Jakob Friedrich Wilpert, ab 1795 Jakob Friedrich von Wilpert (* 4. April 1741 in Mitau; † 25. November 1812 in Riga) war ein deutsch-baltischer Kaufmann und Bürgermeister von Riga.

Jakob Friedrich Wilpert war ein Sohn des Arztes Georg Friedrich Wilpert (1700–1755) aus Neubrandenburg, der nach seinem Studium an der Universität Leiden nach Kurland gekommen war und in Mitau praktizierte. Der Propst Christian Georg Wilpert (1742–1813) war sein Bruder.

1755, im Todesjahr seines Vaters, ging er nach Riga in eine kaufmännische Lehre. In der zweiten Hälfte der 1760er Jahre freundete er sich mit Johann Gottfried Herder an, der von 1764 bis 1769 in Riga tätig war.[1] 1768 wurde Wilpert Inhaber eines eigenen Handelsunternehmens. Er unternahm verschiedene Reisen durch Deutschland, Frankreich und die Schweiz. Schon bald übernahm er bürgerschaftliche Verantwortung in Riga. 1780 wurde er Dockmann und 1782 Ältester der Großen Gilde. Als Ratsherr von 1784 bis 1786 war er zugleich Vorsteher einer Reihe von karitativen Stiftungen und Einrichtungen in der Stadt. Bei der Annahme der neuen Stadtverfassung 1787 (Statthalterschaftsverfassung) wurde er Erster Bürgermeister im neuen Rat. Zugleich war er von 1787 bis 1790 Assessor im Gouvernement-Magistrat und ab 1790 Assessor am Kurlänndischen Gewissensgericht.[2]

Am 8. März 1795 erhielt er gemeinsam mit seinem Bruder durch Kaiser Franz II. ein Reichsadels-Diplom.[3] Damit begründeten sie das deutsch-baltische Adelsgeschlecht von Wilpert. 1797 war Jakob Friedrich Wilpert wiederum Ältermann der Großen Gilde. Im selben Jahr wurde er bei der Wiederherstellung der alten Verfassung als Bürgermeister bestätigt; zugleich wurde er Präses beim Waisengericht.

Im Jahre 1801 gab er sein Amt als Bürgermeister auf und zog sich auf sein 1794 als Pfandbesitz erworbenes Gut Hinzenberg zurück.[4] Nach dessen Verlust durch Konkurs in den Wirren der Koalitionskriege kehrte er 1806 nach Riga zurück, wo er 1812 starb.

Seit 1771 war er verheiratet mit Barbara Rosine Windhorst. Das Paar hatte zwei Söhne, darunter den Rigaer Arzt Carl von Wilpert (1778–1839), und drei Töchter, von denen die älteste schon im Kindesalter starb.

  • Aus den Aufzeichnungen des Bürgermeisters Jakob Friedrich Wilpert. In: Rigasche Stadtblätter 76 (1885), S. 1–3, 14–15, 185–187

Wilpert verfasste eine Reihe von Gelegenheitsschriften.[5]

Siehe auch

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Literatur

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Einzelnachweise

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  1. Wilpert soll auch Anfang der 1760er Jahre Herders Studiengenosse an der Universität Königsberg gewesen sein (so Jegór von Sivers: Herder in Riga: Urkunden. Riga 1868, S. 72); dabei handelt es sich wohl um eine alte Verwechslung mit dem Bruder Christian Georg Wilpert - lediglich dieser ist in der Königsberger Matrikel mit Immatrikulationsjahr 1762 verzeichnet. Auch die Erinnerung, die The Herder notes from Immanuel Kant’s Lectures Jakob Friedrich Wilpert zuschreibt, ist nicht von diesem, sondern Aus dem Briefe eines Freundes, siehe Johann Gottfried von Herder's Lebensbild. Band 1, 1847, S. 136. Unstreitig ist, dass Jakob Friedrich Wilpert mit Herder bei dessen Aufenthalt in Riga befreundet war, wie aus seinen Aufzeichnungen hervorgeht
  2. Das Gewissensgericht war eine Besonderheit im russischen Kaiserreich; es ist in jeder statthalterschaft der richterstuhl wo streitigkeiten gütlich verglichen, auch verbrechen der unmündigen, wahnwitzigen u. d. g., abgeurtheilt werden (Gewissensgericht im Deutschen Wörterbuch, abgerufen am 5. August 2024
  3. Akte im Adelsarchiv, heute Österreichisches Staatsarchiv; Abschrift im Herder-Institut (Marburg); siehe dazu Baltische Adelstitel – manchmal auch in Wien erworben… , abgerufen am 3. August 2024
  4. Leonhard von Stryk: Beiträge zur Geschichte der Rittergüter Livlands. Zweiter Teil, Der lettische District. Albanus, Dresden 1885, S. 10
  5. Aufgelistet bei Johann Friedrich von Recke und Karl Eduard Napiersky: Allgemeines Schriftsteller- und Gelehrten-Lexikon der Provinzen Livland, Esthland und Kurland. Vierter Band: S–Z. Mitau 1832, urn:nbn:de:bvb:12-bsb00000343-7, S. 525–527