Przybiernów

Dorf in Polen
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Przybiernów (deutsch Pribbernow) ist ein Dorf mit Sitz einer Landgemeinde im Powiat Goleniowski (Gollnower Kreis) in der polnischen Woiwodschaft Westpommern.

Przybiernów
Wappen der Gmina Przybiernów
Przybiernów (Polen)
Przybiernów (Polen)
Przybiernów
Basisdaten
Staat: Polen
Woiwodschaft: Westpommern
Powiat: Goleniów
Gmina: Przybiernów
Geographische Lage: 53° 45′ N, 14° 47′ OKoordinaten: 53° 45′ 30″ N, 14° 47′ 4″ O
Einwohner: 1700
Postleitzahl: 72-110
Telefonvorwahl: (+48) 91
Kfz-Kennzeichen: ZGL
Wirtschaft und Verkehr
Straße: DK 3: Świnoujście – Jakuszyce
Golczewo – Przybiernów – Wolin
Eisenbahn: PKP-Linie 401: StettinŚwinoujście
Nächster int. Flughafen: Stettin-Goleniów
Gmina
Gminatyp: Landgemeinde
Gminagliederung: 15 Schulzenämter
Fläche: 228,90 km²
Einwohner: 5007
(31. Dez. 2020)[1]
Bevölkerungsdichte: 22 Einw./km²
Gemeindenummer (GUS): 3204062
Verwaltung (Stand: 2010)
Gemeindevorsteher: Tadeusz Kwiatkowski
Adresse: ul. Cisowa 3
72-110 Przybiernów
Webpräsenz: www.bip.przybiernow.pl



Geographische Lage Bearbeiten

 
Dorfpanorama (2021)
 
Steg am Pribbernower See

Das Kirchdorf liegt in Hinterpommern, im Norden der Stettiner Tiefebene (poln. Nizina Szczecińska), am Pribbernower See (poln. Jezioro Przybiernowskie), 20 Kilometer nördlich der Stadt Goleniów (Gollnow); die Entfernung zur Stadt Kamień Pomorski (Cammin i. Pom.) im Norden beträgt 26 Kilometer und zum westlich gelegenen Stettiner Haff (Zalew Szczeciński) an der Mündung der Oder 12 Kilometer.

Geschichte Bearbeiten

Das Kirchdorf wird erstmals 1311 erwähnt, in einer Urkunde, in der der Ortsgeistliche Paulus als Zeuge genannt wird. 1321 war Pribbernow im Besitz der Camminer Bischöfe. 1364 wird Bertold von Bandelin als Vogt genannt.

Im Jahre 1500 löste das Domkapitel das Dorf aus dem von Flemmingschen Pfandbesitz ein, und 1508 wird die Mühle (genannt Scherlinke) neu erbaut. 1786 entsteht das Gut Klamannswalde, das sich bis 1870 zu einem Rittergut entwickelte.

1839 wurde bei Pribberow der letzte Wolf im Kreis Cammin erlegt.[2]

Anfang der 1930er Jahre hatte die Gemarkung der Gemeinde Pribbernow eine Fläche von 21,3 km², und im Gemeindebezirk standen insgesamt 140 bewohnte Wohnhäuser an vier verschiedenen Wohnstätten:[3]

  1. Friedrichsfelde-Vorwerk
  2. Heinrichshof
  3. Klamannswalde
  4. Pribbernow

1939 zählte der Ort 1423 Einwohner.

Vor 1945 bildete Pribbernow eine Landgemeinde im Landkreis Cammin i. Pom. im Regierungsbezirk Stettin der preußischen Provinz Pommern des Deutschen Reichs. Es gehörte zum Amtsgerichtsbezirk Stepenitz und war Sitz des Amtsbezirks Pribbernow.

Gegen Ende des Zweiten Weltkriegs wurde die Region im Frühjahr 1945 von der Roten Armee besetzt. Nach Beendigung der Kampfhandlungen wurde Pribbernow zusammen mit ganz Hinterpommern seitens der sowjetischen Besatzungsmacht der Volksrepublik Polen zur Verwaltung überlassen. Danach begann die Zuwanderung polnischer Zivilisten. Das Dorf Pribbernow wurde unter der polonisierten Ortsbezeichnung ‚Przybiernów‘ verwaltet. In der Folgezeit wurde die einheimische Bevölkerung von der polnischen Administration aus Pribbernow und dem Kreisgebiet vertrieben.

Nach 1945 wurde Przybiernów dem neu gebildeten Powiat Goleniowski in der Woiwodschaft Westpommern (bis 1998 Woiwodschaft Stettin) zugeordnet und als Sitz einer gleichnamigen Landgemeinde Verwaltungszentrum der umliegenden Ortschaften.

Kirche Bearbeiten

Pfarrkirche Bearbeiten

 
Dorfkirche, bis 1945 Gotteshaus der evangelischen Gemeinde Pribbernow

Das vor 1945 „St. Katharinen-Kirche“ genannte Gotteshaus steht mitten im Ort auf einem ehemaligen, mit Findlingsmauern umgebenen Friedhof. Der Turm wie das Langhaus stammen aus dem Jahre 1554.

