Motarzyn (deutsch Muttrin, Kreis Belgard) ist ein Dorf in der polnischen Woiwodschaft Westpommern. Es gehört zur Gemeinde Tychowo (Groß Tychow) im Kreis Białogard (Belgard).

Motarzyn
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Motarzyn (Polen)
Motarzyn (Polen)
Motarzyn
Basisdaten
Staat: Polen
Woiwodschaft: Westpommern
Powiat: Białogard
Gmina: Tychowo
Geographische Lage: 53° 53′ N, 16° 14′ OKoordinaten: 53° 53′ 0″ N, 16° 14′ 0″ O
Einwohner: 130
Postleitzahl: 78-220
Telefonvorwahl: (+48) 94
Kfz-Kennzeichen: ZBI
Wirtschaft und Verkehr
Straße: KrosinkoBiałowąs
Eisenbahn: Szczecinek–Kołobrzeg, Bahnstation: Tychowo
Nächster int. Flughafen: Stettin-Goleniów



Geografische Lage Bearbeiten

Motarzyn liegt in Hinterpommern 21 Kilometer nordöstlich von Połczyn-Zdrój (Bad Polzin) und sechs Kilometer südlich von Tychowo in einer ebenen Umgebung. Das Dorf ist über einen Abzweig der Woiwodschaftsstraße 167 zu erreichen. Die nächste Bahnstation ist Tychowo an der Bahnstrecke Szczecinek–Kołobrzeg. Nördlich des Dorfes liegt das Vorwerk Żukówek (Petersdorf).

Ortsgeschichte Bearbeiten

In den Jahren 1924 und 1929 fand man zahlreiche Urnenreste und Tongefäße, die auf eine Besiedlung bereits etwa 800 bis 500 Jahre vor Christus hindeuten.

Im Jahre 1384 wurde Muttrin zum ersten Male urkundlich erwähnt. In einem Lehnsbrief von Herzog Wartislaw V. wird mitgeteilt, dass Prissebur Klest (von Kleist) mit einem Teil der Ortschaft belehnt war. 1753 übernahmen Ewald Friedrich und Peter von Kleist das Gut Muttrin je zur Hälfte. Ungefähr dreißig Jahre später gehören sowohl das Gut Muttrin als auch Döbel (heute polnisch: Doble) Friedrich Wilhelm von Kleist auf Klein Dubberow (Dobrowo). 1840 erlangt Karl Ludwig August Franz von den Osten aus Plathe (Płoty) das Eigentum über Muttrin und Petersdorf (Żukówek).

Im Jahre 1939 hatte die 1036,2 Hektar große Gemeinde Muttrin 306 Einwohner, die sich auf 74 Haushaltungen verteilten. 247 Personen waren in der Land- und Forstwirtschaft tätig. Das Rittergut beinhaltete etwa 296,0 Hektar. Letzter Gutseigentümer war die Familie von Altenbockum, vertreten durch den Juristen Hans von Altenbockum (* 1875; † 1953), verheiratet mit Karola von Grünberg (* 1878; † 1979). Sieben ihrer neun Kinder sind ab 1911 in Muttrin geboren.[1]

Bis 1945 gehörte Muttrin zum Amtsbezirk Zadtkow (Sadkowo) im Landkreis Belgard (Persante). Letzter deutscher Amtsvorsteher war Wilhelm Fiek, und letzter Gemeindebürgermeister von Muttrin Fritz Scheunemann. Muttrin gehörte zum Amtsgericht Belgard, und die polizeilichen Belange regelte der Gendarmerieposten in Damen (Stare Dębno).

Nach 1945 wurde Muttrin infolge des Krieges polnisch. Muttrin wurde als Motarzyn ein Ortsteil der Gmina Tychowo im Powiat Białogardzki. Die Güter Muttrin und Petersdorf (Żukówek) wurden mit den Gütern Klein Krössin (Krosinko) und Kieckow (Kikowo) zum Kombinat Kikowo zusammengeschlossen.

Standesamt Muttrin Bearbeiten

Muttrin bildete bis 1945 mit den Gemeinden Damen (Stare Dębno) und Zadtkow (Sadkowo) einen eigenen Standesamtsbezirk.

