Reichstagswahlkreis Königreich Sachsen 17

Reichstagswahlkreis für das Königreich Sachsen für die Reichstagswahlen im Deutschen Reich und im Norddeutschen Bund von 1867 bis 1918

Der Reichstagswahlkreis Königreich Sachsen 17 (in der reichsweiten Durchnummerierung auch Reichstagswahlkreis 301; auch Reichstagswahlkreis Meerane-Glauchau genannt) war der dreizehnte Reichstagswahlkreis für das Königreich Sachsen für die Reichstagswahlen im Deutschen Reich und im Norddeutschen Bund von 1867 bis 1918.

Die Wahlkreisaufteilung des Deutschen Reichs.

Wahlkreiszuschnitt Bearbeiten

Der Wahlkreis umfasste die Amtshauptmannschaft Glauchau ohne die Gemeinden Waldsachsen bei Crimmitschau, Niederschindmaas bei Zwickau, Heinrichsort und Mülsen St. Niclas; Gemeinde Braunsdorf bei Waldenburg mit Gutsbezirk der Amtshauptmannschaft Chemnitz; Gemeinden Oberrothenbach, Jüdenhain und Neudorfel bei Ortmannsdorf der Amtshauptmannschaft Zwickau.

Dies entsprach ursprünglich den Gerichtsamtsbezirken Waldenburg, Remse, Meerane, Glauchau, Hohenstein-Ernstthal und Lichtenstein.

Der Wahlkreis war eine Parteihochburg der SPD.

Bevölkerungsentwicklung
Jahr Einwohner
1890 133.386
1895 140.064
1900 145.848
1905 147.582
1910 152.260
Berufszugehörige Männer
Landwirtschaft Industrie und Gewerbe Handel und Dienstleistungen
1895 15,0 71,6 13,4
1907 10,9 75,0 14,1
Konfession
Evangelisch Katholisch
1890 98,2 1,5
1905 97,9 1,7
1910 97,6 1,9

Abgeordnete Bearbeiten

Wahl Abgeordneter Partei Bild
Reichstagswahl Februar 1867 bis 1877 August Bebel SVP/SDAP/SAP  
Reichstagswahl 1877 bis 1879 Wilhelm Bracke SAP  
Ersatzwahl 1880 bis 1881 Ignaz Auer SAP  
Reichstagswahl 1881 bis 1884 Friedrich Ludwig Leuschner NLP 0
Reichstagswahl 1884 bis 1887 Ignaz Auer SAP  
Reichstagswahl 1887 bis 1889 Friedrich Ludwig Leuschner NLP 0
Reichstagswahl 1890 bis 1907 Ignaz Auer SAP/SPD  
Ergänzungswahl 1907 bis 1918 Hermann Molkenbuhr SPD  

Wahlen Bearbeiten

1867 (Februar) Bearbeiten

Es fanden zwei Wahlgänge statt. Die Zahl der abgegebenen Stimmen betrug in der Stichwahl 12.203. Das Ergebnis der Stichwahl war:

Kandidat Partei Stimmen in % Anmerkungen
August Bebel bkF 7922 0 0
Stauss 0 4281 0 0

1867 (August) Bearbeiten

Es fand ein Wahlgang statt. Die Zahl der abgegebenen Stimmen betrug 7993. Das Ergebnis der Stichwahl war:

Kandidat Partei Stimmen in % Anmerkungen
August Bebel bkF 5256 0 0

1871 Bearbeiten

Es fand ein Wahlgang statt. 22.847 Männer waren wahlberechtigt. Die Zahl der gültigen Stimmen betrug 12.042, 91 Stimmen waren ungültig. Die Wahlbeteiligung betrug 53,1 %.

Kandidat Partei Stimmen in % Anmerkungen
August Bebel S (Eis) 7344 0 0
Hermann Schulze-Delitzsch F 4679 0 0
0 Sonstige 19 0 0

Nachwahl 1873 Bearbeiten

Im Leipziger Hochverratsprozess wurde das Mandat von Bebel im Juli 1872 für ungültig erklärt und Bebel zu einer Haftstrafe verurteilt. Entsprechend fand eine Nachwahl am 20. Januar 1973 statt. Es fand ein Wahlgang statt. Die Zahl der gültigen Stimmen betrug 14.710.

Kandidat Partei Stimmen in % Anmerkungen
August Bebel S (Eis) 10.470 0 0
Petzold Lib 4240 0 0
0 Sonstige 19 0 0

1874 Bearbeiten

Es fand ein Wahlgang statt. 25.023 Männer waren wahlberechtigt. Die Zahl der gültigen Stimmen betrug 9620, 58 Stimmen waren ungültig. Die Wahlbeteiligung betrug 38,7 %.

