Ebenezer Ward

australischer Journalist und Politiker, Abgeordneter und Minister

Hon. Ebenezer Ward (* 4. September 1837 in Westminster, London; † 8. Oktober 1917 in Perth, Western Australia) war ein australischer Journalist und Politiker. Er war unter anderem zwischen 1870 und 1880 und erneut zwischen 1881 und 1890 Mitglied des South Australian House of Assembly sowie von 1884 bis 1890 Vorsitzender der Ausschüsse und dadurch stellvertretender Sprecher des House of Assembly war. Ferner fungierte er von 1875 bis 1876 in der zweiten Regierung von Premier James Boucaut sowie zwischen 1876 und 1887 in der ersten Regierung von Premier John Colton als Minister. Außerdem war er zwischen 1891 und 1900 Mitglied des South Australian Legislative Council. Er galt als erzkonservativer Politiker sowie Gegner des Frauenwahlrechts, trug aber durch einen Antrag zum passiven Frauenwahlrecht ungewollt zu dessen Einführung in South Australia 1896 bei.

Ebenezer Ward

Leben Bearbeiten

Journalist und Mitglied des South Australian House of Assembly Bearbeiten

Ebenezer Ward, Sohn des Öl- und Farbenhändlers und späteren Baptistenpredigers Joseph Ward und dessen Ehefrau Grace Guy Ward, besuchte die Baptist Dumpton Hall School in Ramsgate. 1849 ging er als Zwölfjähriger nach London, um nicht Geistlicher werden zu müssen. Er arbeitete als Korrekturjunge bei der extrem konservativen Tageszeitung The Morning Post, lernte Stenografie und wurde Juniorreporter. Als Ward 1859 in Melbourne ankam, wurde er Theaterkritiker bei der in Melbourne erscheinenden Tageszeitung The Herald. Im August 1860 begleitete er den Theaterschauspieler G. V. Brooke nach Adelaide und trat kurz im Victoria Theatre auf, bevor er nach Melbourne zurückkehrte und dort als Journalist arbeitete. 1861 wurde er Mitarbeiter der Tageszeitung South Australian Advertiser und schrieb eine Reihe von Artikeln, die 1862 als The Vineyards and Orchards of South Australia veröffentlicht wurden. Im August wechselte er als Mitherausgeber zu der von Frederick Sinnett herausgegebenen Tageszeitung The Daily Telegraph, bis er 1863 nach Melbourne zurückkehrte, um für die Zeitung The Age zu schreiben. 1864 war er leitender Angestellter, Buchhalter und Postmeister bei der ersten südaustralischen Regierungsexpedition in das Northern Territory, wurde jedoch von Boyle Finniss[1] wegen Gehorsamsverweigerung entlassen. Nach seiner Rückkehr zu The Daily Telegraph wurde er im August 1865 dessen Herausgeber und engagierte sich von 1866 bis 1868 als Sekretär der South Australian Agricultural and Horticultural Society. Ward war 1868 erfolglos und wurde in das House of Assembly für Gumeracha gewählt.

Nachdem Ward bei der Wahl 1868 ohne Erfolg im Zwei-Personen-Wahlkreis Gumeracha kandidiert hatte, wurde er bei der Wahl am 5. April 1870 in diesem Wahlkreis erstmals zum Mitglied der South Australian House of Assembly gewählt, des Unterhauses des Parlaments von South Australia, und konnte sich dabei gegen den bisherigen Mandatsträger Alexander Hay durchsetzen. Er vertrat diesen Wahlkreis bis zu seinem Mandatsverzicht aufgrund seiner privaten Insolvenz am 5. April 1880, woraufhin John Rounsevell bei einer Nachwahl (By-election) am 24. April 1880 dieses Mandat übernahm.[2][3][4][5][6] 1871 erlangte er mit einer Kampagne Ansehen, die die Regierung davon überzeugte, Auktionsverkäufe auszusetzen, bis ein liberaleres Kreditauswahlgesetz erlassen wurde. Er kritisierte zwischen 1872 bis 1875 die Landverwaltung wirkungsvoll und befürwortete großzügigere Bedingungen für die Landwirte. Seine eigenen Zeitungen, The Northern Guardian und The Farmers Weekly Messenger, verschafften ihm Einfluss und Bekanntheit.

