Fleischwirtschaft

moderne, industrialisierte Viehzucht zur Erzeugung, Verpackung, Konservierung und Vermarktung von Fleisch

Als Fleischwirtschaft bzw. Fleischindustrie bezeichnet man einen Wirtschaftszweig des Verarbeitenden Gewerbes der Lebensmittelwirtschaft, der sich hauptsächlich mit der Schlachtung und der Fleischverarbeitung zur Erzeugung von Fleischprodukten beschäftigt. Daneben werden teilweise auch die Vieherfassung, der Viehhandel sowie der Großhandel mit den Erzeugnissen dazugerechnet. Sie umfasst sowohl die gewerbliche Produktion im Handwerk wie auch der Industrie.

Zusammengepferchte Schweine, bevor sie geschlachtet werden sollen

Teilbereiche in der Europäischen Union

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Zahl der geschlachteten Tiere in Deutschland, 2019. Quelle: Fleischatlas 2021, Urheber: Bartz/Stockmar, Lizenz: CC BY 4.0[1]

Durch die lange Tradition in verschiedenen Regionen der Welt haben sich stark abweichende Ansichten über die Zuordnung bzw. Ausschluss von untergeordneten Wirtschaftszweigen herausgebildet. In der Europäischen Union werden die Wirtschaftszweige gemäß der Statistischen Systematik der Wirtschaftszweige in der Europäischen Gemeinschaft (NACE) eingeteilt.[2] „Schlachten und Fleischverarbeitung“ ist dort ein Teilbereich des Verarbeitenden Gewerbes. Es wird unterteilt in:

  • Schlachten von Geflügel
  • Schlachten von anderen Tieren
  • Fleischverarbeitung

In einzelnen Ländern haben sich die Unternehmen der Branche zu Interessenverbänden zusammengeschlossen. In Deutschland hat der Verband der Fleischwirtschaft (VDF) festgelegt, dass auch Unternehmen aus den folgenden Bereichen dazugehören:

Weitergehende Verarbeitungsstufen wie die Herstellung von Fertiggerichten und anderem Convenience Food als den Genannten werden zu anderen Wirtschaftszweigen gezählt.

Schlachten von Geflügel

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Dieser Bereich beinhaltet:[3]

  • Betrieb von Schlachthäusern, in denen Geflügel geschlachtet, zugerichtet und verpackt wird
  • Herstellung von frischem oder gefrorenem Geflügelfleisch in Einzelportionen
  • Auslassen von Geflügelfetten
  • Gewinnung von Federn und Daunen

Schlachten von anderen Tieren

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Dieser Bereich beinhaltet:[4]

Fleischverarbeitung

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Dieser Bereich beinhaltet:[5]

 
Ansehen verschiedener Wirtschaftszweige: Die Fleischwirtschaft hat einen „schlechten Ruf“ (Universität Göttingen)[6]

Mängel in der Fleischindustrie und Arbeitskosten im europäischen Vergleich

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In der Coronakrise 2020 offenbarte sich, dass die Missstände in der Fleischwirtschaft trotz freiwilliger Selbstverpflichtung nicht behoben sind. Ein Gesetzentwurf, der Werkverträge oder Leiharbeit für Kernbereiche der Fleischindustrie verbiete oder die Einhaltung gesetzlicher Mindeststandards sicherstelle, wurde zwar im Bundestag diskutiert, bis November 2020 aber noch nicht verabschiedet, kritisiert das gewerkschaftsnahe WSI.[7] Die Regierungskoalition einigte sich Ende November 2020 auf ein solches gesetzliches Verbot für Leiharbeiter und Werkvertragsarbeiter in der Fleischindustrie für Schlachtereien mit mehr als 50 Beschäftigte. Ausnahme soll nur für die Fleischverarbeitung für Betriebe geben, soweit dies in Tarifverträgen für „Auftragsspitzen“ ermöglicht wurde.[8]

Die starke Expansion der Großkonzerne beruhe darauf, so das WSI, „auf einem Geschäftsmodell, das weitgehend auf Billigproduktion setzt und sich hierbei die vergleichsweise sehr niedrigen Arbeitskosten“ zunutze mache. Diese betrügen in Dänemark 69.000 €, in Belgien 53.000 €, in den Niederlanden 52.500 €, in Frankreich 46.500 € gegenüber 31.700 € in Deutschland.[7]

