Landesgrenzsteine Lippe (Bad Salzuflen)

Baudenkmal in Nordrhein-Westfalen, Deutschland
(Weitergeleitet von Landesgrenzsteine)

Die rund 50[1] Landesgrenzsteine sind in die Denkmallisten der nordrhein-westfälischen Städte Bad Salzuflen im Kreis Lippe sowie Herford und Vlotho im Kreis Herford in Deutschland eingetragene Baudenkmale.

Grenzstein bei Pehlen

Die Eintragung für Bad Salzuflen erfolgte am 4. September 1989, für Herford am 23. September 1987 bzw. 22. August 1989 und für Vlotho zwischen 1995 und 1992. Grundlage für die Aufnahme in die Denkmallisten ist das Denkmalschutzgesetz Nordrhein-Westfalens (DSchG NRW).

Die Grenzsteine stehen entlang der ehemaligen Grenze des Fürstent(h)ums Lippe zum Freistaat Preußen bzw. der Grafschaft Ravensberg.

Geschichte

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Graf Simon V. und Herzog Johann von Jülich-Kleve-Berg schlossen am 2. August 1536 einen Schnatvertrag (Schnat = Grenze) zur Beendigung der jahrzehntelangen Streitigkeiten.[2][3] Darin heißt es unter anderem

„[in der] Beylage A [vom] zweiten Tag des Monaths Augusti 1536 (…) daß die Landscheidung und Schnaden zwischen gemelten unserm Ambte Vlotho und Grafschaft Lippe nun vorthan zu den Ewigen Tagen seyen und gehalten werden soll, wir nachfolget, nemblich von dem Knicke (L. Gr. St. Nr. 78) oder Landwehr, an die boven Wolferdesbruch unter dem Overnberge hergehet zwischen dem Stuellberge und Overnberge, dem einen Grund oder Siek von der Landwehr uff, und den anderen Grund oder Siek nedderen alles langes der von Soltuffeln Holtz, und die alte Schnade der von Querrnheimb biß an dem schwartzen Teich und fort von dem Damme unter dem Stuelenberge her, durch die Sähligen Worden biß in die Vinnenbecke (L. Gr. St. Nr. 61) wie wir daselbst augenscheinlich Schnade und Zeichen gehauen und gestalt seyn, und die Vinnebecke bieder biß in die Solte.
Die Solte uff, biß in die Glimbrecke (L. Gr. St. Nr. 59), die Glimbreck uff, biß an Johann Kärstingerhoff, für dem Hoffe her biß an die Landstraße uff, die von Soltuffeln durch das Sonderfeld nach Vlotho gehet, biß an das Schalkshecke (L. Gr. St. Nr. 54), vor die Soltenberge und dann dem Graven achter dem Schalkshecke.
Die rechte Handt vor Althoffs Hoffe hergehet, biß an de Schuckmannß Hoffe (L. Gr. St. Nr. 50) biß an die Sustenbeck uff, biß boven Lüdecken Schweins Hoffe. (…)[4]

Damit war der Grenzverlauf gegen Ravensberg für Jahre geklärt, nur an der Strecke zwischen Westervinnen und Herford gab es um 1600 wieder Differenzen, die damals aber an Ort und Stelle friedlich beigelegt wurden. Dazu existiert noch eine anderthalb Meter breite Grenzkarte in Form einer Landschaft, in welcher die beteiligten Ratsherren, Beamten und Bauern die lebendige Staffage bilden:[5]

 
1600: Grenzziehung zwischen der Grafschaft Ravensberg und dem Fürstentum Lippe beim Büxter Teich.
Die Grenzbegehung zeigt von links nach rechts in Nord-Süd-Richtung Landmesser mit Maßketten, den Zeichner mit seinen Utensilien, bewaffnete, zum Teil berittene Herforder Ratsherren mit Schriftstücken, fünf Spießträger als Schutzwachen und rechts davon – in respektvoller Entfernung – eine Reihe ortskundiger Bauern, die über den Grenzverlauf befragt werden sollten. – Für die Landesgrenze, die Lippe (Amt Schötmar) im Osten (oben) von Ravensberg im Westen (unten) trennt, steht der abschließbare Schlagbaum auf ravensbergischer Hoheit. Ebenso erstreckt sich in einer gewissen Länge ein neu ausgehobener Grenzgraben.

1810 wurde eine Abgrenzung durch Wall und Graben angelegt; 40 Jahre später war diese großteils schon wieder verschwunden.