Minister und stellvertretender Sprecher des House of Assembly Bearbeiten

Am 3. Juni 1875 wurde Ebenezer Ward in die zweite Regierung von Premier James Boucaut berufen[7] und bekleidete in dieser bis zum 25. März 1876 die Ämter als Bildungsminister (Minister of Education) und zugleich als Landwirtschaftsminister (Minister of Agriculture).[8] Als Bildungsminister führte er den Gesetzentwurf zur Schulpflicht und zur weltlichen Bildung (Compulsory and Secular education bill) von 1875 ein und fungierte zudem als Vorsitzender der Kommission für landwirtschaftliche und technische Bildung (Commission on agricultural and technical education). Das Landwirtschaftsministerium hingegen war ein kleines Ministerium, das Premier Boucaut geschaffen hatte, um Ward nicht die Zuständigkeit für die Landverwaltung zu übertragen, die vom Minister für Ländereien der Krone (Commissioner of Crown Lands) wahrgenommen wurde. In der darauf folgenden ersten Regierung von Premier John Colton[9] bekleidete er vom 6. Juni 1876 bis zum 26. Oktober 1877 abermals als Bildungsminister sowie als Landwirtschaftsminister.[10]

Bei der Wahl am 11. April 1881 wurde Ebenezer Ward im Zwei-Personen-Wahlkreis Burra wieder zum Mitglied des House of Assembly gewählt und konnte sich dabei gegen den bisherigen Mandatsträger Rowland Rees durchsetzen.[11] Er vertrat diesen Wahlkreis bis zum 22. April 1884 und wurde daraufhin von dem späteren Premier John Cockburn abgelöst.[12] Bei der Wahl am 23. April 1884 wurde er wiederum im neu geschaffenen Zwei-Personen-Wahlkreis Frome abermals zum Mitglied der Legislativversammlung gewählt und vertrat diesen Wahlkreis nunmehr bis zu seiner Niederlage gegen Laurence O’Loughlin bei der Wahl am 9. April 1890.[13]

Nach der Wahl von 1884 wurde er auf der konstituierenden Sitzung am 5. Juni 1884 als Nachfolger von Luke Furner als Deputy Speaker and Chairman of Committees zum stellvertretenden Sprecher und Vorsitzenden der Ausschüsse der Legislativversammlung gewählt und bekleidete diese Funktionen fast 15 Jahre lang bis zum 9. April 1890, woraufhin Alfred Catt diese Funktionen am 5. Juni 1890 übernahm.[14][15][16] Am 19. Dezember 1889 wurde ihm der Höflichkeitstitel The Honourable verliehen.[17]

Gegner des Frauenwahlrechts und Mitglied des Legislative Council Bearbeiten

1885 brachte Sir Edward Charles Stirling[18] im Parlament eine Resolution zur Unterstützung des Frauenwahlrechts ein. Es wurde verabschiedet, aber nicht umgesetzt. In den nächsten neun Jahren wurden sechs Gesetzentwürfe erfolglos ins Parlament eingebracht. 1894 wurde der endgültige und erfolgreiche Gesetzentwurf eingebracht und vom Parlament verabschiedet. Da es einer Verfassungsänderung bedurfte, musste es in beiden Kammern des Parlaments über eine absolute Mehrheit verfügen. Fast zufällig erhielten Frauen auch das Recht, sich für die Wahlen ins Parlament zu bewerben. Der Gesetzentwurf von 1894 enthielt eine Klausel, die Frauen daran hinderte, Parlamentsmitglieder zu werden. Ward, ein entschiedener Gegner des Frauenwahlrechts, hat sich in der zweiten Lesung erfolgreich dafür eingesetzt, dass diese Klausel gestrichen wurde, in der Hoffnung, es würde so lächerlich erscheinen, dass Frauen Abgeordnete im Parlament werden könnten, dass der gesamte Gesetzentwurf abgelehnt würde. Die Unterstützer des Entwurfs waren verärgert, durchschauten Wards Absichten und stimmten trotz der Änderung für den Vorschlag; somit war das passive Frauenwahlrecht, das hier erstmals in einem parlamentarischen Gremium erreicht wurde, ein unverhoffter Segen. Die Historikerin Audrey Oldfield kommentierte: „Das Recht zu kandidieren wurde den australischen Frauen von seinen Gegnern verschafft!“ Die angenommene Änderung führte somit dazu, dass die Frauen in Südaustralien im Parlament völlig gleichberechtigt mit den Männern waren. Der Gesetzentwurf wurde 1895 in Kraft gesetzt, und am 25. April 1896 stimmten erstmals Frauen bei Wahlen in South Australia.[19][20]

Bei der Wahl am 23. Mai 1891 wurde Ward schließlich im Wahlkreis Northern District, der zu dieser Zeit sechs Vertreter stellte, zum Mitglied des South Australian Legislative Council gewählt, dem Oberhaus des Parlaments, und gehörte diesem bis zu seinem Rücktritt am 14. April 1900 an. Das Mandat wurde daraufhin am 19. Mai 1900 von Kossuth William Duncan übernommen.[21]

Nachdem Ebenezer Ward ab 1900 nicht mehr im Parlament vertreten war, geriet er erneut in finanzielle Schwierigkeiten. 1911 zog er nach Perth und nahm seine alte Tätigkeit als Journalist für The Western Mail wieder auf.

