Louis de Diesbach

Schweizer Landwirt und Politiker

Graf Louis de Diesbach de Belleroche auch Ludwig de Diesbach und Ludwig von Diesbach (* 20. Mai 1843 in Freiburg; † 11. Oktober 1921 in La Schürra bei Pierrafortscha; heimatberechtigt in Freiburg) war ein Schweizer Landwirt und Politiker.

 
Wohnhaus in La Schürra

Louis de Diesbach entstammte der Freiburger Patrizierfamilie Diesbach und war der Sohn des Grundbesitzers Amédée de Diesbach de Belleroche († 5. Januar 1899)[1][2] und von dessen Ehefrau Caroline-Marie (genannt Charlotte) (geb. de Lalive d’Epinay, † 13. März 1888)[3].

Seit dem 10. Februar 1874 war er mit Sidonie, der Tochter des Barons Louis d’Alt, verheiratet; ihr Sohn war der spätere Oberstdivisionär Roger de Diesbach (1876–1938)[4].

Sein Enkel war der spätere Korpskommandant des ersten Feldarmeekorps Roch de Diesbach (1909–1990)[5], der Vater des Journalisten Roger de Diesbach.

Louis de Diesbach lebte mit seiner Familie auf seinem Landsitz La Schürra.

Werdegang

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Louis de Diesbach wurde von Hauslehrern, unter anderem von Joseph Schneuwly (1839–1908)[6], erzogen und war als Landwirt tätig; er war einer der reichsten Grundbesitzer[7] und einer der grössten Viehzüchter[8] des Kantons und besass ausgedehnte Güter und Alpweiden.

Er war Mitgründer[9] und Mitglied des Vorstands der Zeitung Bien Public.

1901 erfolgte seine Wahl in den Verwaltungsrat der Schweizerischen Mobiliarversicherungs-Gesellschaft.[10]

In der Schweizer Armee erreichte er den Dienstgrad eines Hauptmanns und war Kommandant der 1. Kavallerie-Kompanie; 1888 wurde er aus dem Wehrdienst entlassen.

Politisches und gesellschaftliches Wirken

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Louis de Diesbach spielte als Führer der konservativ-liberalen Partei, die nach ihrer Zeitung Bienpublicard genannt wurde, eine bedeutende Rolle in der Freiburger Politik.

Von 1880[11] bis 1881[12] war er konservativ-liberaler Abgeordneter im Freiburger Grossen Rat sowie vom 4. Dezember 1893 bis zum 6. Dezember 1896 und vom 3. Dezember 1900[13] bis zum 3. Dezember 1911[14] im Nationalrat, wo er gemässigten Kreisen und Gustave Ador nahestand.

1894 war er im Nationalrat Kommissionspräsident für das Bundesgesetz betreffend den Viehhandel[15] und gehörte 1908 der Ständigen Alkoholkommission an.[16]

Er beriet 1895 eine bundesrätliche Delegation in Fragen eines neuen Handelsvertrags mit Frankreich.[17] [18]

1898 wurde er als Experte für den Ackerbau in die Schweizer Zentralkommission sowie in das Vergnügungs- und Unterhaltungskomitee für die Pariser Weltausstellung 1900 gewählt.[19][20][21]

Er wurde 1900 in den Kreiseisenbahnrat gewählt[22]; ihm folgte 1920, nach seinem Rücktritt, sein Sohn Roger de Diesbach als Kreiseisenbahnrat.[23]

Mitgliedschaften

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Louis de Diesbach war Mitglied des 1848[24] gegründeten Freiburgischen Bauernverbands und von 1876 bis 1878, als Nachfolger von Pierre de Gottrau (1827–1889)[25], deren Präsident.

1881 wurde er in das Zentralkomitee der Föderation der landwirtschaftlichen Vereine[26] der französischen Schweiz (Fédération des sociétés d’agriculture de la Suisse romande) gewählt[27] und präsidierte die Föderation, als Nachfolger von Jean-Marie de Chastonay (1845–1906)[28], von 1890 bis 1891; 1892 schied er als Mitglied aus.

