Oberlemp ist ein Stadtteil der Kleinstadt Aßlar im mittelhessischen Lahn-Dill-Kreis.

Oberlemp
Stadt Aßlar
Koordinaten: 50° 39′ N, 8° 26′ OKoordinaten: 50° 38′ 51″ N, 8° 26′ 20″ O
Höhe: 261 (230–270) m ü. NHN
Fläche: 4,6 km²[1]
Einwohner: 442 (31. Dez. 2023)[2]
Bevölkerungsdichte: 96 Einwohner/km²
Eingemeindung: 31. Dezember 1971
Postleitzahl: 35614
Vorwahl: 06440
Oberlemp aus Richtung Osten
Oberlemp aus Richtung Osten

Geografie

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Die Ortschaft liegt im oberen Lemptal im Gladenbacher Bergland. Im Westen grenzt es an Niederlemp und im Norden an Bermoll. Etwa einen Kilometer südlich befindet sich Bechlingen und ca. 3 Kilometer weiter liegt die Kernstadt von Aßlar. Die nächste größere Stadt ist Wetzlar.

Geschichte

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Fachwerk: Der Streckhof in Oberlemp (Kulturdenkmal)
 
Evangelische Kirche Oberlemp von 1855

Ortsgeschichte

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Die Gegend von Oberlemp war schon in vorgeschichtlicher Zeit besiedelt. Große Steinhäufungen und Reste eines mit Steinen befestigten Ringwalls auf dem 435 m hohen Adlerhorst zwischen Oberlemp und Bechlingen deuten auf eine Kultstätte aus der Latènezeit hin. Scherbenfunde vom Adlerhorst werden im Museum Hohe Schule in Herborn aufbewahrt.

Die älteste bekannte Erwähnung des Ortes als Lempha aus dem Jahr 845 im Lorscher Codex teilt sich das Dorf mit dem Nachbarort Niederlemp. Bis ins 14. Jahrhundert hinein wurde nicht zwischen Oberlemp und Niederlemp unterschieden.

Das Gebiet, in dem das mittelalterliche Lemp lag, gehörte zur Grafschaft Solms. Als diese 1432 aufgeteilt wurde, fiel Niederlemp an die Linie Solms-Braunfels und Oberlemp an Solms-Lich. Später kam es an Solms-Hohensolms. Oberlemp war fortan dem Amt Hohensolms zugeordnet.

Mit der Neuordnung infolge des Wiener Kongresses wurde das Dorf preußisch und gehörte der Amtsbürgermeisterei Hohensolms im Landkreis Wetzlar an. Nachdem die Bürgermeistereien im Kreis 1934 aufgelöst wurden, war Oberlemp selbstständig.

Der Ort entwickelte sich wohl aus einem dem Haus Solms gehörenden Hof, dem späteren Herrenhof. Er befand sich an der heutigen Schmiedecke und umfasste neben einem Herrenhaus, einem Gesindehaus, einer Schmiede, Stallungen und Scheunen auch einen Teich, auf den noch heute der Flurname Herrenweiher hinweist. Bis 1906 führte noch eine Hainbuchenallee um das einstige Weihergelände herum. Der einstige solmsische Herrenhof, der in den Quellen auch als Junkernhof bezeichnet wird, war lange Zeit im Besitz anderer adliger Familien. So gehörte er zu Beginn des 18. Jahrhunderts dem Reichskammergerichtsassessor Johann Andreas von Bernstorff, dessen Schwiegersohn Johann Rudolf Victor von Pretlack, damals Gouverneur der Festung Gießen, ihn 1716 an den Reichskammergerichtsprokurator Conrad Franz von Steinhausen weiterverkaufte. Später war der Herrenhof dann wieder im Eigentum des Hauses Solms-Hohensolms-Lich. In der Revolution von 1848 forderte die Gemeinde Oberlemp den Fürsten auf, das ehemalige Hofgut nicht länger an Auswärtige, sondern an Einwohner von Oberlemp zu verpachten, was Fürst Ludwig zu Solms-Hohensolms-Lich auch zusagte.