1861 hatte Ward eine Liebesaffäre mit der 17-jährigen Matilda Ann Simmons, die er am 19. Dezember 1861 heiratete. Aus dieser Ehe gingen zwei Söhne hervor, ehe sie 1866 die Scheidung wegen Ehebruchs und Grausamkeit beantragte. Ward reichte eine Gegenklage wegen Ehebruchs ein und erhielt im Juni 1870 die Scheidung. Aus seiner am 12. Dezember 1870 geschlossenen zweiten Ehe mit Lucy Johnson gingen weitere vier Söhne und fünf Töchter hervor.

Veröffentlichungen Bearbeiten

  • The Vineyards and Orchards of South Australia, 1862
  • The South-Eastern District of South Australia. Its Resources and Requirements, 1869

Literatur Bearbeiten

Weblinks Bearbeiten

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. Hon B. T. Finniss. In: Parlament von South Australia. Abgerufen am 17. März 2024 (englisch).
  2. Mr Alexander Hay. In: Parlament von South Australia. Abgerufen am 16. April 2024 (englisch).
  3. Mr John Rounsevell. In: Parlament von South Australia. Abgerufen am 16. April 2024 (englisch).
  4. MR. EBENEZER WARD. In: The Adelaide Observer (TROVE). 17. April 1880, abgerufen am 16. April 2024 (englisch).
  5. THE INSOLVENT ESTATE OF EBENEZER WARD. In: Adelaide Observer (TROVE). 21. August 1880, abgerufen am 16. April 2024 (englisch).
  6. THE INSOLVENCY CASE OF EBENEZER WARD. In: Evening Journal (TROVE). 28. Oktober 1880, abgerufen am 16. April 2024 (englisch).
  7. Hon Sir James Boucaut KCMG KC. In: Parlament von South Australia. Abgerufen am 12. März 2024 (englisch).
  8. MR. BOUCAUT’S MINISTRY 2, in: Parliament of South Australia: Statistical Record of the Legislature 1836–2007 (Memento vom 11. März 2019 im Internet Archive), S. 138
  9. Hon Sir John Colton KCMG. In: Parlament von South Australia. Abgerufen am 22. März 2024 (englisch).
  10. MR. COLTON’S MINISTRY 1, in: Parliament of South Australia: Statistical Record of the Legislature 1836–2007 (Memento vom 11. März 2019 im Internet Archive), S. 139
  11. Mr Rowland Rees. In: Parlament von South Australia. Abgerufen am 16. April 2024 (englisch).
  12. Hon Sir John Cockburn KCMG. In: Parlament von South Australia. Abgerufen am 22. März 2024 (englisch).
  13. Hon Laurence O'Loughlin. In: Parlament von South Australia. Abgerufen am 7. April 2024 (englisch).
  14. Mr Luke Furner. In: Parlament von South Australia. Abgerufen am 16. April 2024 (englisch).
  15. Hon Alfred Catt. In: Parlament von South Australia. Abgerufen am 15. April 2024 (englisch).
  16. House of Assembly: Chairman of Committees, in: Parliament of South Australia: Statistical Record of the Legislature 1836–2007 (Memento vom 11. März 2019 im Internet Archive), S. 117
  17. Honourables, in: Statistical Record of the Legislature 1836–2007, S. 210
  18. Prof Sir Edward Stirling CMG. In: Parlament von South Australia. Abgerufen am 24. März 2024 (englisch).
  19. Audrey Oldfield: Woman Suffrage in Australia. A Gift or a Struggle?, Cambridge, Cambridge University Press 1992, S. 53
  20. Jad Adams: Women and the Vote. A World History. Oxford University Press, Oxford 2014, ISBN 978-0-19-870684-7, Seite 124 f.
  21. Mr Kossuth Duncan. In: Parlament von South Australia. Abgerufen am 16. April 2024 (englisch).