Horacio Gutiérrez

amerikanischer Pianist

Horacio Gutiérrez (* 28. August 1948 in Havanna) ist ein Kubanoamerikaner und klassischer Pianist.

Jugend Bearbeiten

Gutiérrez ist der älteste Sohn von vier Kindern des Ehepaares Tomás V. Gutiérrez und Josefina Fernandez Gutiérrez. Seine Mutter, selbst eine erfahrene Pianistin, war seine erste Klavierlehrerin. Schon im Alter von vier Jahren spielte er vor Publikum. Mit elf Jahren gab er sein Debüt als Solist bei der Havana Symphony, mit einem Klavierkonzert Haydns. Seinen ersten regulären Klavierunterricht bekam er von César Pérez Sentenat.

Als Fidel Castro 1959 die Macht in Kuba übernahm, entschied sich seine Familie, das Land zu verlassen[1]. Allerdings dauerte es dann noch zwei Jahre, bis die Familie 1961 in die Vereinigten Staaten flüchten konnte. Sie fanden ihr neues Zuhause in Los Angeles, wo Gutiérrez als 13-Jähriger das Glück hatte, mit dem aus Russland stammenden Sergei Tarnowsky einen neuen kompetenten Lehrer zu finden. Von Tarnowsky hatte schon Horowitz in den frühen 1910er Jahren an der Nationalen Musikakademie der Ukraine in Kiew Klavierunterricht erhalten. Dem schloss sich ein Studium an der Juilliard School bei Adele Marcus, einer Schülerin des russischen Pianisten Josef Lhévinne an. Einen weiteren intensiven Klavierunterricht erhielt er danach bei dem amerikanischen Pianisten William Masselos, einem Schüler Carl Friedbergs, der wiederum bei Clara Schumann und Johannes Brahms studiert hatte.

Karriere Bearbeiten

Seinen ersten Fernsehauftritt im amerikanischen Fernsehen hatte Gutiérrez, als er in der von 1958 bis 1972 von Leonard Bernstein mit den New Yorker Philharmonikern gestalteten Serie Young People's Concerts den letzten Satz aus Modest Mussorgskys Komposition Bilder einer Ausstellung, Das goldene Tor von Kiew, als Solist spielte[2].

Am 23. August 1970 gab er sein Debüt mit den von Zubin Mehta dirigierten Los Angeles Philharmonikern mit Rachmaninoffs 3. Klavierkonzert. Der deutsch-amerikanische Musikkritiker Martin Bernheimer beschrieb in der Los Angeles Times die Vorstellung Gutiérrez als spektakulär[3].

Gutiérrez lebt mit seiner Frau, der Pianistin Patricia Asher, die er an der Juilliard School als Studentin kennengelernt hatte, in den Vereinigten Staaten. Sie war ebenfalls eine Schülerin William Masselos und Adele Marcus. Er war von 1996 bis 2003 Distinguished Professor of Music an der University of Houston. Danach führte ihn sein Weg an die Manhattan School of Music[4]. Seine Karriere als Pianist erstreckt sich über vier Jahrzehnte, und er ist besonders bei Kennern der klassischen Musik als besonders überragender Virtuose des 20. Jahrhunderts bekannt[5][6][7]

Gutiérrez leidet an einer Schleimbeutelentzündung und chronischen Rückenschmerzen[8][9][10].

Wirken und Ehrungen Bearbeiten

1970 gewann Gutiérrez die Silbermedaille des internationalen Tschaikowski-Wettbewerbs und wurde danach unter dem Management Sol Huroks von großen Orchestern aus aller Welt als Solist engagiert. Nach seinem Debüt in London schrieb der Musikkritiker Joan Chissell in der Times. seine Virtuosität ist die Art, aus denen Legenden gemacht werden (His virtuosity is of the kind of which legends are made)[11]. Gutiérrez spielte mit und unter Dirigenten wie Lorin Maazel, Andrew Davis, Josef Krips, Mstislav Rostropovich, David Zinman, Gerard Schwarz, Andrew Litton, Kurt Masur, James Levine, Gennady Rozhdestvensky, Christoph Eschenbach, Zubin Mehta, Eugene Ormandy, Valery Gergiev, Seiji Ozawa, André Previn, Erich Leinsdorf, Yuri Ahronovitch, Klaus Tennstedt, Vladimir Ashkenazy, Daniel Barenboim und vielen mehr.

1982 gewann er den prestigeträchtigen Avery Fisher Prize in Anerkennung seiner musikalischen Verdienste[12]. Weiterhin gewann er einen 1986 den Emmy für einen Auftritt mit der Chamber Music Society of Lincoln Center.[13]

Viel Lob erntet er für seine Interpretationen der romantischen Musik und über das große Repertoire von Haydn, über Mozart, Beethoven bis zu Brahms, über das er verfügt[14][15][16][17][18][19][20][21][22][23].