Literatur

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Einzelnachweise

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  1. Traueranzeige. In: Le Confédéré . 8. Januar 1899, abgerufen am 19. Juli 2024.
  2. Freiburg. In: Der Bund. Ausgabe 02, 7. Januar 1899, abgerufen am 19. Juli 2024.
  3. Traueranzeige. In: Le Bien Public. 13. März 1888, abgerufen am 19. Juli 2024.
  4. Dominic Pedrazzini, Ansgar Wildermann: Roger de Diesbach. In: Historisches Lexikon der Schweiz. 19. Oktober 2000, abgerufen am 19. Juli 2024.
  5. Benoît de Diesbach Belleroche, Michèle Stäuble-Lipman Wulf: Roch de Diesbach. In: Historisches Lexikon der Schweiz. 29. November 2000, abgerufen am 19. Juli 2024.
  6. Marianne Rolle, Christoph Neuenschwander: Joseph Schneuwly. In: Historisches Lexikon der Schweiz. 26. August 2011, abgerufen am 19. Juli 2024.
  7. Freiburg. In: Die Ostschweiz. 28. Juni 1879, abgerufen am 19. Juli 2024.
  8. Eidgenossenschaft. In: Täglicher Anzeiger für Thun und das Berner Oberland. 6. Mai 1890, abgerufen am 19. Juli 2024.
  9. Freiburg. In: Der Bund. 28. August 1879, abgerufen am 19. Juli 2024.
  10. Schweiz. Mobiliarversicherungs-Gesellschaft. In: Der Bund. Ausgabe 02, 4. Oktober 1901, abgerufen am 19. Juli 2024.
  11. Telegramme: Freiburg. In: Neue Zürcher Zeitung. 19. Januar 1880, abgerufen am 19. Juli 2024.
  12. Freiburger Wahlen. In: Neue Zürcher Zeitung. 9. Dezember 1881, abgerufen am 19. Juli 2024.
  13. Freiburg. In: Neue Zürcher Zeitung. Ausgabe 02, 9. Juli 1900, abgerufen am 19. Juli 2024.
  14. Eidgenossenschaft: Nationalratswahlen. In: Neue Zürcher Nachrichten. Ausgabe 02, 9. Oktober 1911, abgerufen am 19. Juli 2024.
  15. Eidgenossenschaft. In: Die Ostschweiz. 25. November 1894, abgerufen am 19. Juli 2024.
  16. Kommission des Nationalrates. In: Tagblatt der Stadt Thun. 27. Dezember 1908, abgerufen am 19. Juli 2024.
  17. Bern. In: Neue Zürcher Zeitung. Ausgabe 02, 11. Juni 1895, abgerufen am 19. Juli 2024.
  18. Eidgenossenschaft. In: Seeländer Bote. 15. August 1895, abgerufen am 19. Juli 2024.
  19. Telegramme: Bern. In: Tagblatt der Stadt Biel. 2. Februar 1898, abgerufen am 19. Juli 2024.
  20. Eidgenossenschaft: Bern. In: Neue Zürcher Zeitung. Ausgabe 02, 14. März 1898, abgerufen am 19. Juli 2024.
  21. Eidgenossenschaft: Pariser Weltausstellung. In: Zuger Volksblatt. 31. Dezember 1898, abgerufen am 19. Juli 2024.
  22. Schweiz: Wahl der Kreiseisenbahnräte. In: Intelligenzblatt für die Stadt Bern. 17. August 1900, abgerufen am 19. Juli 2024.
  23. S. B. B. In: Oberländer Tagblatt. 5. Mai 1920, abgerufen am 19. Juli 2024.
  24. AGRI Freiburg. Abgerufen am 19. Juli 2024.
  25. Nicolas de Gottrau, Ansgar Wildermann: Pierre de Gottrau. In: Historisches Lexikon der Schweiz. 5. Dezember 2005, abgerufen am 19. Juli 2024.
  26. Werner Baumann, Peter Moser: Landwirtschaftliche Vereine. In: Historisches Lexikon der Schweiz. 20. Oktober 2011, abgerufen am 19. Juli 2024.
  27. Landwirthschaft. In: Neue Zürcher Zeitung. Ausgabe 02, 12. Dezember 1881, abgerufen am 19. Juli 2024.
  28. Frédéric Giroud, Elmar Meier: Jean-Marie de Chastonay. In: Historisches Lexikon der Schweiz. 22. Oktober 2007, abgerufen am 19. Juli 2024.