Im Dreißigjährigen Krieg wurde die Kirche bis auf die Außenmauern zerstört. 1679 begann der Wiederaufbau, 1689 erhielt der Turm einen Fachwerkoberbau mit geschwungener Spitze und einer von Kupferschmiedemeister Johann Georg Brugler aus Hammer (heute polnisch: Babigoszcz) geschaffenen Wetterfahne. 1741 wurde der Bau erweitert.

Den Altar schuf Reinhard Böck 1712/13 mit einem Getsemanibild zwischen gewundenen Säulen sowie die Kanzel mit Blattgehängen und Evangelistenbildern.

Nach 1945 wurde die Kirche zugunsten der Katholischen Kirche in Polen enteignet und erhielt den Namen Kościół pw. Wniebowszięca NMP (Mariä Himmelfahrt).

Kirchengemeinde Bearbeiten

Das Kirchspiel Pribbernow ist eines der ältesten im Camminer Gebiet und fand bereits 1311 mit dem Namen des damaligen Pfarrers Paulus Erwähnung. Vor 1945 war der überwiegende Teil der Bevölkerung evangelischer Konfession. Der Ort gehörte bis 1816 zum Kirchenkreis Gülzow (heute polnisch: Golczewo), dann zum Kirchenkreis Wollin (Wolin) im Westsprengel der Kirchenprovinz Pommern der Kirche der Altpreußischen Union. 1940 zählte die Kirchengemeinde mit den vier eingepfarrten Orten Bresow (Brzozowo), Kartlow (Kartlewo), Rackitt (Rokota) und Sabessow (Zabierzewo) insgesamt 2.550 Gemeindeglieder.

Heute gehört die Pfarrgemeinde Przybiernów zum Dekanat Golczewo (Gülzow) im katholischen Erzbistum Stettin-Cammin. Evangelische Gemeindeglieder, die hier leben, werden vom Pfarramt in Stettin in der Diözese Breslau der Evangelisch-Augsburgischen Kirche in Polen betreut.

Pfarrer (bis 1945) Bearbeiten

  • vorreformatorisch:
    Paulus, 1311
  • nach der Reformation bis 1945:
  1. Michael Schulze
  2. Joachim Sellin
  3. Matthias Georg Messerschmidt (Macheropaeus)
  4. Michael Sellin (Sohn von 2.)
  5. David Friderici, 1632–1678
  6. Martin Friderici (Sohn von 5.), 1678–1710
  7. Johann Gottfried Titel, 1710–1756
  8. Karl Christoph Titel (Sohn von 7.), 1756–1773
  9. Martin Friedrich Gerdes, 1773–1792
  10. Samuel Gotthold Dieterich, 1794–1797
  11. Joachim Friedrich Wilhelm Curtius, 1797–1828
  12. Johann Gottfried Gericke, 1828–1838
  13. Karl Ludwig Block, 1882–?
  14. Franz Döring, 1917–1928
  15. August Ohm, 1929–1934
  16. Adolf Alicke, 1934–1938
  17. Karl Ketelhut, 1938–1945

Gmina Przybiernów Bearbeiten

Allgemeines Bearbeiten

Die Landgemeinde Przybiernów umfasst eine Fläche von 228,90 km², was 14,2 % der Gesamtfläche des Powiat Goleniowski entspricht. 5.189 sind hier registriert.

Das Gemeindegebiet ist in drei Postleitzahlengebiete unterteilt:

  • Przybiernów = 72-110
  • Czarnogłowy = 72-121
  • Łoźnica = 72-122

Nachbargemeinden sind:

Gemeindegliederung Bearbeiten

Die Gmina Przybiernów fasst 28 Ortschaften zusammen, die in 15 Ortsteile („Schulzenämter“) gegliedert sind:

  • Ortsteile:
  • Miodowice (Medewitz)
  • Moracz (Moratz)
  • Przybiernów (Pribbernow)
  • Rzystnowo (Rißnow)
  • Sobieszewo (Matthiashof)
  • Włodzisław (Baumgarten)
  • Zabierzewo (Sabessow)
  • Übrige Ortschaften: Borowik (Forsthaus Pribbernow), Buk (Böck), Derkacz (Schüttenmühle), Domanie (Dummanskaten), Kartlewko (Schäferei), Öeszczno (Holzhagen), Machowicea (Elis), Owczarnia (Schäferei), Rokita (Rackitt), Sosnowice (Heinrichshof), Świętoszewko (Schwanteshagener Mühle), Świętoszewo (Schanteshagen), Trzebianowo (Trebenow) und Żychlikowo (Siegelkow).

