Philipp Schaerer

Schweizer Künstler

Philipp Schaerer (* 23. Dezember 1972 in Zürich) ist ein Schweizer Künstler, der im Bereich der Fotografie- und Computerkunst tätig ist.[1] Seine Arbeiten sind in verschiedenen Sammlungen namhafter Museen vertreten – so unter anderem in der Sammlung des Museum of Modern Art (MoMA) in New York[2], des Centre Pompidou in Paris[3] und des Zentrums für Kunst und Medien (ZKM) in Karlsruhe[4]. Seit 2014 ist Schaerer Gastprofessor an der Eidgenössischen Technischen Hochschule in Lausanne (EPFL) und lehrt an der Architekturfakultät im Fachbereich «Kunst und Architektur» den Schwerpunkt digitale Gestaltung.[5]

Philipp Schärer
Philipp Schaerer (2013)

Leben Bearbeiten

Philipp Schaerer verbrachte seine Jugendjahre im Kanton Zürich und im Kanton Bern, wo er das Gymnasium Thun besuchte. Von 1994 bis 2000 studierte er Architektur an der Eidgenössischen Technischen Hochschule in Lausanne (EPFL).

Nach dem Studium arbeitete Schaerer im Architekturbüro Herzog & de Meuron in Basel. Er erstellte in dieser Zeit die Visualisierungen vieler bedeutender Projekte von Herzog & de Meuron und leistete im Bereich der digitalen Architekturvisualisierung über die Landesgrenzen hinaus einen stilbildenden Beitrag.[6][7][8] Ab 2003 war Schaerer bei Herzog & de Meuron als Knowledge Manager tätig.[9] Er war zuständig für die Erarbeitung digitaler Strategien und Konzepte zur Verbesserung interner Arbeitsabläufe sowie für die Integration digitaler Informationstechnologien in der Projektentwicklung. Parallel zu seiner Anstellung bei Herzog & de Meuron leitete er unter Ludger Hovestadt zwischen 2003 und 2008 das Nachdiplomstudium für Computer-aided architectural design (CAAD) am Departement für Architektur der ETH Zürich.

Seit 2008 arbeitet Schaerer freischaffend als Künstler.[1] Er lebt und arbeitet heute in Zürich und Steffisburg.

Werk Bearbeiten

Philipp Schaerers Werk thematisiert das fragile Verhältnis von Objekt und seiner bildlichen Darstellung unter Einbezug der Informationstechnologie.[10] Die Auseinandersetzung mit digitalen Verarbeitungstechniken stellt ein zentrales Element in Schaerers Schaffen dar. Es sind konstruierte (Bild-)Welten, die das zunehmende Verschwimmen der Grenze zwischen digitalen Bildwelten und materiellen Objekten thematisieren.[11]

Bekanntheit erlangte Philipp Schaerer bereits mit seiner ersten Serie «Bildbauten», die im Rahmen der Ausstellung «Swiss Photography» 2008 als beste freie Arbeit prämiert[12] und später international laufend ausgestellt wurde. Sie markiert auch einen Bruch mit der Visualisierungsästhetik, wie sie der gelernte Architekt Anfang der Nullerjahre für die Wettbewerbsbeiträge von Herzog & de Meuron geschaffen hatte. Die aus verschiedenen Flächen entworfenen «Bildbauten» meiden die Verführungskraft von Dreidimensionalität, atmosphärischen Lichtstimmungen und Menschen. Sie haben ihre eigene Existenz, sind keine Stellvertreter von geplanten oder vollendeten Gebäuden. Und trotzdem ist man versucht zu glauben, dass sie real existieren könnten. Der Künstler spielt bewusst mit der Täuschung der fotorealistischen Ästhetik oder dekonstruiert sie.[13]

Philipp Schaerers Arbeiten entstehen vorwiegend im digitalen Raum. Mittels unterschiedlicher Techniken schafft er virtuelle Artefakte wie Objekte, Gebäude oder Landschaften. Seine digital geschaffenen Realitäten erscheinen in einer subtilen Stringenz. Sujet und Repräsentation verbinden sich zu beeindruckenden Darstellungen zwischen Realität und Fiktion.[14] Grundlage vieler seiner Arbeiten bildet sein digitales Bildarchiv, das ein wichtiges «Rohmaterial» für seine Bildarbeiten darstellt.[8]

