Schepetowka (russisch Шепетовка, deutsch Schillkojen, 1938 bis 1945 Auerfließ, auch deutsch Ostwalde, litauisch Šilkojai) ist ein Ort in der russischen Oblast Kaliningrad. Er gehört zur kommunalen Selbstverwaltungseinheit Stadtkreis Neman im Rajon Neman.

Siedlung
Schepetowka
Schillkojen (Auerfließ) und Ostwalde

Шепетовка
Föderationskreis Nordwestrussland
Oblast Kaliningrad
Rajon Neman
Gegründet vor 1682
Frühere Namen Schillkoyen (nach 1785),
Schillkojen (bis 1938),
Auerfließ (1938–1946)
Bevölkerung 123 Einwohner
(Stand: 1. Okt. 2021)[1]
Höhe des Zentrums 12 m
Zeitzone UTC+2
Telefonvorwahl (+7) 40162
Postleitzahl 238724
Kfz-Kennzeichen 39, 91
OKATO 27 221 000 049
Geographische Lage
Koordinaten 54° 58′ N, 21° 45′ OKoordinaten: 54° 57′ 36″ N, 21° 44′ 52″ O
Schepetowka (Kaliningrad) (Europäisches Russland)
Schepetowka (Kaliningrad) (Europäisches Russland)
Lage im Westteil Russlands
Schepetowka (Kaliningrad) (Oblast Kaliningrad)
Schepetowka (Kaliningrad) (Oblast Kaliningrad)
Lage in der Oblast Kaliningrad

Geographische Lage Bearbeiten

Schepetowka liegt 15 Kilometer südwestlich der Stadt Sowetsk (Tilsit) an der russischen Fernstraße A 216 (einstige deutsche Reichsstraße 138, heute auch Europastraße 77). Eine Bahnanbindung besteht nicht.

Geschichte Bearbeiten

Schillkojen Bearbeiten

Das ehemals Schillkojen genannte Dorf[2] bestand vor 1945 aus verstreut liegenden kleinen Höfen und Gehöften. Zugehörig war eine Försterei. Im Jahre 1874 wurde das Dorf in den neu errichteten Amtsbezirk Kellmienen[3] (ab 1939 „Amtsbezirk Kellen (Ostpr.)“, der Ort heißt heute russisch: Obrutschewo) eingegliedert. Dieser gehörte bis 1922 zum Kreis Niederung, danach bis 1945[4] zum Landkreis Tilsit-Ragnit im Regierungsbezirk Gumbinnen der preußischen Provinz Ostpreußen.

In Schillkojen waren im Jahre 1910 292 Einwohner registriert.[5] Im Jahre 1933 waren es 276 und 1939 – der Ort hieß seit 1938 „Auerfließ“ – noch 289[6] Im Jahre 1945 kam das Dorf in Kriegsfolge mit dem gesamten nördlichen Ostpreußen zur Sowjetunion.

Dummen/Dummern/Ostwalde Bearbeiten

Das zunächst Dummen genannte Dorf bestand aus verstreut liegenden kleinen Höfen und Gehöften. Nach 1785 wurde es in die beiden selbständigen Orte Groß Dummen und Klein Dummen aufgeteilt.[7][8] Wie das Nachbardorf Schillkojen gehörten die beiden Orte ab 1874 zum Amtsbezirk Kellmienen. Im Jahr 1910 waren in Groß Dummen 291 Einwohner und in Klein Dummen 256 Einwohner registriert.[5] Nach 1912 wurden Groß bzw. Klein Dummen in Groß bzw. Klein Dummern umbenannt. Im Jahr 1928 erfolgte dann die Umbenennung in Groß bzw. Klein Ostwalde.

Im Jahr 1933 waren in Groß Ostwalde 245 und in Klein Ostwalde 181 Einwohner registriert. Im Jahr 1939 erfolgte die Wiedervereinigung zum Ort Ostwalde. In diesem Jahr wurden dort 375 Einwohner registriert.[6] Im Jahre 1945 kam das Dorf in Kriegsfolge mit dem gesamten nördlichen Ostpreußen zur Sowjetunion.

Schepetowka Bearbeiten

Sowohl Schillkojen als auch Ostwalde[9] wurden nach 1945 in Schepetowka umbenannt: Schillkojen im Jahr 1947 und Ostwalde im Jahr 1950. Dabei wurde das ehemalige Schillkojen gleichzeitig in den Dorfsowjet Kanaschski selski Sowet im Rajon Sowetsk eingeordnet,[10] während das ehemalige Ostwalde in den Gastellowski selski Sowet im Rajon Slawsk eingegliedert wurde.[11] Spätestens 1975 war Schepetowka ein einheitlicher Ort im Nowokolchosnenski selski Sowet im Rajon Neman.[12] Von 2008 bis 2016 gehörte der Ort zur Landgemeinde Schilinskoje selskoje posselenije und seither zum Stadtkreis Neman.

