Reichstagswahlkreis Königreich Sachsen 1

Reichstagswahlkreis für das Königreich Sachsen für die Reichstagswahlen im Deutschen Reich und im Norddeutschen Bund von 1867 bis 1918

Der Reichstagswahlkreis Königreich Sachsen 1 (in der reichsweiten Durchnummerierung auch Reichstagswahlkreis 285; auch Reichstagswahlkreis Zittau genannt) war der erste Reichstagswahlkreis für das Königreich Sachsen für die Reichstagswahlen im Deutschen Reich und im Norddeutschen Bund von 1867 bis 1918.

Die Wahlkreisaufteilung des Deutschen Reichs.

Wahlkreiszuschnitt Bearbeiten

Der Wahlkreis umfasste die Amtshauptmannschaft Zittau, den Amtsgerichtsbezirk Herrnhut und die Amtshauptmannschaft Löbau. Dies entsprach ursprünglich der Stadt Zittau und die Gerichtsamtsbezirke Zittau, Groß-Schönau, Herrnhut, Ostrau und Reichenau.

Bevölkerungsentwicklung
Jahr Einwohner
1890 114.631
1895 119.616
1900 125.626
1905 130.849
1910 135.681
Berufszugehörige Männer
Landwirtschaft Industrie und Gewerbe Handel und Dienstleistungen
1895 21,0 62,5 16,6
1907 15,6 68,5 15,9
Konfession
Evangelisch Katholisch
1890 85,4 13,5
1905 84,1 14,8
1910 84,8 14,7

Abgeordnete Bearbeiten

Wahl Abgeordneter Partei Bild
Reichstagswahl Februar 1867 bis 1871 Christian Gottlieb Riedel DFP  
Reichstagswahl 1871 bis 1878 Julius Pfeiffer fraktionslos liberal/NLP 0
Reichstagswahl 1878 bis 1881 Hermann Rentzsch NLP  
Reichstagswahl 1881 bis 1898 Louis Heinrich Buddeberg DFP/FVp  
Reichstagswahl 1898 bis 1907 Edmund Fischer SPD  
Reichstagswahl 1907 bis 1912 Louis Heinrich Buddeberg SPD  
Reichstagswahl 1912 bis 1918 Edmund Fischer SPD  

Wahlen Bearbeiten

1867 (Februar) Bearbeiten

Es fand nur ein Wahlgang statt. Die Zahl der gültigen Stimmen betrug 15.823.

Kandidat Partei Stimmen in % Anmerkungen
Christian Gottlieb Riedel F 8449 0 0

1867 (August) Bearbeiten

Es fand nur ein Wahlgang statt. Die Zahl der gültigen Stimmen betrug 7307. 118 Stimmen waren ungültig

Kandidat Partei Stimmen in % Anmerkungen
Christian Gottlieb Riedel F 4063 0 0

1871 Bearbeiten

Es fand ein Wahlgang statt. 22.705 Männer waren wahlberechtigt. Die Zahl der abgegebenen Stimmen betrug 8638, 76 Stimmen waren ungültig. Die Wahlbeteiligung betrug 38,5 %.

Kandidat Partei Stimmen in % Anmerkungen
Julius Pfeiffer Fraktionslos/Lib 6283 0 0
Ludwig Haberkorn Kons 549 0 Bürgermeister von Zittau
Knöllner S (Lass) 826 0 0

1874 Bearbeiten

Es fand ein Wahlgang statt. 22458 Männer waren wahlberechtigt. Die Zahl der abgegebenen Stimmen betrug 9799, 108 Stimmen waren ungültig. Die Wahlbeteiligung betrug 44,7 %.

Kandidat Partei Stimmen in % Anmerkungen
Julius Pfeiffer Fraktionslos/Lib/NLP 7518 0 0
Haustein S (Lass) 1318 0 Schlosser
von Rochow Zentrum 721 0 Major a. D.
0 Sonstige 42 0 0

Julius Pfeiffer trat während der Wahlperiode der NLP bei.

