Hugo Gugg

deutscher Landschaftsmaler

Oskar Hugo Gugg (* 21. August 1878 in Leipzig; † 25. April 1956 in Weimar) war ein deutscher Kunstmaler und Hochschullehrer.

Hugo Gugg im Atelier (1935)

Leben Bearbeiten

 
Hugo Gugg, fotografiert von Hugo Erfurth

Hugo Gugg kam 1878 in Leipzig als Sohn des Stubenmalers Otto Gugg und dessen Ehefrau Henriette, geb. Scheiding, zur Welt. Nach der Volksschule absolvierte er von 1893 bis 1897 bei Gollmar u. Franke in Leipzig eine Lehre als Dekorationsmaler. Nebenher besuchte er Zeichenkurse an der Malerfachschule und an der Königlichen Kunstakademie und Kunstgewerbeschule und nahm privaten Unterricht beim Tiermaler Fedor Flinzer. Sein innigster Wunsch bestand darin, Kunstmaler zu werden. In Justizrat Paul Axhausen fand er einen Liebhaber seiner Bilder, Förderer und lebenslangen Freund. Es folgte ein Jahr als Stipendiat an der Kunstakademie. 1898 stellte er erstmals seine Bilder im Museum der bildenden Künste Leipzig aus. Während eines einjährigen Studienaufenthalts im Erzgebirge lernte er in Zwönitz Milda Thum, Tochter des Mühlenbesitzers und Bäckermeisters Wilhelm Thum, kennen, die er 1900 heiratete und mit der er sieben Kinder hatte.[1][2]

1899 bis 1902 arbeitete Gugg in Leipzig als Dekorationsmaler. 1902, in Vorbereitung auf eine Ausstellung im Leipziger Kunstverein, machte ihn der Direktor des Museums der bildenden Künste, Theodor Schreiber, mit dem Maler, Architekten, Kunsttheoretiker und späteren NS-Propagandisten Paul Schultze-Naumburg bekannt. Dieser erkannte sein künstlerisches Potenzial und holte ihn 1902 als Meisterschüler an seine Malschule nach Saaleck (Saalecker Werkstätten) bei Naumburg,[3] wo er bis 1921 lehrte und die Malklasse leitete. Von 1914 bis 1918 diente er als Infanteriesoldat und Kartenzeichner im Ersten Weltkrieg.

Nach dem Tod Theodor Hagens wurde Gugg 1921 als Professor für Landschaftsmalerei an die Staatliche Hochschule für bildende Kunst in Weimar berufen. Zu seinen Schülern zählten u. a. Elisabeth von Heyden, die ihn bis zu seinem Tod pflegend begleitete, Hedwig Holtz-Sommer, Christine von Kalkreuth, Lieselotte Klose, Katharina Meinecke,[4] Georg Judersleben, Alfred Artur Krauskopf, Adolf Müller und Peter Sandkamm-Möller. Eine enge Freundschaft verband ihn mit seinem Meisterschüler und späteren Leiter der Lichtbildnerklasse der Hochschule, Walter Hege, der ihm auch den Umgang mit der Kamera vermittelte. Studienreisen, allein, mit der Familie oder mit seinen Schülern, führten ihn seit 1905 immer wieder nach Italien. In seinem Denken und Handeln war er ein religiöser, naturverbundener und feingeistiger Idealist. Eine enge Verbundenheit gab es zum Dramatiker Johannes Schlaf[5] und zum Schriftsteller Ludwig Bäte.

 
Grabstein Milda und Hugo Gugg

Gugg trat zum 1. September 1930 – im gleichen Jahr wurde sein Förderer Schultze-Naumburg als Direktor der Kunsthochschule eingesetzt – der NSDAP bei (Mitgliedsnummer 316.368).[6] 1938 wurde ihm das Amt des NS-Dozentenbundführers übertragen.[7] 1943 wurde er anlässlich seines 65. Geburtstags mit der Goethe-Medaille für Kunst und Wissenschaft ausgezeichnet. 1945 wurde Gugg aus dem Hochschuldienst entlassen und kurzzeitig inhaftiert. Im Ergebnis seiner Entnazifizierung wurde er 1948 enteignet[8] und arbeitete nun als freischaffender Künstler mit dem Makel der Systemnähe zum Naziregime. Mit Blick auf das Goethejahr 1949 wurde er vorwiegend mit Restaurierungsarbeiten an den Weimarer Kulturstätten der Klassik (Goethe-Nationalmuseum,[9][10] Römisches Haus, Wittumspalais, Russisch-Orthodoxe Kapelle) beauftragt.

