Maßerweiterungssatz von Bierlein

Satz aus der Maßtheorie und Stochastik über die Fortsetzung von Wahrscheinlichkeitsmaßen

Der Maßerweiterungssatz von Bierlein ist ein Resultat aus der Maßtheorie und der Stochastik über Erweiterungen von Wahrscheinlichkeitsmaßen.

Ein auf einer σ-Algebra definiertes Wahrscheinlichkeitsmaß wird auf eine größere σ-Algebra fortgesetzt, die von der ursprünglichen σ-Algebra und einer weiteren σ-Algebra erzeugt ist, die wiederum durch eine Familie von disjunkten Mengen aus der Grundmenge erzeugt ist. Der Satz ist nach Dietrich Bierlein benannt, der 1962 die Aussage für abzählbare Familien bewies.[1] Der allgemeine Fall wurde 1977 von Albert Ascherl und Jürgen Lehn gezeigt.[2]

Maßerweiterungssatz von Bierlein

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Einführung in die Problemstellung

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Die Fortsetzung von Maßen ist ein wichtiges Thema in der Maßtheorie auf topologischen Räumen und auf Räumen mit einer Filtrationen. Es existieren einige Resultate für Maße, die gewisse Regularitätsbedingungen erfüllen, wie zum Beispiel die straffen Maße. Für allgemeine Maße sieht die Situation pessimistischer aus.

Sei   ein Wahrscheinlichkeitsraum und   eine σ-Algebra, dann lässt sich   im Allgemeinen nicht auf   fortsetzen. Wenn   endlich ist, dann existiert eine Fortsetzung, doch wenn   schon abzählbar unendlich ist, ist dies nicht immer möglich. Der Satz von Bierlein zeigt aber, dass es zumindest für disjunkte Familien immer möglich ist.

Zur Erinnerung: Man nennt ein Maß   auf einer σ-Algebra   eine Fortsetzung von  , wenn   gilt.

Der Maßerweiterungssatz von Bierlein lautet wie folgt:

Sei   ein Wahrscheinlichkeitsraum,   eine beliebige Index-Menge und   eine Familie von disjunkten Mengen aus  . Dann existiert eine Fortsetzung   von   auf  .

Eindeutigkeit

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Bierlein lieferte zusätzlich ein Resultat zur Eindeutigkeit:

Sei   ein Wahrscheinlichkeitsraum,   eine σ-Algebra und   die Vervollständigung von   bezüglich  . Dann ist die Fortsetzung   von   auf   eindeutig, wenn  .[2]

Ascherl und Lehn zeigten eine Bedingung für Äquivalenz:

Zusätzlich soll für jede Menge   und jede Fortsetzung   von   auf   eine Fortsetzung   von   auf   existieren. Dann und nur dann ist die Fortsetzung   von   auf   eindeutig, wenn  .[2]

Varianten des Satzes

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Zbigniew Lipecki bewies 1979 eine Variante des Satzes für gruppenwertige Maße, genauer für Maße der Form  , wobei   eine hausdorffsche topologische Gruppe ist.[3]

Literatur

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  • Albert Ascherl und Jürgen Lehn: Two principles for extending probability measures. In: Manuscripta Math. Nr. 21, 1977, S. 43–50.
  • Jörn Lembcke: On a measure extension theorem of Bierlein. In: Springer, Berlin, Heidelberg (Hrsg.): Kölzow, D. (eds) Measure Theory Oberwolfach 1979. Lecture Notes in Mathematics. Band 794, 1980, doi:10.1007/BFb0088211.
  • Dietrich Bierlein: Über die Fortsetzung von Wahrscheinlichkeitsfeldern. In: Zeitschrift für Wahrscheinlichkeitstheorie und verwandte Gebiete. Nr. 1, 1962, S. 28–46.

Einzelnachweise

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  1. Dietrich Bierlein: Über die Fortsetzung von Wahrscheinlichkeitsfeldern. In: Zeitschrift für Wahrscheinlichkeitstheorie und verwandte Gebiete. Nr. 1, 1962, S. 28–46.
  2. a b c Albert Ascherl und Jürgen Lehn: Two principles for extending probability measures. In: Manuscripta Math. Nr. 21, 1977, S. 43–50.
  3. Zbigniew Lipecki: A generalization of an extension theorem of Bierlein to group-valued measures. In: Bulletin Polish Acad. Sci. Math. Band 28, 1980, S. 441–445.