Seeschlacht von St. Kitts

Schlacht des Amerikanischen Unabhängigkeitskrieges

Die Seeschlacht bei St. Kitts fand am 25. und 26. Januar 1782 während des Amerikanischen Unabhängigkeitskrieges zwischen einer britischen Flotte unter Konteradmiral Samuel Hood und einer französischen Flotte unter Admiral Comte de Grasse statt.

Seeschlacht von St. Kitts
Teil von: Amerikanischer Unabhängigkeitskrieg

Verlauf der Schlacht
Datum 25. und 26. Januar 1782
Ort bei den Inseln St. Kitts und Nevis, Westindien
Ausgang britischer Sieg
Konfliktparteien

Großbritannien Konigreich Großbritannien

Frankreich Konigreich 1791 Frankreich

Befehlshaber

Großbritannien Samuel Hood

Frankreich Comte de Grasse

Truppenstärke

22 Linienschiffe

26 Linienschiffe

Verluste

72 Tote
244 Verwundete

107 Tote
204 Verwundete
1 Schiff gekapert

Hintergrund Bearbeiten

Trotz der Niederlage in der Chesapeake Bay und der Kapitulation Cornwallis bei Yorktown ging der Krieg gegen die Amerikaner auf See unvermittelt weiter. Im November kehrten Samuel Hood, Thomas Graves als auch François Joseph Paul de Grasse zu den Westindischen Inseln zurück. Auf seinem Weg dorthin ließ Hood fortlaufend Übungen auf seinen Schiffen durchführen und Konferenzen mit seinen Offizieren abhalten, um auf ein mögliches Treffen mit de Grasse vorbereitet zu sein. An die Admiralität gerichtet schrieb er:

“I will seek and give battle to the Count de Grasse, be his numbers as they may.”

„Ich werde den Count de Grasse suchen und ihm eine Schlacht liefern, mag er auch noch so übermächtig sein.“

Samuel Hood[1]

Auftakt Bearbeiten

Hood hatte am 5. Dezember 1781 Barbados erreicht. Von dort erhielt er die Nachricht, dass de Grasse am 11. Januar 6.000 französische Soldaten auf der Insel St. Kitts angelandet hatte. Die britische Garnison unter General Thomas Fraser hatte sich daraufhin in die Festung Brimstone Hill zurückgezogen und wurde von den Franzosen belagert. Am 21. Januar ging Hood in Antigua vor Anker, um Reparaturen zu erledigen und Proviant aufzunehmen. Es wurden auch etwa 1.000 Soldaten eingeschifft, die zusammen mit den Marinesoldaten eine Landungstruppe von 2.400 Mann ergaben.
Durch die geringe Entfernung zwischen Antigua und St. Kitts erhielt Hood schnell genaue Informationen über die feindlichen Stellungen und konnte einen konkreten, gut ausgearbeiteten Plan erstellen. Am 23. Januar um 17:00 Uhr stach Hood mit Kurs auf Basseterre in See. Die französische Flotte, bestehend aus vierundzwanzig Linienschiffen, lag über die gesamte Reede von Basseterre in drei bis vier Faden (5,4–7,3 m) Tiefe vor Anker.

Hood hoffte, bei Tagesanbruch auf die überraschten Franzosen zu stoßen, die in Luv stehenden französischen Schiffe anzugreifen und von ihnen aus die Linie so weit zu passieren, wie es zweckmäßig erschien. Seine komplette Linie würde auf diese Weise an einem bestimmten exponierten Teil des Feindes vorbeiziehen und diesen so Stück für Stück zerstören. Die Briten würden dann wenden und in südöstlicher Richtung ankern.[2]

Die Schlacht Bearbeiten

 
Seeschlacht von St. Kitts, 25. und 26. Januar 1782. Das französische Geschwader unter Graf de Grasse gegen Admiral Hood nach der Landung der französischen Truppen des Marquis de Bouille. (Gemälde von Thomas Maynard, 1783)

Am 25. Januar gegen 05:30 Uhr gab Hood Signal, auf Backbordbug zu gehen und eine Schlachtlinie zu bilden. Um 10:00 Uhr befanden sich alle Schiffe in Position, und kurz vor Mittag folgte der Befehl, sich zum Ankern vorzubereiten. Am Mittag fuhr die britische Flotte dicht entlang des Küstenstreifens von Nevis. Die Franzosen näherten sich aus südlicher Richtung. Um 14:00 Uhr feuerte die Ville de Paris, mehrere Schüsse auf die britische Nachhut ab.