Kirchspiel Muttrin Bearbeiten

Kirchengemeinde Bearbeiten

Die Kirchengemeinde Muttrin bildete bis 1945 mit der Filialgemeinde Damen (Stare Dębno) das Kirchspiel Muttrin, zu dem im Jahre 1940 insgesamt 2000 Gemeindeglieder gehörten. Eingepfarrt waren die Orte Döbel (Doble), Klein Krössin (Krosinko), Rauden (Rudno) und Zadtkow (Sadkowo).

Das Kirchspiel Muttrin lag im Kirchenkreis Belgard der Kirchenprovinz Pommern der evangelischen Kirche der Altpreußischen Union. Das Kirchenpatronat von Muttrin hatten die Rittergutsbesitzer Fink in Zadtkow (Sadkowo), Kulow in Augustenhof (Liśnica), von Kleist in Kieckow (Kikowo) und Milbradt in Döbel (Doble) inne.

Heute gehört Motarzyn zum Kirchspiel Koszalin (Köslin) in der Diözese Pommern-Großpolen der Evangelisch-Augsburgischen Kirche in Polen.

Pfarrkirche Bearbeiten

 
Die Kirche in Motarzyn (Muttrin)

Die Muttriner Kirche ist eine Fachwerkkirche und stammt aus der Mitte des 18. Jahrhunderts. Der vorgesetzte Turm aus Steinen trägt eine welsche Haube, in deren Wetterfahne die Jahreszahl 1683 eingraviert ist.

Nach dem Krieg wurde das Gotteshaus zugunsten der katholischen Kirche in Polen enteignet, und es ist dem katholischen Brauch entsprechend verändert worden: Kanzel und Emporen sind entfernt, es ist ein schlichter Saalbau mit dem Altar an der Stirnseite und dem Kanzelpult daneben entstanden.

Pfarrer bis 1945 Bearbeiten

  1. Peter Schlacke
  2. Michael Janke
  3. Georg Polzenhagen, 1636
  4. Richard Hencke, 1670
  5. Joachim Hencke (Sohn von 4.), 1705
  6. Christoph König, 1711–1731
  7. Daniel Erich Scheunemann, 1738–1740
  8. Jakob Matthias Wüstenberg, 1740–1744
  9. Konrad Heinrich Vanselow, 1745–1762
  10. Carl Wilhelm Blaurock, 1763–1785
  11. Johann Georg Veitzke, 1784–1803
  12. Bogislaw Just, 1804–1840
  13. Heinrich Wilhelm Ulrich, 1840–1873
  14. Paul Konrad Schmiedeberg, 1876–1884
  15. Hermann Osterwald, 1884–1928
  16. Herbert Venske, 1934–1945

Schule Bearbeiten

Die Volksschule Muttrin hatte zwei Klassenräume. Im Jahre 1928 besuchten 32 Jungen und 23 Mädchen aus Muttrin und Petersdorf (Żukówek) die Schule.

Söhne und Töchter des Orts Bearbeiten

  • Heinrich Beitzke (1798–1867), deutscher Militärschriftsteller, Mitglied des Preußischen Abgeordnetenhauses

Literatur Bearbeiten

  • Der Kreis Belgard. Aus der Geschichte eines pommerschen Heimatkreises, Hrsg. Heimatkreisausschuß Belgard-Schivelbein, Celle 1989.
  • Landwirtschaftliches Güteradressbuch Pommern 1939, in: Niekammer`s Güter-Adreßbücher, Band I (für Pommern), Selbstverlag der Niekammer`s Güter-Adreßbücher GmbH, Leipzig 1939, S. 218.
  • Ernst Müller: Die Evangelischen Geistlichen Pommerns von der Reformation bis zur Gegenwart, Teil 2: Der Regierungsbezirk Köslin, Stettin 1912.

Weblinks Bearbeiten

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. Walter von Hueck, Friedrich Wilhelm Euler: Genealogisches Handbuch des Adels. Adelige Häuser A (Uradel). Band VIII, Band 38 der Gesamtreihe GHdA, Hrsg. Deutsches Adelsarchiv, C. A. Starke Verlag, Limburg (Lahn) 1966, S. 28–29. ISSN 0435-2408