Der Remez-Algorithmus in der Approximationstheorie ist ein Minimax-Approximations-Algorithmus. Als solcher minimiert er die maximale absolute Differenz zwischen dem gesuchten Polynom (vorgegebenen Maximalgrades ) und der gegebenen (in einem Intervall) stetigen Funktion . Er ist benannt nach dem sowjetischen Mathematiker Jewgeni Jakowlewitsch Remes, der ihn im Jahr 1934 vorgestellt hat.[1]

Der Algorithmus setzt dabei ganz wesentlich auf den Alternantensatz von Pafnuti Lwowitsch Tschebyschow, indem er iterativ die genannte Differenz an Stützstellen im Intervall auswertet und daraus neue Stützstellen berechnet.

Algorithmus Bearbeiten

Gegeben: Ein Intervall   und eine stetige Funktion  ;
ferner ein maximaler Polynomgrad  .
Gesucht: Ein Polynom   vom Grad höchstens  , welches
     
minimiert.

Aus dem Alternantensatz folgt, dass das Polynom im Limes eindeutig bestimmt ist und dass es   Punkte   gibt, für die gilt

 

mit der Abweichung   (Supremumsnorm).

Das gesuchte Polynom sei mit

 

bezeichnet. Es gilt also, die   Unbekannten

 

zu bestimmen.

Vorbereitung Bearbeiten

Man beginnt mit den Extremstellen des Tschebyschow-Polynoms erster Art vom Grad  

    mit    .

Ein solcher Satz von Punkten wird „Referenz“[2] genannt. Es ist

 .

Iteration Bearbeiten

Berechnen einer Approximation auf der Referenz Bearbeiten

Gesucht wird das Polynom   vom Grad  , dessen Fehlerfunktion   auf der im vorangegangenen Schritt gewonnenen Referenz   alterniert. D. h. gesucht sind

    und    .

mit

    für    .

Diese Aufgabe hat als Eingabe nur die Referenz und von der Funktion   nur die   Werte  . Sie kann auch als Optimierungsaufgabe formuliert werden, nämlich als beste Approximation auf der Referenz, und ist eindeutig lösbar.

Das zu lösende Gleichungssystem in Matrixdarstellung:[3]

 

Damit hat man   neue Koeffizienten

 

für das Polynom   und eine neue »Referenzabweichung«  .

 
Finden lokale Extremstellen   der Fehlerfunktion   mit   als einem Polynom vom Grad 2

Ersetzen der Referenz durch Extremstellen Bearbeiten

Ausgehend vom Polynom   gilt es,   Extremstellen   der Fehlerfunktion

 

zu finden. Ist   differenzierbar, kann man Extremstellen oft durch Nullsetzen der Ableitungsfunktion   gewinnen.

In jedem Fall lässt sich das Intervall   in die durch die aktuelle Fehlerfunktion spezifizierbaren Teilintervalle   folgendermaßen aufteilen. Da mit   auch   stetig ist, gibt es nach dem Zwischenwertsatz für alle   Nullstellen   der Fehlerfunktion (in der Abbildung Schnittstellen der roten Funktion   mit dem blauen Polynom  ) im Intervall  , da das Vorzeichen der Fehlerfunktion an den Stellen   alterniert ( ). Gibt es in zwei benachbarten Intervallen   und   jeweils nur eine Nullstelle   beziehungsweise  , dann ist die Fehlerfunktion im Intervall   nur nicht-negativ oder nur nicht-positiv. (Aber auch wenn es mehrere Nullstellen gibt, gilt das Weitere – die Extrema sind ggf. nur nicht so ausgeprägt.) Wegen der Stetigkeit der Fehlerfunktion gibt es nach dem Satz vom Minimum und Maximum in jedem Teilintervall   (lokale) Extremstellen  . Im Ergebnis ist   das erste Extremum, die nachfolgenden Extrema alternieren zwischen Maximum und Minimum bis zum letzten Extremum  .

Nebenbei fällt die (absolute) Güte der Approximation in Form von   an. Ist sie unbefriedigend, kann man mit der neu gewonnenen Referenz   iterieren. Es kann aber auch interessant sein, den Grad   der Approximation durch Einfügen von Zwischenpunkten in die Referenz zu erhöhen. Das Beispiel 2 im Artikel Alternantensatz zeigt, wie die Qualität der dortigen besten Approximation vom Polynomgrad abhängt.

Konvergenzgeschwindigkeit Bearbeiten

Unter geeigneten Voraussetzungen, die Funktion   betreffend, konvergiert das Verfahren lokal quadratisch.[4]

Literatur Bearbeiten

  • Leçons sur l’approximation des fonctions d’une variable réelle. Gauthier-Villars, Paris 1919, 1952; archive.org
  • C. de Boor, A. Pinkus: Proof of the conjectures of Bernstein and Erdös concerning the optimal nodes for polynomial interpolation. In: Journal of Approximation Theory. 24. Jahrgang, 1978, S. 289–303, doi:10.1016/0021-9045(78)90014-X.

Einzelnachweise und Anmerkungen Bearbeiten

  1. E. Ya. Remez: Sur la détermination des polynômes d’approximation de degré donnée. In: Comm. Soc. Math. Kharkov, 1934, 10, S. 41.
    Sur un procédé convergent d’approximations successives pour déterminer les polynômes d’approximation. In: Compt. Rend. Acad. Sc., 1934, 198, S. 2063
    Sur le calcul effectiv des polynômes d’approximation de Tschebyscheff. In: Compt. Rend. Acad. Sc., 1934, 199, S. 337–340.
  2. René Grothmann: Skriptum Approximationstheorie. (PDF) 1.69. Definition
  3. Die angegebene Matrix hat Vandermonde-Matrizen als Untermatrizen.
    Die Lösung des Gleichungssystems kostet bei vielen Standardpaketen  , kann aber auch in   geschafft werden (s. Polynominterpolation#Newtonscher Algorithmus).
  4. René Grothmann: Skriptum Approximationstheorie. (PDF) 1.71. Bemerkung