Reichstagswahlkreis Königreich Sachsen 7

Reichstagswahlkreis für das Königreich Sachsen für die Reichstagswahlen im Deutschen Reich und im Norddeutschen Bund von 1867 bis 1918

Der Reichstagswahlkreis Königreich Sachsen 7 (in der reichsweiten Durchnummerierung auch Reichstagswahlkreis 291; auch Reichstagswahlkreis Meißen-Großenhain genannt) war der siebte Reichstagswahlkreis für das Königreich Sachsen für die Reichstagswahlen im Deutschen Reich und im Norddeutschen Bund von 1867 bis 1918.

Die Wahlkreisaufteilung des Deutschen Reichs.

Wahlkreiszuschnitt Bearbeiten

Der Wahlkreis umfasste die Amtshauptmannschaft Meißen ohne die Amtsgerichtsbezirke Nossen und Wilsdruff sowie die Gemeinden Coswig, Kötiz bei Meißen, Neucoswig und Gutsbezirk, Kreyern, die Amtshauptmannschaft Großenhain ohne den Amtsgerichtsbezirk Radeburg, die Gemeinden Bloßwitz, Groptitz, Grubnitz bei Oschatz mit Gutsbezirk, Kalbitz, Mautitz mit Gutsbezirk, Plotitz, Ragewitz bei Oschatz mit Gutsbezirk, Seehausen mit Gutsbezirk und Stösitz aus der Amtshauptmannschaft Oschatz.

Dies entsprach ursprünglich der Stadt Meißen und den Gerichtsamtsbezirken Meißen und Großenhain, Riesa und Lommatzsch.

Bevölkerungsentwicklung
Jahr Einwohner
1890 128.361
1895 137.891
1900 156.561
1905 162.491
1910 170.226
Berufszugehörige Männer
Landwirtschaft Industrie und Gewerbe Handel und Dienstleistungen
1895 43,3 38,8 17,9
1907 31,4 43,6 25,0
Konfession
Evangelisch Katholisch
1890 97,5 2,4
1905 95,9 3,8
1910 95,6 4,1

Abgeordnete Bearbeiten

Wahl Abgeordneter Partei Bild
Reichstagswahl Februar 1867 bis 1871 Ludwig von Zehmen FKV  
Reichstagswahl 1871 bis 1874 Karl Richard Hirschberg LRP 0
Reichstagswahl 1874 bis 1884 Gustav Richter DRP  
Reichstagswahl 1884 bis 1887 Dietrich Carl von Carlowitz DKP 0
Reichstagswahl 1887 bis 1893 Heinrich von Friesen-Rötha DKP  
Reichstagswahl 1893 bis 1898 Heinrich Lieber Antisemiten (Ref) 0
Reichstagswahl 1898 bis 1903 Gustav Gäbel Antisemiten (DSRP) 0
Reichstagswahl 1903 bis 1907 Ernst Nitzschke SPD 0
Reichstagswahl 1907 bis 1912 Gustav Gäbel DR 0
Reichstagswahl 1912 bis 1918 Richard Schmidt SPD  

Wahlen Bearbeiten

1867 (Februar) Bearbeiten

Es fand nur ein Wahlgang statt. Die Zahl der gültigen Stimmen betrug 13.552.

Kandidat Partei Stimmen in % Anmerkungen
Ludwig von Zehmen Freikonservativ 9064 0 0

1867 (August) Bearbeiten

Es fand nur ein Wahlgang statt. Die Zahl der gültigen Stimmen betrug 6312.

Kandidat Partei Stimmen in % Anmerkungen
Ludwig von Zehmen Freikonservativ 5472 0 0

1871 Bearbeiten

Es fand ein Wahlgang statt. 18.644 Männer waren wahlberechtigt. Die Zahl der abgegebenen Stimmen betrug 9185, 128 Stimmen waren ungültig. Die Wahlbeteiligung betrug 50 %.

Kandidat Partei Stimmen in % Anmerkungen
Karl Richard Hirschberg LRP 5560 0 0
Ludwig von Zehmen Kons 3599 0 0
0 Sonstige 26 0 0

1874 Bearbeiten

Es fand ein Wahlgang statt. 20.217 Männer waren wahlberechtigt. Die Zahl der abgegebenen Stimmen betrug 8731, 60 Stimmen waren ungültig. Die Wahlbeteiligung betrug 43,5 %.

Kandidat Partei Stimmen in % Anmerkungen
Gustav Richter DRP 6627 0 0
Stuhr S (Lass) 1078 0 Schneider
Wolff S (Eis) 879 0 0
0 Sonstige 147 0 0

1877 Bearbeiten

Es fand ein Wahlgang statt. 21.384 Männer waren wahlberechtigt. Die Zahl der abgegebenen Stimmen betrug 14.052, 76 Stimmen waren ungültig. Die Wahlbeteiligung betrug 65,5 %.

