Niezabyszewo

Ortschaft in der Woiwodschaft Pommern

Niezabyszewo [ɲɛzabɨˈʂɛvɔ] (kaschubisch: Niezabëszewò, deutsch: Damsdorf) ist ein Dorf in der Gemeinde Bytów im Powiat Bytowski in der Woiwodschaft Pommern im Norden Polens. Es liegt etwa 5 km (3 Meilen) westlich von Bytów und 83 km (52 Meilen) westlich der Regionalhauptstadt Danzig.

Niezabyszewo
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Niezabyszewo (Polen)
Niezabyszewo (Polen)
Niezabyszewo
Basisdaten
Staat: Polen
Woiwodschaft: Pommern
Powiat: Bytów
Gmina: Bytów
Fläche: 13,65 km²
Geographische Lage: 54° 8′ N, 17° 26′ OKoordinaten: 54° 8′ 7″ N, 17° 25′ 36″ O
Einwohner: 848 (31. Dezember 2022)
Postleitzahl: 77-132
Telefonvorwahl: (+48) 59
Kfz-Kennzeichen: GBY



Lage und Geschichte Bearbeiten

Das Dorf ist von Moränenhügeln umgeben, die durch die letzte Eiszeit entstanden sind. Archäologische Funde, darunter unter anderem aus der Bronzezeit stammende Steinkistengräber mit Mützenurnen und eine Henkeltasse, zeugen von einer sehr frühen Besiedlung des Ortes.[1][2]

Das Dorf wurde 1387 das erste Mal unter dem Namen Damesdorff erwähnt.[1] Damesdorf wurde von einem Bütower Großpfleger nach der Kulmer Handfeste von 1393[3] mit einem Schulzenamt und 40 Hufen ausgegeben.[1] In dieser Handfeste wurde bereits die Pfarrei des Dorfes erwähnt.[3] Im Jahr 1573 wurde das Dorf mit dem Namen Njezabiszewo angeführt,[4] die Lubinsche Karte von 1618 benennt den Ort mit Damesdorp, im Jahr 1638 wurde der Ort mit Damesdorff alias Niezaprzew bezeichnet[4] und ein Bericht aus dem Jahr 1686[5] ist mit dem Ortsnamen Niezabiesewo unterzeichnet. Der Dorfname Niezabyszewo wurde ab dem 18. Jahrhundert verwendet.[2]

Der Ort war als weiträumiges Platzdorf mit einem ovalförmigen Grundriss angelegt worden. Auf der Außenseite der Ringstraße lagen die Bauernhöfe, in der Mitte befanden sich Wirtschaftswiesen. Der nördliche Teil der Ringstraße diente als Durchgangsstraße.[1][2] Südwestlich des Dorfes befindet sich der Niezabyszewo-See mit einer Größe von 48 ha und einer maximalen Tiefe von 5 m.[2]

1409 stiftete der Hochmeister des Deutschen Ordens Ulrich von Jungingen während einer Rundreise zwei Mark für einen Kelch für Damsdorf.[6]

1438 wurde zum ersten Mal eine Wassermühle erwähnt.[1] Sie wurde nach 1945 abgetragen.[4]

Das Dorf war bereits im Mittelalter für die Herstellung von Ziegeln und Haushaltskeramik bekannt.[2] Für das Jahr 1640 wurde eine Amtsziegelei nachgewiesen.[1] 1662 konnten in dieser Ziegelei 24.000 Ziegel hergestellt werden.[7] 1675 beschloss die Bütower Bürgerschaft, dass von der Damsdorfer Ziegelei 30.000 gebrannte Ziegel für den Wiederaufbau der Bütower Bergkirche St. Georg unentgeltlich einzusetzen sind.[8]

Nach einem Bericht von 1658 befand sich im Dorf eine Schäferei für 1.000 Schafe.[9] Während der Friderizianischen Kolonisation war Niezabyszewo ein großes Zentrum der Schafzucht, Weberei und Tuchherstellung. Die Ausfahrtsstraßen des Dorfes wurden beidseitig mit Bauernhöfen bebaut.[2]

Die 1909 in Betrieb genommene Bahnstrecke Bütow–Rummelsburg verlief nördlich des Dorfes.[2] Am 21. September 1906 berichtete die Schlawer Zeitung, dass in Damsdorf für die geplante ein Bahnhofsgebäude errichtet wird.[10] Ab 1. März 1924 wurde der Bahnhof nicht mehr mit Personal besetzt und für den Stückgutverkehr geschlossen.[11]

In den Jahren zwischen den beiden Weltkriegen wurden in Niezabyszewo Haushaltskeramik, Fliesen und Elemente für Entwässerungskanäle gebrannt.[2]

