Rotzenmühle

Einöde in der Oberpfalz, Gemeindeteil von Püchersreut

Rotzenmühle ist ein Ortsteil von Püchersreuth im Landkreis Neustadt an der Waldnaab des bayerischen Regierungsbezirks Oberpfalz.

Rotzenmühle
Gemeinde Püchersreuth
Koordinaten: 49° 46′ N, 12° 13′ OKoordinaten: 49° 46′ 2″ N, 12° 12′ 30″ O
Höhe: 428 m ü. NN
Einwohner: (9. Mai 2011)[1]
Postleitzahl: 92721
Vorwahl: 09602

Geographische Lage Bearbeiten

Rotzenmühle liegt 900 m östlich der Bundesstraße 15 auf dem Nordwestufer der Schlattein. Es liegt 2,5 km nordwestlich von Püchersreuth und 4 km nordöstlich von Neustadt an der Waldnaab.[2]

Geschichte Bearbeiten

Rotzenmühle (auch Rotzenmuhl, Rotzenmüll, Rozenmühl, Rozamühl, Mühle zu Rotzendorf) wurde 1483 erwähnt.[3]

Kurfürst Ottheinrich führte 1542 per Erlass die protestantische Konfession in seinem Fürstentum ein. In den Jahren 1548 bis 1571 ging die Herrschaft des Klosters Waldsassen nach und nach in die kurpfälzische Landeshoheit über. Im Rahmen der von Ottheinrich 1558 durchgeführten Neuordnung des Kirchenwesens in der gesamten Oberen Pfalz wurde Wurz Pfarrei in der Superintendentur Tirschenreuth. Die Pfarrei Wurz umfasste die Ortschaften Kotzenbach, Pfaffenreuth, Mitteldorf, Rotzendorf, Walpersreuth, Eppenreuth, Kahhof, Lamplmühle, Ernsthof, Stinkenbühl, Rotzenmühle, Wurmsgefäll, Geißenreuth. Ihr Pfarrer war Michael Schiffendecker aus Runneburg bei Zwickau.[4]

1560, 1622, 1630 wurde Rotzenmühle als Mühle mit zwei Gängen und mit einer Mannschaft aufgeführt.[4]

Bei der Gegenreformation wurde Wurz wieder katholisch, die kirchliche Einteilung Ottheinrichs wurde aufgehoben und der Zustand von vor der Reformation wieder hergestellt. Der Stift Waldsassen wurde 1669 an die Zisterzienser zurückgegeben. Die Pfarrei Wurz gehörte nun zum Dekanat Nabburg.[4]

1792 gab es auf der Rotzenmühle einen Untertan. 1808 hatte die Rotzenmühle ein Wohngebäude mit 7 Einwohnern.[4]

Seit 1808 war Eppenreuth Gemeinde und Steuerdistrikt mit den Ortschaften Eppenreuth, Baumgarten (erste Nennung 1961), Mitteldorf, Rotzendorf, Rotzenmühle, Stinkenbühl, Walpersreuth.[4] Eppenreuth gehörte zunächst zum Landgericht Tirschenreuth und wurde 1857 in das Landgericht Neustadt an der Waldnaab umgegliedert.[3]

Zwei Gedenksteine bei der Rotzenmühle erinnern an die katholische antifaschistische Widerstandsgruppe Sturmschar, die sich hier in den Jahren 1930 bis in die Kriegszeit hinein versammelte. Sie wurden gefördert vom Religionslehrer Prälat Deubzer am Humanistischen Gymnasium Weiden und betreut von den Kaplänen Karl Böhm und Saller. Unterschlupf bot ihnen die Müllersfamilie Gieler, Eigentümer der Rotzenmühle.[5]

1978 wurde die Gemeinde Eppenreuth mit ihren Ortsteilen in die Gemeinde Püchersreuth eingegliedert.[3]

Einwohnerentwicklung in Rotzenmühle ab 1819 Bearbeiten

1819–1913[6]
Jahr Einwohner Gebäude
1819 7 1[4]
1838 9 1[7]
1871 7 6[8]
1885 11 1[9]
1900 8 1[10]
1913 7 1[11]
1925–2011[6]
Jahr Einwohner Gebäude
1925 8 1[12]
1950 10 1[13]
1961 8 1[14]
1970 5 k. A.[15]
1987 2 1[16]
2011 0 k. A.[1]

Tourismus und Kultur Bearbeiten

Rotzenmühle liegt am Skulpturenweg Ilsenbach. Das ist ein Rundwanderweg von Ilsenbach über St. Quirin, durch das Schlatteintal nach Rotzendorf. An diesem Weg stehen Werke der Künstler Günter Mauermann, Rüdiger Goedecke, Barbara Hierl, Astrid Kriechenbauer, Willi Hengge, Klaus Kuran, Klaus Neugirg, Karl-Hans Bergauer, Hans Burmeister.[17][18][19]

