Die Ikarus C42 ist ein zweisitziges Ultraleichtflugzeug der Firma Comco Ikarus GmbH in Mengen/Baden-Württemberg. Es wird seit 1996 hergestellt. Von 2009 bis 2020 war die C42 in jedem Jahr das in Deutschland meistverkaufte Ultraleichtflugzeug.[1][2]

Ikarus C42
Ikarus C42
Ikarus C42
Typ Ultraleichtflugzeug
Entwurfsland

Deutschland Bundesrepublik BR Deutschland

Hersteller Comco Ikarus GmbH
Erstflug 1996
Indienststellung 1996
Produktionszeit

Seit 1996 in Serienproduktion

Stückzahl > 1450
Ikarus C42 mit ausgebauter Tür für Fotoflug (2018)

Die C42 wird vor allem als Schul- und Freizeitflugzeug eingesetzt. Sie ist auch als Schleppflugzeug von Segelflugzeugen (bis 650 kg) oder Bannern und zum Absetzen von Fallschirmspringern zugelassen.[3] Versionen als Wasser- und Sprühflugzeug sind ebenfalls erhältlich.

Konstruktion Bearbeiten

Die Ikarus C42 ist ein abgestrebter Hochdecker und wird wahlweise durch einen 80- oder 100-PS-Vierzylinder-Viertakt-Boxermotor des Herstellers Rotax angetrieben. Die hohe Drehzahl des Motors wird über ein Reduktionsgetriebe (2,27:1/80 PS oder 2,43:1/100 PS) auf den Propeller übertragen. Das Grundgerüst der Konstruktion ist eine Aluminiumröhre, die längs durch den Rumpf verläuft. Die Kabine und der Rumpf sind aus glasfaserverstärktem Kunststoff hergestellt. Die Tragflächen sind in einer Rohr-Stoff-Bauweise konstruiert. An den Tragflächenenden sind Winglets aus Carbon angebracht.

Steuerung Bearbeiten

Mit dem mittig zwischen den zwei Sitzen angebrachten Steuerknüppel werden die Quer- und Höhenruder betätigt. An diesem Steuerknüppel ist auch der Hebel für die Bremse angebracht. Die Trimmung des Höhenruders erfolgt wahlweise mechanisch oder elektrisch. Die Steuerung des Bugrades sowie des Seitenruders erfolgt über konventionell angeordnete Pedale. Die Motorsteuerung wird über einen Hebel zwischen den Beinen bedient. Dieser Hebel kann für bequemeres Ein- und Aussteigen umgeklappt werden. Die zweistufigen Klappen werden über einen mittig an der Decke platzierten Hebel eingerastet. Optional ist eine dreistufige elektrische Klappensteuerung erhältlich.

Eine Besonderheit ist, dass die C42 auch mit einer Behindertensteuerung ausgerüstet werden kann, welche die Steuerung des Flugzeugs ohne Einsatz der Beine erlaubt.[3] Hierbei kommen eine modifizierte Gaswelle inklusive Gashebelverlängerung und ein zusätzlicher Seitenrudersteuerhebel zum Einsatz. Über diesen mit der linken Hand zu bedienenden Seitenrudersteuerhebel erfolgt die Steuerung des Seitenruders und des Bugrades.

Versionen Bearbeiten

 
C42 CS mit Elektro-Antrieb
  • C42 A
  • C42 B
  • C42 E
  • C42 C
  • C42 CS

Zwischenfälle Bearbeiten

  • Am 23. August 2015 kollidierten bei einer Flugshow in Dittingen (Schweiz) zwei in Formation fliegende Ikarus C42. Eine der Maschinen stürzte in eine Scheune, wobei der Pilot zu Tode kam. Der Pilot der anderen Maschine überlebte dank des Gesamtrettungssystems.[4]
  • Am 8. Juni 2021 stürzte eine Ikarus C 42 beim Start in Gelnhausen, vermutlich wegen eines technischen Defektes ab. Beide Insassen kamen ums Leben.[5][6]
  • Am 21. August 2021 gegen 13:45 Uhr stürzte auf dem Verkehrslandeplatz Weiden/Opf. ein Ultraleichtflugzeug des Typs Ikarus C42 (Luftfahrzeugkennzeichen D-MSMA) nach einer missglückten Landung und beim Versuch, mit geöffneter Tür durchzustarten ab. Das Fluggerät prallte dabei aus einer Höhe von etwa 20 Meter auf einen befestigten Weg direkt neben dem Hangar des dort stationierten Rettungshubschraubers Christoph 80 und fing Feuer. Der 74-jährige Pilot kam dabei alleinbeteiligt ums Leben.[7][8]
  • Am 9. Juni 2022 stürzte kurz nach dem Start eine C42 in ein Waldstück bei Worms. Dabei kam der 49-jährige Pilot der Maschine ums Leben.[9]
  • Am 26. Juli 2022 stürzte eine Ikarus C42 auf dem Weg von Großenhain nach Wels (Österreich) nahe Neureichenau in Niederbayern im dichten Bergwald des Pleckensteiner Waldes im Länderdreieck Deutschland-Tschechien-Österreich ab. Beide Insassen kamen dabei ums Leben. Der Pilot, Eberhard Mittag, war Vorsitzender des Vereins Fernsehturm Dresden e.V.[10][11]
  • Am 2. Juli 2023 brannte eine Ikarus, welche nach einem Flug auf dem Flugplatz Koblenz-Winningen abgestellt war, vollkommen aus.[12]

