Elhard von Morozowicz

preußischer Offizier und deutscher Politiker (DNVP, Stahlhelm, Wehrwolf, NSDAP), MdR

Hans Elhard von Morozowicz (* 14. April 1893 in Berlin; † 31. Januar 1934 ebenda) war ein deutscher Offizier, paramilitärischer Aktivist und Politiker (DNVP, Stahlhelm, Wehrwolf, NSDAP) sowie Reichstagsabgeordneter (1933–1934).

Hans Elhard von Morozowicz

Leben und Tätigkeit Bearbeiten

Morozowicz entstammte einer neumärkischen Adelsfamilie. Nach dem Besuch des Friedrichsgymnasium in Frankfurt (Oder) schlug Morozowicz die Militärlaufbahn in der Preußischen Armee ein.

Zu Beginn des Ersten Weltkriegs gehörte er als aktiver Leutnant dem Ulanen-Regiment „Kaiser Alexander II. von Rußland“ (1. Brandenburgisches) Nr. 3 in Fürstenwalde an. 1916 wurde er als Oberleutnant in den preußischen Generalstab aufgenommen. 1919 schied Morozowicz als Rittmeister aus dem Militärdienst aus.

In der Nachkriegszeit gehörte Morozowicz einem Freikorps an, um anschließend das Gut Wuhden bei Podelzig im Kreis Lebus zu erwerben, auf dem er sich in den folgenden Jahren der Landwirtschaft widmete. In den Jahren 1932–1933 war er zudem im Besitz der Villa Polzin in Tzschetzschnow (heute Güldendorf bei Frankfurt (Oder)).[1]

1919 trat Morozowicz in den Stahlhelm ein, in dem er 1924 Landesführer für Brandenburg wurde. Ab 1930 leitete er den Jungstahlhelm.[2] Daneben war er von 1923 bis 1928 im Wehrwolf Führer des Landesverbandes Brandenburg.[3] Während seiner Zeit im Stahlhelm war Morozowicz auch Mitglied der Gesellschaft zum Studium des Faschismus.[4]

Auch trat Morozowicz 1924 als Ehrenritter dem eher konservativ-liberal geprägten Johanniterorden bei,[5] dies dürfte aber seinen Intentionen und dem Verständnis als Gutsbesitzer gegolten haben. Morozowicz`s Besitz war damals kein ausgewiesenes Rittergut, sondern ein Versuchsgut, mit insgesamt 125 ha Land. Davon unterverpachtet an die Landwirtschaftskammer Brandenburg 102 ha, in Verwaltung von Diplomlandwirt Scholz.[6]

1932 wurde Morozowicz als Abgeordneter für die Deutschnationale Volkspartei in den Preußischen Landtag gewählt, dem er bis zur Auflösung dieser Körperschaft im Herbst 1933 angehörte.

Mit der nationalsozialistischen Machtergreifung und der Gleichschaltung des Stahlhelms und des Wehrwolfs mit der Sturmabteilung wurde Morozowicz 1933 zum Gruppenführer beim Stab des Obersten SA-Führers ernannt. Im selben Jahr erhielt er den Titel Preußischer Staatsrat. Zu diesem Zeitpunkt war er bereits Mitglied in der NSDAP.[7] Der preußische Staatsrat war zu dieser Zeit ein Gremium, das periodisch zusammentrat, um den preußischen Ministerpräsidenten – damals Hermann Göring – bei der Führung der Geschicke des preußischen Staates zu beraten.

Im November 1933 erhielt Morozowicz ein Mandat für den Wahlkreis 2 (Berlin) im nationalsozialistischen Reichstag. Nachdem er bei einem Autounfall tödlich verunglückte,[8] wurde sein Reichstagsmandat am 3. April 1934 von Joachim von Blücher übernommen.[9] Ihm zu Ehren gab es eine Weihe der „Morozowicz-Gedenkhalle“ in Frankfurt (Oder).

Literatur Bearbeiten

  • Erich Stockhorst: (Unveränderter Nachdruck der ersten Auflage von 1967). Arndt, Kiel 2000, ISBN 9783887411176.
  • Joachim Tautz: Militaristische Jugendpolitik in der Weimarer Republik: Die Jugendorganisationen des Stahlhelm, Bund der Frontsoldaten-- Jungstahlhelm und Scharnhorst, Bund Deutscher Jungmannen, Verlag Roderer, Regensburg 1998, S. 210f. ISBN 978-3-89783-023-3.

Weblinks Bearbeiten

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. Güldendorf – Die Polzinsche Villa@1@2Vorlage:Toter Link/www.gueldendorf.de (Seite nicht mehr abrufbar, festgestellt im April 2018. Suche in Webarchiven)  Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
  2. Bernhard Mahlke: Stahlhelm – Bund der Frontsoldaten 1918–1935. in: Dieter Fricke u. a. (Hg.): Die bürgerlichen Parteien in Deutschland. Band II. Das Europäische Buch, Berlin 1968, S. 655.
  3. Kurt Finker: Wehrwolf. Bund deutscher Männer und Frontkrieger 1923–1933. in: Dieter Fricke u. a. (Hg.): Die bürgerlichen Parteien in Deutschland. Band II. Das Europäische Buch, Berlin 1968, S. 836.
  4. Walter Schmidtke: Gesellschaft zum Studium des Faschismus (GSF) 1931–1933. in: Dieter Fricke u. a. (Hg.): Die bürgerlichen Parteien in Deutschland. Band II. Das Europäische Buch, Berlin 1968, S. 175.
  5. Liste der Mitglieder der Balley Brandenburg des Ritterlichen Ordens St. Johannis vom Spital zu Jerusalem nach dem Stande vom 10. März 1931. In: Johanniterorden (Hrsg.): Mitgliederverzeichnis mit Status der Ritter. Selbstverlag, Berlin 10. März 1931, S. 112 (d-nb.info [abgerufen am 18. September 2021]).
  6. Ernst Seyfert, Hans Wehner, Alexander Haußknecht: Landwirtschaftliches Adreßbuch der Rittergüter, Güter und Höfe der Provinz Brandenburg. 1929. Verzeichnis sämtlicher Rittergüter, Güter und Höfe über 20 ha. Nach amtlichen Angaben. In: Niekammer (Hrsg.): Standardwerk der Land-und Forstwirtschaft. 4. Auflage. Band VII.. Niekammer`s Adressbücher-Verlag G.m.b.H., Leipzig 1929, S. 241 f. (martin-opitz-bibliothek.de [abgerufen am 28. September 2021]).
  7. Mahlke, S. 664.
  8. Stephan Malinowski: Vom König zum Führer. Sozialer Niedergang und politische Radikalisierung im deutschen Adel zwischen Kaiserreich und NS-Staat. 3., durchgesehene Auflage, Akademie-Verlag, Berlin 2003, ISBN 978-3-05-003554-3, S. 535.
  9. Verhandlungen des Reichstages. Band 458, Anlage Nr. 12 (Ergänzung zu Nr. 1): Änderungen im Alphabetischen Verzeichnis der Mitglieder des Reichstags. IX. Wahlperiode 1933. (Elektronische Ausgabe), Carl Heymanns Verlag, Berlin.