„Bekanntmachung. Es sind zum öftern Beschwerden über Verrückung oder Beschädigung der Landesgränzsteine geführt. Da diese leicht eine Verdunkelung der Landesgränze zur Folge haben können, so werden die Obrigkeiten angewiesen, die Unterthanen, welche Grundstücke an der Landesgränze besitzen, auf das Strafbare einer solchen Handlung, mit Hinweisung auf den §. 134 des Criminal=Gesetzbuches, aufmerksam zu machen und sie aufzufordern, stets ein wachsames Auge auf die Erhaltung der Landesgränzzeichen zu richten und jede an denselben vorgefallene Beschädigung zur Anzeige zu bringen.
Detmold, den 24ten November 1846.  /  Fürstlich Lippische Regierung. W. A. Eschenburg.“

Der Abschnitt des Waldbezirks Hollenhagen nach Exter wurde 1851 von Förster Ludwig Deppe versteint: 30 neue Grenzsteine wurden von ihm auf einen jeweiligen Untergrund aus Steinkohleschlacke gesetzt.[6]

„Schötmar. In Gemäßigkeit des von Fürstlicher Forstdirection dem hiesigen Amte ertheilten Auftrags ist zur gerichtlichen Anerkennung der vor zwei Jahren geschehenen neuen Versteinung des so gen. kleinen Schötmarschen Geheges, resp. der damals vorgenommenen Grenzberichtigung, Seitens der Eigenthümer der angrenzenden Jagdreviere, ein Localtermin auf Mittwochen den 20. d. M. und Donnerstag den 21. d. M., Nachmittags zwei Uhr, angesetzt worden; und soll mit diesem Geschäfte am ersten Tage bei dem Steine Nr. 1 an der Landesgrenze bei der Oellenbrede, rechts von der Salze, am zweiten Tage aber an dem Steine Nr. 18 unten im Forstorte Pobbensiek, zwischen Uflen und Steinbeck, links von der Salze, begonnen werden. Alle Diejenigen, welche hierbei irgend ein Interesse haben, werden daher zu den obigen Terminen unter dem Rechtsnachtheile, daß sie mit etwaigen Erinnerungen gegen die vorgedachte Grenzversteinung später nicht mehr gehört werden sollen, hierdurch öffentlich vorgeladen.
Schötmar den 4. Juni 1860.  /  Fürstlich Lippisches Amt das.  W. Caspari.“

Folgende Wappen sind auf den Grenzsteinen verwendet worden:

Beschreibung

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Sämtliche ehemaligen Landesgrenzsteine zwischen Preußen und Lippe sind von den Fachämtern Bad Salzuflen und Herford erfasst, teils dienen sie heute noch als verbindliche Grenzmarkierung zwischen den Kreisen Herford und Lippe.[7][8]

Die Grenzsteine sind neben dem Denkmalschutzgesetz auch durch das „Gesetz über die Landesvermessung und das Liegenschaftskataster“ (Vermessungs- und Katastergesetz – VermKatG NRW) geschützt und stehen im Eigentum des Landes Nordrhein-Westfalen.[9]

Liste der Grenzsteine

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Noch unvollständige Liste – Nummerierung von Ost nach West führend – der Grenzsteine. gemäß der Erfassungen im Mai, August und Oktober des Jahres 1993.

Erklärung

K: Koordinaten (Klick auf Symbol öffnet Karte); Form: RE = rechteckige Form, FK = flacher Kopf, GK = gewölbter Kopf; Abmessungen: alle Angaben Höhe × Breite × Tiefe in cm.
Steine mit in [0] gesetzten Nummern sind nicht mehr vorhanden.

Nr. Foto K Lage Form Abmessungen Inschrift/en Anmerkung/en
GR040-
42A
    südlich Brommersiek / Tierheim Eichenhof RE GK 72 × 40 × 21  
1860
–––
 
GR040-
44
  südöstlich des Bad Salzufler Ortsteils Wüsten-Pehlen RE FK 54 × 33 × 17  
1536
–––
 
Ende des Amtes Varenholz
/     Großer Grenzstein bei Pehlen
Kreuzung Gustav-Schalk-Straße/Pehlen/Vlothoer Straße (Bad Salzuflen)
mit Salzufler Straße (Vlotho)
 
–––
 
GR040-
51
    Kleiner Grenzstein bei Pehlen
Kreuzung Gustav-Schalk-Straße/Pehlen/Vlothoer Straße (Bad Salzuflen)
mit Salzufler Straße (Vlotho)
RE GK 90 × 41 × 18  
1860
–––
 
