Kobierzyce (deutsch Koberwitz, 1937–45 Rößlingen) ist ein Dorf und zugleich Sitz der gleichnamigen Landgemeinde im Powiat Wrocławski in der Woiwodschaft Niederschlesien in Polen.

Kobierzyce
Wappen von Kobierzyce
Kobierzyce (Polen)
Kobierzyce (Polen)
Kobierzyce
Basisdaten
Staat: Polen
Woiwodschaft: Niederschlesien
Powiat: Breslau
Gmina: Kobierzyce
Geographische Lage: 50° 59′ N, 16° 56′ OKoordinaten: 50° 59′ 0″ N, 16° 56′ 0″ O
Höhe: 133 m n.p.m.
Einwohner: 2057 (12. November 2020)
Postleitzahl: 55-040
Telefonvorwahl: (+48) 71
Kfz-Kennzeichen: DWR
Wirtschaft und Verkehr
Straße: Autobahn A4
E 67 KłodzkoBreslau
Nächster int. Flughafen: Breslau
Verwaltung
Webpräsenz: www.ugk.pl



Geographische Lage Bearbeiten

Kobierzyce liegt im Schlesischen Tiefland (Nizina Śląska) etwa fünfzehn Kilometer südlich des Stadtzentrums von Breslau.

Geschichte Bearbeiten

 
Bahnhof Koberwitz (1914)
 
Schloss Koberwitz (1910)
 
Schloss Koberwitz (2006)

Die erste urkundliche Erwähnung des Ortes Cobliwiz entstammt einem Dokument des Breslauer Herzogs Heinrich III. aus dem Jahr 1257. Bereits 1333 tauchte mit dem Gut Koberwitz, der bis 1937 gültige Ortsname auf.[1]

In Koberwitz zweigte die 1898 eröffnete Eisenbahnlinie über Schönbankwitz nach Heidersdorf von der bereits 1885 eröffneten Eisenbahnlinie BreslauStröbel ab. Durch den Ort führte die Reichsstraße 116 (BreslauGlatz).

Das Rittergut gehörte zur bedeutenden Zuckerfabrik in Klettendorf bei Breslau, die bis 1945 unter dem Namen „Vom Rath, Schoeller & Skene“ firmierte.

Im Juni 1924 veranstaltete Rudolf Steiner auf dem Gut von Graf Carl von Keyserlingk ((1869–1928), seit 1899 mit Johanna von Skene (1879–1966) verheiratet) einen mehrtägigen Kurs über Biologisch-dynamische Landwirtschaft.[2][3] Im September 1999 wurde zu Ehren von Rudolf Steiner eine Tafel an der Fassade von Schloss Kobierzyce angebracht.

1937 wurde der aus dem Slawischen stammende Ortsname Koberwitz durch „Rößlingen“ ersetzt. Gegen Ende des Zweiten Weltkriegs wurde Rößlingen im Frühjahr 1945 von der Roten Armee besetzt. Im Sommer 1945 wurde die Region wie fast ganz Schlesien von der sowjetischen Besatzungsmacht unter polnische Verwaltung gestellt. Die polnische Ortsbezeichnung Kobierzyce wurde eingeführt. Die deutsche Bevölkerung wurde, soweit sie nicht schon vorher evakuiert oder geflohen war, von der örtlichen polnischen Verwaltungsbehörde aus Rößlingen vertrieben. Die neu angesiedelten Bewohner kamen zum Teil aus den an die Sowjetunion gefallenen Gebieten östlich der Curzon-Linie.

Nach der politischen Wende von 1989 erlebten die zur Landgemeinde Gmina Kobierzyce gehörenden Orte wegen der Nähe zum florierenden Wirtschaftsstandort Breslau und der Autobahn A4 einen rasanten Aufschwung. Die nächste Anschlussstelle zur Autobahn A4 befindet sich in zehn Kilometern Entfernung vom Dorf.

Einwohnerentwicklung Bearbeiten

Die Einwohnerzahlen von Kobierzyce (inkl. Gutsbezirk; spätere Zahlen beziehen sich auf die gesamte Landgemeinde):[4]

Jahr Einwohner
1910 1.459
1933 1.296
1939 1.203
1995 11.371
2000 12.038
2005 13.081
2008 14.508

Gemeinde Bearbeiten

Die Landgemeinde Kobierzyce umfasst ein Gebiet von 149,11 km² mit rund 20.000 Einwohnern.

Sehenswürdigkeiten Bearbeiten

Verkehr Bearbeiten

Die Ortschaft liegt an der Europastraße 67. Die nächste Anschlussstelle zur Autobahn A4 befindet sich in zehn Kilometern Entfernung.

Der ehemalige Bahnhof Kobierzyce liegt am Abzweig der ehemaligen Bahnstrecke Kobierzyce–Piława Górna von der noch teilweise im Güterverkehr betriebenen Bahnstrecke Wrocław–Jedlina-Zdrój.

Söhne und Töchter des Ortes Bearbeiten

Weblinks Bearbeiten

Commons: Kobierzyce – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. Gmina Kobierzyce, ugk.pl
  2. John Paull: Attending the First Organic Agriculture Course: Rudolf Steiner’s Agriculture Course at Koberwitz, 1924. (Memento vom 22. Juli 2011 im Internet Archive) (PDF) In: European Journal of Social Sciences, 2011, 21(1), S. 64–70.
  3. Paull, John (2013) Koberwitz (Kobierzyce); In the footsteps of Rudolf Steiner. (PDF; 592 kB) In: Journal of Bio-Dynamics Tasmania, 109 (Autumn), S. 7–11.
  4. Quellen der Einwohnerzahlen:
    1910: gemeindeverzeichnis.de – 1933, 1939: Michael Rademacher: Sch_breslau. Online-Material zur Dissertation, Osnabrück 2006. In: eirenicon.com. – 1995, 2000, 2005: stat.gov.pl (Memento des Originals vom 13. Februar 2008 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.stat.gov.pl – 2007: stat.gov.pl (Memento vom 16. Februar 2008 im Internet Archive) (PDF)