Gugg war Mitglied im Deutschen Künstlerbund.[11] Er starb 1956 in Weimar und ist zusammen mit seiner Frau Milda auf dem Friedhof (neuerer Teil) in Oberweimar bestattet. Der Grabstein wurde 2017 restauriert.[12]

Werk Bearbeiten

 
Bäume im Wind (Öl, vor 1910)

Gugg war ein Meister der Porträtmalerei, Landschaftsmalerei und Komposition. Anfangs dem Impressionismus (Bäume im Wind vor 1910) und Jugendstil (Bilderzyklus für ein Musikzimmer 1912) zugeneigt, fühlte er sich zunehmend vom Stil der Meister der Frührenaissance (Porträts) und der Romantik (Landschaften) inspiriert. Bis hin zu seinem Spätwerk entwickelte er so seinen eigenen Stil, bei dem er, stets Perfektion anstrebend, vornehmlich in Sepia zeichnete und in Öltempera malte. Neben einer Vielzahl Porträts von Familienmitgliedern, Freunden und Bekannten entstanden solche von Persönlichkeiten seiner Zeit, wie z. B. seinem Mäzen Paul Axhausen 1909, seinem Lehrmeister Oswald Franke 1920, dem Reichsgerichtspräsidenten Rudolf von Seckendorff 1920, dem Direktor der Universitätsbibliothek Jena Karl Georg Brandis 1928, dem Pianisten Josef Pembaur 1930 sowie dem Politiker und Widerstandskämpfer Johannes Popitz 1936. Landschaftsbilder schuf er auf den Stationen seines beruflichen Wirkens (z. B. Landschaft bei Saaleck 1908, Römisches Haus 1938), in den Ferien mit der Familie (Der Schatzenstein im Erzgebirge 1932) oder auf seinen zahlreichen Reisen nach Italien (z. B. Paestum 1939–1941, Abendstimmung in Castrovillari 1943).

 
Enkelin Roxane (Öltempera, 1942)

In der Zeit des Nationalsozialismus wurde Guggs Art zu malen auch von den Führenden geschätzt. Aufträge für Porträts und heroische Landschaftsbilder[3] waren die Folge. So malte er ein großformatiges Porträt des thüringischen Gauleiters und Reichsstatthalters Fritz Sauckel.[4] Unter dessen Einfluss erhielt er 1938 vom Architekten Hermann Giesler den Auftrag[13] zur künstlerischen Ausgestaltung des neu errichteten Hotel Elephant Weimar, den er mit großen, die Jahreszeiten symbolisierenden, Landschaftsbildern erfüllte.[14] 1942 schuf er für die Privatresidenz von Adolf Hitler, der sich in einer historischen Reihe mit Kaiser Friedrich II. wähnte, das Ölgemälde Castel del Monte, dessen Vorzeichnungen auf einer Italienreise entstanden.[15][16] Im gleichen Jahr war Gugg auf der Großen Deutschen Kunstausstellung in München mit dem Bild Ordensburg Sonthofen vertreten. 1944 war ihm ebenda für sein Lebenswerk eine Sonderausstellung mit 21 Objekten gewidmet.[17]

Seine Bilder waren deutschlandweit auf vielen Ausstellungen zu sehen und befinden sich in öffentlichen Einrichtungen (z. B. Museum der bildenden Künste Leipzig, Stadtmuseum Weimar, Universitätsbibliothek Jena, Kunsthalle Düsseldorf, Germanisches Nationalmuseum Nürnberg (Nachlass),[18] Bundesgerichtshof Karlsruhe, Stadtmuseum Eilenburg[19]) und weit verstreut in Privatbesitz. Besondere Erwähnung verdienen die unzähligen Briefkopfzeichnungen, die er seinen Brieftexten voranstellte. Diese verkörpern eine ganz individuelle Kunstform. In einem Brief an seine Tochter Esther vom 24. Dezember 1945 schrieb er: „Ich kann auch einem großen Bilde nicht mehr – kaum soviel – geben. Es täte mir leid, wenn meine Briefe verlorengingen.“

Ausstellungen (Auswahl) Bearbeiten

 
Römisches Haus (Öltempera, 1938)

Einzelausstellungen und Beteiligungen:

  • 1898, 1902/06/07/13/22: Museum der bildenden Künste, Leipzig
  • 1902/07/14/22: Leipziger Kunstverein[20]
  • 1907, 1910: Kunstverein Jena[21][22]
  • 1914: Februarausstellung der Kunsthalle Darmstadt[23]
  • 1921: Landesmuseum Weimar
  • 1922–1925: Thüringer Kunstausstellung, Landesmuseum Weimar
  • 1925: Jahresausstellung der Professoren der Hochschule für bildende Kunst, Weimar[24]
  • 1942, 1944: Große Deutsche Kunstausstellung, München[25]