Um 14:30 Uhr näherte sich der Rest der französischen Flotte der Barfleur und den Schiffen dahinter und eröffnete das Feuer. Um 15:30 Uhr begannen die führenden Schiffe in Schlachtlinie vor Anker zu gehen, wobei sie von den Breitseiten der Nachhut gedeckt wurden. Zwischen der Canada und dem nächsten Schiff, der Prudent, gab es einen beträchtlichen Abstand. Comte de Grasse hielt auf diese Lücke zu, um die drei hinteren Schiffe zu isolieren. Cornwallis erkannte die Gefahr und schloss zur Prudent auf; gemeinsam mit der Resolution und der Bedford, die ihm unmittelbar voraus waren.

Als die Nachhut der Briten vorstieß, gab sie die Breitseiten der nun verankerten Vorhut und des Zentrums frei, worauf diese das Feuer eröffneten. Während sich die britische Nachhut langsam auf ihre neue Position zu bewegte, befand sich die französische Flotte immer noch auf ihrem vorherigen Kurs. Dabei feuerte sie weiter auf die britischen Schiffe und halste schließlich auf Steuerbordbug nach Süden. Um 17:30 Uhr endeten alle Kampfhandlungen.[2]

Am Morgen des 26. Januar lagen die britischen Schiffe L-förmig vor Frigate-Bay und schnitten so die französischen Schiffe von den französischen Truppen ab. Die Spitze lag am Südende der Bucht. Die weiteren Schiffe ankerten in einer Linie westlich des ersten Schiffs. Nach der Barfleur knickte die Schiffsreihe in einem stumpfen Winkel nach Norden in Richtung Basseterre ab.

Trotz der starken britischen Position versuchten die Franzosen erneut einen Durchbruch. Wieder erhielten die führenden Schiffe die vollen Breitseiten der Briten und wurden schwer getroffen. Nach einem weiteren vergeblichen Versuch brach de Grasse endgültig den Angriff ab. Da sich die britischen Truppen auf St. Kitts im Laufe des Tages ergeben hatten, verließ Hood in der Nacht unbemerkt seine Position und vereinigte sich mit der aus England zurückgekehrten Flotte Admiral Rodneys.

Auch wenn Hoods Versuch, die Eroberung von St. Kitts zu verhindern, misslang, war sein Manöver vom 25. Januar eines der brillantesten während dieses Krieges. Vereint mit der Flotte Rodneys entstand eine den Franzosen überlegene Streitmacht, die folgerichtig dann auch bei der Seeschlacht von Les Saintes siegreich war.

Bedeutung Bearbeiten

Die eigentliche Bedeutung dieser Seeschlacht wird oft unterschätzt. Eine Ähnlichkeit besteht mit der Seeschlacht bei Abukir. Eine in einer Bucht ankernde Flotte wird angegriffen. Während sich bei Abukir die Briten der französischen Linie jedoch in einem relativ flachen Winkel näherten, hat Hood bei St. Kitts dies durch seine geschickte Aufstellung verhindert, und die einlaufenden Franzosen waren – ohne vorerst selbst attackieren zu können – den britischen Breitseiten ausgesetzt. Hood war später nicht nur Nelsons Befehlshaber und Förderer, sondern auch sein Freund und Mentor.

