Samuel Plattner

Schweizer Jurist, Journalist und Bühnenautor

Samuel Plattner (* 15. Juli 1838 in Untervaz; † 23. Februar 1908 in Churwalden) war ein Schweizer Jurist, Journalist und Bühnenautor.

Leben Bearbeiten

Familie Bearbeiten

Samuel Plattner war der Sohn des Bauern und Hausorgelbauers Christian Plattner und dessen Ehefrau Anna (geb. Krättli); sein älterer Bruder war der Unternehmer, Politiker und Schriftsteller Placidus Plattner (1834–1924).[1]

1885 heiratete er in erster Ehe Elisa (geb. Hemmi); in zweiter Ehe war er seit Juni 1892 mit Louise (geb. Appert) aus Steinen verheiratet.[2]

Sein Nachlass befindet sich im Staatsarchiv Graubünden.[3]

Werdegang Bearbeiten

Samuel Plattner besuchte das Gymnasium in Disentis und das Gymnasium in Einsiedeln, bevor er zum Gymnasium (heute Kantonsschule Kollegium Schwyz) nach Schwyz kam. Er immatrikulierte sich an der Universität München zu einem Studium der Rechtswissenschaften.

Von 1861 bis Neujahr 1863 folgte er seinem Bruder als Redaktor der Rorschacher Zeitung;[4] in dieser Zeit vertrat er den erkrankten Redaktor der Schweizer Zeitung, Zentralorgan der Konservativen Partei.[5] Er war dann kurzzeitig, als Nachfolger von Franz Furger,[6] (1839–1866)[7] als Redaktor am Neuen Tagblatt der Stadt St. Gallen (heute St. Galler Tagblatt) tätig, war Fürsprech und wurde darauf 1865 Nachfolger seines versetzten Bruders als Lehrer der deutschen Sprache[8] und Geschichte[9] an der neugegründeten Industrieschule[10] (heute Kantonsschule Zug)[11] in Zug.

In Chur war er von 1872 bis 1890[12] – als Nachfolger von Christian Tester (1815–1890)[13] – Redaktor des Bündner Tagblatts, nachdem sein Bruder das Blatt käuflich erworben hatte; in dieser Zeit wurde er erster katholischer Chefredaktor einer deutschen Zeitung im Kanton Graubünden. Nach dem Weggang von Christian Tester 1872 wandelte Samuel Plattner die Ausrichtung des Blatts in eine konservative Sammelbewegung um, in der Katholiken und Protestanten ihre Heimat fanden. Nachdem Samuel Plattner sein Amt 1890 niedergelegt hatte, wurde erneut Christian Tester interimistischer Redaktor.[14]

1886 betätigte er sich auch als Redaktor der Vorarlberger Landes-Zeitung.

Er wurde 1890 zum ersten Bündner Regierungssekretär gewählt und war bis 1893 in diesem Amt tätig.[15] Anschliessend betätigte er sich noch einige Jahre als Archivar.

Schriftstellerisches Wirken Bearbeiten

Samuel Plattner schrieb unter anderem Theaterstücke und beschäftigte sich mit Heimatforschung.

Mitgliedschaften Bearbeiten

Samuel Plattner war Mitglied der Historisch-Antiquarischen Gesellschaft von Graubünden.

Schriften und Gedichte (Auswahl) Bearbeiten

  • Die von dahinten. In: Neue Zürcher Zeitung vom 25. September 1860. S. 1075 (Digitalisat).
  • Auf den Tod des bischöflichen Hirten Johann Peter Mirer. In: Neues Tagblatt aus der östlichen Schweiz vom 4. September 1862. S. 2 (Digitalisat).
  • Graf Rudolf von Werdenberg im Freiheitskrieg der Appenzeller – Schauspiel in fünf Aufzügen. Rorschach, 1862 (Digitalisat).[16]
  • Die Bezegg im Bregenzerwald und ihre Bedeutung. Ein Gedenkblatt – Erinnerung an die feierliche Eröffnung des Bezegg-Monumentes am 20. August 1871. Bregenz & Feldkirch: Verlag der Wagner‘schen Buch- und Kunsthandlung, 1871.
  • Graubündens Alterthümer und Kunstschätze. Chur, 1878 (Digitalisat).
  • Die freien Walser: ein Volksbild. 1879
  • Küssenberg im badischen Klettgau. 1883
  • Rudolf von Ems: ein rätischer Dichter des 13. Jahrhunderts. In: Jahresbericht der Historisch-Antiquarischen Gesellschaft von Graubünden, Band 14. 1884 (Digitalisat).
  • Holbein’s Todtentanz in den Wandbildern zu Chur. 1885.
  • Sigband: eine Historie in 10 Gesängen. Chur, 1887 (Digitalisat).[17]
  • Rhätischer Land- und bairischer Seewein: Skizze. 1888.
  • Don Allegro: eine Studentengeschichte in 15 Abenteuern. 1890.[18]
  • Donat von Vaz: epische Dichtung. 1894.
  • Bunte Blätter: Gedichte. 1899.
  • Guardaval. Am Ende des Jahrhunderts. Eine Historie in Versen. 1900.
  • Jürg Jenatsch. Historisches Trauerspiel in fünf Akten. Davos: Hugo Richter, 1901.[19]