Ausstellungen mit posthum gezeigten Werken:

  • 1999: Aufstieg und Fall der Moderne, Weimar[26]
  • 2020: Überland – 100 Jahre Kunst in Thüringen, Kunstverein Schmalkalden[27]

Literatur Bearbeiten

  • Thomas Holz (Hrsg.): Der Maler Hugo Gugg – seine Bilder, seine Gedanken, sein Wirken. Biberacher Verlagsdruckerei, 1997, ISBN 3-924489-84-X.
  • Wolfgang Gugg (Hrsg.): Nur in der Erinnerung ist absolute Ruhe – Briefköpfe und Briefauszüge von Hugo Gugg. Hans Christians Verlag, Hamburg 1985, ISBN 3-7672-0934-9.
  • Wolfgang Gugg: Briefauszüge. Eigenverlag, 1971.
  • Adolf Müller (Gugg-Schüler): Hugo Gugg – Gedanken, Aussprüche, Bemerkungen. Eigenverlag, 1972.
  • Wolfgang Gugg: Erinnerungen an Hugo Gugg: Aus dem Leben meines Vaters. Eigenverlag, 1988.
  • Thomas Holz: Hugo Gugg – Briefauszüge. Eigenverlag, 2006.
  • Walter Weichardt, Hugo Gugg (Illustration): Deutsche Liebeslieder vom zwölften bis zum zwanzigsten Jahrhundert. Einhorn Verlag, München 1909.
  • Gitta Günther, Wolfram Huschke, Walter Steiner: Weimar – Lexikon zur Stadtgeschichte. Verlag Hermann Böhlaus Nachfolger GmbH & Co., Weimar 1993, ISBN 978-3-7400-0807-9, S. 185.
  • Dankmar Trier (Red.): Gugg, Hugo. In: Allgemeines Künstlerlexikon. Die Bildenden Künstler aller Zeiten und Völker (AKL). KUE-Nummer: 00077339, 10. Oktober 2014.
  • Hugo Gugg: Die Kunstschule (Manuskript). In: Staatliches Bauhaus Weimar, Nr. 165. Landesarchiv Thüringen – Hauptstaatsarchiv Weimar, Weimar 1921, S. 5–10 (uni-jena.de).
  • Franz Meyer: Hugo Gugg. In: Westermanns Monatshefte, 69. Jahrgang. Band 137 – 1. und 2. Teil, Heft 818. Westermann, Braunschweig 1924, S. 18 ff.
  • Walter Jäger: Im braunen Romanzenton. Zu Hugo Guggs 75. Geburtstag. In: Thüringer Landeszeitung. Weimar 21. August 1953.
  • Toni Deneke: Das Testament. Menschenschicksale um das Haus am Frauenplan. Einband, Illustration Hugo Gugg. Gustav Kiepenheuer Verlag, Weimar 1954.
  • Paul Schultze-Naumburg: Der Maler Hugo Gugg. In: Die Kunst im Dritten Reich. Bd. 5 (1941), Folge 5, Mai, S. 144–151.

Weblinks Bearbeiten

Commons: Hugo Gugg – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
  • Der Maler Hugo Gugg, Thomas Holz, Schwendi; Ronald Gugg, Storvreta (Schweden), abgerufen am 5. Februar 2021.

