Fülöppit

seltenes Mineral, Blei-Antimon-Sulfosalz

Fülöppit ist ein selten vorkommendes Mineral aus der Mineralklasse der „Sulfide und Sulfosalze“. Es kristallisiert im monoklinen Kristallsystem mit der chemischen Zusammensetzung Pb3Sb8S15,[2] ist also eine Verbindung aus Blei, Antimon und Schwefel, die strukturell zu den Sulfosalzen gehört.

Fülöppit
Fülöppit aus der Typlokalität Kreuzbergstollen (Dealul Crucii), Rumänien (Bildbreite 1 mm)
Allgemeines und Klassifikation
IMA-Symbol

Fül[1]

Chemische Formel Pb3Sb8S15[2]
Mineralklasse
(und ggf. Abteilung)
Sulfide und Sulfosalze
System-Nummer nach
Strunz (8. Aufl.)
Lapis-Systematik
(nach Strunz und Weiß)
Strunz (9. Aufl.)
Dana

II/E.21
II/E.21-050

2.HC.10a
03.06.20.01
Kristallographische Daten
Kristallsystem monoklin
Kristallklasse; Symbol monoklin-prismatisch; 2/m
Raumgruppe (Nr.) C2/c[2] (Nr. 15)
Gitterparameter a = 13,44 Å; b = 11,73 Å; c = 16,93 Å
β = 94,7°[2]
Formeleinheiten Z = 4[2]
Physikalische Eigenschaften
Mohshärte 2,5 (VHN100 = 140 bis 157)[3]
Dichte (g/cm3) gemessen: 5,22; berechnet: 5,19[3]
Spaltbarkeit nicht definiert
Bruch; Tenazität uneben; spröde
Farbe bleigrau
Strichfarbe rötlichgrau
Transparenz undurchsichtig
Glanz Metallglanz

Fülöppit ist in jeder Form undurchsichtig (opak) und entwickelt meist kurzprismatische oder pyramidale Kristalle mit teilweise gestreiften und metallisch glänzenden Oberflächen. Im Allgemeinen ist Fülöppit von bleigrauer Farbe, kann aber auf polierten Flächen auch Stahlblau oder Bronzeweiß erscheinen. Auf der Strichtafel hinterlässt das Mineral allerdings einen rötlichgrauen Strich.

Mit einer Mohshärte von 2,5 gehört Fülöppit noch zu den weichen Mineralen, die sich zwar nicht mehr wie das Referenzmineral Gips (2) mit dem Fingernagel, jedoch leichter als das Referenzmineral Calcit (3) mit einer Kupfermünze ritzen lassen.


Etymologie und Geschichte Bearbeiten

Erstmals entdeckt wurde Fülöppit im Kreuzbergstollen (Dealul Crucii, Kereszthegy) bei Baia Mare in Nordwest-Rumänien und beschrieben 1929 durch I. de Finály und Sándor Koch, die das Mineral nach seinem Entdecker, dem ungarischen Rechtsanwalt, Staatsmann und Mineraliensammler Béla Fülöpp (1863–1938), benannten.

Klassifikation Bearbeiten

Bereits in der veralteten, aber teilweise noch gebräuchlichen 8. Auflage der Mineralsystematik nach Strunz gehörte der Fülöppit zur Mineralklasse der „Sulfide und Sulfosalze“ und dort zur Abteilung der „Sulfosalze (S : As,Sb,Bi = x)“, wo er zusammen mit Heteromorphit, Plagionit, Rayit und Semseyit die unbenannte Gruppe II/E.21 bildete.

Die seit 2001 gültige und von der International Mineralogical Association (IMA) verwendete 9. Auflage der Strunz’schen Mineralsystematik ordnet den Fülöppit in die Abteilung der „Sulfosalze mit SnS als Vorbild“ ein. Diese ist weiter unterteilt nach den in der Verbindung vorherrschenden Metallen, so dass das Mineral entsprechend seiner Zusammensetzung in der Unterabteilung „Nur mit Blei (Pb)“ zu finden ist, wo es als einziges Mitglied die unbenannte Gruppe 2.HC.10a bildet.

Auch die vorwiegend im englischen Sprachraum gebräuchliche Systematik der Minerale nach Dana ordnet den Fülöppit in die Klasse der „Sulfide und Sulfosalze“ und dort in die Abteilung der „Sulfosalze“ ein. Hier ist er zusammen mit Heteromorphit, Plagionit, Rayit und Semseyit in der „Fülöppitgruppe (monoklin: C2/c enthält Pb, Sb)“ mit der System-Nr. 03.06.20 innerhalb der Unterabteilung „Sulfosalze mit dem Verhältnis 2,0 < z/y < 2,49 und der Zusammensetzung (A+)i(A2+)j[ByCz], A = Metalle, B = Halbmetalle, C = Nichtmetalle“ zu finden.

