regula Lüscher: „Dinge, die nicht entstehen, sind oft ein Segen“. In: tagesspiegel.de. 22. Juni 2021, abgerufen am 23. Juni 2021.
  3. Planwerke / Land Berlin. In: stadtentwicklung.berlin.de. 29. Januar 2010, abgerufen am 2. Mai 2019.
  4. Neue Zeit, 26. Juli 1953, S. 10
  5. Manfred Sack: Alt-Berlin hat sein Gesicht verloren. In: zeit.de. 16. Juni 1972, abgerufen am 2. Mai 2019.
  6. Ludwig Hoffmann: Bauen für Berlin 1896-1924
  7. Dörte Döhl: Ludwig Hoffmann…, 37.
  8. Todtenschau. In: Deutsche Bau-Zeitung. Band 35, 1901 (Online [abgerufen am 7. Mai 2019]).
  9. Gustav Holtzmann bei Deutsche Fotothek. In: deutschefotothek.de. Abgerufen am 28. Oktober 2019.