Rössing (Nordstemmen)

Ortsteil der Gemeinde Nordstemmen

Rössing, früher auch Rössingen, ist ein Dorf in der Gemeinde Nordstemmen im niedersächsischen Landkreis Hildesheim. Der Ort ist die zweitgrößte von zehn Ortschaften, die zur Gemeinde Nordstemmen gehören.

Rössing
Gemeinde Nordstemmen
Wappen von Rössing
Koordinaten: 52° 11′ N, 9° 49′ OKoordinaten: 52° 11′ 2″ N, 9° 48′ 47″ O
Höhe: 68 m ü. NHN
Fläche: 10,38 km²[1]
Einwohner: 1637 (30. Sep. 2019)[2]
Bevölkerungsdichte: 158 Einwohner/km²
Eingemeindung: 1. März 1974
Postleitzahl: 31171
Vorwahl: 05069
Rössing (Niedersachsen)
Rössing (Niedersachsen)

Lage von Rössing in Niedersachsen

Wasserschloss Rössing
Wasserschloss Rössing

Geschichte Bearbeiten

In der Gegend um Rössing gab es in der Jungsteinzeit eine Besiedlung durch die Kulturgruppe der Bandkeramiker. In den 1980er Jahren erfolgte in einem Kiesabbaugebiet in Ortsnähe die Ausgrabung der Bandkeramischen Siedlung Rössing durch das Institut für Denkmalpflege aus Hannover. Dabei wurde ein intensiv besiedeltes Areal aus der Zeit um 4500 v. Chr. freigelegt.

Die erste urkundliche Erwähnung des Ortes erfolgte zwischen 822 und 877. Die Familie von Rössing hatte hier, 1132 erstmals urkundlich erwähnt, ihren Rittersitz. Noch heute bewohnt die Familie von Rössing das Rössinger Schloss. Es ist ein zweiflügeliger Fachwerkbau mit Stilmerkmalen der Weserrenaissance auf einer Insel im Park, umgeben von einem breiten Wassergraben. Der Herrensitz wurde um 1579/89 errichtet, nachdem der Welfenherzog Wilhelm d. Ä. 1431 die ursprüngliche Burganlage hatte schleifen lassen.[3]

Die Geschichte Rössings war geprägt von seiner Lage am westlichen Rande des Bistums Hildesheim. Auf der Grenze an der Leine saßen die welfischen Herzöge auf der Feste Calenberg und versuchten ständig, ihren Machtbereich nach Osten hin auszudehnen. Als nach der Hildesheimer Stiftsfehde (1519–23) das Große Stift zerschlagen wurde, fiel Rössing an Calenberg, wo es auch nach der Restitution 1643 verblieb. Herzog Erich I. gelang es 1537/38, die Hälfte Rössings in Besitz zu nehmen. Nun war ihm die Hälfte der Rössinger Bauern zehnt- und dienstpflichtig. Die andere Hälfte unterstand mit „allen Diensten und Pflichten“ dem „adeligen Patrimonialgericht“ der Herren von Rössing, das erst um 1820 aufgehoben wurde.

Der Ort Rössing war des Öfteren von mittelalterlichen Fehden betroffen. 1486 brannten Söldner der Stadt Hildesheim das Dorf nieder. Die Hildesheimer Stiftsfehde, der Dreißigjährige Krieg mit den Kämpfen um die Feste Calenberg führten zu Schäden in der Gegend.

Die Reiterschlacht, das „Gefecht bei dem Dorfe Rössingen“ am 22. Juli 1626 richteten weitere Schäden an.[4]

1808 legte ein großer Brand halb Rössing in Schutt und Asche. Die Franzosenzeit Anfang des 19. Jahrhunderts brachte der Bevölkerung Hunger und Not.

Ab ca. 1840 verhalf die Aufhebung der Zehnt- und Dienstpflicht den Bauern zu Landbesitz. 1853 wurde die Eisenbahnstrecke Hannover–Alfeld eröffnet und 1866 wurde das Königreich Hannover von Preußen annektiert. Das Ende des Zweiten Weltkrieges brachte durch die Aufnahme der vielen Heimatvertriebenen eine Verdoppelung der Einwohnerzahl, die gegenwärtig ca. 1900 beträgt. Die Zahl der Landwirte ist auf einige wenige gesunken.

Im Zuge der Gebietsreform in Niedersachsen, die am 1. März 1974 stattfand, wurde die zuvor selbständige Gemeinde Rössing in die Gemeinde Nordstemmen eingegliedert.[5]

Im Jahr 2000 feierte der Ort sein Jubiläum „1150 Jahre Rössing“.

Politik Bearbeiten

Ortsrat Bearbeiten

Der Ortsrat von Rössing setzt sich aus sieben Ratsmitgliedern zusammen. Im Ortsrat befinden sich zusätzlich drei beratende Mitglieder (2 CDU, 1 FDP).[6]

(Stand: Kommunalwahl 12. September 2021)

Ortsbürgermeister Bearbeiten

Der Ortsbürgermeister ist Wolfgang Scholz (CDU). Seine Stellvertreter sind Julia Kantack (parteilos) und Bernd Könneke (SPD).[6]

Wappen Bearbeiten

 
Wappen von Rössing
Blasonierung: „In Silber über erhöhtem, abgerundetem, goldenem Schildfuß – darin ein von Rot über Blau schräglinks geteilter Schild, bedeckt mit einem gekrönten rotbewehrten und bezungten goldenen Löwen – drei grüne nebeneinanderstehende Eichen.“
Wappenbegründung: Das Wappen von Rössing zeigt im oberen Teil die drei alten Eichen am Dorfteich, die die Rössinger als ihr Wahrzeichen betrachten. Im unteren Teil zeigt das Wappen den Goldenen Löwen aus dem Familienwappen der Freiherren von Rössing.