Tonträger bespielte er bei EMI, Telarc und Chandos Records.[24] Darunter

Gutiérrez ist außerdem ein starker Förderer zeitgenössischer amerikanischer Komponisten. So gehören zu seinen favorisierten Klavierkonzerten Stücke von William Schuman, André Previn und George Perle. Eine seiner Aufnahmen von „George Perles, A Retrospective“ wurde vom The New Yorker 2006 als eine der besten Einspielungen des Jahres gefeiert[26] Perle widmete neun Bagatelles Gutiérrez.[27]

Weblinks Bearbeiten

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. Muller, Alberto, "Horacio Gutiérrez: El Mejor Pianista del Mundo", Diario de Las Americas, Oct. 20. 2007
  2. The Leonard Bernstein Collection ca,1920-1989, Young People's Concerts Scripts: Young Performers: Pictures At An Exhibition The Library of Congress, Image. Abgerufen am 12. November 2011.
  3. Martin Bernheimer: Gutiérrez makes L.A. Debut, 24. August 1970 „His name is Horacio Gutiérrez. You won’t forget it! ..... Actually, spectacular covers only one facet of his performance.“ 
  4. Horacio Gutiérrez. Manhattan School of Music, archiviert vom Original am 12. Juli 2017; abgerufen am 15. Januar 2017.
  5. Harold C. Schonberg: The Great Pianists: From Mozart to the Present. Simon & Schuster, New York 1987.
  6. Johanna Keller: Gutiérrez, Milanov dazzle Chautauqua audience In: The Chautauquan Daily, 22. August 2015. Abgerufen am 24. August 2015 „Gutiérrez has matured into a truly great pianist, one with a mastery of architecture, whose long-lauded technical prowess serves a penetrating musical intelligence.“ 
  7. Muller, Alberto "Horacio Gutierrez, el mejor pianista del mundo," Diario Las Américas, Oct. 20, 2007
  8. Kyle MacMillan: Last-minute pianist was key to fine CSO performance Read more: Last-minute pianist was key to fine CSO performance In: The Denver Post, 21. November 2010 
  9. Horacio Gutierrez Cancels In: New York Times, 10. August 1993. Abgerufen am 21. November 2010 „Because of a back injury, the pianist Horacio Gutierrez has canceled his appearances with the Mostly Mozart Festival Orchestra tonight and tomorrow at 8 P.M. at Avery Fisher Hall.“ 
  10. Gutierrez Recital Canceled In: New York Times, 17. April 1990. Abgerufen am 21. November 2010 „The pianist Horacio Gutierrez has canceled his Carnegie Hall recital tomorrow because of bursitis.“ 
  11. Joan Chissell: Horacio Gutierrez Queen Elizabeth Hall, 25. November 1974 „His virtuosity is of the kind of which legends are made. ... he could become one of the very great pianists of the century.“ 
  12. Avery Fisher Artist Program Avery Fisher Artist Program (Avery Fisher Prize Recipient). Archiviert vom Original am 24. Februar 2012; abgerufen am 1. Juli 2011.  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/new.lincolncenter.org(1982)
  13. Emmy Awards, PBS Series: Live From Lincoln Center, "Chamber Music Society with Irene Worth and Horacio Gutierrez",1986. Abgerufen am 12. November 2011.
  14. Bernard Holland: Classical Music in Review In: The New York Times, 10. November 1992. Abgerufen am 4. Juli 2011 „…was a model of how intimacy can, through technique and musical intelligence, be translated for the benefit of large audiences in big halls.“ 
  15. Arthur Kaptainis: Great Vibrations Under This Baton, 28. April 2002 „Cuban pianist Horacio Gutiérrez realized all the regal splendor of the opening allegro and the pearly romance of the slow movement.“ 
  16. Lawrence B. Johnson: Detroit Symphony ends the season with a flourish In: The Detroit News, 5. Juni 1999. Abgerufen am 27. September 2013 „From his eloquently ruminative turn through the concerto's solo opening phrase, Gutierrez displayed an unfailing sensibility for the psychological sunlight and shadows that flicker in this music's every facet.“ 
  17. Lawrence Budmen: Cleveland Orchestra gives riveting performance In: The Miami Herald, 9. April 2011. Abgerufen am 2. Juli 2011 
  18. Zachary Lewis: Faces new and familiar produce dynamic Cleveland Orchestra program In: The Plain Dealer, 1. April 2011. Abgerufen am 2. Juli 2011 
  19. Robert Croan: Gutiérrez Ends Y Music Series in Grand Style In: Pittsburgh Post-Gazette, 14. April 2001. Abgerufen am 26. September 2013 „Gutierrez is an artist who revels in the biggest, most technically demanding works in the keyboard repertory, and he carries it off magnificently.“ 
  20. John Henken: Gutiérrez Makes Dynamic Return to L.A. In: Los Angeles Times, 27. März 2000. Abgerufen am 2. Juli 2011 
  21. Gerald Fisher: Gutiérrez, Kalmar strike sparks in Brahms concerto In: Chicago Classical Review, 19. August 2010. Abgerufen am 2. Juli 2011 „……coupled with a sterling performance of the Brahms First Piano Concerto.“ 
  22. Allan Kozinn: Framing Flights of Fantasy With Sonata’s Formality In: The New York Times, 22. April 1999. Abgerufen am 4. Juli 2011 
  23. Lesley Valdes: Pianist Gutierrez Interprets Brahms Concerto at the Mann In: The Philadelphia Inquirer, 22. Juli 1992. Abgerufen am 17. Juli 2011 
  24. CMA (Memento vom 10. November 2013 im Internet Archive)
  25. Gramophone Magazine Editor’s Choice September 2009.
  26. Platt, Russell, Classical Notes Best Of 2006, The New Yorker, January 15, 2007
  27. George Perle A Life in Music.: „Completed in 1999 and dedicated to Horacio Gutiérrez“