Bildung und Fundorte Bearbeiten

 
Fülöppit aus der Typlokalität Kreuzbergstollen (Dealul Crucii), Rumänien (Sichtfeld 1,5 mm)

Fülöppit bildet sich durch hydrothermale Vorgänge. Als Begleitminerale können unter anderem Andorit, Boulangerit, Cinnabarit, Dolomit, Fizélyit, Freieslebenit, Geokronit, Jamesonit, Markasit, Quarz, Semseyit, Sphalerit und Zinkenit.

Als seltene Mineralbildung konnte Fülöppit nur an wenigen Fundorten nachgewiesen werden, wobei bisher (Stand 2014) rund 50 Fundorte als bekannt gelten.[4] Neben seiner Typlokalität Kreuzbergstollen (Dealul Crucii, Kereszthegy) und der nahe gelegenen Herja Mine bei Baia Mare im Kreis Maramureș trat das Mineral in Rumänien noch bei Săcărâmb (auch Sacarîmb, Sãcãrâmb, Szekerembe und ehemals Nagyág) im Kreis Hunedoara auf.

Bekannt aufgrund außergewöhnlicher Fülöppitfunde ist unter anderem die „La Forge Mine“ in der Gemeinde Anzat-le-Luguet im französischen Département Puy-de-Dôme (Auvergne), wo Kristalle von bis zu sieben Millimeter Länge[5] zutage traten (sonst allgemein etwa drei Millimeter).[3]

In Deutschland fand man das Mineral bisher an mehreren Orten im Schwarzwald wie unter anderem in der Grube Ursula bei Welschensteinach, im Steinbruch Artenberg bei Steinach (Ortenaukreis) und an einigen Stellen in der Umgebung von Sulzburg in Baden-Württemberg. Daneben wurde es noch in der Graf Jost-Christian-Zeche bei Wolfsberg (Sangerhausen) und bei Dietersdorf (Südharz) in Sachsen-Anhalt sowie im Ratssteinbruch nahe Hartmannsdorf (bei Chemnitz) und in der Grube Neue Hoffnung Gottes bei Bräunsdorf im Landkreis Mittelsachsen gefunden.

Weitere Fundorte liegen unter anderem in Bolivien, Bulgarien, China, Griechenland, Kanada, Kasachstan, Luxemburg, der Slowakei, Spanien, Tschechien, der Ukraine, im Vereinigten Königreich (England) und den Vereinigten Staaten von Amerika (Arkansas, Colorado).[6]

Kristallstruktur Bearbeiten

Fülöppit kristallisiert monoklin in der Raumgruppe C2/c (Raumgruppen-Nr. 15)Vorlage:Raumgruppe/15 mit den Gitterparametern a = 13,44 Å; b = 11,73 Å; c = 16,93 Å und β = 94,7° sowie 4 Formeleinheiten pro Elementarzelle.[2]

Siehe auch Bearbeiten

Literatur Bearbeiten

  • I. de Finály, Sándor Koch: Fülöppite, a New Hungarian Mineral of the Plagionite-Semseyite Group. In: Mineralogical Magazine. Band 22 (1929), S. 179–184 (PDF 230,8 kB)

Weblinks Bearbeiten

Commons: Fülöppite – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. Laurence N. Warr: IMA–CNMNC approved mineral symbols. In: Mineralogical Magazine. Band 85, 2021, S. 291–320, doi:10.1180/mgm.2021.43 (englisch, cambridge.org [PDF; 320 kB; abgerufen am 5. Januar 2023]).
  2. a b c d e Hugo Strunz, Ernest H. Nickel: Strunz Mineralogical Tables. 9. Auflage. E. Schweizerbart’sche Verlagsbuchhandlung (Nägele u. Obermiller), Stuttgart 2001, ISBN 3-510-65188-X, S. 136.
  3. a b c Fülöppite, In: John W. Anthony, Richard A. Bideaux, Kenneth W. Bladh, Monte C. Nichols (Hrsg.): Handbook of Mineralogy, Mineralogical Society of America, 2001 (PDF 64,1 kB)
  4. Mindat - Anzahl der Fundorte für Fülöppit
  5. Mindat - Bildbeispiele von Fülöppiten aus der La Forge Mine, Anzat-le-Luguet, Puy-de-Dôme, Auvergne, Frankreich
  6. Fundortliste für Fülöppit beim Mineralienatlas und bei Mindat