Zum gräflich-solmsischen Besitz gehörte auch ein Friedhof anstelle der heutigen Kirche. Am 25. April 1841 wurde ein neuer Friedhof eingeweiht. Die alte gräfliche Friedhofskapelle hatte lange als Dorfkirche gedient, bevor sie 1856 durch die heutige Evangelische Kirche ersetzt wurde. Die teils verputzte und teils verschindelte Fachwerkkirche ist eine klassizistische Saalkirche mit steilem Dachreiter und Rundbogenfenstern.

In der waldreichen Umgebung wurde früher Köhlerei betrieben, so wird etwa 1680 ein Köhler im Oberlemper Wald erwähnt.

Innerhalb der Gemarkung standen früher auch zwei vom Lempbach angetriebene Wassermühlen, die bereits 1569 im Königsberger Salbuch erwähnt werden. Die eine lag südöstlich des alten Ortskerns und wurde 1569 von Merten Zehntner betrieben. 1721 wird sie dann auch als Harde Mühle, später auch einfach als oberste Mühle bezeichnet. Die andere, 1569 als Pefferhens Mühle, 1721 als Zehners Mühle, später auch als unterste Mühle bezeichnet, befand sich südwestlich von Oberlemp am Zusammenfluss von Lemp und Westerlemp.

Hessische Gebietsreform (1970–1977)

Im Zuge der Gebietsreform in Hessen wurde die bis dahin selbständige Gemeinde Oberlemp zum 31. Dezember 1971 mit weiteren Orten auf freiwilliger Basis in die Gemeinde Aßlar eingegliedert.[3][4] Damit wurde die über Jahrhunderte gewachsene historische Zugehörigkeit zu dem nördlich angrenzenden Gebiet, dessen übrige Ortschaften überwiegend in der neugegründeten Gemeinde Hohenahr aufgingen, beendet. Im November 1978 erhielt Aßlar das Recht, die Bezeichnung Stadt zu führen. Für Oberlemp wurde wie für alle Ortsteile von Aßlar ein Ortsbezirk eingerichtet.[5]

Verwaltungsgeschichte im Überblick

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Die folgende Liste zeigt die Staaten und Verwaltungseinheiten,[Anm. 1] denen Oberlemp angehört(e):[1][6][7]

Bevölkerung

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Einwohnerstruktur 2011

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Nach den Erhebungen des Zensus 2011 lebten am Stichtag dem 9. Mai 2011 in Oberlemp 428 Einwohner. Darunter waren 9 (2,1 %) Ausländer. Nach dem Lebensalter waren 87 Einwohner unter 18 Jahren, 174 zwischen 18 und 49, 72 zwischen 50 und 64 und 147 Einwohner waren älter.[10] Die Einwohner lebten in 177 Haushalten. Davon waren 48 Singlehaushalte, 63 Paare ohne Kinder und 57 Paare mit Kindern, sowie 9 Alleinerziehende und keine Wohngemeinschaften. In 39 Haushalten lebten ausschließlich Senioren und in 123 Haushaltungen lebten keine Senioren.[10]

Einwohnerentwicklung

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Oberlemp: Einwohnerzahlen von 1834 bis 2020
Jahr  Einwohner
1834
  
215
1840
  
240
1846
  
239
1852
  
232
1858
  
239
1864
  
237
1871
  
210
1875
  
223
1885
  
231
1895
  
233
1905
  
237
1910
  
241
1925
  
287
1939
  
299
1946
  
375
1950
  
395
1956
  
361
1961
  
341
1967
  
355
1970
  
402
1980
  
?
1990
  
?
2000
  
?
2011
  
426
2015
  
417
2020
  
435
Datenquelle: Histo­risches Ge­mein­de­ver­zeich­nis für Hessen: Die Be­völ­ke­rung der Ge­mei­nden 1834 bis 1967. Wies­baden: Hes­sisches Statis­tisches Lan­des­amt, 1968.
Weitere Quellen: LAGIS[1]; Zensus 2011[10]; nach 2011 – Stadt Aßlar: 2015[11], 2020[12]

