Rupprecht Geiger

deutscher Maler

Rupprecht Geiger (* 26. Januar 1908 in München; † 6. Dezember 2009 ebenda[1]) war ein deutscher Architekt, abstrakter Maler und Bildhauer.

Leben und Werk Bearbeiten

 
Plattenmosaik am Hauptbahnhof München (1951), demontiert 2018[2]
 
Konkav gerundet, Aluminium (1973), Münchener Rück, München
 
Gerundetes Blau (1987), Gasteig, München
 
Eines von 4 zweiteiligen Objekten (1990) im U-Bahnhof Machtlfinger Straße in München

Rupprecht Geiger, Sohn des Malers Willi Geiger, absolvierte von 1926 bis 1929 ein Architekturstudium an der Kunstgewerbeschule München, danach von 1930 bis 1932 eine Maurerlehre und von 1933 bis 1935 ein Studium an der Staatsbauschule München. Von 1936 bis 1940 arbeitete Geiger in verschiedenen Münchner Architekturbüros, u. a. bei Bieber und Borst, welche die Borstei planten. Geiger war von 1949 bis 1962 als Architekt tätig.

Als Maler war Geiger Autodidakt. Er war ab 1940 an der Ostfront in Polen und Russland, wo er sein autodidaktisches Studium der Malerei begann. In den Jahren 1943 und 1944 wurde er als Kriegsmaler in der Ukraine und in Griechenland eingesetzt.

Rupprecht Geiger war Mitglied im Deutschen Künstlerbund[3] und 1949 Mitbegründer der Künstlergruppe ZEN 49 in München. Geiger ist ein herausragender Vertreter der Gegenstandslosen Malerei Deutschlands. Seine Kunst wurde von Hilla von Rebay, deutsche Malerin und Gründungsdirektorin des Museum for Non-Objective Painting (später Guggenheim Foundation, New York) gefördert.[4] Geiger schuf sein Lebenswerk um das Thema 'Farbe', in dem es konsequent um Reduktion und Klarheit ging. Er betrachtete Farbe als autonomen Wert, aus der Form gelöst wurde ihre geistige Kraft zur Geltung gebracht. Dafür schuf er auch, lange bevor dies etwa Frank Stella tat, irreguläre Leinwände (Shaped canvas), bevor er sich später fast komplett auf die Urformen Kreis und Rechteck beschränkte.

In den 1950er Jahren wurde Geiger bekannt durch seine Beschäftigung mit der Farbe Rot. Geiger: „Rot ist Leben, Energie, Potenz, Macht, Liebe, Wärme, Kraft. Mit ihrer Fähigkeit zu stimulieren ist sie in machtvoller Funktion“. Ein Beispiel aus dieser Zeit ist sein 103 cm × 98 cm großes Ölgemälde auf Leinwand 470/57.

Von 1958 bis 1961 war er künstlerischer Berater der Marburger Tapetenfabrik[5].

1965 bis 1976 war Rupprecht Geiger Professor für Malerei an der Staatlichen Kunstakademie Düsseldorf.

Der befreundete Architekt Detlef Schreiber erbaute ihm 1976 ein Ateliergebäude in der Muttenthalerstraße in München-Solln, wo sich heute das Archiv Geiger befindet.[6]

Charakteristisch für seine Ölbilder, Siebdrucke und Aquarelle waren einfache geometrische Formen, (Rechteck, Quadrat, Kreis und Oval), leuchtende Farben (teilweise auch Leuchtpigment) und intensive Kontraste. Er erhielt 1992 für seine konsequente, zeitlose Malerei den Rubenspreis der Stadt Siegen.[7]

Rupprecht Geiger lebte und arbeitete in München. In seinem ehemaligen Atelier im Münchner Stadtteil Solln befindet sich heute das Archiv Geiger,[8] das seinen künstlerischen Nachlass verwaltet und mehrmals im Jahr öffentliche Führungen durch die Archivräume anbietet.

Ausstellungen (Auswahl) Bearbeiten

Auszeichnungen Bearbeiten

Rupprecht Geiger ist eines der drei Ehrenmitglieder des Deutschen Künstlerbundes.[9]