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. Thomas Holz (Hrsg.): Der Maler Hugo Gugg – seine Bilder, seine Gedanken, sein Wirken. Biberacher Verlagsdruckerei 1997, S. 114
  2. Herrmann A. L. Degener (Hrsg.): Degeners Wer ist’s, X. Ausgabe, Berlin 1935, S. 558
  3. a b Paul Schultze-Naumburg: Der Maler Hugo Gugg. In: Die Kunst im Deutschen Reich, Ausgabe A. Franz Eher Verlag, München Mai 1941, S. 144–151.
  4. a b Tobias Ronge: Das Bild des Herrschers in Malerei und Grafik des Nationalsozialismaus. LIT Verlag Dr. W. Hopf, Berlin 2010, ISBN 978-3-643-10856-2, S. 200, 201.
  5. Ernst Ihle: Hugo Gugg und Johannes Schlaf. Das Bild einer Geistesgemeinschaft. In: Querfurter Tageblatt. Querfurt 1943.
  6. Bundesarchiv R 9361-IX KARTEI/12530401
  7. Uwe Hossfeld: Kämpferische Wissenschaft: Studien zur Universität Jena im Nationalsozialismus. Böhlau, Köln/ Weimar, 2003, ISBN 3-412-04102-5, S. 197.
  8. Landesarchiv ThüringenHauptstaatsarchiv Weimar: Landeskommission zur Durchführung der Befehle 124/126. Sign. 3769.
  9. Paul Kahl: Die Erfindung des Dichterhauses – Das Goethe-Nationalmuseum in Weimar. Wallstein Verlag, Göttingen 2015, ISBN 978-3-8353-1635-5, S. 37, 206.
  10. Paul Kahl, Hendrik Kalvelage: Hitler und das Goethehaus. In: Neue Zürcher Zeitung. 7. April 2020, abgerufen am 26. Februar 2021.
  11. Mitglieder ab 1903. Deutscher Künstlerbund e. V., Berlin, abgerufen am 5. Februar 2021.
  12. Günther Johnsen: Restaurierter Grabstein ist zurück auf dem Weimarer Friedhof. In: Thüringer Allgemeine, Weimar. Mediengruppe Thüringen Verlag GmbH, Erfurt 11. August 2017.
  13. Hermann Giesler: Der Weimarer Maler Hugo Gugg. In: Thüringer Gauzeitung. Mitteldeutsche Verlags AG, Erfurt 21. August 1943.
  14. Rolf Bothe, Thomas Föhl: Aufstieg und Fall der Moderne. Hatje Cantz, Ostfildern-Ruit 1999, ISBN 3-7757-0815-4, S. 10.
  15. Heike B. Görtemaker: Eva Braun: Leben mit Hitler. C. H. Beck, München, 2010, ISBN 978-3-406-58514-2, S. 218
  16. Alexander Knaak: Prolegomena zu einem Corpuswerk der Architektur Friedrichs II. v. Hohenstaufen im Königreich Sizilien (1220–1250). Jonas Verlag, Marburg 2001 (= Studien z. Kunst- u. Kulturgeschichte Bd. 16), S. 149 und S. 344, Anm. 10.
  17. Ernst Klee: Das Kulturlexikon zum Dritten Reich. Wer war was vor und nach 1945 (= Die Zeit des Nationalsozialismus. Bd. 17153). Vollständig überarbeitete Ausgabe. Fischer-Taschenbuch-Verlag, Frankfurt am Main 2009, ISBN 978-3-596-17153-8, S. 185.
  18. Gugg, Hugo im Deutschen Kunstarchiv. In: Germanisches Nationalmuseum Nürnberg. Abgerufen am 14. März 2021.
  19. Heike Liesaus: Museum erhält Bilderspende. Leipziger Volkszeitung (LVZ), 14. April 2010, abgerufen am 28. Februar 2021.
  20. Kunstchronik XVIII. Jahrgang, Nr. 13, Ausstellungen Leipzig. Internet Archive, 25. Januar 1907, S. 203, 204, abgerufen am 28. Februar 2021.
  21. Jenaische Zeitung Nr. 155–1907. Die Guggh-Ausstellung im Kunstverein. In: journals@UrMEL. Thüringer Universitäts- und Landesbibliothek Jena (ThULB), 5. Juli 1907, abgerufen am 28. Februar 2021.
  22. Jenaer Volksblatt Nr. 161. Im Kunstverein. In: journals@UrMEL. Thüringer Universitäts- und Landesbibliothek Jena (ThULB), 13. Juli 1910, abgerufen am 28. Februar 2021.
  23. L. Coellen: Februarausstellung in der Kunsthalle. In: Darmstädter täglicher Anzeiger. Darmstadt Februar 1914.
  24. Justus H. Ulbricht: Deutsche Religion und Deutsche Kunst – Intellektuelle Sinnsuche... (Dissertation). Hrsg.: Friedrich-Schiller-Universität Jena. Jena 4. Juni 2009, S. 247 (db-thueringen.de).
  25. Große Deutsche Kunstausstellung 1937–1944 (Suche: hugo gugg). In: GDK Research. Zentralinstitut für Kunstgeschichte, München, abgerufen am 28. Februar 2021.
  26. Rolf Bothe, Kunstsammlungen zu Weimar (Hrsg.): Aufstieg und Fall der Moderne. Hatje Cantz, Ostfildern-Ruit 1999, ISBN 978-3-7757-0815-9.
  27. Überland – 100 Jahre Kunst in Thüringen. In: Otto Müller Museum der Moderne. Kunstverein Schmalkalden kunst heute e. V., 2020, abgerufen am 12. März 2021.