Kultur und Sehenswürdigkeiten Bearbeiten

 
Peter-und-Paul-Kirche

Bauwerke Bearbeiten

  • Das Wasserschloss Rössing wurde von Ludolph von Rössing auf der zerstörten Burg als doppelgeschossiges Fachwerkgebäude der Renaissance errichtet und 1589 vollendet.
  • Die ev.-luth. Peter-und-Paul-Kirche wurde 1298 errichtet. Im Jahr 1755 wurde sie zur Saalkirche umgebaut und erweitert.
  • Ebenfalls zur Kirchengemeinde gehört das Pfarrhaus, ein altes Fachwerkhaus, das 1769/1770 erbaut wurde.
  • Nachdem die alte Schule 1987 geschlossen worden war, baute man sie zum Dorfgemeinschaftshaus um.
  • Dicht am Schloss steht die ehemalige Wassermühle und ein Wehr.
  • Sehenswert sind auch die vielen alten Hofanlagen und die Rittergüter im Ort.

Sport Bearbeiten

Der größte Sportverein ist die VSV Rössing von 1897 mit den Sparten Fußball, Turnen, Wandern, Tischtennis, Volleyball und Leichtathletik.

Regelmäßige Veranstaltungen Bearbeiten

Unter dem Motto „Unsere Zukunft gemeinsam gestalten“ wurde in Rössing eine Bürgerstiftung ins Leben gerufen, die sich zum Ziel gesetzt hat, Menschen zu aktivieren, die sich mit Freude am Gemeinsinn für ihr Dorf einsetzen wollen.

Alle drei Jahre findet das Dorfgemeinschaftsfest statt. Feste Termine im Ort sind das Osterfeuer am Samstag vor Ostern, die Maibaumfeier am 1. Mai, der Gottesdienst „unter den Eichen“, die Grenzwanderung, das Seefest, der Laternenumzug oder der Weihnachtsmarkt.

Wirtschaft und Infrastruktur Bearbeiten

Bildung Bearbeiten

Die Rössinger Grundschule wurde 1987 geschlossen, seitdem besuchen die Kinder die Grundschule in Barnten. Die Haupt- und Realschule können die Rössinger Kinder in Nordstemmen besuchen.

Der 1994 errichtete Peter und Paul Kindergarten ist der gleichnamigen Kirchengemeinde zugehörig.

Verkehr Bearbeiten

Die Bahnstrecke Hannover-Göttingen gehört im Jahr 2015 mit bis zu 240 Zügen der Deutschen Bahn täglich zu den am stärksten befahrenen Bahnstrecken in Niedersachsen.

Persönlichkeiten Bearbeiten

Söhne und Töchter des Ortes Bearbeiten

  • Georg Christoph Conradi (1767–1798), praktischer Arzt/Mediziner
  • Fernande Richter (1861–1942), deutsch-amerikanische Schriftstellerin
  • Fritz Rodewald (1939–2009), Bundesvorstandsmitglied der Lehrergewerkschaft GEW
  • Rita Pawelski (* 1948), Politikerin (CDU) und ehemaliges Mitglied des Deutschen Bundestages
  • Alexander Freiherr von Rössing und von Hugo (1960–2017), gründete zusammen mit seiner Frau Tita Freifrau von Rössing und von Hugo die Stiftung für schwerstmehrfachbehinderte Kinder und unterstützte die Stiftung „MEHRSi“ (Mehr Sicherheit für Biker)

Personen, die mit dem Ort in Verbindung stehen Bearbeiten

Literatur Bearbeiten

  • Jan Brinkmann: Geschichten aus Niedersachsen. Land&Forst Edition, Landbuch Verlagsgesellschaft Hannover, ISBN 3784206700.
  • Helga Fredebold: Zur Geschichte der Rössinger Glocken. In: Springer Jahrbuch 2014 für die Stadt und den Altkreis Springe. Hrsg.: Förderverein für die Stadtgeschichte von Springe e. V., Springe 2014, Seite 48–58.

Weblinks Bearbeiten

Commons: Rössing – Sammlung von Bildern

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. Niedersächsisches Landesverwaltungsamt (Hrsg.): Gemeindeverzeichnis für Niedersachsen. Gemeinden und Gemeindefreie Gebiete. Eigenverlag, Hannover 1. Januar 1973, S. 27 (Digitalisat [PDF; 21,3 MB; abgerufen am 7. April 2022] Landkreis Springe).
  2. Einwohnerzahlen in der Gemeinde Nordstemmen. In: Website Gemeinde Nordstemmen. 30. September 2019, abgerufen am 6. Oktober 2019.
  3. Schloss und Schlosspark Rössing. In: Kulturium.de. Abgerufen am 13. November 2023.
  4. Gustav von Glasenapp (Red.): Das Gefecht bei dem Dorfe Rössingen, am 22. Juli 1626, in ders.: Militärische Blätter, 13. Jahrgang, Bd. 24, Berlin 1871, S. 47f.; Google-Books
  5. Statistisches Bundesamt (Hrsg.): Historisches Gemeindeverzeichnis für die Bundesrepublik Deutschland. Namens-, Grenz- und Schlüsselnummernänderungen bei Gemeinden, Kreisen und Regierungsbezirken vom 27.5.1970 bis 31.12.1982. W. Kohlhammer, Stuttgart / Mainz 1983, ISBN 3-17-003263-1, S. 205.
  6. a b Ortsrat Rössing. In: Website Gemeinde Nordstemmen. Abgerufen am 7. April 2022.