Michael Kniesel

deutscher Rechtswissenschaftler

Michael Kniesel (* 1945) ist ein deutscher Verwaltungsrechtler und Unternehmensberater. Er war Polizeipräsident in Bonn und Innenstaatssekretär in Bremen.

Leben Bearbeiten

Kniesel studierte Rechtswissenschaften an der Westfälischen Wilhelms-Universität in Münster.[1]

Er war von 1976 bis 1979 Polizeidezernent beim Regierungspräsidenten von Münster.[1] Weitere Dienstposten führten ihn zur Bereitschaftspolizei, zum Landeskriminalamt Nordrhein-Westfalen und als Leitender Regierungsdirektor in der Funktion des Leiters des rechtswissenschaftlichen Fachbereichs an die Polizei-Führungsakademie (PFA).[1] Kniesel war von 1988 bis 1993 Polizeipräsident in der damaligen Bundeshauptstadt Bonn.[2]

Im Mai 1993 wurde er von der schwarz-gelben Bundesregierung für sein Konfliktmanagement („Bonner Linie“)[1] bei den Auseinandersetzungen während der Asyldebatte vor dem Bonner Regierungsviertel kritisiert.[2] Kritiker warfen ihm vor, er hätte der Pro-Asyl-Demonstration (ca. 10.000 Demonstranten) zu große Freiheiten gelassen.[3] Kniesel gilt bis heute als Befürworter der Deeskalationstaktik durch die Polizei bei Demonstrationen[2] und ist ein erklärter Gegner der Bannmeile.[4] Er hat deshalb in Fachkreisen einen „Ruf als liberaler Geist“.[1]

Im selben Jahr war er Unterzeichner eines offenen Briefs an den Rektor der Universität Bonn Max Georg Huber wegen der Personalie Professor Hans-Helmuth Knütter.[5]

Von 1993 bis 1995 war er Staatsrat beim Innensenator in Bremen.[2] Wegen Meinungsverschiedenheiten bei der Polizeistrukturreform wurde er von Innensenator Friedrich van Nispen (FDP) in den einstweiligen Ruhestand versetzt.[6] Danach arbeitete er als Rechtsanwalt und Unternehmensberater.[2] 2001 war er als Nachfolger von Hagen Saberschinsky als Polizeipräsident in Berlin im Gespräch.[7][2] 2008 mitbegründete er eine auf Strafverteidigung und Compliance spezialisierte Kanzlei in Bonn.[8] Er veröffentlichte mehrere Bücher und einen Gesetzeskommentar.

Er war zunächst Mitglied der FDP, wechselte später zur SPD.[7]

Kniesel lebt mit seinen Töchtern im Bonner Ortsteil Poppelsdorf.[9]

Schriften (Auswahl) Bearbeiten

  • mit Jürgen Vahle: Polizeiliche Informationsverarbeitung und Datenschutz im künftigen Polizeirecht. Kommentierung der einschlägigen Bestimmungen des Vorentwurfs zur Änderung des ME PolG. Hrsg. von Horst Clages, Kriminalistik Verlag, Heidelberg 1990, ISBN 3-7832-1489-0.
  • hrsg.: Polizeirecht in den neuen Bundesländern. Textausgabe. C. H. Beck, München 1991, ISBN 3-406-35384-3.
  • hrsg.: Handbuch für Führungskräfte der Polizei. Wissenschaft und Praxis. Schmidt-Römhild, Lübeck 1996, ISBN 3-7950-2910-4.
  • mit Henning Tegtmeyer, Jürgen Vahle: Handbuch des Datenschutzes für Sicherheitsbehörden. Datenschutz und Informationsverarbeitung in der sicherheitsbehördlichen Praxis. Lehr- und Arbeitsbuch. Kohlhammer, Stuttgart [u. a.] 1996, ISBN 3-17-008773-8.
  • mit Alfred Dietel und Kurt Gintzel: Versammlungsgesetz. Kommentar zum Gesetz über Versammlungen und Aufzüge. Heymann, Köln 2011, ISBN 978-3-452-27389-5.
  • mit Bodo Pieroth, Bernhard Schlink: Polizei- und Ordnungsrecht. Mit Versammlungsrecht. 7. Auflage. C. H. Beck, München 2012, ISBN 978-3-406-64345-3.

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. a b c d e Werner A. Perger: Ohne Stock und Stein (Teil 2). In: Die Zeit, Nr. 27/1993.
  2. a b c d e f Streitfall Polizeipräsident: Sticht das richtige Parteibuch? In: Die Welt. 21. März 2002.
  3. Werner A. Perger: Ohne Stock und Stein (Teil 1). In: Die Zeit, Nr. 27/1993.
  4. Armin Lehmann: Michael Kniesel, Ex-Polizeipräsident in Bonn, über die aktuelle Diskussion (Interview). In: Der Tagesspiegel. 22. Februar 2000.
  5. Jürgen Grewen: Reaktionen auf massive Kritik an Bonner Politikprofessor. In: General-Anzeiger. 9. August 1993, S. 5.
  6. Intermezzo an der Weser. In: Focus. 12/1994.
  7. a b Lutz Schnedelbach, Andreas Kopietz: Ein Haudegen ist nicht erwünscht (Memento des Originals vom 30. Dezember 2013 im Internet Archive). In: Berliner Zeitung. 29. Januar 2002.
  8. Compliance-Group Bonn (abgerufen am 29. Dezember 2013).
  9. Dagmar Blesel: Ein Hund auf drei Beinen. In: General-Anzeiger, 9. Februar 2011.