GR040-
52
    an der Gustav-Schalk-Straße RE FK 40 × 38 × 26  
–––
 
GR040-
53
  nördlich der Gustav-Schalk-Straße,
im „Schalcks Busch“, am Weg zum „Gedenkstein Hünengrab
RE FK 67 × 34 × 25  
1536
–––
 
[10]
GR040-
54
    Grenzstein beim Hof Kleinsiek/Sundern 5, früher Sunderschling RE FK 40 × 38 × 21  
1536
–––
 
[11]
GR040-
58
  Grenzstein nördlich der Hellerhauser Straße RE FK  
–––
 
GR040-
58A
  Grenzstein südlich Haus Exter / Glimkestraße 30 RE GK 56 × 44 × 24  
1862
1900
–––
 
GR040-
58B
  Grenzstein nördlich Hof Stucke im Salzetal RE 93 × 43 × 22  
1862
1900
–––
 
GR040-
58C
  Grenzstein nordwestlich vom Hof Stucke im Salzetal GK
GR040-
58D
  Grenzstein nordwestlich vom Hof Stucke im Salzetal an der Detmolder Straße  
–––
 
GR040-
58E
  Grenzstein westlich vom Hof Stucke im Salzetal an der Detmolder Straße RE GK  
–––
 
GR040-
59
  Grenzstein südwestlich vom Hof Stucke im Salzetal RE GK nicht mehr vorhanden
/     Grenzmarkierung bei der Loose [12]
GR040-
60
    südlich Finnebachstraße RE GK  
1536
–––
 
GR040-
61
    am Wanderparkplatz Schnatweg RE GK 45 × 36 × 22  
–––
 
GR040-
62
    südlich des Wanderparkplatzes Schnatweg
GR040-
63
    RE FK 56 × 24 × 19  
1536
–––
 
GR040-
64
    RE FK 70 × 40 × 34  
1536
–––
 
GR040-
65
    RE FK 46 × 36 × 43  
–––
 
GR040-
66
    RE GK 70 × 58 × 21  
–––
 
GR040-
67
    am Wendtweg RE GK 88 × 38 × 17  
№. 67
1860
–––
 
GR040-
68
  an der östlichen Spur der Bundesautobahn 2 RE FK 70 × 57 × 21  
–––
 
nicht mehr vorhanden
GR040-
69
  an der westlichen Spur der Bundesautobahn 2 66 × 36 × 16  
ANNO
1671
–––
 
nicht mehr am Originalstandort:
steht jetzt im Museum der Stadt Herford
GR040-
[70]
  RE GK 52 × 40 × 13 1536 nicht mehr vorhanden
GR040-
71
    nordwestlich der Bundesautobahn 2,
am „Städtedreieck Vlotho-Herford-Bad Salzuflen“ und Weg zum Finnebachtal
RE FK 30 × 22 × 26  
1536
–––
 
GR040-
72
    nordwestlich der Bundesautobahn 2,
am „Städtedreieck Vlotho-Herford-Bad Salzuflen“ und Weg zum Finnebachtal
RE GK 91 × 42 × 21  
№. 72
1860
–––
 
GR040-
73
    südwestlich der Forststraße bei den Kellerteichen RE GK 90 × 40 × 20  
1860
–––
 
GR040-
74
  RE FK 70 × 33 × 20  
1536
–––
 
GR040-
75
    am Steinsiekbach RE GK 118 × 40 × 17  
№. 75
1860
–––
 
GR040-
[76]
    am Steinsiekbach RE FK 40 × 42 × 22  
1536
–––
 
nicht mehr am Originalstandort:
steht jetzt im Bad Salzufler Landschaftsgarten[13]
GR040-
[77]
  am Steinsiekbach/Wüstener Weg RE GK 1860
(?)
nicht mehr vorhanden
GR040-
78
    nördlich Gröchteweg 60 × 41 × 20  
1536
–––
 
[14]
/     Großer Grenzstein zwischen Bad Salzuflen und Herford
Herforder Straße (Bad Salzuflen) / Salzufler Straße (Herford)
 
–––
 
GR039-
2
  in der Masch RE GK 55 × 40 × 8  
–––
 
GR039-
5
  in der Masch RE GK  
1800
–––
 
GR039-
30
  im Bad Salzufler Ortsteil Ahmsen
nördlich der Bundesstraße 239, Zum Sportplatz/Ahmser Straße
RE GK 58 × 40 × 18  
1841
GR039-
34
    im Bad Salzufler Ortsteil Biemsen-Ahmsen RE GK  