Arbeiten im öffentlichen Raum Bearbeiten

  •  
    Meditationsraum auf dem Klinikgelände
    Plattenmosaik, Aluminiumplatten eloxiert und Leuchtstoffröhren, 650 cm × 3000 cm, Hauptbahnhof München, Fassade über dem Haupteingang am Bahnhofsplatz (1951)
  • Glasklebebild, Tauffenster, 144 cm × 144 cm, evangelische Kirche Stockdorf von Jakob Semler und Jakob Haider, Peter-Dörfler-Straße 14
  • Glasklebebild, 250 cm × 420 cm, Technische Universität München, Eingang Luisenstraße / Theresienstraße, Treppenhaus, 3. Stock, München (1964)
  • Konkav gerundet, Aluminium, 400 cm × 480 cm × 70 cm, Münchener Rück, München, Königinstraße 38 (1973)
  • Farbgestaltung, Acryl/Eternitplatten, Gymnasium Fürstenried, Joseph-von-Fraunhofer-Schule, Engadinerstr. 1, München (1973)
  • Acryl auf Holz, 220 cm × 670 cm, in der Mensa der Technischen Universität München, 1. Stock, Eingang Gabelsbergerstraße, München (1975)
  • o. T., vier Wandobjekte, Aluminium, spritzlackiert, je 300 cm × 400 cm, in der Eingangshalle der Technischen Universität München, Theresienstraße
  • Gerundetes Blau, Aluminium spritzlackiert, 600 cm × 700 cm × 200 cm, Gasteig, München (1987)
  • o. T., vier zweiteilige Objekte, Acryl auf Aluminium, im U-Bahnhof Machtlfinger Straße, München (1990)
  • Meditationsraum, Acryl/Beton, ca. 215 × 805 × 550 cm, im Park des Kbo-Isar-Amper-Klinikums, Taufkirchen/Vils (1991)[10]
  • Pink moduliert, Acryl auf Leinwand, 120 cm × 750 cm, im Betriebsrestaurant der Siemens AG, Wittelsbacherplatz, München
  • Großes Rot mit Contrapunkt, Acrylfarbe auf Putzgrund, Hochschule für angewandte Wissenschaften München, Lothstraße, München (1995)
  • 2000 Rot (Bilder A–E), Acryl auf Leinwand, 500 cm × 150 cm, 150 cm × 160 cm und 80 cm × 600 cm, WWK Versicherungsgruppe, Marsstraße 37, München
  • Lichtbogen (Pinc), Öl auf Leinwand, 1350 cm × 450 cm, E.ON, Richard-Wagner-Straße, München
  • Rot 2000, 875/99, Acryl auf Leinwand. Im Reichstag, Platz der Republik 1, Berlin (1999)

Sammlung (Auswahl) Bearbeiten

Literatur (Auswahl) Bearbeiten

  • Jürgen Claus: Der dynamische Farbraum. Rupprecht Geiger. In: Jürgen Claus: Kunst heute. Rowohlt, Reinbek 1965.
  • Joachim Heusinger von Waldegg: Rupprecht Geiger. (Ausstellungskatalog, Städtische Kunsthalle Mannheim, 18. April bis 16. Mai 1982) Mannheim 1982.
  • Stefanie Bielmeier: Rupprecht Geiger – Bild und Gestalt. In: Pantheon. Internationale Jahreszeitschrift für Kunst, Jahrgang 48, 1990, S. 181–187.
  • Julia Geiger und Pia Dornacher: Werkverzeichnis, 1949–2002, hrsg. von der Rupprecht-Geiger-Gesellschaft/ Städtische Galerie im Lenbachhaus, München, Prestel, München 2003, ISBN 3-7913-2864-6.
  • Julia Geiger: Rupprecht Geiger. Werkverzeichnis der Druckgrafik 1948–2007. Prestel, München 2007, ISBN 3-7913-3891-9.
  • Rupprecht Geiger, Margaretha Benz-Zauner: Rupprecht Geiger. Prestel, München 1988, ISBN 3-7913-0872-6.

Filmdokumentationen zu Rupprecht Geiger Bearbeiten

Weblinks Bearbeiten

Commons: Rupprecht Geiger – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. Der Maler des roten Punktes. In: Westfälische Nachrichten vom 10. Dezember 2009
  2. muenchen.de: Uhr und Alpenmosaik am Hauptbahnhof werden abgebaut. Abgerufen am 24. Februar 2020.
  3. kuenstlerbund.de: Ordentliche Mitglieder des Deutschen Künstlerbundes seit der Gründung 1903 / Geiger, Rupprecht (Memento vom 10. November 2013 im Internet Archive) (abgerufen am 3. August 2015)
  4. Museum Villa Stuck: Stunde 0. 27. Oktober 2005, archiviert vom Original am 27. Oktober 2005; abgerufen am 15. Dezember 2022.
  5. Design Report, Ausgabe März 2001, dort S. 70, Hrsg. BLUE C. Verlag GmbH, ISSN 0932-3724
  6. Ausführliche Biografie 1977–1998 Rupprecht Geiger | Archiv Geiger. Abgerufen am 18. Februar 2024.
  7. Der Rubenspreis der Stadt Siegen - Entdecken - Museum für Gegenwartskunst Siegen. Abgerufen am 15. September 2022.
  8. ARCHIV GEIGER - Kunstarchiv zu Rupprecht Geiger. Archiviert vom Original am 5. Dezember 2010; abgerufen am 15. Dezember 2022 (deutsch).
  9. kuenstlerbund.de: Ehrenmitglieder: Rune Mields, Rupprecht Geiger und Thomas Grochowiak (abgerufen am 9. Juni 2015)
  10. Süddeutsche Zeitung: Seltene Gelegenheit. Abgerufen am 11. Juni 2020.