Kandidat Partei Stimmen in % Anmerkungen
August Bebel S (Eis) 7777 0 0
Hennings NLP 1581 0 Kaufmann, Meerane
0 Sonstige 262 0 0

1877 Bearbeiten

Es fand ein Wahlgang statt. 23.872 Männer waren wahlberechtigt. Die Zahl der gültigen Stimmen betrug 17214, 103 Stimmen waren ungültig. Die Wahlbeteiligung betrug 66,9 %.

Kandidat Partei Stimmen in % Anmerkungen
August Bebel S 11.041 0 0
Fritz Beck NLP 6130 0 aus Hohenstein
0 Sonstige 43 0 0

Nachwahl 1877 Bearbeiten

August Bebel nahm das Mandat nicht an, da er auch im Reichstagswahlkreis Königreich Sachsen 5 gewählt worden war. Daher kam es zur Nachwahl. Es fand ein Wahlgang statt. Die Zahl der gültigen Stimmen betrug 19.752, 100 Stimmen waren ungültig. Die Wahlbeteiligung betrug 76,7 %.

Kandidat Partei Stimmen in % Anmerkungen
Wilhelm Bracke S 10.761 0 0
Karl Birnbaum NLP 3963 0 0
0 Sonstige 28 0 0

1878 Bearbeiten

Es fand ein Wahlgang statt. 26.673 Männer waren wahlberechtigt. Die Zahl der gültigen Stimmen betrug 20.249, 151 Stimmen waren ungültig. Die Wahlbeteiligung betrug 76,5 %.

Kandidat Partei Stimmen in % Anmerkungen
Wilhelm Bracke S 11.579 0 0
Karl Birnbaum NLP 8650 0 0
0 Sonstige 20 0 0

Nachwahl 1880 Bearbeiten

Bracke legte das Mandat aus Krankheitsgründen am 30. Dezember 1879 nieder. Daher kam es zur Nachwahl am 2. März 1860. Es fand ein Wahlgang statt. Die Zahl der gültigen Stimmen betrug 19.752, 100 Stimmen waren ungültig. Die Wahlbeteiligung betrug 76,7 %.

Kandidat Partei Stimmen in % Anmerkungen
Ignaz Auer S 8225 0 0
Gelpke K 7256 0 0
0 Sonstige 103 0 0

1881 Bearbeiten

Es fand ein Wahlgang statt. 25.063 Männer waren wahlberechtigt. Die Zahl der abgegebenen Stimmen betrug 14.080, 106 Stimmen waren ungültig. Die Wahlbeteiligung betrug 56,6 %.

Kandidat Partei Stimmen in % Anmerkungen
Friedrich Ludwig Leuschner NLP 7375 0 0
Ignaz Auer S 6692 0 0
0 Sonstige 13 0 0

1884 Bearbeiten

Es fand ein Wahlgang statt. 26.486 Männer waren wahlberechtigt. Die Zahl der abgegebenen Stimmen betrug 18.084, 85 Stimmen waren ungültig. Die Wahlbeteiligung betrug 68,6 %.

Kandidat Partei Stimmen in % Anmerkungen
0 NLP 8560 0 0
Ignaz Auer S 9513 0 0
0 Sonstige 11 0 0

1887 Bearbeiten

Die Kartellparteien NLP und Konservative einigten sich auf Leuschner als gemeinsamen Kandidaten. Es fand ein Wahlgang statt. 27.767 Männer waren wahlberechtigt. Die Zahl der abgegebenen Stimmen betrug 23.487, 154 Stimmen waren ungültig. Die Wahlbeteiligung betrug 85,1 %.

Kandidat Partei Stimmen in % Anmerkungen
Friedrich Ludwig Leuschner NLP 13.578 0 0
0 S 9886 0 0
0 Sonstige 23 0 0

Leuschner verstarb am 20. Dezember 1889. Eine Ersatzwahl fand nicht mehr statt.

1890 Bearbeiten

Die Kartellparteien NLP und Konservative einigten sich auf Winkler als gemeinsamen Kandidaten. Es fand ein Wahlgang statt. 29.357 Männer waren wahlberechtigt. Die Zahl der abgegebenen Stimmen betrug 25.472, 112 Stimmen waren ungültig. Die Wahlbeteiligung betrug 86,8 %.