Kirche Bearbeiten

Der überwiegende Teil der Bevölkerung von Schillkojen resp. Auerfließ war vor 1945 evangelischer Konfession. Folglich war das Dorf in das Kirchspiel der Kirche Jurgaitschen (der Ort hieß zwischen 1938 und 1946: Königskirch, heute russisch: Kanasch) in der Diözese Tilsit im Kirchenkreis Tilsit-Ragnit innerhalb der Kirchenprovinz Ostpreußen der Kirche der Altpreußischen Union eingepfarrt. Monatlich fanden in dem 1930 errichteten Schulgebäude in Schillkojen Gottesdienste statt. Heute liegt Schepetowka im Einzugsbereich der evangelisch-lutherischen Gemeinde in Slawsk (Heinrichswalde), die zur Propstei Kaliningrad[13] (Königsberg) der Evangelisch-lutherischen Kirche Europäisches Russland gehört.

Schule in Schillkojen Bearbeiten

Im Jahre 1910 erhielt Schillkojen eine einklassige Volksschule.[14] Zum Schulbereich gehörte auch Groß Wingsnupönen (1938 bis 1946: Großwingen, heute russisch: Obrutschewo). Vor 1910 besuchten die Schillkojener Kinder die Schule in Papuschienen (1938 bis 1946: Paschen, heute nicht mehr existent). Da es zunächst noch kein Schulgebäude in Schillkojen gab, wurde der Raum in einer Privatwohnung genutzt. Im Jahre 1930 wurde dann eine neue Schule im Wald zwischen Schillkojen und Groß Wingsnupönen bezogen. Das Gebäude umfasste zwei Klassenräume, in denen dann auch zwei Lehrer die Kinder unterrichteten.

Weblinks Bearbeiten

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. Таблица 1.10 «Численность населения городских округов, муниципальных районов, муниципальных округов, городских и сельских поселений, городских населенных пунктов, сельских населенных пунктов» Программы итогов Всероссийской переписи населения 2020 года, утвержденной приказом Росстата от 28 декабря 2021г. № 963, с данными о численности постоянного населения каждого населенного пункта Калининградской области. (Tabelle 1.10 „Bevölkerungsanzahl der Stadtkreise, munizipalen Rajons, Munizipalkreise, städtischen und ländlichen Siedlungen [insgesamt], städtischen Orte, ländlichen Orte“ der Ergebnisse der Allrussischen Volkszählung von 2020 [vollzogen am 1. Oktober 2021], genehmigt durch die Verordnung von Rosstat vom 28. Dezember 2021, Nr. 963, mit Angaben zur Zahl der Wohnbevölkerung jedes Ortes der Oblast Kaliningrad.)
  2. Dietrich Lange, Geographisches Ortsregister Ostpreußen (2005): Auerfließ
  3. Rolf Jehke, Amtsbezirk Kellminen
  4. Rolf Jehke, Amtsbezirk Kellmienen/Kellen
  5. a b Uli Schubert, Gemeindeverzeichnis, Landkreis Niederung
  6. a b Michael Rademacher: Kreis Tilsit-Ragnit. Online-Material zur Dissertation, Osnabrück 2006. In: eirenicon.com.
  7. Dietrich Lange, Geographisches Ortsregister Ostpreußen (2005): Groß Ostwalde
  8. Dietrich Lange, Geographisches Ortsregister Ostpreußen (2005): Klein Ostwalde
  9. Ostwalde dabei als „Groß Ostwalde und bei Groß Ostwalde“
  10. Durch den Указ Президиума Верховного Совета РСФСР от 17 ноября 1947 г. «О переименовании населённых пунктов Калининградской области» (Erlass des Präsidiums des Obersten Rats der RSFSR vom 17. November 1947: Über die Umbenennung der Orte der Oblast Kaliningrad)
  11. Durch den Указ Президиума Верховного Совета РСФСР от 5 июля 1950 г., №745/3, «О переименовании населённых пунктов Калининградской области» (Erlass 745/3 des Präsidiums des Obersten Rats der RSFSR "Über die Umbenennung der Orte der Oblast Kaliningrad" vom 5. Juli 1950)
  12. Gemäß der Административно-территориальное деление Калининградской области 1975 (Die administrativ-territoriale Einteilung der Oblast Kaliningrad 1975, herausgegeben vom Sowjet der Oblast Kaliningrad) auf http://www.soldat.ru/ (rar-Datei).
  13. Evangelisch-lutherische Propstei Kaliningrad (Memento des Originals vom 29. August 2011 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.propstei-kaliningrad.info
  14. Walter Grubert, Die Volksschule Auerfließ-Schillkojen