Fritz Hesse (Politiker, 1881)

deutscher Politiker (LDPD)

Fritz Hesse (* 13. Februar 1881 in Dessau; † 30. April 1973 in Bad Neuenahr) war liberaler deutscher Politiker (DDP, LDPD), Rechtsanwalt und Oberbürgermeister in Dessau.

Fritz Hesse

Leben und Beruf Bearbeiten

Nach dem Abitur in Dessau studierte Fritz Hesse, der evangelischen Glaubens war, Jura in Jena, Berlin und Halle/Saale. Er ließ sich 1907 in Dessau als Rechtsanwalt nieder. Im selben Jahr heiratete er Lucie Boelcke, die Schwester des Jagdfliegers Oswald Boelcke. Aus dieser Ehe gingen zwei Kinder (Gerhard und Wolfgang) hervor.

Hesse war seit 1918 Bürgermeister von Dessau. (s. unter Öffentliche Ämter). Nach seiner Amtsenthebung im März 1933 verließ Fritz Hesse Dessau und eröffnete in Berlin wieder eine Rechtsanwaltskanzlei, später führte er einen Betrieb seines Schwagers in der Mark Brandenburg und siedelte nach Wandlitz bei Berlin um. Für einige Wochen war er nach Ende des Zweiten Weltkrieges als Wandlitzer Bürgermeister eingesetzt, bevor er nach Dessau zurückkehrte und dort wieder Oberbürgermeister wurde. Gleichzeitig war er 2. Vizepräsident der Bezirksverwaltung Dessau der Provinz Sachsen.[1] Ab 1946 war er wieder als Rechtsanwalt in Dessau tätig. Durch diese Tätigkeit machte er sich bei den damaligen Machthabern unbeliebt und musste 1950 nach West-Berlin fliehen. Auch hier arbeitete er als Anwalt. Später zog er nach München.

Fritz Hesse erhielt 1956 das Bundesverdienstkreuz 1. Klasse.

Die Stadt Dessau würdigte Hesse nach der Wende durch die Benennung einer Straße und die Stiftung der Fritz-Hesse-Medaille als Auszeichnung für verdienstvolle Bürger.

Partei Bearbeiten

In der Weimarer Republik gehörte Hesse der DDP an. Nach 1945 beteiligte er sich an der Gründung der LDPD.

Abgeordneter Bearbeiten

Fritz Hesse wurde bei der Wahl 1910 Stadtverordneter in seiner Heimatstadt Dessau.

Als Mitglied der Weimarer Nationalversammlung 1919/20 war Fritz Hesse ein Vater der Weimarer Verfassung. Von 1918 bis 1928 war er Abgeordneter im Landtag des Freistaates Anhalt. Bei den Landtagswahlen 1946 wurde er in den Landtag von Sachsen-Anhalt gewählt, er übte sein Landtagsmandat bis 1948 aus.

Öffentliche Ämter Bearbeiten

1918 wurde Hesse zum Bürgermeister von Dessau gewählt und trat sein Amt am 16. Februar 1918 an. Während seiner Amtszeit förderte er insbesondere den Wohnungsbau durch die Erschließung von preiswertem Bauland. 1925 gelang es ihm, das von der Schließung bedrohte Bauhaus von Weimar nach Dessau zu holen. Während seiner Amtszeit arbeitete Fritz Hesse zudem einige Jahre im Vorstand des Deutschen Städtetages mit. Außerdem amtierte er vom 14. November 1918 bis zum 22. Juli 1919 als Staatsrat in der von Ministerpräsident Wolfgang Heine geführten Regierung des Landes Anhalt.

Schon 1932 hatten die Nationalsozialisten die anhaltische Regierung übernehmen können. Dadurch verstärkte sich der Druck auf das Bauhaus und auch auf Fritz Hesse. Nach der Machtübernahme der NSDAP wurde er am 6. März 1933 aus dem Amt getrieben, kommissarisch durch Emil Evers und wenig später durch Hanns Sander ersetzt.

Am 2. Juli 1945 setzte die sowjetische Besatzungsmacht Hesse erneut als Oberbürgermeister Dessaus ein, er wurde jedoch 1946 nicht wieder gewählt. Sein Amt übernahm Karl Adolphs (SED).

Veröffentlichungen Bearbeiten

  • Erinnerungen an Dessau. Bd. 1: Von der Residenz- zur Bauhausstadt. Bd. 2: Aus den Jahren 1925 bis 1950. Selbstverlag, München 1965

Siehe auch Bearbeiten

Literatur Bearbeiten

  • Martin Schumacher (Hrsg.): M.d.R. Die Reichstagsabgeordneten der Weimarer Republik in der Zeit des Nationalsozialismus. Politische Verfolgung, Emigration und Ausbürgerung, 1933–1945. Eine biographische Dokumentation. 3., erheblich erweiterte und überarbeitete Auflage. Droste, Düsseldorf 1994, ISBN 3-7700-5183-1.
  • Wolf Hesse: "Fritz Hesse und sein Weg zum Kommunalpolitiker", in: Dessauer Kalender 2020, S. 24 – 35, ISSN 0420-1264
  • Robert Chr. van Ooyen: Fritz Hesse (1881–1973) – Ein liberaler Bürgermeister der Weimarer Republik holt das Bauhaus nach Dessau; in: Recht und Politik (RuP), 1/2019, S. 48–51.

Weblinks Bearbeiten

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. Verordnungsblatt für die Provinz Sachsen. Nr. 1 vom 6. Oktober 1945, S. 22.