Landtag des Freistaates Anhalt
Landesflagge Landeswappen
Flagge Landeswappen
Basisdaten
Sitz: Dessau
Wahlsystem: Verhältniswahl mit geschlossenen Listen
Anzahl der Stimmen: 1
Rechenverfahren: Hare/Niemeyer-Verfahren
Anzahl der Wahlkreise: 1
Wahlberechtigte: zirka 198.000 (1918) bis 245.000 (1932)
Legislaturperiode: 4 Jahre (bis 1923: 3 Jahre)
Erste Sitzung: 20. Februar 1919

Der Landtag des Freistaates Anhalt war das Landesparlament und damit die Legislative des Freistaates Anhalt in der Weimarer Republik. Sein Vorgänger waren die Landstände des Herzogtums Anhalt.

Rechtsgrundlage und Aufbau Bearbeiten

Gemäß Art. 7 ff. der Verfassung[1] des Freistaates Anhalt vom 18. Juli 1919 bestand der Landtag aus 36 Abgeordneten, die nach dem Grundsatz der Verhältniswahl für eine Dauer der Wahlperiode von drei Jahren (ab 1923: vier Jahren) gewählt wurden. Das Mindestalter für das aktive und passive Wahlrecht war 21 Jahre.

Seine Aufgaben waren die Gesetzgebung, die Überwachung der Staatsführung und Verwaltung, die Wahrnehmung des Budgetrechtes, die Wahl des Staatsministerium sowie gegebenenfalls der Ministeranklage.

Rechtsgrundlage für die Wahl des Landtags war das Landeswahlgesetz vom 7. Mai 1920.

Mit dem Gesetz über den Neuaufbau des Reichs vom 30. Januar 1934 wurde das Landesparlament aufgelöst. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde anstelle des Landes Anhalt das Land Sachsen-Anhalt in der Sowjetischen Besatzungszone errichtet. Dessen Landtag übernahm die Funktionen der Landtage der Vorgängerländer.

Sitz Bearbeiten

Der Landtag des Freistaates hatte seinen Sitz im 1874 fertig gestellten Behördenhaus in Dessau. Hier fanden am 15. Dezember 1918 die ersten Wahlen statt, in denen Frauen das aktive und passive Wahlrecht wahrnehmen konnten - zeitgleich mit den Wahlen zur Verfassunggebenden Versammlung in Mecklenburg-Strelitz.

Das Behördenhaus wurde 1945 weitgehend zerstört und nicht wieder aufgebaut. In unmittelbarer Nachbarschaft steht heute das Bauhausmuseum.[2]

Landtagspräsidenten Bearbeiten

Landtagswahlen Bearbeiten

Landtagswahl 1918 Bearbeiten

Landtagswahl 1918
Wahlbeteiligung: 81,05 %
 %
60
50
40
30
20
10
0
58,0
34,1
5,9
2,0
Vorlage:Wahldiagramm/Wartung/Anmerkungen
Anmerkungen:
c DNVP und Landbund

Am 15. Dezember 1918 erfolgte die Wahl zur konstituierenden Landesversammlung.

Landtagswahl 1918
Partei Stimmanteil in % Sitze Veränderung (Sitze)
SPD 58,03 % 22 Sitze  
DDP 34,05 % 12 Sitze  
Deutschnationale Volkspartei und Landbund 5,93 % 2 Sitze  
WP 2,00 %    

An 100 % fehlende Stimmen gingen an nicht im Landtag vertretene Wahlvorschläge.[3]

Liste der Mitglieder des Landtages (Freistaat Anhalt) (1. Wahlperiode)

Landtagswahl 1920 Bearbeiten

Landtagswahl 1920
Wahlbeteiligung: 84,89 %
 %
40
30
20
10
0
35,8
18,3
16,9
15,7
13,4
keine
Gewinne und Verluste
im Vergleich zu 1918
 %p
 20
 15
 10
   5
   0
  -5
-10
-15
-20
-25
−22,2
+18,3
+11,0
−18,4
+13,4
−2,0
Vorlage:Wahldiagramm/Wartung/Anmerkungen
Anmerkungen:
c DNVP und Landbund

Am 6. Juni 1920 erfolgte die Wahl zum 2. Landtag.

