Garabogaz (ʁɑɾɑboˈʁɑð, russisch Гарабогаз, persisch قره‌بغاز) ist eine Stadt im Distrikt Türkmenbaşy in der Provinz Balkan in Turkmenistan an der Küste des Kaspischen Meeres. Bis 2002 hatte der Ort den Status einer Stadt mit dem Namen Bekdaş (bekˈdɑʃ, ru.: Бекдаш).[2][3]

Garabogaz
Garabogaz (Turkmenistan)
Garabogaz (Turkmenistan)
Garabogaz
Koordinaten 41° 32′ N, 52° 34′ OKoordinaten: 41° 32′ N, 52° 34′ O
Basisdaten
Staat Turkmenistan
Provinz Balkan
Einwohner 6895 (1989[1])

Etymologie Bearbeiten

Die Stadt erhält ihren Namen vom nahegelegenen Kara-Bogas-Gol (Garabogazköl). Atanyyazow schreibt, dass der Name sich ursprünglich auf die schmale Wasserstraße bezog, welche die Bucht mit dem Kaspischen Meer verband. Das Wasser in dem Kanal (turkmenisch „Gurgel“ = bogaz) war dunkler als das Wasser auf beiden Seiten, daher wurde es als „dunkel“ oder „schwarz“ (= gara) bezeichnet und daher das Kompositum garabogaz. Im Lauf der Zeit wurde der Name auf die Bucht bezogen und letztlich auf die Stadt übertragen.[4] Der ursprüngliche Name „Bekdaş“ bezieht sich wohl auf einen kleinen Hügel in der Nähe. Heute ist dort eine Rundfunkantenne installiert. Die Herkunft der Wortwurzel bek ist unklar; daş bedeutet „Stein, Felsen“. Atanyyazov vermutet, dass sich diese Bezeichnung auf Stein bezieht, die man in der Gegend findet.[4]

Geographie Bearbeiten

Die Siedlung liegt am Nordhang einer Anhöhe, welche sich zu einem schmalen Kamm auszieht. Dieser Höhenzug teilt die Bucht Kara-Bogas-Gol vom Kaspischen Meer. Nur ein schmaler Kanal südlich der Stadt bildet eine Verbindung. Dadurch gibt es haufenweise mineralische Ablagerungen in der hoch salinen Lagune. Das Gebiet gilt als eines von wenigen Orten weltweit, wo natürliche Ablagerungen von Natriumsulfat in kommerziell verwertbaren Massen vorkommen.[5]

Verkehr Bearbeiten

Die Stadt liegt an der Straße R 18, welche Türkmenbaşy im Süden mit der Grenze von Kasachstan bei Temir Baba im Norden verbindet. Die Straße ist weitgehend ungepflastert.[6] Garabogaz hat auch Anbindung an eine Frachtlinie einer Eisenbahn. 2018 wurden Pläne veröffentlicht, wonach der kleine Flugplatz erneuert werden soll.[7][8]

In Garabogaz befindet sich die einzige Tankstelle zwischen Türkmenbaşy und der Grenze zu Kasachstan.

Wirtschaft Bearbeiten

In Garabogaz befinden sich die drei Harnstoff-Fabriken (urea/carbamide) von Turkmenistan. Eine Fabrik (Гарабогазкарбамид, Garabogaskarbamid) wurde von Mitsubishi Heavy Industries und GAP İnşaat (einer Tochter der Çalık Holding) für $1.3 Milliarden gebaut und am 18. September 2018 eingeweiht mit einer Kapazität von 1,16 Mio. t Urea pro Jahr. Zwischen Januar und Oktober 2019 produzierte die Fabrik in Garabogaz ca. 392.000 t Urea, wovon 261.000 t exportiert wurden.[9][10] Die Fabrik betreibt ein Verladeterminal zur Verschiffung über das Kaspische Meer.

Eine Fabrik zur Mineralsalz-Herstellung aus der Sowjetzeit liegt 15 km nordöstlich der Stadt. Sie wurde zwischen 1963 und 1973 erbaut. Dort wird Natriumsulfat (Glaubersalz) sowie Epsomit.[11] Die Kapazität soll bei 400.000 t Sodiumsulfat pro Jahr liegen. 1998 wurden nur 55.000 t hergestellt[11] und 2018 26.000 t.[12]

Geschichte Bearbeiten

Bis 1932 gehörte das Gebiet zu Kasachstan.[13]

Exil Bearbeiten

Der Ort wird auch genutzt, um Verurteilte nach turkmenischem Recht ins supervised exile (beaufsichtigtes Exil) zu schicken.

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. Population census 1989 Demoscope Weekly. No. 359-360, 1-18 Januar 2009. (Туркменская ССР)
  2. TÜRKMENISTANYŇ HALK MASLAHATYNYŇ ÇÖZGÜDI №HM-77 Balkan welaýatynyň Türkmenbaşy etrabynyň Bekdaş posýologynyň adyny üýtgedip oňa Garabogaz adyny dakmak we şäher derejesini bermek hakynda. Turkmenistan Parliament. 9. August 2002: S. 40.
  3. Districts in Turkmenistan. wiki.openstreetmap.org.
  4. a b Soltanşa Atanyýazow: Түркменистаның Географик Атларының Дүшүндиришли Сөзлүги.@1@2Vorlage:Toter Link/www.twirpx.com (Seite nicht mehr abrufbar, festgestellt im November 2022. Suche in Webarchiven)  Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. (Tүrkmenistanyң Geografik Atlarynyң Dүschүndirischli Sөslүgi. Explanatory Dictionary of Geographic Names in Turkmenistan.) twirpx.com Ылым, Ashgabat 1980: S. 86.
  5. Garabogaz bei GeoNames geonames.org. Abgerufen am 8. Juni 2022.
  6. В Туркмении начали прокладывать скоростную дорогу в Казахстан. (W Turkmenii natschali prokladywat skorostnuju dorogu w Kasachstan) Fergana. fergana.agency 8. April 2019
  7. В Гарабогазе будет построен новый аэропорт. (W Garabogase budet postrojen nowy aeroport.) Turkmenportal. turkmenportal.com vom 3. Februar 2018.
  8. Husayn Hasanov: Туркменистан построит аэропорт в прикаспийском Гарабогазе. (Turkmenistan postroit aeroport w prikaspijskom Garabogase) Trend. trend.az 2. Februar 2018.
  9. Turkmenistan - Chemical Industry. U.S. Department of Commerce. export.gov am 21. Juli 2019.
  10. Завод «Гарабогазкарбамид» экспортировал с начала года более 261 тысяч тонн удобрений. (Sawod «Garabogaskarbamid» eksportirowal s natschala goda boleje 261 tyssjatsch tonn udobreni) Turkmenportal.turkmenportal.com vom 13. November 2019.
  11. a b Richard M. Levine: The Mineral Industry of Turkmenistan. United States Geological Survey. s3-us-west-2.amazonaws.com 1999.
  12. Karine M. Renaud: The Mineral Industry of Turkmenistan. United States Geological Survey. prd-wret.s3.us-west-2.amazonaws.com März 2020.
  13. Dmitriy Trofimov: Ethnic/Territorial and Border Problems in Central Asia. (Memento des Originals vom 4. Juni 2019 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.ca-c.org ca-c.org 2002.