Schnittzahl (Algebraische Geometrie)

In der algebraischen Geometrie ist die Schnittzahl, Vielfachheit oder Schnittmultiplizität eine Eigenschaft eines Schnittpunktes zweier ebener algebraischer Kurven. Es ist eine positive, ganze Zahl, die angibt, wie oft ein Schnittpunkt in bestimmten Kontexten gezählt werden muss.

Anschaulich misst die Schnittzahl, wie "eng" die beiden Kurven sich im Schnittpunkt berühren. So ist z. B. die Schnittzahl der beiden Kurven und im Ursprung 1, während die beiden Kurven und im Ursprung die Schnittzahl 3 haben.

Definition

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  • Sei   ein algebraisch abgeschlossener Körper und seien   und   ebene affine algebraische Kurven in  . Die Schnittzahl von   und   im Punkt   wird mit   bezeichnet und ist definiert durch:
 

Dabei bezeichnet   den im Punkt   lokalisierten Ring der regulären Funktionen   der affinen Varietät  .

  •   und   schneiden sich eigentlich in  , wenn sie keine gemeinsame Komponente haben, die   enthält.
  •   und   schneiden sich transversal in  , wenn   ein Einfachpunkt beider Kurven ist und die Tangenten beider Kurven in diesem Punkt verschieden sind.

Eigenschaften

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Die Schnittzahl weist folgende Eigenschaften auf:

  1. Falls sich   und   in   eigentlich schneiden, ist   eine nicht-negative ganze Zahl, ansonsten ist  .
  2.  . Es ist   nur von den Komponenten von   und   abhängig, welche durch   gehen.
  3. Sei   eine affine Koordinatentransformation von   mit  , dann gilt:  
  4.  
  5.   mit Gleichheit genau dann, wenn   und   in   keine gemeinsamen Tangenten haben.
  6. Falls   und  , dann gilt:  
  7.  
  8. Wenn   ein Einfachpunkt von   ist, dann gilt  .
  9. Wenn   und   keine gemeinsamen Komponenten haben, so gilt:  

Durch diese Eigenschaften ist die Schnittzahl zugleich eindeutig bestimmt.

Beispiel

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Sei   ein algebraisch abgeschlossener Körper von Charakteristik   und   sowie  . Man findet folgende Schnittpunkte:

  •  . In diesem Fall liegen die Punkte in einer gemeinsamen Komponente   von   und  , also gilt:  
  •  : Unter Benutzung der Eigenschaften der Schnittzahl berechnet man:
 
 
 

Satz von Bézout

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Durch Einführen homogener Koordinaten lässt sich Definition der Schnittzahl auf projektive ebene Kurven ausdehnen. Der Satz von Bézout besagt dann, dass für projektive ebene Kurven   ohne gemeinsame Komponenten gilt:

 

Hierbei ist   der Grad des homogenen Polynoms, das die projektive Kurve   definiert.

Beschränkt man sich auf affine ebene Kurven ohne gemeinsame Komponenten, gilt hingegen nur die Ungleichung:

 

Verallgemeinerung

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Eine Verallgemeinerung auf Varietäten höherer Dimensionen ist möglich, siehe dazu das mit dem Leroy P. Steele Prize ausgezeichnete Werk „Intersection Theory“ von William Fulton.

Siehe auch

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Literatur

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  • William Fulton: Algebraic Curves. An Introduction to Algebraic Geometry. Mathematics lecture note series, 30. Benjamin/Cummings, New York 1969, ISBN 0-201-51010-3
  • William Fulton: Intersection Theory. Ergebnisse der Mathematik und ihrer Grenzgebiete. Folge 3. Springer, Berlin 1998, ISBN 3-540-62046-X