Landtagswahl 1920
Partei Stimmanteil in % Sitze Veränderung (Sitze)
SPD 35,77 % 13 Sitze − 9 Sitze
USPD 18,30 % 6 Sitze + 6 Sitze
Deutschnationale Volkspartei und Landbund 16,85 % 6 Sitze + 4 Sitze
DDP 15,67 % 6 Sitze − 7 Sitze
DVP 13,41 % 5 Sitze + 5 Sitze

An 100 % fehlende Stimmen gingen an nicht im Landtag vertretene Wahlvorschläge.[4]

Liste der Mitglieder des Landtages (Freistaat Anhalt) (2. Wahlperiode)

Landtagswahl 1924 (I) Bearbeiten

Landtagswahl 1924 (I)
Wahlbeteiligung: 78,78 %
 %
40
30
20
10
0
37,0
16,0
12,2
9,5
8,4
4,1
3,5
3,4
5,9
Gewinne und Verluste
im Vergleich zu 1920
 %p
 10
   8
   6
   4
   2
   0
  -2
  -4
  -6
  -8
-10
-12
-14
+1,2
+2,6
−4,7
+9,5
+8,4
+4,1
−12,2
+3,4
−12,3
Vorlage:Wahldiagramm/Wartung/Anmerkungen
Anmerkungen:
c Ehemals Fraktion mit dem Landbund
e Ehemals Fraktion mit DNVP
f Nachfolgepartei der 1923 verbotenen NSDAP
h Hausbesitz und Gewerbe

Am 22. Juni 1924 erfolgte die Wahl zum 3. Landtag.

Landtagswahl 1924 (I)
Partei Stimmanteil in % Sitze Veränderung (Sitze)
SPD 37,03 % 13 Sitze ± 0 Sitze
DVP 15,98 % 6 Sitze − 1 Sitz
DNVP 12,20 % 4 Sitze − 2 Sitze
KPD 9,53 % 4 Sitze − 2 Sitze
Landbund 8,37 % 3 Sitze + 3 Sitze
Völkisch-sozialer Freiheitsblock 4,10 % 2 Sitze + 2 Sitze
DDP 3,53 % 1 Sitz − 5 Sitze
Hausbesitz und Gewerbe 3,37 % 1 Sitz + 1 Sitz
Hausbesitz (Stadt und Land) 2,05 % 1 Sitz + 1 Sitz
Bodenreform 1,71 % 1 Sitz + 1 Sitz
Zentrum 1,15 %    
Deutscher Bauernbund 0,51 %    
Deutsch-soziale Partei 0,46 %    

An 100 % fehlende Stimmen gingen an nicht im Landtag vertretene Wahlvorschläge.[5]

Liste der Mitglieder des Landtages (Freistaat Anhalt) (3. Wahlperiode)

Der Landtag löste sich durch ein einstimmig beschlossenes Gesetz am 9. Juli 1924 auf.

Landtagswahl 1924 (II) Bearbeiten

Am 9. November 1924 erfolgte die Wahl zum 4. Landtag.

Landtagswahl 1924 (II)
Wahlbeteiligung: 86,13 %
 %
50
40
30
20
10
0
41,0
38,9
7,3
5,9
4,1
1,7
1,3
keine
Gewinne und Verluste
im Vergleich zu 1924 (I)
 %p
   4
   2
   0
  -2
  -4
  -6
  -8
+4,0
+2,3
+3,8
−3,6
± 0,0
± 0,0
+0,1
−6,6
Vorlage:Wahldiagramm/Wartung/Anmerkungen
Anmerkungen:
e Juni 1924: VSFB
Landtagswahl 1924 (II)
Partei Stimmanteil in % Sitze Veränderung (Sitze)
SPD 40,95 % 15 Sitze + 2 Sitze
Volksgemeinschaft1 38,85 % 14 Sitze + 14 Sitze
DDP 7,29 % 3 Sitze + 2 Sitze
KPD 5,85 % 2 Sitze − 2 Sitze
Nationale Freiheitspartei 4,14 % 1 Sitz + 1 Sitz
Mieterschutz und Bodenreformer 1,67 % 1 Sitz + 1 Sitz
Zentrum 1,25 %    
1 
Wahlbündnis von DVP, DNVP und Landbund

An 100 % fehlende Stimmen gingen an nicht im Landtag vertretene Wahlvorschläge.[6]

Liste der Mitglieder des Landtages (Freistaat Anhalt) (4. Wahlperiode)

Landtagswahl 1928 Bearbeiten

Am 20. Mai 1928 erfolgte die Wahl zum 5. Landtag.