Schlachtordnung am 25. Januar 1782 Bearbeiten

Großbritannien Bearbeiten

Admiral Sir Samuel Hood’s Flotte
Schiff Kanonen Kommandant Verluste Anmerkungen
getötet verwundet Insgesamt
Vorhut
St Albans 64 Captain Charles Inglis 0 0 0
Alcide 74 Captain Charles Thompson 2 4 6
Intrepid 64 Captain Anthony James Pye Molloy 2 0 2
Torbay 74 Captain Lewis Gedoin 0 0 0
Princessa 70 Rear-Admiral Francis Samuel Drake
Captain Charles Knatchbull
2 4 6 Flaggschiff der Führungsspitze
Prince George 98 Captain James Williams 1 3 4
Ajax 74 Captain Nicholas Charrington 1 12 13
Zentrum
Prince William 64 Captain George Wilkinson 0 3 3
Shrewsbury 74 Captain John Knight 3 7 10
Invincible 74 Captain Charles Saxton 0 2 2
Barfleur 98 Rear-Admiral Sir Samuel Hood
Captain Alexander Hood
9 24 33 Flaggschiff der Mitte
Monarch 74 Captain Francis Reynolds 2 2 4
Belliqueux 64 Captain Lord Cranstoun 5 7 12
Centaur 74 Captain John Nicholson Inglefield 0 12 12
Alfred 74 Captain William Bayne 2 20 2 Kollidierte am 24. Januar 1782 mit der HMS Nymph (14 Kanonen), die daraufhin nach Antigua zurückkehren musste. Die HMS Alfred konnte repariert werden.
Nachhut
Russell 74 Captain Henry Edwyn Stanhope 8 29 37
Resolution 74 Captain Lord Robert Manners 5 11 16
Bedford 74 Commodore Edmund Affleck
Captain Thomas Graves
2 15 17 Flaggschiff des Endes
Canada 74 Captain William Cornwallis 1 12 13
Prudent 64 Captain Andrew Barclay 18 36 54
Montagu 74 Captain George Bowen 7 23 30
America 64 Captain Samuel Thompson 1 17 18
Zugeordnete Fregatten
Führungsspitze
Eurydice 20 Captain George Wilson 0 0 0
Mitte
Pegasus 28 Captain John Stanhope 0 0 0
Fortunee 28 Captain Hugh Cloberry Christian 0 0 0
Lizard 28 Captain Edmund Dod 0 0 0 Kaperte am 24. Januar 1782 die L’Espion, ein Versorgungsschiff mit 18 Kanonen
Champion 20 Captain Thomas Wells 1 1 2 Signalwiederholung
Convert 32 Captain Henry Harvey 0 0 0
Triton 28 Captain John M’Lawrin 0 0 0
Ende
Sibyl 28 Captain John Norton 0 0 0
Solebay 28 Captain Charles Holmes Everett 0 0 0 wurde von einer französischen Fregatte abgedrängt und lief auf Grund, von Crew verlassen und angezündet
Gesamtverluste: 72 getötet, 244 verwundet, 1 Schiff
[3]

Frankreich Bearbeiten

Admiral Comte de Grasse’s Flotte
Schiff Kanonen Kommandant Verluste Anmerkungen
getötet verwundet Insgesamt
Souverain 74 de Glandevès
Hercule 74 Chadeau de Laclocheterie
Languedoc 80 Jean-François d’Arros d’Argelos
Duc de Bourgogne 80 Pierre Joseph François Samson de Champmartin Flaggschiff von Chef d’escadre Charles Régis de Coriolis d’Espinouse
Marseillois 74 Henri-César de Castellane Majastre
Jason 64 Couète de Villages
Magnanime 74 Le Bègue
Zélé 74 de Gras-Préville
Éveillé 64 Le Gardeur de Tilly
Saint-Esprit 80 de Charbert
Sceptre 74 Louis de Rigaud de Vaudreuil
Ville de Paris 104 de Sainte-Césaire Flottenflaggschiff von Lieutenant-général François Joseph Paul de Grasse
César 74 Coriolis d’Espinouse
Northumberland 74 de Briqueville
Diadème 74 Louis-Augustin de Monteclerc
Glorieux 74 d’Escars
Citoyen 74 d’Ethy
Scipion 74 Dassas
Ardent 64 Charles-René Bernard de Marigny
Neptune 74 Renaud d’Aleins
Auguste 80 de Castellan Flaggschiff von Chef d’escadre Louis Antoine de Bougainville
Bourgogne 74 de Charitte
Pluton 74 François Hector d’Albert de Rions
Caton 64 de Fremond
Sagittaire 50 de Montluc
Experiment 50 de Médine
Gesamtverluste: 107 getötet, 204 verwundet, 1 Schiff
Quelle: Onésime-Joachim Troude: Batailles navales de la France, Challamel ainé, 1867, vol.2, S. 215

Literatur Bearbeiten

  • Ben Wilson: Empire of the deep: the rise and fall of the British Navy. Phoenix, London 2014, ISBN 978-0-7538-2920-2 (englisch).

Weblinks Bearbeiten

Commons: American Revolutionary War – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. Wilson: Empire of the deep. Phoenix, London, 2014 S. 365.
  2. a b Clowes: The Royal Navy, A History from the Earliest Times to 1900. Chatham Publishing, London, 1997 S. 510–518.
  3. Isaac Schomberg: Naval Chronology, Band 4, 1802, S. 396–7 (online)