Literatur Bearbeiten

  • Annemarie Krauß-Fröhlich: Die Rotzenmühle im Schlatteintal in Die Oberpfalz, Heimatzeitschrift für den ehemaligen Bayerischen Nordgau – Monatsschrift für Geschichte, Schrifttum, Volks- und Heimatkunde, Band 44, 1956, S. 44–47
  • Harald Fähnrich: Gedenksteine für die katholische „Sturmschar St. Joseph Weiden“ Widerstand gegen das NS-Regime in Beiträge zur Flur- und Kleindenkmalforschung in der Oberpfalz (BFO), 30. Jahrgang, 2007, online als pdf

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. a b atlas.zensus2011.de
  2. Rotzenmühle bei Bayernatlas. Abgerufen am 8. Oktober 2019.
  3. a b c Historischer Atlas von Bayern: Altbayern Reihe I Heft 47: Neustadt an der Waldnaab, Weiden, S. 45, 429
  4. a b c d e f Historischer Atlas von Bayern: Altbayern Reihe I Heft 21: Tirschenreuth, S. 251, 260, 329, 373
  5. Gedenksteine bei heimatforschung-regensburg.de. Abgerufen am 8. Oktober 2019.
  6. a b https://www.bayerische-landesbibliothek-online.de/landesbeschreibungen-orte
  7. Josepf Lipf (Bearbeiter): Matrikel des Bisthums Regensburg. Hrsg.: Bistum Regensburg. Pustet, Regensburg 1838, S. 361 (Digitalisat).
  8. Kgl. Statistisches Bureau (Hrsg.): Vollständiges Ortschaften-Verzeichniss des Königreichs Bayern. Nach Kreisen, Verwaltungsdistrikten, Gerichts-Sprengeln und Gemeinden unter Beifügung der Pfarrei-, Schul- und Postzugehörigkeit … mit einem alphabetischen General-Ortsregister enthaltend die Bevölkerung nach dem Ergebnisse der Volkszählung vom 1. Dezember 1875. Adolf Ackermann, München 1877, OCLC 183234026, 2. Abschnitt (Einwohnerzahlen vom 1. Dezember 1871, Viehzahlen von 1873), Sp. 905, urn:nbn:de:bvb:12-bsb00052489-4 (Digitalisat).
  9. K. Bayer. Statistisches Bureau (Hrsg.): Ortschaften-Verzeichniss des Königreichs Bayern. Nach Regierungsbezirken, Verwaltungsdistrikten, … sodann mit einem alphabetischen Ortsregister unter Beifügung der Eigenschaft und des zuständigen Verwaltungsdistriktes für jede Ortschaft. LIV. Heft der Beiträge zur Statistik des Königreichs Bayern. München 1888, OCLC 1367926131, Abschnitt III, Sp. 853 (Digitalisat).
  10. K. Bayer. Statistisches Bureau (Hrsg.): Ortschaften-Verzeichnis des Königreichs Bayern, mit alphabetischem Ortsregister. LXV. Heft der Beiträge zur Statistik des Königreichs Bayern. München 1904, DNB 361988931, OCLC 556534974, Abschnitt II, Sp. 884 (Digitalisat).
  11. Bistum Regensburg (Hrsg.): Matrikel der Diözese Regensburg. hrsg. i. A. Sr Exzellenz des Hochwürdigsten Herrn Bischofs Dr. Antonius von Henle vom Bischöflichen Ordinariate Regensburg. Regensburg 1916, S. 587 (Digitalisat).
  12. Bayerisches Statistisches Landesamt (Hrsg.): Ortschaften-Verzeichnis für den Freistaat Bayern nach der Volkszählung vom 16. Juni 1925 und dem Gebietsstand vom 1. Januar 1928. Heft 109 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München 1928, DNB 361988923, OCLC 215857246, Abschnitt II, Sp. 892 (Digitalisat).
  13. Bayerisches Statistisches Landesamt (Hrsg.): Amtliches Ortsverzeichnis für Bayern – Bearbeitet auf Grund der Volkszählung vom 13. September 1950. Heft 169 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München 1952, DNB 453660975, OCLC 183218794, Abschnitt II, Sp. 761 (Digitalisat).
  14. Bayerisches Statistisches Landesamt (Hrsg.): Amtliches Ortsverzeichnis für Bayern, Gebietsstand am 1. Oktober 1964 mit statistischen Angaben aus der Volkszählung 1961. Heft 260 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München 1964, DNB 453660959, OCLC 230947413, Abschnitt II, Sp. 562 (Digitalisat).
  15. Bayerisches Statistisches Landesamt (Hrsg.): Amtliches Ortsverzeichnis für Bayern. Heft 335 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München 1973, DNB 740801384, OCLC 220710116, S. 130 (Digitalisat).
  16. Bayerisches Landesamt für Statistik und Datenverarbeitung (Hrsg.): Amtliches Ortsverzeichnis für Bayern, Gebietsstand: 25. Mai 1987. Heft 450 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München November 1991, DNB 94240937X, OCLC 231287364, S. 264 (Digitalisat).
  17. Skulpturenweg/Rundwanderweg Ilsenbach bei oberpfaelzerwald.de. Abgerufen am 1. Oktober 2019.
  18. Skulpturenweg Webseite von Ilsenbach. Abgerufen am 1. Oktober 2019.
  19. Landgut Federkiel, Wanderweg eigene Webseite des Landgutes. Abgerufen am 8. Oktober 2019.