Landtagswahl 1928
Wahlbeteiligung: 88,12 %
 %
50
40
30
20
10
0
42,5
33,1
7,6
7,6
5,9
2,1
1,4
Gewinne und Verluste
im Vergleich zu 1924
 %p
   8
   6
   4
   2
   0
  -2
  -4
  -6
+1,5
−5,8
+7,6
+1,7
−4,3
−2,0
+1,4
Vorlage:Wahldiagramm/Wartung/Anmerkungen
Anmerkungen:
b Listenverbindung aus DVP, DNVP und Landbund
c Listenverbindung aus WP und Anhaltischem Haus- und Grundbesitz
e Listenverbindung aus DDP, Zentrum, Mieterschutz, Pachtschutz und Bodenreform
f November 1924: NFP
Landtagswahl 1928
Partei Stimmanteil in % Sitze Veränderung (Sitze)
SPD 42,45 % 15 Sitze ± 0 Sitze
Listenverbindung: Deutsche Volkspartei, Deutschnationale Volkspartei, Landbundliste 33,11 % 12 Sitze  
Davon: DVP 15,51  % 6 Sitze  
Davon: Landbundliste 10,91 % 4 Sitze  
Davon: DNVP 6,69 % 2 Sitze  
Anhaltischer Haus- und Grundbesitz und Reichspartei des deutschen Mittelstandes (Wirtschaftspartei) 7,56 % 3 Sitze  
Davon: Anhaltischer Haus- und Grundbesitz 4,15 % 2 Sitze  
Davon: Reichspartei des deutschen Mittelstandes (Wirtschaftspartei) 3,36 % 1 Sitz  
KPD 7,56 % 3 Sitze + 1 Sitz
Listenverbindung: Deutsche Demokratische Partei, Zentrumspartei, Mieterschutz, Pachtschutz, Bodenreform 5,93 % 2 Sitze − 2 Sitze
Davon: DDP 4,24 % 2 Sitze − 1 Sitz
Davon: Zentrum 1,15 %    
Davon: Mieterschutz, Pachtschutz und Bodenreform 0,54 %   − 1 Sitz
NSDAP 2,07 % 1 Sitz + 1 Sitz
VRP 0,97 %    
Linke Kommunisten 0,39 %    

An 100 % fehlende Stimmen gingen an nicht im Landtag vertretene Wahlvorschläge.[7]

Liste der Mitglieder des Landtages (Freistaat Anhalt) (5. Wahlperiode)

Landtagswahl 1932 Bearbeiten

Am 24. April 1932 erfolgte die Wahl zum 6. Landtag.

Landtagswahl 1932
Wahlbeteiligung: 89,88 %
 %
50
40
30
20
10
0
40,9
34,3
9,3
5,9
3,7
2,9
1,5
1,2
0,4
Gewinne und Verluste
im Vergleich zu 1928
 %p
 40
 35
 30
 25
 20
 15
 10
   5
   0
  -5
-10
-15
-20
+38,8
−8,2
+1,7
−0,8
−11,8
−1,3
+1,5
± 0,0
−19,9
Vorlage:Wahldiagramm/Wartung/Anmerkungen
Anmerkungen:
d DNVP und Stahlhelm
Landtagswahl 1932
Partei Stimmanteil in % Sitze Veränderung (Sitze)
NSDAP 40,88 % 15 Sitze + 14 Sitze
SPD 34,27 % 12 Sitze − 3 Sitze
KPD 9,31 % 3 Sitze ± 0 Sitze
Deutschnationale Volkspartei und Stahlhelm 5,85 % 2 Sitze ± 0 Sitze
Deutsche Volkspartei 3,74 % 2 Sitze − 4 Sitze
Anhaltischer Haus- und Grundbesitz 2,91 % 1 Sitz − 1 Sitz
Deutsche Staatspartei 1,47 % 1 Sitz − 1 Sitz
Zentrum 1,20 %    
SAPD 0,37 %    

An 100 % fehlende Stimmen gingen an nicht im Landtag vertretene Wahlvorschläge.[8]

Liste der Mitglieder des Landtages (Freistaat Anhalt) (6. Wahlperiode)

Reichstagswahl 1933 Bearbeiten

Nach der Reichstagswahl vom 5. März 1933 wurde der 7. Landtag aufgrund des Gleichschaltungsgesetzes analog zu diesem Wahlergebnis neu gebildet.