Im Jahre 2023 wurde Schaerer mit dem Kunstpreis der Stadt Thun ausgezeichnet.[15] Seine Arbeiten sind mittlerweile in zahlreichen privaten und öffentlichen Sammlungen vertreten, wie etwa im Museum of Modern Art (MoMA) in New York[2], im Centre Pompidou in Paris[3], im Museum of Contemporary Photography (MoCP) in Chicago[16], im Zentrum für Kunst und Medien (ZKM) in Karlsruhe[4], im Fotomuseum Winterthur[17] wie auch in den Sammlungen einzelner Kunstmuseen der Schweiz. 2017 war Schaerer mit einem künstlerischen Beitrag an der Chicago Architecture Biennial[18] vertreten und 2019 an der Trienal de Arquitectura de Lisboa.[19]

Einzelausstellungen (Auswahl) Bearbeiten

Gruppenausstellungen (Auswahl) Bearbeiten

Literatur (Auswahl) Bearbeiten

Bücher

  • Dominik Lengyel, Philipp Schaerer: Architectural fiction: Visualising new realities. In: Urs Hirschberg, Ludger Hovestadt, Oliver Fritz (Hrsg.): Atlas of Digital Architecture. 1. Auflage. Birkhäuser Verlag, Basel 2020, S. 285–322.
  • Philipp Schaerer: Free your Imagination. In: Andri Gerber, Ulrich Götz (Hrsg.): Architectonics of game spaces: The spatial logic of the virtual and its meaning for the real. Transcript Verlag, Bielefeld 2019, ISBN 978-3-8376-4802-7, S. 95–110 (online).
  • Stephan Lando, Marina Montresor (Hrsg.): Defining Criteria. Quart Verlag, Luzern 2018, ISBN 978-3-03761-172-2 (deutsche Ausgabe), ISBN 978-3-03761-173-9 (englische Ausgabe), S. 146–172.
  • Jesús Vassallo (Hrsg.): Seamless: Digital Collage And Dirty Realism In Architecture. 1. Auflage. Park Books, Zürich 2016, ISBN 978-3-03860-019-0, S. 69–112.
  • Reto Geiser (Hrsg.): Philipp Schaerer: Bildbauten (erweiterte englische Ausgabe). Standpunkte Verlag, Basel 2016, ISBN 978-3-9524577-0-2, 96 Seiten (mit Beiträgen von Nathalie Herschdorfer, Martino Stierli und Philipp Ursprung).
  • Philipp Schaerer: Objets Trouvés – The Beauty of Everyday Objects. LAPIS, École polytechnique fédérale de Lausanne (EPFL), Lausanne 2015, ISBN 978-3-9524577-0-2 (online).
  • Ulrich Müller (Hrsg.): Transformator – Roger Boltshauser mit Bildern von Philipp Schaerer. Ernst Wasmuth Verlag, Tübingen 2012, ISBN 978-3-8030-0761-2.
  • Reto Geiser (Hrsg.): Philipp Schaerer: Bildbauten. Standpunkte Verlag, Basel 2010, ISBN 978-3-9523540-4-9, 80 Seiten (mit Beiträgen von Nathalie Herschdorfer, Martino Stierli und Philip Ursprung).