1877 Bearbeiten

Es fanden zwei Wahlgänge statt. 22.710 Männer waren wahlberechtigt. Die Zahl der abgegebenen Stimmen betrug im ersten Wahlgang 13.898, 89 Stimmen waren ungültig. Die Wahlbeteiligung betrug 61,6 %.

Kandidat Partei Stimmen in % Anmerkungen
Julius Pfeiffer NLP 6047 0 0
Fränkel DFP 6630 0 0
Hugo Keller S 1202 0 Zigarrenarbeiter aus Görlitz
0 Sonstige 19 0 0

In der Stichwahl betrug die Zahl der abgegebenen Stimmen 17.643, 62 Stimmen waren ungültig. Die Wahlbeteiligung betrug 78 %.

Kandidat Partei Stimmen in % Anmerkungen
Julius Pfeiffer NLP 8989 0 0
Fränkel DFP 8654 0 0

1878 Bearbeiten

Es fand ein Wahlgang statt. 23.415 Männer waren wahlberechtigt. Die Zahl der abgegebenen Stimmen betrug 7888, 31 Stimmen waren ungültig. Die Wahlbeteiligung betrug 33,8 %.

Kandidat Partei Stimmen in % Anmerkungen
Hermann Rentzsch NLP 5596 0 0
Freitag S 1901 0 0
Graf zu Stolberg Zentrum 307 0 0
0 Sonstige 64 0 0

Hermann Rentzsch trat am 12. Juli 1879 aus der NLP-Fraktion aus und schloss sich am 27. Februar 1880 der Liberalen Gruppe an.

1881 Bearbeiten

Es fand ein Wahlgang statt. 23.731 Männer waren wahlberechtigt. Die Zahl der abgegebenen Stimmen betrug 12.089, 85 Stimmen waren ungültig. Die Wahlbeteiligung betrug 51,3 %.

Kandidat Partei Stimmen in % Anmerkungen
Louis Heinrich Buddeberg DFP 6441 0 0
Dr. Wäntig Kons 3147 0 Regierungsrat
Viereck S 2475 0 0
0 Sonstige 26 0 0

1884 Bearbeiten

Es fanden zwei Wahlgänge statt. 23.010 Männer waren wahlberechtigt. Die Zahl der abgegebenen Stimmen betrug im ersten Wahlgang 13.260, 97 Stimmen waren ungültig. Die Wahlbeteiligung betrug 58 %.

Kandidat Partei Stimmen in % Anmerkungen
NLP 5354 0 0
Louis Heinrich Buddeberg DFP 5990 0 0
S 1904 0 0
0 Sonstige 12 0 0

In der Stichwahl betrug die Zahl der abgegebenen Stimmen 16.588, 54 Stimmen waren ungültig. Die Wahlbeteiligung betrug 72,3 %.

Kandidat Partei Stimmen in % Anmerkungen
NLP 7123 0 0
Louis Heinrich Buddeberg DFP 9465 0 0

1887 Bearbeiten

Die Kartellparteien NLP und Konservative unterstützten den nationalliberalen Kandidaten. Es fanden zwei Wahlgänge statt. 23.596 Männer waren wahlberechtigt. Die Zahl der abgegebenen Stimmen betrug im ersten Wahlgang 18.524, 55 Stimmen waren ungültig. Die Wahlbeteiligung betrug 78,7 %.

Kandidat Partei Stimmen in % Anmerkungen
NLP 8816 0 0
Louis Heinrich Buddeberg DFP 7997 0 0
S 1703 0 0
0 Sonstige 8 0 0

In der Stichwahl betrug die Zahl der abgegebenen Stimmen 20.514, 41 Stimmen waren ungültig. Die Wahlbeteiligung betrug 87,1 %.