 
Die katholische Kirche St. Nikolaus (Kościół pw. św. Mikołaja) in Niezabyszewo

Die katholische Kirche St. Nikolaus (heute: Kościół pw. św. Mikołaja) wurde zur Zeit des Deutschen Ordens erbaut[12] und war seit der Reformation bis 1637 im Besitz der evangelischen Gemeinde. Nach einem Bericht von 1686 war es ein Ziegelfachwerkbau mit Fachwerkturm und Schindeldächern und wurde bis 1801/1802 mehrmals restauriert. Zwischen 1855 und 1857 wurde die Kirche neu erbaut, da der ursprüngliche Kirchenbau 1839 baufällig geworden war. Das Mauerwerk besteht aus behauenen Feldsteinen und Backstein. Die Westvorhalle und die Sakristei an der Nordseite wurden 1911 angebaut. 1933 wurde das Kirchenschiff erweitert und der Turm errichtet. Die Kirche ist 23 m lang und 9,70 m breit.[1]

Der Bau der evangelischen Kirche erfolgte mit Unterstützung des Gustav-Adolf-Vereins[13] in den Jahren 1925–1926 nach Plänen von Rösener und Paulus aus Berlin. Mit einer Länge von 16,70 m und einer Breite von 8,50 m war sie etwas kleiner als die katholische Kirche.[1] Die Ausmalung der Kirche wurde vom Kirchenmaler Gustav Hoffmann (1883–1974) aus Finkenwalde ausgeführt. Die Holzschnitzwerke für die Kirche schuf Max Uecker.[1][14] Diese Kirchenausstattung ist nicht mehr erhalten.[14]

Entwicklung nach dem Zweiten Weltkrieg Bearbeiten

Nach dem Zweiten Weltkrieg und der Zwangsaussiedlung der deutschen Bevölkerungsgruppen zogen neue Bewohner, die aus Zentralpolen und aus den Landgemeinden Chojnice und Kościerzyna stammten, sowie Umsiedler aus der Aktion Weichsel nach Niezabyszewo.[2]

Die Bahnstrecke Bütow–Rummelsburg wurde nach 1945 stillgelegt und demontiert.[4] Der ehemalige Bahndamm wurde für einen Fahrradweg von Bytów (Bütow) nach Miastko (Rummelsburg) genutzt.[2] Der nördliche Teil der Ringstraße ist heute Teil der Landesstraße 20. Im südöstlichen und nordwestlichen Teil der Ortes entstanden neue Wohnsiedlungen mit Einfamilienhäusern. Das Dorf hat seinen landwirtschaftlichen Charakter verloren, obwohl es noch Familienbetriebe gibt, die Flächen bis zu 25 ha bewirtschaften, darunter auch ein größerer Betrieb mit einer landwirtschaftlichen Fläche über 100 ha.[2]

Die Niezabyszewo-Ziegelei s.c. (GbR) setzt die jahrhundertealte Tradition der Herstellung von roter Baukeramik aus lokalen Rohstoffvorkommen fort.[2] Das Metallverarbeitungsunternehmen D&H Engineering Poland Sp. z o. o. (GmbH) wurde 2001 gegründet und hat seinen Hauptsitz in Niezabyszewo. Das Unternehmen stellt Präzisionsdreh- und -frästeile in Klein- und Großserien her.[2][15]

Zu den Baudenkmalen des Ortes gehören das Haus der Dorfvorsteher aus der Mitte des 19. Jahrhunderts, das Organistenhaus aus der Zeit um 1883 und die St.-Nikolaus-Kirche.[2] Józef Styp-Rekowski (1902–1969), seit 1926 Mitglied des Bundes der Polen in Deutschland, ab 1951 dessen Ehrenpräsident und ab 1964 dessen Vorsitzender, hielt 1926 in dieser Kirche als katholischer Priester seine erste Messe ab. Im Jahr 1994 wurde in der Kirche ihm zu Ehren eine Gedenktafel angebracht.[16]

Bedeutende Einwohner Bearbeiten

Literatur Bearbeiten

  • Tomasz Rembalski: 625 Lat Parafii św. Mikołaja w Niezabyszewie. Zarys dziejów 1393–2018 (625 Jahre Pfarrei St. Nikolaus in Niezabyszewo. Abriss der Geschichte 1393–2018). Instytut Kaszubski, Gdańsk 2018, ISBN 978-83-65826-16-9 (polnisch)