Reichstagswahl 1933
Ergebnisse in Anhalt
 %
50
40
30
20
10
0
46,1
30,8
11,4
8,4
1,3
1,1
0,9
Gewinne und Verluste
im Vergleich zu 1932
 %p
   6
   4
   2
   0
  -2
  -4
+5,2
−3,5
+2,1
+2,5
+0,1
−2,6
−3,8
Reichstagswahl 1933
Partei Stimmanteil in % Sitze Veränderung (Sitze)
NSDAP 46,11 % 14 Sitze − 1 Sitz
SPD 30,78 % 9 Sitze − 3 Sitze
KPD 11,43 % 4 Sitze + 1 Sitz
Kampffront Schwarz-Weiß-Rot 8,39 % 3 Sitze + 1 Sitz
Zentrum 1,31 %    
DVP 1,12 %   − 1 Sitz
DStP 0,61 %   − 1 Sitz
CSVD 0,22 %    
Sozialistische Kampfgemeinschaft 0,02 %    
DHP 0,01 %    
Deutsche Bauernpartei 0,01 %    

An 100 % fehlende Stimmen gingen an nicht im Landtag vertretene Wahlvorschläge.[9]

Liste der Mitglieder des Landtages (Freistaat Anhalt) (7. Wahlperiode)

Mit Auflösung des Landtags wurden die Akten an das Anhaltische Staatsarchiv abgegeben. Der größte Teil der Überlieferung ist als Kriegsverlust anzusehen.[10]

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. Verfassung für Anhalt
  2. https://www.demokratie-geschichte.de/karte/2172
  3. Die Wahlen zum Anhaltischen Landtage und Deutschen Reichstage am 20. Mai 1928 nebst Zusammenstellungen über die Wahlen zum Anhaltischen Landtage in den Jahren 1924 und 1928. Dessau 1928, S. 38; Jürgen Falter, Thomas Lindenberger, Siegfried Schumann: Wahlen und Abstimmungen in der Weimarer Republik: Materialien zum Wahlverhalten, 1919–1933. C.H. Beck, München 1986, S. 89; Zusammenfassung auf www.gonschior.de, 1918
  4. Die Wahlen zum Anhaltischen Landtage und Deutschen Reichstage am 20. Mai 1928 nebst Zusammenstellungen über die Wahlen zum Anhaltischen Landtage in den Jahren 1924 und 1928. Dessau 1928, S. 38; Jürgen Falter, Thomas Lindenberger, Siegfried Schumann: Wahlen und Abstimmungen in der Weimarer Republik: Materialien zum Wahlverhalten, 1919–1933. C.H. Beck, München 1986, S. 89; Zusammenfassung auf www.gonschior.de, 1920
  5. Die Wahlen zum Anhaltischen Landtage und Deutschen Reichstage am 20. Mai 1928 nebst Zusammenstellungen über die Wahlen zum Anhaltischen Landtage in den Jahren 1924 und 1928. Dessau 1928, S. 34ff.; Zusammenfassung auf www.gonschior.de, 1924 (I)
  6. Statistisches Reichsamt (Hrsg.): Statistisches Jahrbuch für das Deutsche Reich, Jahrgang 1926–1934. Berlin 1926ff., S. 454f.; Zusammenfassung auf www.gonschior.de, 1924 (II)
  7. Statistisches Reichsamt (Hrsg.): Statistisches Jahrbuch für das Deutsche Reich, Jahrgang 1926–1934. Berlin 1926ff., S. 582f.; Zusammenfassung auf www.gonschior.de, 1928
  8. Statistisches Reichsamt (Hrsg.): Statistisches Jahrbuch für das Deutsche Reich, Jahrgang 1926–1934. Berlin 1926ff., S. 544f.; Zusammenfassung auf www.gonschior.de, 1932
  9. www.gonschior.de, 1933
  10. Z 103 Anhaltischer Landtag, 1902-1932 (Bestand)[Benutzungsort: Dessau]. Abgerufen am 8. April 2020.