Kandidat Partei Stimmen in % Anmerkungen
Gustav Richter DRP 7079 0 0
Nauert S 5241 0 Maurer
Scheller (-Großenhain) Kons 1708 0 Fabrikbesitzer
0 Sonstige 24 0 0

1878 Bearbeiten

Es fand ein Wahlgang statt. 22.342 Männer waren wahlberechtigt. Die Zahl der abgegebenen Stimmen betrug 12.664, 104 Stimmen waren ungültig. Die Wahlbeteiligung betrug 56,6 %.

Kandidat Partei Stimmen in % Anmerkungen
Gustav Richter DRP 8612 0 0
Nauert S 4008 0 Maurer
0 Sonstige 44 0 0

1881 Bearbeiten

Es fand ein Wahlgang statt. 22.659 Männer waren wahlberechtigt. Die Zahl der abgegebenen Stimmen betrug 10.344, 59 Stimmen waren ungültig. Die Wahlbeteiligung betrug 45,9 %.

Kandidat Partei Stimmen in % Anmerkungen
Gustav Richter DRP 7513 0 0
Geyer S 2677 0 Zigarrenarbeiter
Walter F 120 0 Kaufmann
0 Sonstige 34 0 0

1884 Bearbeiten

Es fand ein Wahlgang statt. 24.003 Männer waren wahlberechtigt. Die Zahl der abgegebenen Stimmen betrug 15.674, 88 Stimmen waren ungültig. Die Wahlbeteiligung betrug 65,7 %.

Kandidat Partei Stimmen in % Anmerkungen
Dietrich Carl von Carlowitz DKP 8768 0 0
S 5132 0 0
F 1758 0 0
0 Sonstige 16 0 0

1887 Bearbeiten

Die Kartellparteien NLP und Konservative einigten sich auf einen gemeinsamen Kandidaten. Es fand ein Wahlgang statt. 25.773 Männer waren wahlberechtigt. Die Zahl der abgegebenen Stimmen betrug 20.252, 127 Stimmen waren ungültig. Die Wahlbeteiligung betrug 82,9 %.

Kandidat Partei Stimmen in % Anmerkungen
Heinrich von Friesen-Rötha DKP 14.771 0 0
S 5247 0 0
0 Sonstige 13 0 0

1890 Bearbeiten

Die Kartellparteien NLP und Konservative einigten sich erneut auf einen gemeinsamen Kandidaten. Es fand ein Wahlgang statt. 25.773 Männer waren wahlberechtigt. Die Zahl der abgegebenen Stimmen betrug 21.509, 140 Stimmen waren ungültig. Die Wahlbeteiligung betrug 83,5 %.

Kandidat Partei Stimmen in % Anmerkungen
Max von Forckenbeck DFP 367 1,7 0
Heinrich von Friesen-Rötha DKP 13.062 61,1 0
Hermann Goldstein SPD 7906 37,0 0
0 Sonstige 34 0,2 0

1893 Bearbeiten

Die Kartellparteien NLP und Konservative einigten sich erneut auf einen gemeinsamen Kandidaten. Der BdL wollte ursprünglich den DR-Kandidaten unterstützen, schloss sich dann doch den Kartellparteien an. Es fanden zwei Wahlgänge statt. 28.155 Männer waren wahlberechtigt. Die Zahl der abgegebenen Stimmen betrug im ersten Wahlgang 22.614, 68 Stimmen waren ungültig. Die Wahlbeteiligung betrug 80,3 %.

Kandidat Partei Stimmen in % Anmerkungen
Heinrich Lieber DR 7692 34,1 0
Albert Träger FVP 164 0,7 0
Paul Mehnert Kons 6268 27,8 0
Hermann Goldstein SPD 8410 37,3 0
0 Sonstige 12 0,2 0

In der Stichwahl betrug die Zahl der abgegebenen Stimmen 22.315, 82 Stimmen waren ungültig. Die Wahlbeteiligung betrug 79,3 %.

Kandidat Partei Stimmen in % Anmerkungen
Heinrich Lieber DR 13.344 60,0 0
Hermann Goldstein SPD 8889 40,0 0

1898 Bearbeiten

Konservative und BdL stellten einen gemeinsamen Kandidaten auf. Dieser war Mitglied des BdL, kandidierte aber als Konservativer. Die NLP wollte eigentlich einen eigenen Kandidaten aufstellen, entschied sich aber zwei Wochen vor der Wahl für die Unterstützung des BdL-Kandidaten. Es fanden zwei Wahlgänge statt. 29.925 Männer waren wahlberechtigt. Die Zahl der abgegebenen Stimmen betrug im ersten Wahlgang 23.488, 147 Stimmen waren ungültig. Die Wahlbeteiligung betrug 78,5 %.

