Eine Leiterschleife beschreibt in der Elektrotechnik eine von einem Leiter aufgespannte Fläche. Man unterscheidet zwischen einer geschlossenen und einer geöffneten Leiterschleife. Sie bildet die kleinste Einheit einer Spule und wird besonders in der Physik und Elektrotechnik zur Veranschaulichung des Induktionsgesetzes eingesetzt.

Das Magnetfeld

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Magnetfeld einer runden Leiterschleife.
 
Flussdichte   in Abhängigkeit vom Abstand   entlang der Achse der Leiterschleife

Ein Magnetfeld entsteht um jeden stromdurchflossenen Leiter. Wie beim geraden Draht wird jedes Teilstück in unmittelbarer Nähe von konzentrischen Feldlinien umgeben. Nimmt man als Modellvorstellung eine stromdurchflossene geschlossene Leiterschleife, so kann die Richtung der Feldlinien mit der Rechte-Faust-Regel bestimmt werden.

 
Abhängigkeiten zur Berechnung der Flussdichte   in einem Punkt   neben einer Stromschleife

Eine runde Leiterschleife im Ursprung um die  -Achse mit dem Radius  , die von einem Strom der Stärke   durchflossen wird, erzeugt gemäß dem Biot-Savart-Gesetz (mit Zylinderkoordinaten  ) die magnetische Flussdichte

 .

Hierbei wird über den Winkel   einmal um die Leiterschleife integriert, wobei   und  . Nach Komponenten aufgelöst ergibt das[1][2]

 
 
 
mit  

wobei   und   die vollständigen elliptischen Integrale erster und zweiter Art sind.   und   sind Einheitsvektoren der Zylinderkoordinaten. Aus Symmetriegründen gibt es weder Abhängigkeiten noch Komponenten in  -Richtung. Obige Formel für   ist in der Umgebung von   numerisch instabil,[3] was durch eine Taylor-Entwicklung oder die Verwendung der Carlson-Formen behoben werden kann.

Auf der Symmetrieachse der Leiterschleife ( ) im Abstand   vom Mittelpunkt beträgt die Flussdichte

 .

Ordnet man mehrere Leiterschleifen aneinander (Spule), so wird das resultierende Magnetfeld als Überlagerung der Einzelfelder berechnet. Eine Aneinanderreihung von kreisförmigen Leiterschleifen ergibt eine Zylinderspule.

Lorentzkraft zwischen zwei Leiterschleifen

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Leiterschleifen üben durch ihr Magnetfeld Lorentzkräfte aufeinander aus. Die axiale Kraft   zwischen zwei koaxial angeordneten kreisförmigen Leiterschleifen mit Radien  ,   und Strömen  ,   mit axialem Abstand   beträgt:[4]

 ,        

mit   und   wie oben. Hieraus folgt beispielsweise, dass die anziehende axiale Kraft in einer Helmholtz-Spule   beträgt.

Für große Abstände   entspricht die Kraft annähernd einer Kraft zwischen zwei Dipolen mit Dipolmomenten  :

 

Für identische Radien   und kleine Abstände   entspricht die Kraft der von zwei parallel verlaufenden Leitern:

 

Induzierte Spannung

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In einer geöffneten Leiterschleife wird eine Spannung induziert, die proportional zu dem in ihr fließenden magnetische Fluss   ist. Allgemein gilt nach dem Induktionsgesetz:

 

mit

 

Anwendungsbeispiele

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Generator

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Ein Generator besteht prinzipiell aus einer stromdurchflossenen Leiterschleife, die in einem ruhenden, homogenen Magnetfeld durch mechanische Energie gedreht wird. In der oben genannten Formel des Induktionsgesetzes wird das Magnetfeld   als konstant und nur die Fläche   als zeitlich änderbar angenommen. Somit erhält man für den magnetischen Fluss

 

Transformator

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Das Grundprinzip des Transformators lässt sich verdeutlichen an zwei gegenüberliegenden Spulen, die jeweils aus mehreren Leiterschleifen aufgebaut und nur mit einem Eisenkern, der nicht elektrisch leitet, verbunden sind. Der Wirkmechanismus des Transformators ist die Spannungstransformation, bei der die aufgespannte Fläche   der Leiterschleife als konstant und das Magnetfeld   als zeitlich änderbar angenommen wird. Durch das Induktionsgesetz erhält man für den magnetischen Fluss

 

Das sich ändernde Magnetfeld wird bei dem Transformator durch Anlegen einer Wechselspannung erzeugt und über den Eisenkern induziert der magnetische Fluss   eine Spannung in der gegenüberliegenden Spule.

Literatur

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Einzelnachweise

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  1. Karl Friedrich Müller: Berechnung der Induktivität von Spulen. In: Archiv für Elektrotechnik. 17. Jahrgang, Nr. 3, 1. Mai 1926, ISSN 1432-0487, S. 336–353, doi:10.1007/BF01655986 (springer.com).
  2. Kuno Foelsch: Magnetfeld und Induktivität einer zylindrischen Spule. In: Archiv für Elektrotechnik. 30. Jahrgang, Nr. 3, 3. März 1936, ISSN 1432-0487, S. 139–157, doi:10.1007/BF01657310 (springer.com). Gl. (11) und (12)
  3. Peter Lowell Walstrom: "Algorithms for Computing the Magnetic Field, Vector Potential, and Field Derivatives for Circular Current Loops in Cylindrical Coordinates". In: "OSTI Technical Report". 27. August 2017, doi:10.2172/1377379.
  4. M. W. Garrett: Calculation of Fields, Forces, and Mutual Inductances of Current Systems by Elliptic Integrals. In: Journal of Applied Physics. 34. Jahrgang, Nr. 9, September 1963, S. 2567–2573, doi:10.1063/1.1729771.