Verkehr Bearbeiten

Straßen Bearbeiten

Die Hauptverkehrsader der Gmina Przybiernów ist die Landesstraße 3, die das Gemeindegebiet von Norden nach Süden durchzieht und das Dorf Przybiernów auf einer Umgehungsstraße umfährt. Kleinere Nebenstraßen ermöglichen eine schnelle Verbindung nach Wolin (Wollin, 19 km) und nach Golczewo (Gülzow, 15 km), wo Anschluss an die Woiwodschaftsstraße 106 (Rzewnowo (Revenow) – Nowogard (Naugard)) sowie Woiwodschaftsstraße 108 (Parlówko (Parlowkrug) – Płoty (Plathe)) besteht.

Schienen Bearbeiten

Die Ortsteile Rokita (Rackitt) und Łoźnica (Kantreck) sind seit 1892 Bahnstationen an der Bahnstrecke GollnowWollin, die später nach Stettin bzw. Swinemünde erweitert wurden und heute als Linie Nr. 401 der Polnischen Staatsbahn Stettin–Swinemünde geführt wird.

Bis 1945 bestanden zwei Kleinbahnstrecken der Greifenberger Kleinbahn, die in das heutige Gemeindegebiet führten:

  • ab 1903: Kleinbahnlinie Gülzow–Kantreck–Stepenitz (mit den Bahnhöfen Böck, Zarnglaff, Siegelkow, Kantreck, Dischenhagen und Hammer); der Abschnitt von Łoźnica (Kantreck) nach Stepnica (Stepenitz) wurde noch bis 1979 betrieben, dann nur noch für Güterverkehr, seit 1996 stillgelegt (teilweise abgebaut und zu einem Radweg ausgebaut);
  • ab 1911: Kleinbahnlinie Kantreck–Zarnglaff, die 1959 stillgelegt wurde.

Touristik Bearbeiten

Das Gemeindegebiet von Przybiernów ist sehr geeignet für den Kanusport mit zwei Flüsschen:

  • im Osten (bei Moracz (Moratz)) die Wołczenica (Völzer Bach)
  • im Süden (bei Dzisna (Dischenhagen)) die Gowienica (Gubenbach).

Im Norden der Puszcza Goleniowska (Gollnower Heide) gelegen verfügt die Gmina über ausgedehnte Waldgebiete (54 % der Gemeindefläche sind Forsten).

Die das Gemeindegebiet durchziehende Landesstraße 3 ist hier Teil der Szlak Cystersów (Zisterzienserstraße), die sich durch Westpommern zieht.

Persönlichkeiten Bearbeiten

  • Karlheinz Wüst (* 1921 in Pribbernow; † 1992 in Berlin), deutscher Kameramann und Kulturfilmproduzent

Literatur Bearbeiten

  • Pribbernow, Dorf, Kreis Cammin, Provinz Pommern. In: Meyers Gazetteer, mit Eintrag aus Meyers Orts- und Verkehrslexikon, Ausgabe 1912, sowie einer historischen Landkarte der Umgebung von Pribbernow (meyersgaz.org).
  • Heinrich Berghaus: Landbuch des Herzogthums Pommern – Schilderung der Zustände dieser Lande in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts, Teil II: Landbuch des Herzogthums Stettin, von Kamin und Hinterpommern; oder des Verwaltungs-Bezirks der Königl. Regierung zu Stettin. Band 6: Kreise Kamin und Greifenberg, Anklam 1870, S. 344–345 (Google Books).
  • Ludwig Wilhelm Brüggemann: Ausführliche Beschreibung des gegenwärtigen Zustandes des Königl. Preußischen Herzogthums Vor- und Hinter-Pommern. Teil II, 1. Band: Beschreibung der zu dem Gerichtsbezirk der Königl. Landescollegien Stettin gehörigen Hinterpommerschen Kreise, Stettin 1784, S. 27–28, Ziffer 6 (Google Books), und S. 28–29, Ziffer 4 (Google Books).
  • Der Kreis Cammin – Ein pommersches Heimatbuch (zusammengestellt und erarbeitet von Hasso von Fleming-Benz), Holzner, Würzburg 1970.
  • Johannes Hinz: Pommern. Wegweiser durch ein unvergessenes Land. Bechtermünz, Augsburg 1996, ISBN 3-86047-181-3.
  • Hans Moderow: Die Evangelischen Geistlichen Pommerns von der Reformation bis zur Gegenwart. Teil 1: Der Regierungsbezirk Stettin. Niekammer, Stettin, 1903.

Weblinks Bearbeiten

Commons: Przybiernów – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. Population. Size and Structure by Territorial Division. As of December 31, 2020. Główny Urząd Statystyczny (GUS) (PDF-Dateien; 0,72 MB), abgerufen am 12. Juni 2021.
  2. Hans-Dieter Wallschläger: Der Wolf in den preußischen Provinzen. In: Pommersches Heimatbuch 2011. Pommersche Landsmannschaft, Lübeck-Travemünde 2010, S. 114–116.
  3. Die Gemeinde Pribbernow im ehemaligen Kreis Cammin in Pommern (Gunthard Stübs und Pommersche Forschungsgemeinschaft, 2011).