Kandidat Partei Stimmen in % Anmerkungen
NLP 9686 0 0
Louis Heinrich Buddeberg DFP 10.828 0 0

1890 Bearbeiten

Die Kartellparteien NLP und Konservative lehnten ein Bündnis mit den Antisemiten ab und unterstützten den nationalliberalen Regierungsrat Seebold. Das Zentrum rief zur Wahl des freisinnigen Kandidaten auf. Es fanden zwei Wahlgänge statt. 24.141 Männer waren wahlberechtigt. Die Zahl der abgegebenen Stimmen betrug im ersten Wahlgang 18.446, 39 Stimmen waren ungültig. Die Wahlbeteiligung betrug 76,4 %.

Kandidat Partei Stimmen in % Anmerkungen
Louis Heinrich Buddeberg DF 8106 44,0 % 0
Seebold NLP 5388 29,3 % Regierungsrat a. D., ehemaliger Direktor der Dortmunder Union Brauerei, Berlin
Hugo Keller SPD 4893 26,6 % 0
Sonstige 20 0,1 % 0

In der Stichwahl unterstützten die Sozialdemokraten den freisinnigen Kandidaten. Es wurden 18.217 Stimmen abgegeben, 68 Stimmen waren ungültig. Die Wahlbeteiligung betrug 75,5 %.

Kandidat Partei Stimmen in % Anmerkungen
Louis Heinrich Buddeberg DF 11.891 65,5 % 0
Seebold NLP 6258 34,5 % 0

1893 Bearbeiten

Die ehemaligen Kartellparteien NLP und Konservative einigten sich erneut auf einen nationalliberalen Kandidaten. Die Deutsche Reformpartei unterstützte diesen ebenfalls. Das Zentrum rief zur Wahl des freisinnigen Kandidaten auf. Es fanden zwei Wahlgänge statt. 24.747 Männer waren wahlberechtigt. Die Zahl der abgegebenen Stimmen betrug im ersten Wahlgang 19.412, 24 Stimmen waren ungültig. Die Wahlbeteiligung betrug 78,4 %.

Kandidat Partei Stimmen in % Anmerkungen
Louis Heinrich Buddeberg FVP 6068 31,3 % 0
Paul Wäntig NLP 7655 39,5 % 0
Hugo Keller SPD 5659 29,2 % 0
Sonstige 6 0,0 % 0

Erneut riefen die Sozialdemokraten zur Wahl des linksliberalen Kandidaten auf. In der Stichwahl wurden 19.684 Stimmen abgegeben, 60 Stimmen waren ungültig. Die Wahlbeteiligung betrug 79,5 %.

Kandidat Partei Stimmen in % Anmerkungen
Louis Heinrich Buddeberg FVP 10.687 54,5 % 0
Paul Wäntig NLP 8937 45,5 % 0

1898 Bearbeiten

Die ehemaligen Kartellparteien NLP und Konservative einigten sich erneut auf einen nationalliberalen Kandidaten. Der BdL unterstützte diesen mach langen Verhandlungen ebenfalls. Das Zentrum rief zur Wahl des freisinnigen Kandidaten auf. Es fanden zwei Wahlgänge statt. 25.713 Männer waren wahlberechtigt. Die Zahl der abgegebenen Stimmen betrug im ersten Wahlgang 19.351, 27 Stimmen waren ungültig. Die Wahlbeteiligung betrug 75,3 %.

Kandidat Partei Stimmen in % Anmerkungen
Louis Heinrich Buddeberg FVP 5685 29,4 % 0
Paul Wilhelm Vogel NLP 5815 30,1 % 0
Edmund Fischer SPD 7814 40,4 % 0
Sonstige 10 0,1 % 0

In der Stichwahl wurden 21.555 Stimmen abgegeben, 199 Stimmen waren ungültig. Die Wahlbeteiligung betrug 83,8 %.