Mindestlohn in der deutschen Fleischindustrie

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Die Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG) und die Arbeitgeber der deutschen Fleischwirtschaft haben sich Ende Mai 2021 laut Spiegel Online auf einen Mindestlohn für die rund 160.000 Beschäftigten in den Schlachthöfen und Wurstfabriken geeinigt. Eine entsprechende Mitteilung der NGG sei vom Verband der Ernährungswirtschaft bestätigt worden. In einem weiteren Tarifvertrag sollten nach Angaben der Gewerkschaft die Mindestarbeitsbedingungen wie Arbeitszeit, Arbeitszeitkonten, Zuschläge und Urlaub geregelt werden.[9][10]

Kennzahlen

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Die zehn größten Betriebe in der deutschen Fleischwirtschaft, 2019. Quelle: Fleischatlas 2021, Urheber: Bartz/Stockmar, Lizenz: CC BY 4.0[11]

Die Angaben zur Branche schwanken stark, da die Erfassungsmethoden sich teilweise auf die als Lebensmittel zum Verzehr bestimmte Menge an tierischen Erzeugnissen richtet, aber auch das Schlachtgewicht lebender Tiere erfasst wird. Die folgenden Kennzahlen stammen aus dem Fleischatlas 2014[12] der Heinrich-Böll-Stiftung, einer parteinahen Stiftung von Bündnis 90/Die Grünen in Deutschland.

Weltweit geschlachtete Tiere (2011)[13]
Tierart Anzahl (Mio. Köpfe)
Hühner 58.110
Enten 2.817
Schweine 1.383
Truthähne 654
Gänse und Perlhühner 649
Schafe 517
Ziegen 430
Rinder 296
Büffel 24
Weltweite Fleischproduktion 2013 (Prognose)[14]
Tierart Gewicht in Mio. Tonnen
Schweine 114,2
Geflügel 106,4
Rinder 68,1
Hausschaf/Hausziege 13,8
Gesamt 308,2

Siehe auch

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Commons: Fleischindustrie – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Literatur

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  • Achim Spiller, Birgit Schulze (Hrsg.): Zukunftsperspektiven der Fleischwirtschaft. Verbraucher, Märkte, Geschäftsbeziehungen. Universitätsverlag, Göttingen 2008, ISBN 978-3-940344-13-7 (Online [PDF; 5,2 MB; abgerufen am 26. August 2021]).
  • Karl Christian Führer: Das Fleisch der Republik. Ein Lebensmittel und die Entstehung der modernen Landwirtschaft in Westdeutschland 1950–1990 (= Quellen und Darstellungen zur Zeitgeschichte. Band 133). De Gruyter Oldenbourg, Berlin 2022, ISBN 978-3-11-079217-1, doi:10.1515/9783110794144.

Einzelnachweise

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  1. Fleischatlas 2021 - Daten und Fakten über Tiere als Nahrungsmittel Berlin 2021, ISBN 978-3-86928-224-4, dort S. 39
  2. Onlineversion von NACE. In: RAMON. Eurostat, abgerufen am 15. November 2015.
  3. Code C10.12: Schlachten von Geflügel. In: NACE via RAMON. Eurostat, abgerufen am 15. November 2015.
  4. Code C10.11: Schlachten (ohne Schlachten von Geflügel). In: NACE via RAMON. Eurostat, abgerufen am 15. November 2015.
  5. Code C10.13: Fleischverarbeitung. In: NACE iva RAMON. Eurostat, abgerufen am 15. November 2015.
  6. Universität Göttingen, Albersmeier & Spiller, Das Ansehen der Fleischwirtschaft: Zur Bedeutung einer stufenübergreifenden Perspektive, 2009
  7. a b Böckler IMPULS: Tarifverträge statt Lohndumping. 5. November 2020 (abgerufen am 8. November 2020)
  8. Zeit.de: Union und SPD einigen sich auf Gesetz für Fleischindustrie, 27. November 2020
  9. SPON: Gewerkschaft und Fleischwirtschaft einigen sich auf Mindestlohn. 28. Mai 2021 (abgerufen am 19. Mai 2021)
  10. NGG: Fleischwirtschaft: Neuer Mindestlohn in Schlachthöfen und Wurstfabriken! 27. Mai 2021 (abgerufen am 29. Mai 2021)
  11. Fleischatlas 2021 - Daten und Fakten über Tiere als Nahrungsmittel Berlin 2021, ISBN 978-3-86928-224-4, dort S. 18
  12. Fleischatlas 2014. (PDF; 3,61 MB) Heinrich-Böll-Stiftung, 8. Januar 2014, abgerufen am 15. November 2015.
  13. Fleischatlas 2014. (PDF; 3,61 MB) Heinrich-Böll-Stiftung, 8. Januar 2014, S. 19, abgerufen am 15. November 2015.
  14. Fleischatlas 2014. (PDF; 3,61 MB) Heinrich-Böll-Stiftung, 8. Januar 2014, S. 10, abgerufen am 15. November 2015.