Kursdorf (Schkeuditz)

Ortsteil von Schkeuditz

Kursdorf ist ein Stadtteil der sächsischen Stadt Schkeuditz im Landkreis Nordsachsen. Aufgrund der Erweiterungen des Flughafens Leipzig/Halle und seiner Lage entwickelte sich der Ort in den letzten Jahrzehnten zu einem Geisterdorf.

Kursdorf
Große Kreisstadt Schkeuditz
Koordinaten: 51° 25′ N, 12° 14′ OKoordinaten: 51° 25′ 7″ N, 12° 14′ 3″ O
Höhe: 135 m
Einwohner: (2018)[1]
Eingemeindung: 1. Januar 1994
Postleitzahl: 04435
Vorwahl: 034204
Kursdorf (Sachsen)
Kursdorf (Sachsen)

Lage von Kursdorf in Sachsen

Leerstand und Abriss: Dorfansichten 2010 und 2011

Geografie Bearbeiten

Lage Bearbeiten

Kursdorf liegt etwa 13,5 Kilometer nordwestlich von Leipzig, nahe der Landesgrenze Sachsen–Sachsen-Anhalt. Der Ort ist vollständig von den Anlagen des Flughafens Leipzig/Halle umschlossen. In unmittelbarer Nähe des Ortes verlaufen die A14 und die Neubaustrecke Erfurt–Leipzig/Halle.

Nachbarorte Bearbeiten

Werlitzsch Glesien Gerbisdorf
Beuditz   Freiroda
Schkeuditz

Geschichte Bearbeiten

 
Kirche, dahinter der Tower des Flughafens
 
Leerstand und Abriss: Dorfansichten 2010 und 2011
 
Leerstand und Abriss: Dorfansichten 2010 und 2011
 
Flughafen Leipzig/Halle, Blick nach Kursdorf (2018)

Die erste urkundliche Erwähnung datiert aus dem Jahr 1497 als Kunsstorf.[2] Kursdorf (ebenfalls gebräuchliche Schreibweise bis 1815: Cursdorf) gehörte bis 1815 zum hochstift-merseburgischen Amt Schkeuditz, das seit 1561 unter kursächsischer Hoheit stand und zwischen 1656/57 und 1738 zum Sekundogenitur-Fürstentum Sachsen-Merseburg gehörte.[3] Durch die Beschlüsse des Wiener Kongresses wurde Kursdorf mit dem Westteil des Amts Schkeuditz im Jahr 1815 an Preußen abgetreten. Bei der politischen Neuordnung Preußens wurde der Ort 1816 dem Kreis Merseburg[4] im Regierungsbezirk Merseburg der Provinz Sachsen zugeteilt, zu dem er bis 1952 gehörte. August Schumann nennt 1818 im Staatslexikon von Sachsen Kursdorf betreffend u. a.:

„Es hat 26 Häuser, 150 Einwohner und eine Pfarrkirche, an welcher der Diakon zu Schkeuditz zugleich Pfarrer ist. Die hiesige Gemeinde hatte in älteren Zeiten ihren eigenen Pfarrer, wovon auch noch die Pfarrwohnung übrig ist.“[5]

Bei der Kreisreform in der DDR wurde Kursdorf im Jahr 1952 dem Kreis Leipzig-Land im Bezirk Leipzig zugeteilt, der 1994 zum Landkreis Leipziger Land kam. Im selben Jahr erfolgte die Eingemeindung nach Schkeuditz, mit dem der Ort 1999 zum Landkreis Delitzsch und 2008 zum Landkreis Nordsachsen kam.

Ende der 1990er Jahre setzte die letzte Wegzugswelle ein; seit 2017 hat Kursdorf keine Einwohner mehr. Gründe für den Wegzug sind die hohen Schadstoff- und Lärmbelastungen. Auf dem die Ortschaft umschließenden Flughafen, bei dem es sich um den zweitgrößten Fracht-Flughafen Deutschlands handelt, gilt nur für Passagierflüge ein sechsstündiges Nachtflugverbot. Frachtflüge dürfen rund um die Uhr stattfinden.[6] 2020 gab es dort pro Nacht etwa 180 Flugbewegungen.[7]

Die Kursdorfer Kirche aus dem 14. Jahrhundert wurde erst 2001 restauriert und birgt eine, ebenfalls restaurierte, Orgel von Wilhelm Rühlmann.[8]

Bevölkerungsentwicklung Bearbeiten

Jahr Einwohnerzahl[2][9][1]
1568 19 besessene Mann, 24 ½ Hufen
1716 24 besessene Mann, 13 ½ Hufen
1764 23 besessene Mann, 2 Häusler, 47 Hufen
1818 181
1880 190
1895 299
1910 398
Jahr Einwohnerzahl
1925 439
1939 433
1946 527
1950 537
1964 407
1990 271
2001 202
Jahr Einwohnerzahl
2002 197
2006 119
2007 60
2009 37
2011 23
2013 12
2015 10
2017 0

Kulturdenkmale Bearbeiten

In der Liste der Kulturdenkmale in Schkeuditz sind für Kursdorf vier Kulturdenkmale aufgeführt.

Trivia Bearbeiten

 
Lage von Kursdorf inmitten des Geländes des Flughafens Leipzig/Halle

Die geografische Lage des Ortes inmitten eines Flughafengeländes und die daraus resultierenden Lebensumstände dienten als Vorlage für das Theaterstück Start- und Landebahn des Dramatikers und gebürtigen Schkeuditzers Dirk Laucke (Koautor David Richter). Die Uraufführung fand am 16. Mai 2010 im Theater Osnabrück statt.[10]

Weblinks Bearbeiten

Commons: Kursdorf – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. a b Die Stadt Schkeuditz in Zahlen. Archiviert vom Original am 27. September 2017; abgerufen am 27. September 2017.
  2. a b Vgl. Kursdorf im Historischen Ortsverzeichnis von Sachsen
  3. Karlheinz Blaschke, Uwe Ulrich Jäschke: Kursächsischer Ämteratlas, Leipzig 2009, ISBN 978-3-937386-14-0, S. 84 f.
  4. Der Landkreis Merseburg im Gemeindeverzeichnis 1900
  5. Vgl. Kursdorf, *Cursdorf, in Urk. Kürsdorf. In: August Schumann: Vollständiges Staats-, Post- und Zeitungslexikon von Sachsen. 5. Band. Schumann, Zwickau 1818, S. 270.
  6. https://www.fluglärm-portal.de/deutschland-karte/leipzig-halle-lej/
  7. Nachtflugverbot in Leipzig und Halle. Abgerufen am 8. März 2023.
  8. Evangelisches Kirchspiel Schkeuditz: Pfarramt Schkeuditz. Abgerufen am 17. Oktober 2022.
  9. (inoffizielle) Internetpräsenz des Dorfes
  10. "Start- und Landebahn" in Osnabrück. In: Augsburger Allgemeine. 25. Mai 2010, abgerufen am 16. August 2018.