Kandidat Partei Stimmen in % Anmerkungen
Gustav Gäbel DSR 6522 27,9 0
Bernhard Sachße K 6426 27,5 0
Hermann Goldstein SPD 10.332 44,3 0
Felix Porsch Zentrum 49 0,2 0
0 Sonstige 12 0,1 0

Die Konservativen riefen in der Stichwahl zur Wahl des Antisemiten auf. In der Stichwahl betrug die Zahl der abgegebenen Stimmen 24.359, 85 Stimmen waren ungültig. Die Wahlbeteiligung betrug 81,4 %.

Kandidat Partei Stimmen in % Anmerkungen
Gustav Gäbel DSR 12.707 52,3 0
Hermann Goldstein SPD 11.567 47,7 0

1903 Bearbeiten

Die Konservativen unterstützte die Kandidatur des DR-Kandidaten im Hinblick auf das reichsweite Abkommen der Parteien. Es fand ein Wahlgang statt. 32.384 Männer waren wahlberechtigt. Die Zahl der abgegebenen Stimmen betrug 27.779, 234 Stimmen waren ungültig. Die Wahlbeteiligung betrug 85,8 %.

Kandidat Partei Stimmen in % Anmerkungen
Gustav Gäbel DR 12.182 44,2 0
Ernst Nitzschke SPD 15.181 55,1 0
Felix Porsch Zentrum 124 0,5 0
0 Sonstige 48 0,2 0

1907 Bearbeiten

Entgegen der Vereinbarungen des Bülow-Blocks auf Reichsebene traten die bürgerlichen Parteien mit eigenen Kandidaten an. Der Kandidat der FVg hatte als gesamtliberaler Kandidat die Unterstützung von FVP und NLP. Es fanden zwei Wahlgänge statt. 33.828 Männer waren wahlberechtigt. Die Zahl der abgegebenen Stimmen betrug im ersten Wahlgang 31.412, 103 Stimmen waren ungültig. Die Wahlbeteiligung betrug 92,9 %.

Kandidat Partei Stimmen in % Anmerkungen
Gustav Gäbel DR 6976 22,3 0
Georg Lißke FVP 3427 10,9 Kaufmann, Leipzig
Dinger Kons 6599 21,1 Dr.
Ernst Nitzschke SPD 14.174 45,3 0
Matthias Erzberger Zentrum 126 0,4 0
0 Sonstige 7 0,0 0

In der Stichwahl riefen alle bürgerlichen Parteien zur Wahl des DR-Kandidaten auf. In der Stichwahl betrug die Zahl der abgegebenen Stimmen 31.926, 152 Stimmen waren ungültig. Die Wahlbeteiligung betrug 94,4 %.

Kandidat Partei Stimmen in % Anmerkungen
Gustav Gäbel DR 17.336 54,6 0
Ernst Nitzschke SPD 14.438 45,4 0

1912 Bearbeiten

Der Pfarrer Kruspe wurde als gesamtliberaler Kandidat auch von der NLP unterstützt.

Es fand ein Wahlgang statt. 36.038 Männer waren wahlberechtigt. Die Zahl der abgegebenen Stimmen betrug 33.727, 193 Stimmen waren ungültig. Die Wahlbeteiligung betrug 93,6 %.

Kandidat Partei Stimmen in % Anmerkungen
Kurt Fritzsche DR 9913 29,6 Schriftsteller, Dresden
Hermann Kruspe FoVP 6357 18,9 Pfarrer, Meißen
Richard Schmidt SPD 17.130 51,1 0
Matthias Erzberger Zentrum 128 0,4 0
0 Sonstige 6 0,0 0

Literatur Bearbeiten

  • Carl-Wilhelm Reibel: Handbuch der Reichstagswahlen 1890–1918. Droste Verlag, Düsseldorf 2007, ISBN 978-3-7700-5284-4, S. 1143–1146.
  • Fritz Specht: Die Reichstags-Wahlen von 1867 bis 1903 : eine Statistik der Reichstagswahlen nebst den Programmen der Parteien und einem Verzeichnisse der gewählten Abgeordneten, 2. Auflage 1904, S. 222–223.
  • L. Gerschel: Die Reichstagswahlen von 1867 bis 1883, 1883, S. 137–138, Digitalisat.