Fritz Bürkle (Jurist)

deutscher Jurist

Fritz Bürkle (geb. 2. Juli 1883 in Koblenz; gest. 25. Juli 1958 ebenda[1] oder in Köln[2]) war ein deutscher Jurist.

Lebensweg

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Nach Abschluss seines juristischen Studiums wurde Bürkle zunächst Staatsanwaltsrat[3] und später Präsident des Landgerichts von Glatz, Landkreis Glatz, Provinz Niederschlesien.[4]

Am 1. Mai 1933 trat Bürkle in die NSDAP ein.[4] Bürkle war auch Mitglied verschiedener NS-Organisationen: Nationalsozialistischer Rechtswahrerbund, nationalsozialistischer Altherrenbund der deutschen Studenten (NSAHB), Kyffhäuserbund (Reichskriegerbund) und nationalsozialistische Volkswohlfahrt (NSV).[5]

Nach der deutschen Besetzung der Tschechoslowakei und der Gründung des Protektorates Böhmen und Mähren wurde der Glatzer Landgerichtspräsident Bürkle am 16. April 1939 mit dem Aufbau des deutschen Oberlandesgerichtes Prag beauftragt.[4] Ab 1. Oktober 1939 leitete Bürkle dieses Gericht als Oberlandesgerichtspräsident. Dazu wurde Bürkle Anfang Oktober 1939 in die Planstelle des Landgerichtspräsidenten von Hannover eingewiesen, eine „große Landgerichtspräsidentenstelle“ der Reichsbesoldungsgruppe B 8.[6] Bürkle übte sein Amt des Oberlandesgerichtspräsidenten in Prag bis zum Zusammenbruch der deutschen Oberhoheit in der Tschechoslowakei aus und verließ Prag um das Ende des Zweiten Weltkriegs herum.[7]

1945 erschien Bürkles Name auf der „Consolidated List“ der Alliierten in der Rubrik „Wanted for Murder“ („wegen Mordes gesucht“). In Hof (Bayern) begann ein Verfahren gegen Bürkle auf Grundlage des Gesetzes zur Befreiung von Nationalsozialismus und Militarismus vom 5. März 1946. Er galt als Hauptschuldiger der Gruppe I.[7] Nach seiner Verhaftung durch die Alliierten in Hof wurde Bürkle zunächst im Internierungslager Dachau auf dem Gelände des Konzentrationslagers Dachau interniert.[7] Von dort aus lieferten die Alliierten Bürkle an die Tschechoslowakei aus. Dort wurde er vor dem Kreisstrafgericht Prag angeklagt.[7] Bürkle blieb bis zum 6. November 1947 in Haft. In einem Bescheid vom 7. November 1947 (Tk XXI 15. 426/47) führte das Kreisstrafgericht Prag aus, dass ihm keine Beweise dafür vorlägen, dass Bürkle in seiner Zeit als Oberlandesgerichtspräsident in Prag durch Entscheid, Urteil, Verfügung oder Verwaltungsmaßnahmen den Tod, schwere körperliche Schädigungen oder die Verschleppung tschechoslowakischer Bürger erwirkt habe.[8] Bürkle wurde nach Dachau zurückgebracht, wo er zu Weihnacht 1947 aus der Haft entlassen wurde.[7]

Die Entnazifizierungskammer in Hof stufte Bürkle als „Mitläufer“ ein und sah davon ab, Sühnemaßnahmen gegen ihn zu verhängen.[5]

Über Bürkles weiteren Lebensweg, insbesondere über seine etwaige weitere Verwendung in der westdeutschen Justiz, ist nichts bekannt.

Er starb am 25. Juli 1958 im Alter von 75 Jahren.

Werke von Fritz Bürkle (Auswahl)

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Literatur und Quellen

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  • Lothar Gruchmann, „Justiz im Dritten Reich 1933–1940: Anpassung und Unterwerfung in der Ära Gürtner“, Quellen und Darstellungen zur Zeitgeschichte, Band 28, Oldenbourg-Verlag, 1988, 2., verbesserte Auflage De Gruyter 2002, DOI: https://doi.org/10.1524/9783486595475
  • Moritz von Köckritz (Bearbeiter), „Die deutschen Oberlandesgerichtspräsidenten im Nationalsozialismus (1933-1945)“, Rechtshistorische Reihe, Band 413, Beck-Verlag, München, 1. Auflage 2011, darin: Kap. VI. Bürkle, Fritz (OLG Prag), S. 66/67
  • Hans Michelberger, „Berichte aus der Justiz des Dritten Reiches: die Lageberichte der Oberlandesgerichtspräsidenten von 1940-45 unter vergleichender Heranziehung der Lageberichte der Generalstaatsanwälte“, Centaurus-Verlagsgesellschaft, 1989, 558 Seiten, https://books.google.de/books?id=XMxBAQAAIAAJ

Einzelnachweise

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  1. so: Hans Michelberger, „Berichte aus der Justiz des Dritten Reiches: die Lageberichte der Oberlandesgerichtspräsidenten von 1940-45 unter vergleichender Heranziehung der Lageberichte der Generalstaatsanwälte“, Centaurus-Verlagsgesellschaft, 1989, Seite 233, Fußnote 448)
  2. so: Hubert Schorn, „Der Richter im Dritten Reich: Geschichte und Dokumente“, V. Klostermann, 1959, 742 Seiten, S. 221, https://books.google.de/books?id=_i00AAAAIAAJ
  3. Hans Michelberger, „Berichte aus der Justiz des Dritten Reiches: die Lageberichte der Oberlandesgerichtspräsidenten von 1940-45 unter vergleichender Heranziehung der Lageberichte der Generalstaatsanwälte“, Centaurus-Verlagsgesellschaft, 1989, S. 233/234
  4. a b c Lothar Gruchmann, „Justiz im Dritten Reich 1933-1940, Anpassung und Unterwerfung in der Ära Gürtner“, Band 28 der Reihe Quellen und Darstellungen zur Zeitgeschichte, Oldenbourg Wissenschaftsverlag 2002, S. 279/280, https://www.degruyter.com/document/doi/10.1524/9783486595475/pdf
  5. a b Hubert Schorn, „Der Richter im Dritten Reich: Geschichte und Dokumente“, V. Klostermann, 1959, 742 Seiten, S. 224, https://books.google.de/books?id=_i00AAAAIAAJ
  6. Lothar Gruchmann, „Justiz im Dritten Reich 1933-1940, Anpassung und Unterwerfung in der Ära Gürtner“, Band 28 der Reihe Quellen und Darstellungen zur Zeitgeschichte, Oldenbourg Wissenschaftsverlag 2002, S. 280, https://www.degruyter.com/document/doi/10.1524/9783486595475/pdf
  7. a b c d e Hubert Schorn, „Der Richter im Dritten Reich: Geschichte und Dokumente“, V. Klostermann, 1959, 742 Seiten, S. 221, https://books.google.de/books?id=_i00AAAAIAAJ
  8. Hubert Schorn, „Der Richter im Dritten Reich: Geschichte und Dokumente“, V. Klostermann, 1959, 742 Seiten, S. 222, https://books.google.de/books?id=_i00AAAAIAAJ