Kandidat Partei Stimmen in % Anmerkungen
Paul Wilhelm Vogel NLP 10.412 48,8 % 0
Edmund Fischer SPD 10.944 51,2 % 0

1903 Bearbeiten

Alle bürgerlichen Parteien außer dem Zentrum einigten sich auf einen nationalliberalen Kandidaten. Das Zentrum rief zur Wahl des freisinnigen Kandidaten auf. Es fand ein Wahlgang statt. 26.876 Männer waren wahlberechtigt. Die Zahl der abgegebenen Stimmen betrug 22.397, 88 Stimmen waren ungültig. Die Wahlbeteiligung betrug 83,3 %.

Kandidat Partei Stimmen in % Anmerkungen
Adolf Hollstein FVP 4953 22,2 % Arzt aus Görlitz
Karl Rudolph Heinze NLP 6084 27,3 % 0
Edmund Fischer SPD 11.265 50,5 % 0
Sonstige 10 0,1 % 0

1907 Bearbeiten

Der Schulterschluss der bürgerlichen Parteien bei den „Hottentottenwahlen“ führte auch hier im Wahlkreis dazu, dass Konservative, DR, Mittelstandsvereinigung und NLP sich für Buddeberg aussprachen. Es fanden zwei Wahlgänge statt. 27.509 Männer waren wahlberechtigt. Die Zahl der abgegebenen Stimmen betrug im ersten Wahlgang 25.013, 49 Stimmen waren ungültig. Die Wahlbeteiligung betrug 90,9 %.

Kandidat Partei Stimmen in % Anmerkungen
Frohberg BdL 2262 9,1 % Rittergutsbesitzer in Oberullersdorf
Louis Heinrich Buddeberg FVP 11.136 44,6 % 0
Edmund Fischer SPD 10.724 43,0 % 0
Matthias Erzberger Zentrum 837 3,3 % 0
Sonstige 4 0,0 % 0

In der Stichwahl unterstützte auch der BdL sowie das Zentrum Buddeberg. In der Stichwahl wurden 25.070 Stimmen abgegeben, 64 Stimmen waren ungültig. Die Wahlbeteiligung betrug 91,1 %.

Kandidat Partei Stimmen in % Anmerkungen
Louis Heinrich Buddeberg FVP 13.800 55,2 % 0
Edmund Fischer SPD 11.206 44,8 % 0

1912 Bearbeiten

Der Versuch der bürgerlichen Parteien, sich auf einen Kandidaten zu einigen, scheiterte. Der BdL bestand auf einer Sonderkandidatur. Es fand ein Wahlgang statt. 28.882 Männer waren wahlberechtigt. Die Zahl der abgegebenen Stimmen betrug 25.601, 71 Stimmen waren ungültig. Die Wahlbeteiligung betrug 88,6 %.

Kandidat Partei Stimmen in % Anmerkungen
Heinrich Korselt BdL 1800 7,1 % Gutsbesitzer in Mittelherwigsdorf
Reichner FoVP 5623 22,0 % Dr. jur. Rechtsanwalt aus Zittau
Link NLP 4410 17,3 % Dr. jur., Justizrat
Edmund Fischer SPD 12.908 50,6 % 0
Matthias Erzberger Zentrum 778 3,0 % 0
Sonstige 11 0,0 % 0

Literatur Bearbeiten

  • Carl-Wilhelm Reibel: Handbuch der Reichstagswahlen 1890–1918. Droste Verlag, Düsseldorf 2007, ISBN 978-3-7700-5284-4, S. 1124–1127.
  • Fritz Specht: Die Reichstags-Wahlen von 1867 bis 1903 : eine Statistik der Reichstagswahlen nebst den Programmen der Parteien und einem Verzeichnisse der gewählten Abgeordneten, 2. Auflage 1904, S. 218.
  • L. Gerschel: Die Reichstagswahlen von 1867 bis 1883, 1883, S. 135, Digitalisat.