Kandidat Partei Stimmen in % Anmerkungen
Robert Winkler NLP 10.063 39,7 Kaufmann, Glauchau
Ignaz Auer SPD 15.266 60,2 0
0 Sonstige 0,1 0

1893 Bearbeiten

Die Kartellparteien NLP und Konservative einigten sich mit dem DS auf Schubert als gemeinsamen Kandidaten. Schubert gehörte eigentlich zu den Antisemiten (er kandidierte auch im Wahlkreis 293 für den DS), versprach aber, sich bei seiner Wahl hier der Fraktion der NLP anzuschließen. Es fand ein Wahlgang statt. 29.806 Männer waren wahlberechtigt. Die Zahl der abgegebenen Stimmen betrug 23.532, 99 Stimmen waren ungültig. Die Wahlbeteiligung betrug 79,0 %.

Kandidat Partei Stimmen in % Anmerkungen
Max Schubert NLP 8184 34,9 Fabrikant, Kaufmann, MdL
Ignaz Auer SPD 15.234 65,0 0
0 Sonstige 0,1 0

1898 Bearbeiten

Konservative, NLP, BdL und DSR einigten sich auch den nationalliberalen Pöge. Es fand ein Wahlgang statt. 31.824 Männer waren wahlberechtigt. Die Zahl der abgegebenen Stimmen betrug 22.249, 98 Stimmen waren ungültig. Die Wahlbeteiligung betrug 69,9 %.

Kandidat Partei Stimmen in % Anmerkungen
Max Pöge NLP 8690 39,2 Fabrikant, Glauchau
Ignaz Auer SPD 13.437 60,7 0
0 Sonstige 0,1 0

1903 Bearbeiten

Auch wenn die NLP gemäß dem sächsischen Kartellvertrag das Vorschlagsrecht hatte, einigte man sich auf den konservativen Rumpelt. Es fand ein Wahlgang statt. 32.819 Männer waren wahlberechtigt. Die Zahl der abgegebenen Stimmen betrug 26.047, 255 Stimmen waren ungültig. Die Wahlbeteiligung betrug 79,4 %.

Kandidat Partei Stimmen in % Anmerkungen
Anselm Rumpelt K 7392 28,7 0
Ignaz Auer SPD 18.349 71,1 0
Felix Porsch Zentrum 30 0,1 0
0 Sonstige 0,1 0

1907 Bearbeiten

Alle bürgerlichen Parteien unterstützten Clauß. Es fand ein Wahlgang statt. 33.324 Männer waren wahlberechtigt. Die Zahl der abgegebenen Stimmen betrug 30.310, 126 Stimmen waren ungültig. Die Wahlbeteiligung betrug 91,0 %.

Kandidat Partei Stimmen in % Anmerkungen
Felix Clauß NLP 13.454 44,6 Dr., Schriftsteller, Loschwitz
Ignaz Auer SPD 16.675 55,2 0
Matthias Erzberger Zentrum 50 0,2 0
0 Sonstige 0,0 0

Ergänzungswahl 1907 Bearbeiten

Alle bürgerlichen Parteien unterstützten Clauß. Da Ignaz Auer drei Monate nach der Reichstagswahl verstarb, kam es zu einer Ersatzwahl am 26. Juli 1907. Es fand ein Wahlgang statt. Die Zahl der abgegebenen Stimmen betrug 29.900, 114 Stimmen waren ungültig. Die Wahlbeteiligung betrug 89,7 %.

Kandidat Partei Stimmen in % Anmerkungen
Felix Clauß NLP 12.710 42,7 0
Hermann Molkenbuhr SPD 17.074 57,3 0
0 Sonstige 0,0 0

1912 Bearbeiten

Die NLP unterstütze den konservativen Kandidaten wegen des „radikalen Tons“ des Linksliberalen. Es fand ein Wahlgang statt. 34.720 Männer waren wahlberechtigt. Die Zahl der abgegebenen Stimmen betrug 30.459, 166 Stimmen waren ungültig. Die Wahlbeteiligung betrug 87,7 %.

Kandidat Partei Stimmen in % Anmerkungen
Paul M. Gotthold Ende FoVP 7818 25,8 Pastor, Lichtenstein
Laue K 3198 42,7 Dr., Amtsgerichtsrat, Waldenburg
Hermann Molkenbuhr SPD 19.270 63,6 0
0 Sonstige 0,0 0

Literatur Bearbeiten

  • Carl-Wilhelm Reibel: Handbuch der Reichstagswahlen 1890–1918. Droste Verlag, Düsseldorf 2007, ISBN 978-3-7700-5284-4, S. 1175–1169.
  • Fritz Specht: Die Reichstags-Wahlen von 1867 bis 1903 : eine Statistik der Reichstagswahlen nebst den Programmen der Parteien und einem Verzeichnisse der gewählten Abgeordneten, 2. Auflage 1904, S. 229–230.
  • L. Gerschel: Die Reichstagswahlen von 1867 bis 1883, 1883, S. 142–143, Digitalisat.