Technische Daten Bearbeiten

 
C42 mit Schwimmern
 
C42 im Flug
Kenngröße C42 – 80 PS C42 – 100 PS
Triebwerk ein Rotax 912 ein Rotax 912 S
Länge 6,38 m
Spannweite 9,40 m
Höhe 2,24 m
Flügelfläche 12,5 m²
Flügelstreckung 7,1
Kabinenbreite 1,20 m
Leermasse (inkl. Rettungssystem/Modell Club) ab 279 kg
Höchstzulässige Belastung +4g/−2g
Tankinhalt 1 × oder 2 × 50 l, 1 × oder 2 × 65 l
Startrollstrecke 105 m 95 m
Startstrecke gesamt – über 15 m Hindernis 245 m 215 m
Steigleistung 4,8 m/s 5,5 m/s
Reisegeschwindigkeit 130–170 km/h
Höchstzulässige Geschwindigkeit

C42A
C42B / C42E
C42C / C42CS

Bei ausgebauten Türen

180 km/h
216 km/h
225 km/h

150 km/h

Überziehgeschwindigkeit 65 km/h
Benzinverbrauch (im Reiseflug) 10–12 l/h (ca. 150 km/h) 11–13 l/h (ca. 160 km/h)
Reichweite ca. 800 km

Werte beziehen sich, wo relevant, auf höchstzulässige Abflugmasse von 472,5 kg.[3]

Besonderheiten Bearbeiten

In Verbindung mit dem Rotax 912 ULS (74 kW/100 PS), bestimmten 3-Blatt-Propellern und weiteren Sonderausstattungen kann die Ikarus C42 als Schleppflugzeug für Segelflugzeuge benutzt werden. Die maximale Nennbruchfestigkeit der Sollbruchstelle darf dabei 300 daN nicht übersteigen. Bannerschlepps dürfen auch mit dem kleineren Rotax 912 UL (59 kW/80 PS) durchgeführt werden.

Für Fotoflüge oder für das Absetzen eines Fallschirmspringers können entweder eine oder beide Türen ausgebaut werden, die höchstzulässige Geschwindigkeit beträgt dann allerdings nur noch 150 km/h, bei Setzen der Klappenstufe 2 können konstruktionsbedingt starke Turbulenzen im Innenraum auftreten.

Weblinks Bearbeiten

Commons: Ikarus C42 – Sammlung von Bildern

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. Aerokurier Februar 2010, S. 15, UL-Statistik 2009.
  2. Plus bei den Zulassungen: UL-Branche trotzt der Corona-Krise. Abgerufen am 18. Februar 2021.
  3. a b c Comco Ikarus Flug- und Betriebshandbuch für das Ultraleicht-Flugzeug IKARUS C 42 Series (PDF; 640 kB), 1. Februar 2012, abgerufen am 30. November 2012
  4. Blick (Zeitung): 'Drama bei Flugshow in Dittingen BL: So kam es zum Todes-Crash' blick.ch, 24. August 2015.
  5. Zwei erfahrene Piloten sterben bei Flugzeugabsturz in Gelnhausen. 9. Juni 2021, abgerufen am 23. Mai 2022.
  6. Flugzeugabsturz: Maschine hängt im Baum - Zwei Tote. 9. Juni 2021, abgerufen am 23. Mai 2022.
  7. Pressebericht BR24 vom 23. August 2021
  8. Unfallbericht Ikarus C42 D-MSMA, Aviation Safety Network WikiBase (englisch), abgerufen am 13. August 2022.
  9. Flugzeugabsturz in Worms: Toter ist Politiker aus Kirchheimbolanden. SWR, 10. Juni 2022, abgerufen am 11. Juni 2022.
  10. mdr.de: Sachsen sterben bei Flugzeugabsturz in Bayern | MDR.DE. Abgerufen am 28. Juli 2022.
  11. Trauer um Chef des Fernsehturm-Vereins: Warum stürzte seine Maschine ab? Abgerufen am 28. Juli 2022.
  12. https://56aktuell.de/winningen-feuer-auf-dem-flugfeld-flugzeug-komplett-abgebrannt/ abgerufen am 2. Juli 2023