Literatur Bearbeiten

  • Adolf Collenberg: Samuel Plattner. In: Historisches Lexikon der Schweiz.
  • Daniel Foppa: Die Geschichte der deutschsprachigen Tagespresse des Kantons Graubünden. In: Jahrbuch 2002 der Historischen Gesellschaft Graubünden (132. Jahresbericht der historischen Gesellschaft). Chur 2002, ISSN 1423-3029, S. 36 f. (Digitalisat).
  • Peter Metz: Über bündnerische Zeitungen und Journalisten im 19. Jahrhundert. In: Bündner Jahrbuch. Band 7, 1965, S. 18 (Digitalisat).
  • Anna Stüssi: Plattner, Samuel. In: Deutsches Literatur-Lexikon. Biographisch-bibliographisches Handbuch. Band 12: Plachetka – Rilke. Hrsg. von Heinz Rupp und Carl Ludwig Lang. Francke, Bern/Stuttgart 1990, ISBN 3-317-01647-7, Sp. 36.
  • [ohne Autorname:] Samuel Plattner. In: Deutsches Theater-Lexikon. 3. Band. Bern 1992, S. 1773 (Digitalisat).
  • Samuel Plattner. In: Joseph Kehrein: Lexikon der katholischen Dichter, Volks- und Jugendschrifsteller im 19. Jahrhundert. Band 2. Würzburg 1872, S. 15 (Digitalisat).

Nachrufe:

  • Samuel Plattner. In: Der Bund vom 25. Februar 1908, S. 3 (Digitalisat).
  • Samuel Plattner. In: Neue Zürcher Zeitung vom 25. Februar 1908, S. 2 (Digitalisat).
  • Samuel Plattner. In: Neue Zürcher Zeitung vom 26. Februar 1908, S. 1 (Digitalisat).
  • Samuel Plattner. In: Graubündner General-Anzeiger vom 29. Februar 1908, S. 1 (Digitalisat).
  • Samuel Plattner. In: Bündner Tagblatt vom 1. März 1908, S 1–2 (Digitalisat).

Weblinks Bearbeiten

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. Adolf Collenberg: Placidus Plattner. In: Historisches Lexikon der Schweiz. 28. September 2010, abgerufen am 11. November 2022.
  2. Bündner Nachrichten 26. Juni 1892 — e-newspaperarchives.ch. Abgerufen am 11. November 2022.
  3. Nachlass Samuel Plattner (1838–1908). Staatsarchiv Graubünden, abgerufen am 12. November 2022.
  4. Neues Tagblatt aus der östlichen Schweiz 30. Juni 1865 — e-newspaperarchives.ch. Abgerufen am 11. November 2022.
  5. Neues Tagblatt aus der östlichen Schweiz 16. Februar 1862 — e-newspaperarchives.ch. Abgerufen am 11. November 2022.
  6. Die Ostschweiz 2. Januar 1899 — e-newspaperarchives.ch. Abgerufen am 11. November 2022.
  7. Peter Inderbitzin: Franz Furger. In: Historisches Lexikon der Schweiz. 26. Juli 2005, abgerufen am 11. November 2022.
  8. Zuger Volksblatt 22. April 1865 — e-newspaperarchives.ch. Abgerufen am 11. November 2022.
  9. Intelligenzblatt für die Stadt Bern 26. April 1865 — e-newspaperarchives.ch. Abgerufen am 11. November 2022.
  10. Neue Zuger Zeitung 22. April 1865 — e-newspaperarchives.ch. Abgerufen am 11. November 2022.
  11. Kantonsschule Zug. Abgerufen am 11. November 2022.
  12. Neue Zürcher Zeitung 29. Mai 1890 Ausgabe 02 — e-newspaperarchives.ch. Abgerufen am 11. November 2022.
  13. Adolf Collenberg: Christian Tester. In: Historisches Lexikon der Schweiz. 7. März 2012, abgerufen am 11. November 2022.
  14. Bündner Nachrichten 30. Mai 1890 — e-newspaperarchives.ch. Abgerufen am 11. November 2022.
  15. Der Bund 21. Mai 1890 — e-newspaperarchives.ch. Abgerufen am 11. November 2022.
  16. Neues Tagblatt aus der östlichen Schweiz 26. Oktober 1862 — e-newspaperarchives.ch. Abgerufen am 11. November 2022.
  17. Die Ostschweiz 23. Juni 1887 — e-newspaperarchives.ch. Abgerufen am 11. November 2022.
  18. Der Bund 19. Dezember 1889 — e-newspaperarchives.ch. Abgerufen am 11. November 2022.
  19. Engadiner Post 19. Mai 1915 — e-newspaperarchives.ch. Abgerufen am 12. November 2022.