–––
 
GR039-
34A
    im Bad Salzufler Ortsteil Biemsen-Ahmsen RE GK  

–––
 
GR039-
34B
    im Bad Salzufler Ortsteil Biemsen-Ahmsen RE GK  

–––
 
GR039-
36
    am Lockhauserbaum
im Bad Salzufler Ortsteil Biemsen-Ahmsen
RE GK  

–––
 
GR038-
3
    im Bad Salzufler Ortsteil Biemsen-Ahmsen RE GK  

–––
 
GR038-
16
    im Bad Salzufler Ortsteil Lockhausen RE GK  

–––
 

Siehe auch

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Literatur

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  • Walter Otto: Grenzsteinsetzung zwischen der Grafschaft Lippe und der Grafschaft Ravensberg – Anno 1536. In: Heimatland Lippe. Nr. 2. Detmold 1996, S. 41 ff. (hbz-nrw.de).
  • Otto Pölert: Chronik von Salzuflen. Druckerei und Verlagsanstalt Fritz Dröge, Bad Salzuflen-Schötmar 1978.
  • Geschichtswerkstatt Exter: Spurensuche V – Nördlicher Salzufler Stadtwald. H06, 1997, ISSN 1619-7828.
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Commons: Landesgrenzsteine Lippe (Bad Salzuflen) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. Karte von der Bezirksregierung Detmold mit allen noch vorhandenen historischen Grenzsteinen zwischen Lippe und Preußen, im Bereich der Gemeindegrenze Bad Salzuflen/Lemgo bis Anschlussstelle „Ostwestfalenstraße“ der A2
  2. Geschichtswerkstatt Exter: Spurensuche V – Nördlicher Salzufler Stadtwald. H06, 1997, ISSN 1619-7828, S. 7.
  3. Geschichtswerkstatt Exter: Spurensuche VIII – Auf dem alten Handelsweg von Frankfurt nach Bremen von Valdorf-Horst nach Bad Salzuflen-Wüsten. K05, 2016, ISSN 1619-7828, S. 2.
  4. Schnatvertrag zwischen Graf Simon V. und Herzog Johann von Jülich-Kleve-Berg vom 2. August 1536 Original im Staatsarchiv Detmold L38 III I.
  5. A. Falkmann: Graf Simon VI. zur Lippe und seine Zeit. In: Beiträge zur Geschichte des Fürstenthums Lippe aus archivalischen Quellen. Lemgo 1902, IV. Grenzstreitigkeiten, S. 299 (Digitale Sammlungen der Lippischen Landesbibliothek [PDF; abgerufen am 21. Januar 2024]).
  6. Angefügte Literatur 'Pölert', Kapitel 28, Seite 102ff.
  7. Renovierung des Grenzsteines an der Herforder Straße“ (Drucksache Nr. 278/96) in der „Niederschrift zur 8. Sitzung des Kulturausschusses (der Stadt Bad Salzuflen)“, öffentlicher Teil; 7. November 1996.
  8. Herbert Müller-Hengstenberg: Ein Schlaglicht auf alte Grenzzeichen in Lippe vor 1800 – Die ältesten erhaltenen Grenzsteine aus dem 16. Jahrhundert stehen im Salzufler Stadtforst – Rose als Symbol. Hrsg.: Lippische Landeszeitung. Detmold 12. Mai 1983.
  9. § 20: Abmarkung von Grundstücksgrenzen im Vermessungs- und Katastergesetz NRW
  10. Hünengrab / Bad Salzuflen (Ortsteil Wüsten) und Foto des Grenzsteins Nr. 53 bei Lipperland.de; abgerufen am 9. Januar 2022.
  11. Geschichtswerkstatt Exter: Spurensuche VIII – Auf dem alten Handelsweg von Frankfurt nach Bremen von Valdorf-Horst nach Bad Salzuflen-Wüsten. K05, 2016, ISSN 1619-7828, Station 8: Sunderschling – Von Grenzen, Zöllnern und Schmugglern, S. 17.
  12. Eine Grenzmarkierung auf der Loose bei www.woiste.de
  13. Walter Otto: Grenzsteinsetzung zwischen der Grafschaft Lippe und der Grafschaft Ravensberg – Anno 1536. In: Heimatland Lippe. Nr. 2. Detmold 1996, S. 46.
  14. Steckbrief (Memento des Originals vom 9. März 2016 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.gis4.nrw.de des Steins Nr. 78