Artikel und Essays

  • Jesús Vassallo: Of Objects and Images. In: Oris. Nr. 124, 125, 2020, S. 292–303.
  • Maximilian Treiber: Typen aus dem Reservoir. Bildpaare und Montage als Entwurfsmethodik in der Architektur. In: Wolkenkuckucksheim. Nr. 38, 2019, S. 100–101 (online).
  • Jesús Vassallo: Epics in the everyday: Photography, architecture and the problem of realism. 1. Auflage. Park Books, Zürich 2019, S. 303–307.
  • Philipp Schaerer: Gebaute Bilder. In: Domus. Deutsche Ausgabe. Nr. 23, Ahead Media Verlag, Berlin Januar/Februar 2017, ISSN 2195-7681, S. 154–159.
  • Pedro Gadanho: Tableau Edifiant – Architectural Fiction in Contemporary Photography. In: DAMn°. Nr. 33, 2012, S. 62–64.
  • Philipp Schaerer: Bildkonstrukte: Architektur und Digitale Bildverfahren. In: Trans Magazin (ETHZ). Nr. 19, 2011, S. 68–75.
  • Marcella Aquila: Penetrable Buildings. In: FFWMAG. Nr. 24, 2011, S. 36–43.
  • Fanny Léglise: Philipp Schaerer. In: A’A – L’Architecture d’Aujourd’hui. Nr. 383, 2011, S. 47–50.
  • Jorge Nunes: Una Arcquitetos. Philipp Schaerer. In: J.A. Nr. 240, 2010, S. 74–79.
  • Jean Tourette: Philipp Schaerer: Photographie et Architecture Fictionelle. In: Kiblind. Nr. 33, 2010, S. 12–13.
  • Caroline Bouige: Quand le bâtiment. In: Étapes. Nr. 184, 2010, S. 6–7.
  • Eva Pelaez: Philipp Schaerer: A question of reality. In: Rooms Magazine. Nr. 3, 2010, S. 82–83.
  • Salomon Frausto: Bildbauten: Constructing Architectural Imagery. Philipp Schaerer. In: Hunch. Nai Publishers, Berlage Institute. Nr. 14, 2009, S. 12–27.
  • Sascha Renner: Glamour war gestern – Die Plat(t)form will Europas talentiertesten Fotonachwuchs finden. In: Monopol. Nr. 3, 2009, S. 14–15.
  • Martin Jäggi: Die Fotografie nimmt Abschied von alten Gewissheiten. In: Tages-Anzeiger. 27. Januar 2009, S. 41.
  • Terri Peters: Philipp Schaerer talks about photographs, photorealism and the new “real”. In: Mark. Nr. 15, S. 144–151.
  • Walter Keller: Bildbauten, Bilder von Philipp Schaerer. In: Du. Nr. 787, 2008, S. 40–47.

Weblinks Bearbeiten

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. a b Philipp Schaerer. In: SikartVorlage:SIKART/Lemma nicht angegeben
  2. a b Philipp Schaerer. Swiss, born 1972. Website des Museum of Modern Art, 27. Juni 2015.
  3. a b Philipp Schaerer. Architecte, Photographe. Website des Centre Pompidou.
  4. a b Philipp Schaerer. Website des Zentrums für Kunst und Medien (ZKM).
  5. Philipp Schaerer. Website der Eidgenössischen Technischen Hochschule in Lausanne (EPFL).
  6. Urs Honegger: Philipp Schaerer erzählt aus dem Nähkästchen. In: Hochparterre. 28. Januar 2019.
  7. Bildbauten: An interview with Philipp Schaerer. In: ArchDaily. 30. November 2011.
  8. a b Konzept: «digitale Materie». Philipp Schaerer. Schweizer Baumuster-Centrale Zürich, 15. Dezember 2016 (PDF; 2,7 kB).
  9. Philipp Schaerer. Contributor. In: Atlas of Digital Architecture.
  10. Philipp Schaerer. Reconfigured Realities – Built Images. University of Virginia, School of Architecture, 19. Juli 2021.
  11. Philipp Schaerer. Website der Crypto Finance Conference (CFC), St. Moritz, 2021.
  12. Urs Steiner: Selektion statt fotografische Beliebigkeit. In: Neue Zürcher Zeitung. 17. Mai 2008.
  13. Meret Arnold: Der Bildalchimist – In der digitalen Werkstatt von Philipp Schaerer. Website von Meret Arnold.
  14. Landschaft – erforscht, interpretiert, konstruiert. In: likeyou Art Network, 5. November 2021.
  15. Stadt Thun: Stadt Thun vergibt Kulturpreise. Website der Stadt Thun. 24. August 2023.
  16. About the Photographer Schaerer, Philipp. Website des Museum of Contemporary Photography (MoCP).
  17. Philipp Schaerer. Bildbau No. 1. Website des Fotomuseums Winterthur.
  18. 2017. Make New History. Website der Chicago Architecture Biennial, 2017.
  19. What is Ornament? Website der Trienal de Arquitectura de Lisboa. 4. Oktober 2019.