Patrick Buisson

französischer Journalist und Politologe

Patrick Buisson (* 19. April 1949 in Paris; † 26. Dezember 2023 in Les Sables-d’Olonne, Département Vendée)[1] war ein französischer Journalist, Politologe und Historiker. Er war Direktor des TV-Kanals Histoire.

Leben Bearbeiten

Buisson wuchs in einem nationalistisch eingestellten Elternhaus auf und verweigerte als Gymnasiast die Teilnahme an einer Schweigeminute in Gedenken an die Opfer eines tödlichen Anschlags der rechtsextremen Terrorgruppe OAS, die die Unabhängigkeit Algeriens von Frankreich gewaltsam verhindern wollte.[2] Während seiner Studienzeit an der Universität Paris-Nanterre wurde er Vize-Vorsitzender der Fédération nationale des étudiants de France (FNEF) und bildete den Gegenpart zu der von Daniel Cohn-Bendit initiierten Gruppierung Mouvement du 22 Mars (deutsch: Bewegung 22. März).[3] Buisson stand parteilos zahlreichen rechtsgerichteten Politikern nahe, so etwa Philippe de Villiers, mit dem ihn die Verankerung im Katholizismus und die Abneigung gegenüber der EU vereinte.[2] Buisson begann, Nicolas Sarkozy zu beraten, als dieser noch französischer Innenminister war. Als Berater war er nach Angaben Sarkozys der rechte Gegenpart zu Henri Guaino.[3] Der Rechtsextreme Jean-Marie Le Pen, den Buisson ab den 1970er Jahren kannte und schätzte, sagte über diese Funktion, Buisson habe Sarkozy das Know-how vermittelt, um die Wähler der Front National zu umwerben.[4] Buisson erklärte selbst, er habe ganz bewusst rechtsgerichtete Wähler, die vom liberalen und proeuropäischen Kurs Jacques Chiracs enttäuscht worden seien, wieder an die UMP heranführen wollen, und betrachtete dies als Erfolgsgeheimnis von Sarkozys Präsidentschaft.[2] Bei den Präsidentschaftswahlen 2022 unterstützte er den rechtsextremen Kandidaten Eric Zemmour.[5]

Eine Kontroverse, die zu einer breiteren Wahrnehmung Buissons auch über die Landesgrenzen Frankreichs hinaus führte, rief sein Buch 1940–1945 Années érotiques – Vichy ou les Infortunes de la vertu hervor, in dem Buisson die These vertrat, dass die deutsche Besetzungszeit im Zweiten Weltkrieg ein Ausgangspunkt für die sexuelle Befreiung Frankreichs gewesen sei.[6][7][8]

Im März 2014 gelangten Tonaufnahmen an die Öffentlichkeit, die Buisson bei Unterredungen mit Sarkozy während dessen Präsidentschaft verdeckt angefertigt hatte.[9]

Patrick Buisson starb im Alter von 74 Jahren; er wurde am 26. Dezember 2023 leblos in seinem Haus im Département Vendée aufgefunden.[10]

Schriften Bearbeiten

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. Notice de personne im catalogue.bnf.fr, abgerufen am 18. Februar 2024.
  2. a b c Carole Barjon: Patrick Buisson : le stratège de l'ombre, Le Nouvel Observateur, 16. Februar 2012 (französisch)
  3. a b Raphaëlle Bacqué: Patrick Buisson, l'hémisphère droit de Sarkozy, Le Monde, 1. Oktober 2008: « Pour ma gauche, j’ai Guaino, pour ma droite, j’ai Buisson », rit-il [Sarkozy] souvent
  4. Eric Mandonnet, Romain Rosso, Ludovic Vigogne: Patrick Buisson, le conseiller en transgression de Sarkozy. In: L’Express, 25. September 2008: « Il a donné à Nicolas Sarkozy le code, les mots qu’il faut employer pour séduire les électeurs du FN », confie à L’Express Jean-Marie Le Pen, qui parle de Buisson comme d’un ‹ ami ›, alors que les deux hommes ne se voient plus guère, à quelques exceptions près.
  5. Lou Fritel: Patrick Buisson est mort. In: Paris Match, 26. Dezember 2023.
  6. Paris als Bordell. In: Der Spiegel. Nr. 23, 2008, S. 161 (online).
  7. C. Wüllenkemper: Deutsche Besatzer in Frankreich: "Groß, gepflegt und gut gebaut" (Memento vom 13. September 2008 im Internet Archive), sueddeutsche.de, 13. August 2008
  8. Cornelius Wüllenkemper: Erotische Invasion der Wehrmacht, Deutschlandfunk, 21. Juli 2008
  9. Anne Christine Heckmann: "Sarkoleaks" erschüttert Frankreich (Memento vom 6. März 2014 im Internet Archive), tagesschau.de, 5. März 2014
  10. „Le conseiller politique Patrick Buisson est mort à 74 ans“ auf lepoint.fr vom 26. Dezember 2023 (französisch)