Historische Religionszugehörigkeit

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1834: 215 evangelische, keine katholischen Einwohner[1]
1961: 314 (= 92,08 %) evangelische und 27 (= 7,92 %) katholische Einwohner[1]

Literatur

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Commons: Oberlemp – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Anmerkungen und Einzelnachweise

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Anmerkungen

  1. Bis zur Trennung der Rechtsprechung von der Verwaltung waren die Ämter und frühen Gerichte sowohl Gericht als auch Verwaltungsorgan.
  2. Mediatisierung infolge der Rheinbundakte.
  3. 1815: Abtrennung der Justiz (standesherrliches Justizamt Hohensolms).
  4. Infolge der Beschlüsse des Wiener Kongresses.
  5. 1849: Endgültige Trennung zwischen Justiz (Kreisgericht Wetzlar) und Verwaltung.
  6. Der Norddeutsche Bund war der erste deutsche Bundesstaat unter der Führung Preußens. Er war die geschichtliche Vorstufe des Deutschen Reichs.
  7. Infolge des Zweiten Weltkriegs.
  8. Am 31. Dezember 1971 wurde Berghausen als Ortsbezirk nach Aßlar eingegliedert.

Einzelnachweise

  1. a b c d e Oberlemp, Lahn-Dill-Kreis. Historisches Ortslexikon für Hessen. (Stand: 24. August 2018). In: Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen (LAGIS).
  2. Einwohnerzahlen und Stadtteile. Stadt Aßlar, abgerufen im Februar 2024.
  3. Gemeindegebietsreform in Hessen; Zusammenschlüssen und Eingliederungen von Gemeinden vom 21. Dezember 1971. In: Der Hessische Minister des Inneren (Hrsg.): Staatsanzeiger für das Land Hessen. 1972 Nr. 3, S. 84, Punkt 93 Abs. 12 (Online beim Informationssystem des Hessischen Landtags [PDF; 6,0 MB]).
  4. Karl-Heinz Gerstemeier, Karl Reinhard Hinkel: Hessen. Gemeinden und Landkreise nach der Gebietsreform. Eine Dokumentation. Hrsg.: Hessischer Minister des Inneren. Bernecker, Melsungen 1977, OCLC 180532844, S. 281.
  5. Hauptsatzung. (PDF; 323 kB) § 5. In: Webauftritt. Stadt Aßlar, abgerufen im Februar 2024.
  6. Michael Rademacher: Land Hessen. Online-Material zur Dissertation, Osnabrück 2006. In: eirenicon.com.
  7. Grossherzogliche Centralstelle für die Landesstatistik (Hrsg.): Beiträge zur Statistik des Großherzogtums Hessen. Band 13. G. Jonghause’s Hofbuchhandlung, Darmstadt 1872, OCLC 162730471, S. 12 ff. (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  8. Die Zugehörigkeit des Amtes Königsberg anhand von Karten aus dem Geschichtlicher Atlas von Hessen: Hessen-Marburg 1567–1604., Hessen-Kassel und Hessen-Darmstadt 1604–1638. und Hessen-Darmstadt 1567–1866.
  9. Grossherzogliche Centralstelle für die Landesstatistik (Hrsg.): Beiträge zur Statistik des Großherzogtums Hessen. Band 13. G. Jonghause’s Hofbuchhandlung, Darmstadt 1872, OCLC 162730471, S. 27 ff., § 40 Punkt 1) (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  10. a b c Ausgewählte Daten über Bevölkerung und Haushalte am 9. Mai 2011 in den hessischen Gemeinden und Gemeindeteilen. (PDF; 1,1 MB) In: Zensus 2011. Hessisches Statistisches Landesamt, S. 10 und 50, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 27. Oktober 2020;.
  11. Einwohnerzahlen der Stadt Aßlar. In: Webauftritt. Stadt Aßlar, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 18. Mai 2015; abgerufen im Februar 2019.
  12. Einwohnerzahlen der Stadt Aßlar. In: Webauftritt. Stadt Aßlar, archiviert vom Original am 24. Februar 2021; abgerufen im Februar 2024.