Weblinks Bearbeiten

Commons: Niezabyszewo – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. a b c d e f g h i Gerhard Bronisch, Walter Ohle, Hans Teichmüller: Die Kunst- und Kulturdenkmäler der Provinz Pommern. Kreis Bütow. L. Saunier, Stettin 1938, S. 190–195 (PDF; 40 MB bei Bałtycka Biblioteka Cyfrowa). Abgerufen am 24. September 2023.
  2. a b c d e f g h i j k l m n Urząd Miejski w Bytowie. Gmina. Sołectwo Niezabyszewo (Ortschaft Niezabyszewo). Abgerufen am 28. September 2023 (polnisch).
  3. a b Reinhold Cramer: Geschichte der Lande Lauenburg und Bütow. Teil 2: Urkundenbuch. E. J. Dalkowski (Hrsg.), Königsberg 1858, S. 195–196 (PDF; 17 MB bei Kujawsko-Pomosko Biblioteka Cyfrowa). Abgerufen am 25. September 2023.
  4. a b c d Kommunales Programm für die Pflege der Denkmäler der Gemeinde Bytów für die Jahre 2019–2022. Anhang zum Beschluss Nr. IV/25/2019 des Stadtrats von Bytów vom 23. Januar 2019. S. 47 (PDF; 1,6 MB). Abgerufen am 26. September 2023 (polnisch).
  5. Paweł Czaplewski, Paweł Piotr Panske: Documenta quae extant De Cultu Religionis Catholicae in Districtibus Buetoviensi et Leoburgensi Saeculo XVII Restituto. In: Towarzystwo Naukowe W Toruniu. Societas Literaria Torunensis. Fontes XV. 1911. S. Buszczyński, Torun 1912, S. 861 (Digitalisat bei Kujawsko-Pomosko Biblioteka Cyfrowa). Abgerufen am 26. September 2023.
  6. Reinhold Cramer: Geschichte der Lande Lauenburg und Bütow. Teil 1: Die Geschichte. E. J. Dalkowski (Hrsg.), Königsberg 1858, S. 72 und Beilage S. 16 (PDF; 20,4 MB bei Kujawsko-Pomosko Biblioteka Cyfrowa). Abgerufen am 25. September 2023.
  7. Reinhold Cramer: Geschichte der Lande Lauenburg und Bütow. Teil 1: Die Geschichte. E. J. Dalkowski (Hrsg.), Königsberg 1858, Beilage S. 36 (PDF; 20,4 MB bei Kujawsko-Pomosko Biblioteka Cyfrowa). Abgerufen am 28. September 2023.
  8. Reinhold Cramer: Geschichte der Lande Lauenburg und Bütow. Teil 1: Die Geschichte. E. J. Dalkowski (Hrsg.), Königsberg 1858, S. 320 (PDF; 20,4 MB bei Kujawsko-Pomosko Biblioteka Cyfrowa). Abgerufen am 26. September 2023.
  9. Reinhold Cramer: Geschichte der Lande Lauenburg und Bütow. Teil 1: Die Geschichte. E. J. Dalkowski (Hrsg.), Königsberg 1858, Beilage S. 26 (PDF; 20,4 MB bei Kujawsko-Pomosko Biblioteka Cyfrowa). Abgerufen am 28. September 2023.
  10. Schlawer Zeitung vom 21. September 1906 (Digitalisat in der Digitalen Bibliothek Mecklenburg-Vorpommern). Abgerufen am 25. September 2023.
  11. Stralsunder Tageblatt vom 1. März 1924 (Digitalisat in der Digitalen Bibliothek Mecklenburg-Vorpommern). Abgerufen am 25. September 2023.
  12. Reinhold Cramer: Geschichte der Lande Lauenburg und Bütow. Teil 1: Die Geschichte. E. J. Dalkowski (Hrsg.), Königsberg 1858, S. 131 (PDF; 20,4 MB bei Kujawsko-Pomosko Biblioteka Cyfrowa). Abgerufen am 26. September 2023.
  13. Stralsunder Tageblatt vom 16. August 1913 (Digitalisat in der Digitalen Bibliothek Mecklenburg-Vorpommern) und Stralsunder Tageblatt vom 8. September 1928 (Digitalisat in der Digitalen Bibliothek Mecklenburg-Vorpommern). Abgerufen am 25. September 2023.
  14. a b Detlef Witt: Max Uecker (1887–1978). Ein pommerscher Bildschnitzer. Kirchengemeinde St. Petri Altentreptow (Hrsg.), Greifswald 2008, S. 6 und S. 36.
  15. Geschichte der D&H Engineering Poland. Abgerufen am 28. September 2023 (polnisch, englisch).
  16. Urząd Miejski w Bytowie. Historia. Postaci historyczne (Historische Persönlichkeiten). Abgerufen am 25. September 2023 (polnisch).